„Lüg mich nicht an!" und bei diesem Anblick zog sich Jennys Bauch vor Wut zusammen und sie stellte die Frage, die nun endgültig Klarheit verschaffen sollte. „Hast du den Brief unterschlagen?", wollte Jenny wissen und Alex runzelte seine Stirn, was Jenny meinte. „Den Brief von Paul, der an mich adressiert war, hast du den?" Alex blieb kalt und lachte kurz höhnisch auf. Jenny nahm sich allen Mut zusammen und kam nah an Alex Gesicht. Mit dem Schlüssel in der geballten Faust. „Sage mir bitte die Wahrheit!" Nach einer Weile nickte Alex leicht den Kopf. „Ja, aber ich wollte dich nicht an den Typen verlieren!" „Der Typ heisst PAUL! WO IST DER BRIEF?", nun schrie Jenny voller Verzweiflung. Paul hatte Recht gehabt, er hatte die Wahrheit gesagt! Und wegen diesem Brief und zuletzt das Thema mit Charlotte stritten sie und hatten diesen Unfall. Paul kämpfte um sein Leben, und Jenny fühlte sich schuldig daran, das alles wegen dem Brief, den Alex unterschlagen hatte. „Nochmal, WO. IST. DER. BRIEF?" Eine Weile regte sich nichts, bis Jennys Blicke zu Alex Hand wanderte, die sich langsam in die Innenseite seine Jacke verschwand. Alex zog der zerknüllte Brief aus der Innentasche seiner Lederjacke und überreichte sie Jenny. „Du hast den Brief gelesen? Das verzeihe ich dir nie!", sprach Jenny mit zusammengepresster Zähne, als sie sah, dass der Briefumschlag geöffnet wurde. Sie scheuerte Alex einen an der Backe, schnappte den Brief zwischen seinen Fingern und rannte zur Haustür. Dort öffnete sie die Tür mit voller Gewalt sperrangelweit auf, und schrie quer durch den Flur. „Verschwinde!", beharrte Jenny darauf und warf Alex wütende Blicke zu, „und lass dich nie wieder blicken!" „Jenny, lass es mich dich erklären." „Raus, aber sofort!" Seine Schritte verlangsamten sich, als Alex nun vor Jenny stand. „Jenny, ..." Energisch schob Jenny Alex am Rücken hinaus und knallte die Haustür heftig zu, als ob im nächsten Moment die Glasscheiben an der Haustür zu zersplittern drohten. Jedoch blieb die Haustür heil. Jenny wirbelte herum, lehnte schwer atmend mit dem Rücken zur Tür und sackte langsam zu Boden. Ihr Körper zitterte. Lange konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie starrte auf den Umschlag, der mit Jenny adressiert war. Den Schlüssel liess sie neben sich auf den Boden liegen. Mit zittrigen Fingern zog sie das Blatt aus dem Briefumschlag hervor und faltete es auf. „Meine Pretty woman", las Jenny leise vor, „ich habe noch nie in meinem ganzen Leben so eine faszinierende Frau wie Dich getroffen, Dein warmes Lächeln lässt mein Herz erwärmen. Jenny, Du bist die Frau, der ich meine ganze Liebe schenken möchte. Meine Schwester hat mich heute Morgen angerufen, ich muss heim nach Deutschland, ein Notfall in meiner Familie. Ich hoffe so sehr, dass du es noch zum Flughafen schaffst, ich würde Dich gerne meiner Familie vorstellen. Der Flug geht um 14 Uhr, habe dir einen Flugticket reserviert. Komm bitte in die Abflughalle X, dort warte ich auf Dich! Ich zähle die Minuten, bis ich dich wieder in meinen Armen schliessen kann! Ich liebe dich bis zum Mond und zurück!
You are the love of my life!
In Liebe, Dein Paul!"
Stockend und nach Luft schnappend ringend, brach Jenny verzweifelt zusammen. Der Brief rutschte ihr aus der Hand. Zusammengekauert lag sie auf dem kalten Boden, die Beine zu sich gezogen, und umklammerte sie fest. Das Schluchzen wurde immer lauter und heftiger. Das Weinen übertönte das Rascheln im Schloss der Haustüre und als Martin das Haus betreten wollte, stiess er gegen was Hartes. Er zog fragend die Augenbrauen zusammen und streckte ganz vorsichtig den Kopf zur Tür hinein, als er ein lautes Weinen hörte. „Jenny?" Doch sie reagierte nicht auf seinen Ruf. „Was ist passiert?" Martin schob die Haustür einen Spalt weiter auf, stellte seinen Aktenkoffer auf den Boden und kniete zu seiner Tochter hinab. „Jenny, was ist los? Hast du Schmerzen?" Er kramte in seiner Hosentasche nach dem Handy und wollte einen Notarzt anrufen, als Jenny sich wieder aufrichtete, ihren Vater ansah und wieder ins Weinen ausbrach. „Jenny, rede mit mir!" „Papa...", stotterte sie, nicht in der Fassung, einen vollständigen Satz herauszubringen. Ihr Vater nahm Jenny in die Armen. Diese weinte nur noch bitterlich. „Paul hatte die Wahrheit gesagt!", schluchzte Jenny und Martin wusste nicht, was sie damit meinte. „Der Brief...ich habe ihm nicht geglaubt...", brachte Jenny über die Lippen und weinte wieder stärker. Er drückte sie ganz fest an sich, streichelte an ihrem Kopf und nach einer Weile beruhigte sich Jenny langsam. „Paul hatte mir wirklich einen Schlüssel gegeben", konnte Jenny immer noch nicht glauben. Sie zeigte ihrem Vater den zerknüllten Brief und den dazugehörigen Schlüssel. Während Martin den Brief las, haderte Jenny mit dem schlechten Gewissen. All die ganze Zeit hatte sie Kummer, hatte Sehnsucht nach Paul gehabt, dachte ununterbrochen an ihn und war gleichzeitig sauer auf ihn, dass mit ihren Gefühlen spielte. „Und woher hast du das alles?" Martin war immer noch irritiert und Jenny klärte ihm kurz auf, wie es dazu kam. „Komm, steh auf! Ich mache dir einen heissen Tee." „Ich muss zu Paul, ich muss mich bei ihm entschuldigen." Jenny stand viel zu schnell auf, schwankte dabei und hielt sich an der Kommode fest. Sie war dabei, sich die Jacke zu überstreifen, als sie warme Hände an ihrer Schulter spürte. „In diesem Zustand gehst du nicht aus dem Haus!" Martin klang besorgt um seine Tochter und führte sie ins Wohnzimmer zur Couch. „Beruhige dich erstmal! Wenn du möchtest, fahre ich dich zu deinem Mann." Meinen Mann. Zum ersten Mal seit langer Zeit freute sich Jenny über diese Worte. Dabei berührte sie den Ehering und war froh, dass er immer noch an ihrem Finger hing. Ihr Vater kam mit zwei Tassen dampfenden Tee ins Wohnzimmer. „Papa?" Jenny blickte auf. „Ja, mein Liebes, was ist?"
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California - The Endless Summer
RomanceZwei Welten prallen aufeinander, die nicht unterschiedlicher sein könnten... Paul, der Sunnyboy, der die Frauenherzen höher schlagen lässt und seiner Leidenschaft fürs Surfen nachgeht, und die Perfektionistin Jenny, die zum ersten Mal eine Abenteuer...