No. 176

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Bevor Charlotte antworten konnte, ging Lisa dazwischen und nahm Paul kurz beiseite. „Was läuft da zwischen Charlotte und dir?" Paul sah irritiert zu seiner Schwester und grinste schief. „Was soll denn schon sein?" Lisa sah kurz zu Charlotte, die sofort ihren Blick auf den Boden lenkte. Um noch einmal sicherzugehen, dass Charlotte auch wirklich nichts mitbekam, sprach Lisa ganz leise zu Paul. „Hast du vergessen, dass du mit ihr im Bett warst?" „Wie oft soll ich dir das noch sagen, ich kann mich gar nicht erinnern!" „Dann ist es jetzt an der Zeit, sie zu fragen, wie es überhaupt dazu kam!" Lisa deutete mit dem Kopf zu Charlotte und Paul stand ein wenig verloren da. „Mach schon!", drängte die Schwester und Paul musste sich was einfallen lassen, wie er mit Charlotte vernünftig über dieses Thema reden konnte. Ohne Widersprüche, ohne Lügen. Mit der Zunge befeuchtete Paul seine Lippen und rieb sich die Hände. Anscheinend hatte er eine Idee. „Summer, wie wäre es, wenn wir eine Runde joggen? So, wie wir das damals immer gemacht haben?" Von der Idee schien Charlotte begeistert zu sein. „Du hast Glück, passende Sportklamotten habe ich an, und die Laufschuhe sind im Bulli." „Super! Weisst du, ich brauche einen freien Kopf. Ich bin gleich wieder da", lächelte Paul und rannte in Lisas Haus. Mit verschränkten Armen um den Oberkörper gelehnt, näherte sich Lisa Charlotte an und gab ihr zu verstehen, dass sie Charlotte im Auge behalten werde. „Ich warne dich, treib es nicht zu weit mit deinem Spielchen!" Erschrocken von der Drohung wich sie einen Schritt zurück. „Ich weiss nicht, was du meinst." Demonstrativ kehrte Charlotte Lisa den Rücken und begab sich zum Bulli. Sie öffnete die Seitentür und wechselte die Schuhe. Lisa stand vor ihr, diesmal die Hände in den Taschen ihres Overall gesteckt. „Mein Gefühl sagt mir, du willst Paul immer noch haben. Du warst diejenige, die ihn damals verlassen hatte!" Charlotte blickte vom Schuh zubinden zu Lisa auf und sträubte verächtlich. „Wir sind Freunde, mehr nicht", schwindelte Charlotte, doch Lisa glaubte ihr nicht. „Lass die Finger von Paul, er gehört zu Jenny!" Nun richtete sich auch Charlotte auf und stand auf gleicher Augenhöhe mit Lisa. Die beiden Gesichtsausdrücke wirkten angespannt. „Ach, und wo ist dann diese Jenny?", giftete Charlotte. Lisa bemühte sich um einen normalen Tonfall und sagte:"In geheimer Mission unterwegs. Für einen guten Zweck!" „Tss, wer es glaubt...", knurrte Charlotte, als sie über Lisas Schulter Paul aus dem Haus kommen sah. Sofort lächelte sie gekünstelt und liess Lisa zurück. „Na, dann wollen wir mal sehen, wer der Fitteste ist!" Und schon rannten Charlotte und Paul los.

Nach der Arbeit bewahrte Alex einen kühlen Kopf, als er die Wohnung betrat. Ein herrlicher Duft stieg ihm in die Nase. Aus der Küche hörte er ein herzhaftes Lachen zwischen seiner Mutter und Amanda. „Hallo?", rief Alex durch den Flur und stand am Türrahmen zur Küche. „Hallo!" Beide Frauen standen am Herd und kochten gemeinsam. „Hier riecht es aber lecker", schnupperte Alex mit der Nase. „Das Essen ist gleich fertig", meinte Amanda. Seit wann ist sie nett? Nachdem Amanda letzte Nacht überraschend hier aufgetaucht war und den Haussegen durcheinander wirbelte mit der Nachricht, dass sie schwanger ist. Der Smalltalk verlief ja auch nicht sehr nett. Alex hatte an dem Morgen beschlossen, Amanda, die im Gästezimmer übernachtete und Viola vorübergehend auf die Couch umgezogen war, erstmal ausschlafen zu lassen. Dann wollte er ihr nochmal die Möglichkeit geben, sich normal mit ihr zu unterhalten und gemeinsam überlegen, wie es weitergehen sollte. Doch zu Alex Verwunderung verstanden sich die beiden Frauen gut, was vor ein paar Stunden noch nicht der Fall war. Viola trug den Gemüseauflauf ins Esszimmer, Amanda folgte ihr mit den Kartoffeln und dem Fleisch in den Schüsseln hinterher. Irgendein gutes Gefühl umschlich sich gerade um Alex Herz. „Na komm", wedelte Viola mit der Hand zu ihrem Sohn, der immer noch im Türrahmen stand und sich nicht vom Fleck rührte, „das Essen wird kalt." „Guten Appetit", wünschte Amanda und unsicher sagend:"Ich hoffe, euch schmeckt das Fleisch."

Einmal um den See gejoggt, rannte Charlotte als Erste über die angegebene Ziellinie. Paul gab sich geschlagen und lächelte. „Fast hatte ich dich soweit. Du bist immer noch eine gute Läuferin wie früher." Ausser Atem sahen sich die beiden an, bis Charlotte den Blick von Paul abwand. Zu sehr sass ihr der satz von Lisa in den Ohren. „Du willst Paul immer noch haben." Charlotte starrte auf den See, das so ruhig vor sich in der Abendsonne schimmerte. „Alles ok?", fragte Paul und Charlotte nickte nur. „Sag mal, Summer, wieso sind wir zusammen im Bett gelandet? Ich kann mich gar nicht daran erinnern, sonst hätte ich nicht mit dir geschlafen." Paul hatte seinen ganzen Mut genommen und sprach sie auf das Thema an, das schon viel zu lange aufgeschoben wurde. Mit dem Schuh kickte Summer einen Stein aus dem Weg. „Du hast zuviel von den Cocktails getrunken", war ihre Antwort. Mit der Antwort war Paul nicht zufrieden. „Aber das kann doch nicht sein! Ich meine, ich trinke auch viel Bier, weiss aber, was ich danach gemacht habe. Wieso erinnere ich mich nicht an unseren Sex? Oder war es keiner?" „Doch, doch...sogar viel besser als damals", fügte Charlotte bei und liess Paul mit dem Satz stutzig werden. Er kratzte sich am Hinterkopf und durchfuhr mit der Hand durch seine verschwitzten Haare. „Ich weiss nur, dass du mir ein Buch übers Surfen zeigen wolltest. Dafür sind wir die Treppen nach oben gegangen. Dann wurde es mir schlecht." „Auf mich hast du keinen Eindruck gemacht, dass es dir schlecht war. Im Gegenteil! Du hattest genauso viel Spass am Sex wie ich", sagte sie.

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt