No. 72

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Die Enttäuschung stieg bei Paul und Jenny auf, der Reverend wies mit bedrückter Stimme daraufhin, dass das Gesetz zum Heiraten in Las Vegas nur mit Trauzeugen erlaubt war. Allie schnäuzte sich ihre Nase mit dem Taschentuch, so gerührt war sie von der romantische Liebeserklärung und erhob ihre Hand. „Wir würden das gerne übernehmen!" Ihr Mann Noah fügte noch schnell bei:"Aber wenn es Ihnen Recht ist und der Reverend nichts dagegen hat." Noah sah das verliebte Pärchen an, das gerade noch traurig aussah und im nächsten Moment auf deren Gesichter sich die Mundwickel nach oben zogen. „Echt? Das würden Sie wirklich machen?", konnte Jenny nicht glauben und Paul liess Jenny kurz am Altar stehen und rannte mit schnellen Schritten auf Allie zu, das ältere Ehepaar stand langsam von der Bank auf. Noah liess seine Frau den Vortritt und schmunzelte, als Paul vor Allie stand. Im kurzen Rückblick der Erinnerungen hatte Noah den jungen Mann vor seinen Augen, der so freudig wie Paul im Alter war. Das war Noah selbst vor vielen Jahren, als er Allie zum Traualtar führte. Damals vor 50 Jahren hatte sich Noah von seinem Ersparten den Smoking gekauft, Allie hatte ein schlichtes, weisses Kleid gehabt. Die Zeiten damals waren noch anders, nicht so pompös wie heute. Paul liess Allies Arm unter seinem und führte sie nach vorne. „Ich weiss gar nicht, wie ich Ihnen beiden danken kann?", Pauls charmantes Lächeln liess Allies Herz warm werden. Dieser junge Mann hatte es in sich, seine Art und Weise, wie er eine Frau zum Lächeln bringen konnte. Wie Noah damals, als sie sich unsterblich in ihn verliebte trotz des Widerstands ihrer Eltern und so lange um die Liebe kämpfte. Denn Noah kam aus armen Verhältnisse und Allie war ein reiches Mädchen. Die Liebe der beiden war was Besonderes und plötzlich verschwand Allie aus Noahs Leben. Die Liebe siegte über alles, auch den zweiten Weltkrieg überstand Noah unverletzt und fand wieder zu Allie zurück. Der Reverend zeigte sich mit der Auswahl der Trauzeugen zufrieden und wollte langsam mit der Zeremonie beginnen. Voller Nervosität strich Jenny ihr Kleid glättend, schaute an sich herab und fragte unsicher:"Ist mein Kleid für diesen Anlass zu übertrieben?" Jenny hatte diesen traumhaften, eleganten Kleid mit einem tiefen V-Ausschnitt am Dekolleté an und Paul richtete seinen Smoking zurecht. Paul nahm Jennys Hand in seine, streichelte beruhigend darauf. „Jenny, in jedem Kleid siehst du zauberhaft aus! Egal, ob bis zum Hals zugeknöpft oder sexy wie jetzt, du wirst immer meine Pretty woman bleiben." Jennys Augen leuchteten, der Reverend musste kurz bei dem Wort sexy räuspern und Allie schwärmte von Pauls Worte. „Das ist wahre Liebe! Einen kleinen Moment!", unterbrach Allie die beginnende Rede des Reverends und bat Paul, sich zu ihr zu drehen. Paul beugte sich leicht hinunter, da Allie kleiner als er war. „Ist Ihnen nicht gut?", fragte er besorgt. „Nein, nein, alles gut!" Allie zupfte die Fliege an seinem Hemd gerade. „Die Fliege sitzt schief." „So ist meine Frau nun mal", entschuldigte sich Noah für seine Frau und alle lachten. „Aber du hast mich trotzdem geheiratet, auch wenn ich meine Ordnung beherrsche!", hob Allie ihren Zeigefinger hoch. „Ich liebe dich auch mit allen Ecken und Kanten", erinnerte Noah seiner Frau an den Liebesschwur, den sie sich damals geschworen hatten, in guten wie in schweren Tagen. In den Köpfen von Paul und Jenny zeigte sich ein Bild, das Allie und Noah in den jungen Jahren zeigte und sich bis heute ihrer Liebe treu waren und immer noch so glücklich aussahen. „Er liebt sie trotz der Macken, was für ein schöner Beweis!", dachte Jenny rührend über die beiden. „Dass die Liebe was Wertvolles ist, das ist mir bewusst geworden, seit Jenny in mein Leben gekommen war.", dachte Paul in stillen Gedanken, als er kurz einen Blick zu Jenny warf, die ihn vor Freude anlächelte. Ihr Lächeln war einfach zauberhaft! „Können wir jetzt beginnen?", fragte der Reverend und Jenny konnte vor lauter Aufregung nicht mehr erwarten, Pauls Frau zu werden. Ihr Herz schlug schnell und sie brachte ein lautes „Ja, bitte beginnen Sie!" über ihre Lippen.

Emilia erzählte Lisa eines Abends beim Schlafengehen, dass sie Mitleid mit ihrer Schulkameradin Franzi hatte. Die Mutter setzte sich zu der Tochter ins Bett. Lisa schlug vor, das Mädchen mal hier im Hause Renner einzuladen. „Morgen?", fragte Emilia voller Freude. „Langsam, Fräulein! Erstmal muss Franzis Mutter gefragt werden, ok?" Emilia liess einen tiefen Seufzer raus und blätterte in einem Jugendbuch ohne richtig zu lesen. „Ich glaube, Franzi hat keine Freunde. Sie ist so oft alleine auf dem Pausenhof." In Lisa keimte die schmerzhafte Erinnerung auf, auch sie hatte es damals nicht leicht gehabt, als sie in der Berufsschule von den Jungen ausgelacht wurden, dass sie den Beruf KFZ-Mechanikerin ausübte. Dank Pauls Unterstützung meisterte sie die Ausbildung mit Bravour ab und stieg zur Meisterin auf. Lisa kannte zu gut das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden und konnte sich vorstellen, wie sich Franzi fühlte. Umso mehr freute es Lisa, dass ihre Tochter wie ihr Bruder Paul war, ein Herz für mitleidende Mitmenschen und immer zur Hilfe kam, wenn es brenzlig wurde. „Wenn Franzis Mutter einverstanden ist, kannst du sie gerne mal mitbringen." Dankbar umarmte Emilia mit einem Kuss ihre Mutter und sie wünschte ihrer Tochter eine gute Nacht. „Aber mach nicht mehr lange", tadelte Lisa noch, als sie an der Tür stand und diese einen Spalt geöffnet aufliess. Lisa konnte sich auf ihre Tochter verlassen, die pflegeleicht war. Zwar musste Emilia ohne ihren Vater aufwachsen und zu ihrer Mutter hatte sie ein gutes Verhältnis. „Ja, Mama!" Kurz las Emilia noch ein Kapitel in dem Buch und nach einer Weile wurde das kleine Lichtlein auf dem Nachttisch im Schlafzimmer ausgeknipst und eine ruhige Nacht bestand hervor...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt