„Was, Jenny?" Paul verstand wirklich nicht, warum sich Jenny über seinen Brief aufregte. Er wusste doch so gut, was er in dem Brief geschrieben hatte. „Deine Nachricht war klar genug! Ich habe wirklich geglaubt, du meinst das ernst mit deiner Liebe zu mir! Ich habe auf dich gewartet, dich gesucht! Nix! Du warst wie vom Erdboden verschluckt!" Schnell machte Paul die Tür zu, damit keiner in der PAST das Gespräch, das ein wenig lauter wurde, zwischen den beiden mitbekam. „Jenny, ich habe dir geschrieben, weshalb ich zum Flughafen musste. Ich habe dort auch auf dich gewartet!" Paul hatte alle Mühe, Jenny von seiner Unschuld zu überzeugen. „Davon stand gar nichts im Brief!" In Jennys Augen bildeten sich Tränen. „Doch, das schwöre ich dir! Es war wegen meinem Vater. Deswegen bin ich heimgeflogen. Ich wollte dich mitnehmen. Glaube es mir!" „Tu nicht so scheinheilig! Mehr hast du nicht dazu zu sagen? So einen gefühllosen Brief habe ich noch nie in meinem Leben bekommen!" Jenny wollte an Paul vorbei raus aus der kleinen Küche. Paul konnte sie gerade noch davon abhalten, als diese die Tür aufmachen wollte. Stattdessen nahm er ihre Hände und sah sie flehend an. „Gefühllos? Meine Liebe zu dir soll ich als gefühllos beschrieben haben? Das kann nicht sein!" Beide schauten sich an und hatten Tränen in den Augen. „Doch, und das werde ich dir auch beweisen!" Ein kleines Klopfen ertönte an der Tür. Susanne streckte ihren Kopf durch die Tür. „Alles in Ordnung?" „Nein!", sagte Jenny und war dankbar, dass das Gespräch unterbrochen wurde. Länger konnte sie es im kleinen Raum mit Paul nicht aushalten. Ihre Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an. „Konnte er nicht wenigstens einmal die Wahrheit sagen?" Sie riss sich aus Pauls Händen los und stürmte aus der Küche. „Konntest du nicht ein paar Minuten warten?", ärgerte sich Paul bei Susanne und diese erhob entschuldigend die Hände. Mit enttäuschtem Blick rauschte Paul ins Büro und setzte sich in den Schreibstuhl. Semir war immer noch bei der Krüger im Büro bei einer Besprechung. Durch die Glasscheibe konnte Paul noch eine weitere Person im Büro erkennen. Er nahm an, dass das Charlottes Mutter, Frau Schrankmann, war. Eine Weile beobachtete er das Gespräch zwischen den dreien, ohne es zu verstehen. An der Mimik seines neuen Partners konnte er erkennen, wie genervt Semir war. Paul zückte sein Handy heraus und schrieb eine Nachricht an Jenny. „Lass uns bitte reden!" Durch die andere Glasscheibe, die einen grossen Blick auf die Halle der PAST warf, sah Paul, wie Jenny das Handy kurz zu sich nahm und ohne darauf zu reagieren, einfach mit dem Display nach unten auf die Akten legte. Wieder klingelte ihr Handy einen Mitteilungston. Jenny ignorierte es noch mehrere Male bis Susanne sie darauf ansprach. „Willst du nicht rangehen? Es scheint wichtig zu sein." Langsam störte dieser Klingelton im Revier und einige schienen Jenny anzuschauen. Genervt las sie die Nachrichten durch. „Du bist doch meine Pretty Woman!" „Bitte, Jenny! Gib mir doch die Chance, es dir zu erklären!" „Ich liebe dich bis zum Mond und zurück!" Nachdem Jenny die Nachrichten durchgelesen hatte, lehnte sie sich in den Stuhl zurück und warf einen vorsichtigen Blick zu Paul rüber, der sie mit einem gequälten Lächeln ansah. In Paul keimte die Hoffnung auf, dass Jenny vielleicht doch einlenken würde. Sie tippte was ins Smartphone rein und kurze Zeit später kam die Nachricht bei Paul an. „Aber nur, wenn du mir auch die Wahrheit sagst!" Erleichtert amtete Paul kurz auf. „Alles, was du willst!", schrieb er zurück und in dem Moment kam Semir aus dem Chefbüro. „Ich habe so einen Kopf", stöhnte er, als er gegenüber Paul Platz an seinem Schreibtisch nahm. Nun herrschte Ruhe an Jennys Arbeitsplatz, nur in ihren Gedanken schweiften immer noch die Worte von Pauls Brief herum. „Auf seine Erklärung bin ich gespannt. Irgendwie passt das gar nicht zusammen. Er sagt das andere, als das, was im Brief stand. Wo habe ich nur den Brief?", grübelte Jenny und war froh, als Finn eine Akte zu ihr an den Schreibtisch brachte und sie für den kurzen Moment auf andere Gedanken brachte. „Partner, was ist los?", fragte Paul, als er sah, wie Semir sich seine Schläfe massierte. „Puh, wirklich nichts Interessantes", murmelte Semir mit geschlossenen Augen, als er weiterhin seine Schläfe massierte, „nur ein Fall, der in Vergessenheit geraten war. Die Schrankmann will den Fall wieder aufrollen." Die Tür wurde geöffnet, die beiden Frauen kamen aus dem Chefbüro heraus. „Guten Tag, die Herren", verabschiedete sich die Oberstaatsanwältin und wurde von Kim in die grosse Halle begleitet. Paul nickte ihr kurz wortlos zu und Semir erhob nur seine Hand. „Tschüss, Schranke!"
Die Zeit bis zum Feierabend verging wie im Fluge. Paul und Semir hatten zwar noch einen Einsatz gehabt, der harmlos war. Jenny war erleichtert, als Paul unbeschadet zurück zur PAST kehrte. Innerlich hatte sie Angst um Paul gehabt, wollte es aber nicht offen gestanden. Ihr wurde wieder einmal bewusst, sie sehr sie doch Gefühle für Paul hatte und er ihr trotz des kalten Briefes nicht egal war. Semir freute sich auf einen schönen Abend mit seiner Frau und verliess die PAST mit guter Laune. „So eine Laune möchte ich auch haben", sprach Paul mehr zu sich selbst, als er dabei war, seinen Rechner herunterzufahren, nachdem er noch den Einsatzbericht geschrieben hatte. Jenny hatte die PAST schon verlassen und wartete draussen auf dem Gelände auf Paul. Dieser zog seine Lederjacke über und gerade als er die Tür zum Hof öffnete, sah er, wie ein Mann auf Jenny zukam und sie von hinten mit den Händen gedeckt vor ihren Augen überraschte. „Sweety, Überraschung!", flüsterte Alex in Jennys Ohr. Erschrocken fuhr Jenny herum. „Was machst du denn hier?" „Freust du dich gar nicht, mich zu sehen?" Mit langsamen Schritten kam Paul auf die beiden zu...
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California - The Endless Summer
RomanceZwei Welten prallen aufeinander, die nicht unterschiedlicher sein könnten... Paul, der Sunnyboy, der die Frauenherzen höher schlagen lässt und seiner Leidenschaft fürs Surfen nachgeht, und die Perfektionistin Jenny, die zum ersten Mal eine Abenteuer...