No. 66

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Paul nahm Jennys Hand in seine und führte sie durch die Menschenmenge. Während Paul cool blieb, hatte Jenny kein gutes Gefühl dabei. Beide folgten dem Mann in schwarzem Anzug in einen dunklen Raum, das hinter der Bar war. Dort am Pokertisch, dessen Oberfläche in einem grünen Filz war, sassen vier weitere Männer und als Paul auf dem freien Stuhl Platz einnahm, sass ihm gegenüber ein mächtiger Herr, dessen Gesichtsausdruck im Schatten war. In der Mitte des Tisches hing eine rote Stofflampe an der Decke, dessen Beleuchtung sehr schwach war. Zum Vorschein an dem schwarzen Smoking des Mannes ohne Gesicht ragte eine goldene Rolex am Handgelenk. Es funkelte in der schwachen Dunkelheit und über dem Tisch qualmte das viele Rauch von den Zigaretten, die die vier Männer zwischen den Lippen zogen. „Wer ist die scharfe Braut?", hörte Paul eine brummige, männliche Stimme und sah, wie sich ihm gegenüber etwas bewegte. Der Boss der Runde, zog heftig an der Zigarre und blies einen kräftigen Rauch aus dem Mund. „DAS ist meine scharfe Braut!", gab Paul warnend in die Runde. Jenny hüstelte neben ihm, als sie seinen Satz hörte. „Oho! Habt ihr es gehört, Jungs?", lachte der Boss höhnisch auf. „Kleiner Tipp nebenbei", streckte der Boss sein Gesicht unter die Lampe, dessen Kahlkopf unter der Lampe blickte und sein schwarzer, kurzrasierter Vollbart perfekt gepflegt, ging kurz zu einem Mundwickel hinüber, „solltest du Geld brauchen, falls du verlierst, nehmen wir deine Braut als Einsatz." „Nicht nötig, ich habe auch so Glück!", meinte Paul lässig und versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Jennys Augen weiteten sich, sie versuchte ruhig zu bleiben. „WAS? Spinnt der jetzt komplett, oder was? Oh Gott, ich muss Paul von dieser bescheuerten Idee abhalten!", Jenny überlegte, wie sie Paul überzeugen konnte, nicht mitzumachen. In dem Nebel versuchte Paul sich die Gesichter genauer zu merken, und zog kurz seine Mundwickel nach oben, als ihn die anderen Herren anstarrten und den nächsten Rauch aus den Zigaretten bliesen. Paul musste husten, auch Jenny hinter ihm stehend, hielt sich zwischendurch die Nase zu und lächelte ganz vorsichtig. Keiner schien zurückzulächeln. Sie beugte sich zu Paul vor und flüsterte ihm ins Ohr:"Lass uns hier abhauen! Ich habe kein gutes Gefühl dabei! Das ist illegal!" Ganz geheuer war die Sache hier ganz und gar nicht! Aber Paul juckte es gar nicht und wollte die Herren da zeigen, was er drauf hatte. Während Paul die Mimik seines Gegners gegenüber genau unter die Lupe nahm, war es Jenny tatsächlich flau im Magen. Soweit hatte sie sich das nicht vorgestellt. Sie dachte sich nur ein wenig Spass dabei, mehr musste es nicht sein. Anscheinend stieg der Reiz Paul zu sehr in den Kopf. „Ich habe das im Griff! Wünsch mir ganz viel Glück!", dabei gab er ihr einen Kuss, was ein Raunen durch die Runde machte. „RUHE!", knurrte der Boss und haute mit der Faust auf die grüne Spielfläche, so dass die gestapelten Karten leicht heben. Nun wurde es mucksmäuschenstill in dem kahlen Raum. Der Boss nickte einem seiner Mitspieler wortlos zu und dieser nahm die gestapelte Karte in die Hände. Die Karten wurden gemischt, ausgeteilt und das Pokern ging los...

Mit einem Brummschädel erwachte Alex gegen mittags und schreckte kerzengerade aus dem Bett. Die andere Bettseite war leer und die Helligkeit von draussen schien durch das Fenster hinein. „Ach, Mist! Mein Flieger! Wie spät ist es überhaupt?" Er suchte nach seinem Handy und fand sie zwischen seinen Klamotten, die auf dem Boden ausgeteilt lagen. Als er sich beugte, pochte sein Kopf und er nahm stöhnend das Handy in seine Hand. Ein Blick auf das Display zeigte, dass es gerade auf zwölf Uhr Mittag ging. Mit der Hand durchfuhr Alex seine kurzen Haare und überlegte, was wohl in den letzten Stunden passiert war. Hastig schaute er kurz unter der Decke und befand sich in nackter Haut. Hatte er die Nacht mit Amanda verbracht? Oder war er betrunken alleine in das Bett unter die Decke geschlüpft? Alex hatte keine Erinnerung mehr an die letzte Nacht gehabt. Er hatte eindeutig zu viele Drinks gehabt. „Wie bin ich dann in mein Zimmer gekommen?" Er kniff die Augen zusammen und dachte angestrengt nach. Das Letzte, woran er sich bruchstückhaft erinnerte, war, dass er eine blonde Frau namens Amanda an der Bar kennengelernt und mit ihr gut unterhalten hatte. Schleppend begab er sich unter die Dusche und liess zum Schluss kurz das kalte Wasser über seinen Kopf prasseln und schrie mit einem „Aaaah!" auf.

Einer der Männer am Pokertisch, der neben Paul sass, zeigte beim fiesen Lächeln seinen goldenen Zahn, das vorne am Gebiss glänzte. Paul machte eine Grimase, als er den Goldzahn sah. Nun nahm er eine Karte, drehte es ganz langsam zu sich, ohne dass die Nachbarn was sehen konnten. Die Augen der anderen Spieler waren auf Paul gerichtet. Dieser schluckte, steckte die Karte in der Hand zu den anderen Karten und versuchte mit der freien Hand seine Fliege am Hemdkragen zu lockern. Jenny stand hinter Paul und wusste nicht, ob das ein gutes Zeichen war oder nicht, denn sie hatte von Pokern gar keine Ahnung. In dem Raum roch es muffig nach dem vielen Zigarettenqualm, doch Paul konnte sehen, dass sein anderer Tischnachbar ins Schwitzen geriet. Der Schweiss tropfte an der Stirn, Paul war die Ruhe selbst und erhöhte seinen Einsatz gering. Der Boss liess Paul die ganze Zeit nicht aus den Augen und beobachtete jede Mimik, die Paul darstellte. Das entging Jenny nicht und nervös kaute sie an den Fingernägeln. Nun war der Showdown da, das Aufdecken der Karten aller Mitspieler ging los...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt