No. 51

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Jenny streifte ihre Sonnenbrille durch ihre braunen Haare und musterte Charlotte von der Seite an. Wie sollte Jenny mit der Angeberei umgehen? Einfach lächeln und so tun, als ob es ihr interessierte? Jenny konnte in der Gegenwart von Charlotte kaum atmen und wollte das Ganze ignorieren. Dann entschied sie jedoch, dass sie es hinter sich brachte. „Wieso erzählst du mir das alles? Glaubst du, das interessiert mich?" Mit giftigem Blick wartete Jenny auf die Antwort ihrer Rivalin. Mit einem quälenden Lächeln blickte Charlotte Jenny scharf an und brachte es auf den Punkt. „Damit wir uns klar verstehen, Paul ist meins!" „Sollte er das nicht selber entscheiden?" „Wozu? Paul weiss, was er an mir hat. Dagegen kommst du nicht ran!", setzte Charlotte einen warnenden Blick auf und Jenny liess einen Seufzer raus. „Hör mal, mir geht dein Gelabbere um Paul und dich wirklich auf die Nerven!" Jenny setzte ihre Sonnenbrille wieder auf und schaute nach vorne auf das Meer. „Ach, kann es sein, dass du eifersüchtig wirkst?", fand Charlotte Jennys Verhalten und diese ignorierte Charlotte vollends, als diese ihren Kopf in eine andere Richtung drehte und laut und freudig einen Bekannten begrüsste. „Hi, Brian! Lange nicht gesehen, wie geht's?" Nun hatte Jenny Ruhe für sich, auch wenn Charlotte immer noch neben ihr stand und so angeregt mit dem Bekannten unterhielt. Jenny nahm die Unterhaltung nicht wahr, schaute auf das Meer und sah Paul, wie er mit dem Surfbrett unter dem Arm auf das Wasser zuging. Die anderen Drei machten es gleich und der erste Mitstreiter paddelte auf dem Surfbrett liegend los und versuchte dabei, so viele gute Wellen wie möglich zu reiten. Paul war an der dritten Stelle und als er sich kurz umdrehte und Ausschau nach Jenny hielt, fand er sie unter den Zuschauern und winkte ihr zu. Mit einem Lächeln im Gesicht winkte Jenny zurück, wurde aber von Summer blockiert, die nun vor Jenny stand und ihre Armen soweit ausbreitete zum Winken und immer wieder „Sharky" rief. „Kannst du mal bitte zur Seite gehen? Du verdeckst meine Sicht auf das Meer", bat Jenny höflich an Charlotte gerichtet und diese knurrte mit einem „Ups! Sorry!" In dem Moment hatte Jenny das Gefühl, ihr einen Fausthieb zu verpassen. „Gott sei Dank muss ich sie nicht länger ertragen! Nur heute noch...", dachte Jenny still und feuerte lautstark Paul an, der nun seine Runde antrat. Das Surfbrett lag auf der Wasseroberfläche, Paul paddelte auf dem Bauch liegend darauf so kräftig wie er konnte, nach vorne. Nun kam eine hohe Welle, die sich vor ihm aufbaute. Ruckartig drückte er die Nasenspitze des Surfbrettes ins Wasser, sprang darauf und die Welle brach langsam nach vorne ein. Jenny spürte, dass sie nervös war, als ob sie selbst auf dem Surfbrett stehen würde. Sie konnte sehen, wie Paul mit der einen Hand ins Wasser eintauchte und fühlend die schöne Welle ritt, sich wendete und sofort die nächste, noch gefährlichere Welle in Angriff nahm. Die Erleichterung stand Jenny ins Gesicht geschrieben, als Paul aus der Welle herausritt und mit einem breiten Grinsen im Gesicht happy aussah. Jenny hatte Tränen in den Augen, so schön das ausgesehen hatte. Wenn Paul so glücklich war, dann war es Jenny auch. Zwischendurch ging auch Charlotte an den Start und verpasste ganz knapp den Sprung auf das Siegertreppchen. Die Punkterichter vergaben Punkte und so verlief das Ganze bis zum späten Nachmittag hinein. Am Ende wurde der Sieger Sharky verkündet. Stolz bekam er seine Trophäe überreicht und als er von den Siegertreppchen herunter kam, rannte Charlotte zu Paul und umarmte ihn. Sie wusste, dass Jenny im Hintergrund stand und Paul auch gratulieren wollte. Mit einem Kuss auf die Lippen überraschte Charlotte den verwirrten Paul. „Ich wusste, dass du es drauf hast!" „Was war das denn?", hielt Paul Summer an ihrem Oberarm fest, als sie sich zu Jenny umdrehte und triumphierte. „Dein Siegerkuss!", sagte sie verlegen. „An der Wange hätte auch gereicht", fand Paul und liess sie links liegen, ging auf Jenny zu. Zögernd wusste Jenny im ersten Moment nicht, wie sie darauf reagieren sollte, so umarmte sie spontan Paul und flüsterte ihm ins Ohr:"Gratulation! Das war sehr schön, was du da auf dem Surfbrett gemeistert hast!" „Danke!", hauchte er ihr zurück ins Ohr. Mit dem Rücken stand Paul zu Charlotte und diese verschränkte ihre Armen und sah Jenny mit einem bösen Blick an. Dieser ersten Punkt ging an Jenny, die innerlich schadenfroh lächelte, dass Paul nicht näher auf Summer einging.

Die Abschiedsfeier auf der PAST ging ganz langsam zu Ende. Von den Kollegen und der Chefin Krüger wurde Alex herzlich verabschiedet. Zurück blieben in dem Revier Alex und Semir. Alex packte seine privaten Sachen, die auf dem Schreibtisch in seinem Büro waren, in einen kleinen, braunen Karton ein. Semir stand in der Türschwelle und sah ihm dabei zu, wie er den Bilderrahmen, das Jenny mit Alex zeigte, in den Händen hielt. „Wieviel Glück muss man denn haben? Erst die Stelle beim BKA und dann die Hochzeit mit Jenny", schmunzelte Alex, als er den Rahmen als Letztes in die Kiste steckte. „Verdammt viel Glück", sagte Semir, als Alex mit der Kiste in die Hände an ihm vorbeiging und sich ein letztes Mal umdrehte und den leeren Tisch vor seinen Augen sah. Zuhause wartete Viola auf ihren Sohn, dieser erzählte ihr noch von der rührenden Abschiedsfeier und mit einem lachendem und weinendem Augen schloss Alex das Kapitel Autobahnpolizei zu. „Jetzt werde ich mir Jenny zurückholen!", war sein nächster Plan, denn in ein paar Tagen war sein Flug nach Kalifornien. „Wenn du Hilfe brauchst, kannst du dich an mich wenden", bat Viola an und ihr Sohn dankte mit einer Umarmung. „So schlimm wird es nicht sein", meinte er. Aber was Alex in und nach Kalifornien erleben würde, das wusste er im Moment noch nicht und er wird ganz sicher auf die Hilfe seiner Mutter zurückkommen...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt