No. 115

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Auf dem Reviergelände verkürzte sich der Abstand zwischen Paul und Jenny und dabei berührten sich ihre Hände, auch Jenny konnte im Moment wieder ihr breites Lächeln zeigen. „Weisst du, wie sehr ich das vermisst habe?" „Was?" „Na, dein schönes Lächeln!" „Ach, Paul...", Jenny senkte ihren Kopf, „wir sollten wirklich miteinander reden. Du musst mir da noch was erklären." Jenny schaute zu Paul auf und konnte sich an seinem schönen Lächeln nicht sattsehen. Wie sehr hatte sie Pauls Lächeln vermisst. Sein Lächeln liess ihr Herz warm werden. Das war das, was sie an ihm so liebte. „Ähm, was soll ich dir da erklären?" Pauls verwunderten Gesichtsausdruck brachte Jenny ins Grübeln. „Er kann doch den Brief nicht vergessen haben? Wer soll den sonst geschrieben haben?" Eine Weile starrte Jenny Paul unglaublich an. „Jenny?", flüsterte Paul. Kurz schüttelte Jenny den Kopf, um ihn wieder auf Vordermann zu bringen. „Ja?" Diesmal nahm Paul Jennys Hände fester in die seine. Dieser Moment, als ob die beiden nie voneinander getrennt waren... Und so konnte Jenny nicht anders, als sich an Pauls Oberkörper zu lehnen und seine warme Berührungen spüren. Sein Duft stieg ihr zu Nase, es war immer noch der gleiche Duft, den sie nur bei ihm riechen würde. Sogar blind würde sie diesen Duft wieder erkennen. Mit beiden Händen nahm Paul Jennys Wangen und sah sie dabei in die Augen. Da war er wieder, die Sehnsucht nach dem anderen...die Lippen der beiden waren nur noch Millimeter voneinander entfernt. „Jenny, ich...", hauchte Paul in Jennys Mund und beiden Lippen berührten sich. Erst ganz langsam in Zeitlupe und kurz darauf versanken sie in innigen Zungenküsse. Ihre Körper bebten wie ein Feuerwerk. Ausser Atem lösten sich die Lippen. Paul strich mit der einen Hand durch Jennys Haar. „Und wo warst du? Ich habe dir eine Nachricht bei Kimberley an der Rezeption hinterlassen." „Also, jetzt verstehe ich wirklich gar nichts mehr..." Paul unterbrach Jenny daraufhin, als er merkte, dass ihre Augen sich verfinsterten und wollte den schönen Moment nicht kaputt machen. „Jenny, lass uns nach der Arbeit darüber reden. Ok?" Jenny überlegte kurz und nickte. „Das wäre am besten! Und wo?" „Ich denke, lass uns das erstmal auf neutralem Boden klären und dann möchte ich dir meine Familie vorstellen." In Jennys Gedanken schossen sich viele Fragenzeichen. „Was hatte der Brief zu bedeuten? Familie vorstellen... mit meinem Papa einen Kaffee trinken... irgendwie passt das alles nicht zusammen..." Als Zeichen seiner Liebe gegenüber seiner Frau nahm Paul Jenny nochmal in die Armen, diesmal sogar länger und inniger... „Gott, was habe ich dich so vermisst!", hörte Jenny Paul sagen. Jenny spürte Pauls heftigen Herzschlag in seiner Brust. „Und du hast mir jeden Tag gefehlt. Jede Sekunde, jede Minute und Stunde. Dabei liebe ich dich doch!" „Ach, Jenny, ich dich doch auch! Meine Pretty woman..." Bei Jenny kullerte eine Träne die Wangen herunter. Die Eingangstür zum Hof wurde geöffnet, heraus kam eine junge Frau in coole Beachklamotten und Flipflops. Sie nahm sich eine Zigarette aus der Schachtel und zündete sie mit dem Feuerzeug an. Nachdem sie den ersten Zug gezogen hatte, fiel ihr Blick auf Paul. „Hey Sharky!", rief sie und blies den Rauch der Zigarette aus. Freudig und mit schnellen Schritten kam sie nun auf Paul zu. Als Charlotte Jenny in Pauls Umarmung entdeckte, war die Freude verschwunden. „Ach, du bist es", meinte Charlotte im leichten Eifersuchtston gegenüber Jenny und zog wieder an der Kippe. „Jetzt weiss ich, woher ich dich kenne. Du arbeitest hier!" Provozierend blies Charlotte den Rauch der Zigarette in Jennys Gesicht, so dass sie sich hustend aus der Umarmung mit Paul löste. Überschwänglich legte sie ihren Arm um Pauls Nacken und begrüsste ihn noch mal, da er sie vorher nicht gehört hatte. „Hi Summer, was machst du hier?" „Schön, dass ich dich hier treffe. Ich wollte dir gerade eine Nachricht schicken. Dann können wir gleich ausmachen, heute Abend auf einen Drink zu treffen." „Was will sie hier? Hast du sie mitgenommen nach Deutschland? Kaum lässt du mich fallen, hast du schon eine Neue!", patzte Jenny dazwischen. „Ähm, Moment mal!", versuchte Paul die verzwickte Situation zu retten. „Charlotte war zufällig mit im Flieger. Sie wollte heim zu ihrer Mutter. Ich habe gar nichts mit ihr!" Schnaubend vor Wut blickte Jenny Paul böse an. „Ehrlich, Jenny! Das musst du mir glauben!", beteuerte Paul seine Unschuld. „Das kann noch was mit uns werden", lachte Charlotte, „so hot wie er ist!" Charlotte sah Paul verführerisch an. „Ich wollte sie auf einen Drink einladen, weil sie..." Jenny liess Paul gar nicht aussprechen. „Und wieso ist sie hier auf der PAST?", zickte Jenny. „Weil ich meine Mutter hier besucht habe", zog Charlotte den letzten Zug der Kippe. „Hinter Gitter, oder was?" Kurz lachte Jenny auf und daraufhin verstummte sie. „Hä? Meine Mutter ist hier Oberstaatsanwältin. Was regst du dich denn so auf?" „Die Schrankmann ist deine Mutter?", Jenny machte grosse Augen und Paul verstand die Zankerei der beiden Frauen nicht und versuchte einzugreifen, um die Gemüter zu beruhigen. „Ach Gott", stöhnte Jenny genervt und ignorierte Charlotte. „Na toll, jetzt habe ich die junge Schranke auch noch vor den Augen!" Und zu Paul gewandt:"Und ich habe dir geglaubt, was du mir eben gesagt hattest. Und nicht das, was du mir im Brief geschrieben hattest!" Enttäuscht und den Tränen nahe kehrte Jenny um und rannte in die PAST hinein. „Warte, Jenny!", rief Paul noch hinterher, „das ist ein Missverständnis!" Er wollte seiner Frau nachlaufen, wurde aber von Charlottes Hand an seinem Arm aufgehalten. „Verdammt, was sollte das?", regte sich Paul auf und versuchte seinen Arm von Charlotte loszureissen. „Was denn? Ich kann doch nichts dafür, dass meine Mutter hier arbeitet!" „Natürlich nicht! Ich meine,das mit dem „Das kann noch was werden". Echt wirklich? Fuck!" 

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt