No. 181

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Mit erstickter Stimme und den Tränen nahe, hatte Jenny nun den Schmerz aus ihrer Seele geschrien. „Das war ein Schock für mich! Weisst du, wie es sich angefühlt hatte, als die Ärztin mir sagen musste, dass das Baby im Unterleib den Unfall nicht überlebt hatte? Ohne deine Intrige mit dem gefälschten Brief wäre es nie soweit gekommen!" Jenny verkürzte den Abstand auf Alex und hämmerte wild gegen seinen Brustkorb. „Du verdammtes Arschloch!" Schnell reagierte Alex und packte Jenny an den Handgelenken und liess sie los. „Jennifer, das tut mir wirklich leid! Hätte ich das gewusst, hätte ich Alex von dem Plan abgehalten", beichtete nun Viola. Jenny wirbelte zu Viola und sah sie mit traurigen Blicken an, die sich langsam in wütende Blicke umwandelte. „Du hast davon gewusst? Wieso hast du nichts dagegen unternommen?" „Lass meine Mutter da raus!", knurrte Alex, der Jenny gefährlich nahe kam. Viola ging dazwischen. „Alex, lass gut sein!" Dann zu Jenny gewandt:"Ich weiss nicht, was ich da sagen soll...dass du das Kind verloren hast, tut mir sehr leid...". „Sag jetzt lieber nichts mehr!" Alex sah seine Mutter drohend an. „Du machst mir keine Angst, Junge. Es reicht! Was ich damals gemacht habe, war nicht richtig von mir und dass ich dich in dem Plan unterstützt habe, Jenny für dich zurück zu gewinnen, war auch ein Fehler. Ich hätte mich neutral verhalten sollen, denn Liebe kann man nicht erzwingen! Alex, lass deine Rache und das Einzige, was du jetzt tun kannst, ist deinem Kind einen guten Vater zu sein", sagte Viola, die kurz ihren Kopf von Alex zu Amanda wandte. Amanda hatte ihre Hände beschützend auf ihren Kugelbauch gelegt. Viola suchte Jennys Hände auf und hielt sie gedrückt. „Jennifer, was ich getan habe, war unverzeihlich! Ich wollte, dass es meinem Sohn besser geht als mir damals. Ich hatte mir etwas vorgemacht, ich wollte, dass Alex es mal besser hat als ich damals. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich dich schon so lange nicht mehr glücklich gesehen. Du hast deine wahre Liebe gefunden, stimmt es?" Auf Traurigkeit folgte ein kurzes Lächeln bei Jenny. „Ja...". „Kind, ich hoffe, du kannst mir verzeihen, dass ich dir nicht so eine gute Schwiegermutter war?" Alex verdrehte seine Augen, dass seine Mutter den Heiligenschein auf dem Kopf hatte. „Viola, ich denke ja, dass ich dir das eines Tages verzeihen werde." „Ach, wie rührend...", mit grimmiger Stimme wandte sich Alex Jenny zu, „ich bezweifle, dass der das genauso sieht, wie du mit der Liebe." „Was soll das heissen?", blaffte Jenny Alex an. „Renner war doch mit der Schrankes Tochter in der Kiste." Stille. Kurz vom Boden schauend, blickte Jenny mit hasserfüllten Augen Alex an. „Moment mal, woher weisst du denn davon?" Ein hämisches Lachen folgte. „Das hat sich doch rumgesprochen, hast du das nicht gehört?" Jenny dachte nach, was an jenem Abend passiert war auf der Geburtstagsfeier von Frau Schrankmann. Jenny war sich sicher, als Einzige oben gewesen zu sein, als sie durch die Tür sah, was da vor sich im Zimmer von Charlotte ablief. „Du lügst doch! Oder meinst du, Paul hat es dir brühwarm erzählt? Never!" Alex grinste frech und hob seine Augenbrauen hoch. Auf einmal überkam Jenny ein seltsames Gefühl. Kurz hatte Jenny die letzten Stunde rückblickend im Kopf, als sie mit Paul stritt, wollte Charlotte dazwischen was sagen, wurde aber aus dem Streit herausgehalten. „Oder hast du Charlotte dazu angestiftet?" „Glaub doch, was du willst! Der Punkt ist, was ich nicht bekomme, bekommst du auch nicht!" Jenny stand der Kinnlade leicht geöffnet. „Was?! Nur weil du mich für dich nicht haben kannst, soll ich nicht mit Paul glücklich werden?" Jenny tippte mit dem Finger an die Stirn. „Ich sehe, du verstehst mich!" Erneutes Grinsen. „Du krankes Schwein!" Jenny war kurz davor, Alex noch eine zu scheuern, Viola ging dazwischen und hielt Jenny davon ab. „Jennifer, lass es. Das ist es nicht wert! Geh zu deinen Paul und rettet euer Glück!" Dankbar für das Eingreifen, sah Jenny Viola kurz an, ehe sie den Blick zu Alex richtete. Ganz nah hauchte sie den Satz leise in sein Gesicht. „Dein Kind tut mir leid!" Und mit diesen Worten verliess Jenny die Wohnung.

Im Hause Dorn schlug mit einem lauten Knall die Haustür ins Schloss. Martin erschrak aus seinem Schlaf, dachte, es wäre Jemand im Hause. Leise schlich er sich auf Zehenspitze die Treppenstufen hinunter, bis er auf der Letzten Stufe stehen blieb und ein leises Schluchzen wahrnahm. „Jenny?", flüsterte er in die Dunkelheit, und als er nichts hörte, schaltete er den Lichtschalter um, und der Flur war hell beleuchtet. Jenny sass zusammen gekauert mit dem Rücken an die Haustür gelehnt auf dem kalten Fliesen und wimmerte. „Jenny, was ist denn passiert?" Martin kniete vor Jenny hin und nahm ihre Hände vom Gesicht. „Ach, Papa...". Jenny dachte in dem schmerzlichen Moment, alles verloren zu haben. Auch Paul inklusive. „Wie konnte ich so auf Alex reinfallen?" Wo warst du denn? Ich habe mir Sorgen gemacht!" Der Vater half Jenny aufzustehen und nahm sie in die väterliche Umarmung. „Ich habe Paul verloren! Die einzige Hoffnung, die ich noch hatte!", schluchzte sie. „Ich mit meiner verdammten Egoismus!" Kurz sah Martin seine Tochter an und nahm sie wieder in die Arme. Tröstend strich er über ihren Rücken. „Dein Anwalt hat versucht, dich zu erreichen." Jenny löste sich von ihrem Vater. „Was? Wieso?" „Ich weiss es nicht, der Anwalt konnte dich telefonisch nicht erreichen. Ich auch nicht." Dann fiel es Jenny ein. „Ich habe mein Handy auf lautlos gestellt." Aus Jennys Gedanken schossen viele Fragen. „Hat Paul doch der Scheidung zugestimmt? Dann war alles umsonst! Was soll ich dann mit dem Strandhaus? Wenn alles verloren ist, dann will ich auch keine Erinnerungen an das Strandhaus haben." Verzweifelt spielte Jenny an dem Ehering, kurz danach glitt es ab.

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt