No. 23

233 15 9
                                    


Auch Jenny liess es sich in Pauls Umarmung wohl gehen, sein Duft stieg ihr zu Nase. „Es war ein schöner Abend!", flüsterte Jenny mit ihrem Gesicht an seinem Oberkörper angelehnt und Paul stimmte ihr zu. „Dein Geburtstag wird auch schön werden, da bin ich mir sicher!" Beide lösten sich aus der Umarmung und mit lächelnden Augen verabschiedeten sich die beiden bis zum nächsten Morgen in aller Frühe beim Surfkurs. So müde Jenny auch von dem langen Tag war, stand sie trotzdem mit einem schlechten Gewissen vor dem Spiegel im Bad und grübelte über Pauls Worte, hochnäsig und arrogant. Schockiert sah sich Jenny im Spiegelbild und beschloss daraufhin, sich ein wenig zu ändern, mehr feinfühliger und cooler rüberzuwirken. Bevor sie das Bad verliess, schenkte sie dem Spiegelbild noch ein Lächeln und fühlte sich gleich darauf besser. Auch Paul machte sich Gedanken, wie er den schönen Tag gestalten sollte. Zuhause angekommen, suchte er in der Küche nach Rohstoffe und einer Muffinform und wurde fündig. Er kratzte sich am Hinterkopf, überlegte nicht lange, zückte sein Handy heraus und rief seine Schwester in Deutschland an. „Ja, Renner?", meldete sich eine stressige Stimme am anderen Ende der Leitung. „Hallo Schwesterherz!", hörte man die freudige Stimme von Paul. „Sag mal, weisst du eigentlich, wie spät es jetzt ist?", schimpfte Lisa, die mit der Buchhaltung der Werkstatt beschäftigt war. „Bei euch ist es doch morgens? Störe ich dich irgendwie?", nun machte sich Paul Sorgen um seine Schwester. „Ach, die Buchhaltung nervt mal wieder", sagte Lisa. „Kann Mama dir nicht helfen?" „Ich kann sie doch nicht immer um jeden Gefallen bitten. Ausserdem kümmert sie sich schon genug um Emilia. Ist was passiert, oder warum rufst du mitten in der Nacht aus Kalifornien an?", Lisa hatte sich beruhigt und wartete die Antwort ihres Bruders ab. „Du, ich brauche deine Hilfe für Muffin backen." Paul hörte ein Lachen. „Bruderherz, ich bin aber nicht in deinem Haus. Schau doch im Internet, wie es geht." „Ich würde dich doch nicht bitten, wenn es so wichtig wäre!", hoffte Paul auf die Hilfe von Lisa. „Seit wann backst du Muffin? Für Kinder in deinem Surfkurs?" „Für Jenny, sie hat morgen Geburtstag, und da wollte ich ihr einen schönen Tag machen." „Jenny? Du hast eine Freundin? Na, dann musst du sie mir unbedingt mal vorstellen!", bestand Lisa darauf und Paul stoppte ihre Freude schnell. „Nein, sie ist nicht meine Freundin! Wir haben uns vor ein paar Tagen hier kennengelernt." „Aber sie gefällt dir? Paul, so wie ich dich kenne, backst du doch nie freiwillig Muffin für eine Frau, ausser für Emilia." „Du gibst doch eh keine Ruhe, ja, ich mag Jenny. Sie gefällt mir. Also, was ist? Hilfst du mir?" Man hörte Lisa seufzen und sie konnte ihrem Bruder keinen Wunsch abschlagen. „Na, dann los. Was hast du da?" „Moment, ich stelle mein Handy auf laut." Paul legte sein Handy auf der Kochinsel und schilderte seiner Schwester, was er an Rohstoffe auf Vorrat hatte und Lisa diktierte Paul die ganze Zeit am Handy den Arbeitsablauf zu. Paul wog alle Zutaten ab, mixte mit dem Handrührgerät, so dass eine kleine Staubwolke aus Mehl beim Mixen entstand. „Oh, so eine Staubwolke", lachte Paul und Lisa rief in den Lärm:„Mehl langsam zufügen und mixen, dann kurz schnell! Aber die Schokostückchen mit dem Teigschaber unterrühren, nicht mixen!" „Gut, dass du das sagst, ich war kurz davor, alles zu mixen!" „Ach, Paul! Mama muss dir unbedingt einen Backkurs geben." „Jaja", lachte Paul und schien sich zu freuen, dass es mit Lisas Hilfe klappte. Aber dafür sah die Kochinsel wie eine Bombe eingeschlagen aus. Paul füllte den Teig in die kleine Muffinförmchen und schob sie in den Ofen. „Gibst du Emilia bitte einen dicken Kuss von mir, ich werde sie mal anrufen, sie hatte mich gestern angerufen, aber ich war mit Jenny unterwegs.", sagte Paul noch schnell, bevor das Gespräch langsam zu Ende ging. „Ach so, deswegen. Klar, werde ich es ihr ausrichten, sie wird sich freuen und vermisst dich schrecklich! Ich dich auch, und was machen die Baupläne?" „Ich vermisse euch doch auch, wir besuchen uns demnächst wieder, ok? Bin noch dran an den Skizzen. Gruss an Mama und Papa!" Die Geschwister verabschiedeten sich und Paul hatte keine Lust mehr, die Küche aufzuräumen, es war schon sehr weit nach Mitternacht. Er wartete, bis die Muffin gebacken war und dann legte er sich einfach ins Bett. Lisa war derweil mit ihrem Bauvorhaben weit voran gekommen, die grosse Halle wurde den Geschwister vererbt und wurde nach und nach in Wohnräume umgebaut. Nur bei Paul war es noch nicht soweit.

In den frühen Morgenstunden herrschte ein kühles Wetter, der Wind wehte frisch vom Meer rüber zum Strand. Müde, aber in froher Erwartung, den anderen wiederzusehen, standen Jenny und Paul zum verabredeten Zeitpunkt am Beach und nahmen den Surfunterricht weiter auf. Jennys Künste wurden immer besser und an diesem Morgen war eine gute Welle auf dem Meer zu sehen, die Jenny ohne grosse Schwierigkeiten auf dem Surfbrett reiten konnte. Sie freute sich über die gelungene Schritte im Surfen und hatte soviel Spass wie noch nie und die Ruhe schien langsam vorbei zu sein, denn der Beach füllte sich immer mehr mit den Leuten. Auch wenn sich Jenny und Paul erst am Abend wiedersahen, kam die Zeit bis zum nächsten Treffen für die beiden wie eine Ewigkeit vor. Jenny beschloss nach dem Duschen und einem ausgiebigem Frühstück im Hotel, doch das Kleid zu kaufen, den Paul so gut gefallen hatte und begab sich zum Shoppen. Paul beschäftigte sich derweil mit den Aufträgen in dem Huchu-Betrieb und machte mit seinem Angestellten an den Surfbrettern rar. Die Zeit verflog wie im Nu, Paul klärte noch was am Telefon für den Abend ab, was die erste Überraschung für Jenny war, und sprang pfeifend unter die Dusche. Auch Jenny stylte sich schön, zog das neue Kleid an...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt