No. 56

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Paul schmunzelte auf die Frage von Jenny, als sie auf das Diner zugingen. „Da glaube ich nicht, aber nebenan ist STARBUCKS. Dort gibt es auf jeden Fall Cappuccino." „Und das Karamellbonbon auch?" Paul kratzte sich an seinem rechten Augenbraunen. „Ähm...vielleicht habe ich noch einen im Bulli?" „Ist es noch haltbar, das Bonbon?", war Jenny sich nicht sicher, geschweige denn, wie lange es überhaupt im Bulli lag. „Haha", lachte Paul, „ok, ich bin zwar ein kleiner Chaot, wie du letztes Mal in meiner Küche festgestellt hast, aber bei Lebensmittel achte ich schon mehr darauf." „Gut, da kann ich ja beruhigt sein.", dabei hob Jenny ihre Augenbraunen. Paul schlug vor, dass sie im Diner was essen und im Anschluss nebenan beim STARBUCKS einen Kaffee bzw. Cappuccino holten und dann bis zum gewünschten Ziel durchfuhren. Jenny war einverstanden und so gingen sie nach dem Diner nebenan in das Kaffeehaus, das beim Betreten so köstlich duftete. Paul bestellte für Jenny und sich je ein Getränk und seinen Kaffee liess er in die grüne Tasse bestellen. Die Verkäuferin hinter der Theke lächelte Paul an. „Nicht schlecht, die Tasse", sagte die junge, blonde Verkäuferin in englischer Sprache, „den Namen habe ich schon mal gehört. Irgendwas mit Surfen?" Paul nickte und Jenny war verblüfft, dass die blonde Dame mehr wusste, was der Name „Huchu" auf sich hatte. „Mein Freund surft auch und schwärmt von diesen Surfbrettern." „Das freut mich", sagte Paul zum Abschied. Auf dem Weg zum Bulli war Jennys Neugier gepackt und sie wollte mehr über „Huchu" wissen. Paul deutete nur kurz an, dass das „Huchu" sein Lebenswerk sei. „Interessant, was er da mit Surfbrettern zu tun hat und anscheinend macht ihm das Spass. Am liebsten möchte ich den Deal vergessen und mehr über Paul erfahren.", streifte es Jenny durch ihre Gedanken, als sie Paul dabei zusah, wie er sich ans Steuer setzte. Die Tasse stellte er sicher und war dabei, das Handschuhfach zu öffnen. Jenny stieg an der Beifahrerseite ein und sah ihm zu, wie er in dem kleinen Fach nach irgendetwas kramte. „Oh, das sieht aber nach Chaos aus!", sagte Jenny. War ja auch nicht anders zu erwarten bei dem Chaoten Paul... Papierfetzen, einige stumpfe Bleistifte, Taschentücher und ein grüner Wischtuch fielen beinahe heraus, Jenny konnte gerade noch einiges auffangen. „Aha, Nummer sammelst du auch?", war Jenny überrascht, als sie einige zerknitterte Zettelchen mit der Handynummer und kleine Herzchen gemalt in den Händen hielt. Paul schaute vom Handschuhfach zu Jenny auf und wedelte mit der freie Hand. „Hat nichts zu bedeuten! Ah...da ist er...", Paul hielt ein Karamellbonbon zwischen den Finger und auf Jennys Gesicht zogen sich die Mundwickel nach oben, „...jetzt kannst du auch deinen geliebten Cappuccino haben." Jenny nahm Paul das Bonbon aus der Hand und Paul nahm im Gegenzug die Zettelchen und stopfte sie achtungslos in das Handschuhfach zurück und mit einem lauten Klaps schloss er das Fach und nun herrschte wieder Ordnung aussen. Das Karamellbonbon löste sich in dem heissen Cappuccino auf, vorsichtig nahm Jenny einen Schluck und seufzte glücklich auf. Da es vorne im Fahrerhäuschen in den Sitzen ungemütlich erschien, hatte Paul die schöne Idee, hinten auf der Ladefläche ein wenig zu entspannen, bevor die Fahrt weiterging. Er machte die Ladefläche zu einem gemütlichen Plätzchen mit ausgelegter Decke und einige Kissen an die Wand gelehnt, so legten sich Jenny und Paul mit dem Rücken an den Kissen und genossen mit dem köstlichen Kaffee bzw. Cappuccino den sonnigen Ausblick auf den Parkplatz. Man konnte dahinter die schöne Landschaft sehen, die Sonne schien durch ihre aufgesetzte Sonnenbrille. Beide versanken in ihren stillen Gedanken. „Ich hätte nie gedacht, dass dieser Sommer der Beste in meinem Leben sein wird. Eigentlich liebe ich meine Freiheit, aber seit ich Jenny kenne, sehe ich sie mit anderen Augen und bin bereit, mehr als nur eine Affäre zu haben. Ich habe Gefühle für Jenny, ob sie es auch für mich hat? Ich könnte mir vorstellen, sie die Frage aller Fragen zu stellen..." Paul legte seinen Arm um Jenny und streichelte sanft auf ihrem Oberarm. Wie Paul schaute auch Jenny in die Ferne und fragte sich einmal mehr, was die Begegnung mit Paul für starke Gefühle in ihr auslösten. „Warum habe ich mich nicht dagegen gewehrt? Stattdessen habe ich mich in seinen Bann ziehen lassen. Will ich das überhaupt noch, Alex heiraten und seine Frau zu werden? Frau Brandt? Wie sich das anhört... So lebendig habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Mit Paul wird das Leben nicht langweilig, da bin ich mir sicher. Ich könnte mir einen Neuanfang hier vorstellen, einen Job finde ich auch woanders. Klar, wird mir die PAST-Familie fehlen, aber ich möchte bei dem Menschen sein, den ich liebe. Oh Gott, ich liebe Paul? JA, DAS TUE ICH! Und er? Für Paul wäre ich bereit, Alex zu verlassen, ich fühle mich mit ihm einfach nicht mehr so glücklich und Viola, seine Mutter, im Nacken. Da graut es mir mehr als Halloween. Die Frage ist aber, wie Paul die Affäre aus seiner Sicht sieht?" Da war er wieder, der unerreichbaren Traum. „Die Liebe", sagte die leise Stimme in Jennys Herzen auf einmal und Paul sah sie verwirrt an. Der Gedanke kam ihr wieder in den Sinn. „Wie weit kann die Liebe gehen?" „Was meinst du damit?", fragte Paul und Jenny lenkte sich schnell von dem Thema ab. „Nicht so wichtig", stand Jenny auf und stieg aus dem Bulli. Sie wollte die schönen Stunden der letzten Tage mit dem Thema „Liebe" nicht kaputt machen, denn bisher lief alles so harmonisch. „Wenn der Urlaub endet, werde ich ihn auf das Thema Liebe ansprechen", nahm sich Jenny in ihren Gedanken vor und trank den letzten Schluck vom Cappuccino. „Komm, lass uns weiterfahren!", zog Jenny mit ihrer Hand Paul aus dem gemütlichem Beisammensein heraus. Nachdenklich über ihre Worte stieg Paul am Steuer ein und startete den Bulli...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt