No. 36

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Nach dem missglückten Einsatz, bei dem das Fluchtfahrzeug den Hauptkommissare Gerkhan und Brandt entwischt wurde, ärgerte sich Semir vollends, dass die Autos vor ihm wie im Schneckentempo fuhren und kaum zum Überholen waren. Auch die LKWs versperrten den Polizisten den Weg. Alex merkte sich das Kennzeichen des Fluchtfahrzeuges und meldete dies der Sekretärin der PAST, Susanne. Das Auto, welches mit zwei Männer an Bord waren, lieferte sich ein Duell mit einem LKW, bei dem Schüsse fielen. Der Fahrer des LKW bekam einen Streifschuss und musste an die Fahrseite ausweichen. Semir hielt hinter dem LKW an, mit Alex stieg er aus und rannte zu dem Führerhaus und leisteten dem Mann erste Hilfen. „RTW ist unterwegs", sagte Alex, der das Handy am Ohr hielt und mit der eine Hand den Puls an die Halsschlagader des Mannes fühlte. Semir drückte auf die Wunde am Oberkörper, das ganz knapp dem Herzen verfehlte. Schnell war der Rettungswagen auch da und der Notarzt übernahm die Versorgung. Alex schaute sich den Transporter genauer an und konnte nichts Besonderes finden. „Jetzt haben wir wieder einen spannenden Fall", freute sich Semir, dem die Aktenarbeiten langsam langweilig wurden, als die beiden wieder im BMW sassen und auf eine Tankstelle an einer Raststätte zusteuerten. Beide bestellten sich einen Kaffee to go und nahmen draussen bei angenehmem Wetter Platz an einem Tisch mit dazugehöriger Bank. „Wieso verfolgt das Auto einen LKW und feuert Schüsse auf den Fahrer ab? Da war doch nichts Besonderes auf der Ladefläche", grübelte Semir und Alex rührte lustlos im Kaffeebecher rum. „Sag mal, Partner, hörst du mir überhaupt zu?", fragte Semir genervt, als Alex weiter im Kaffee rührte. „Ähm, was hast du gesagt?", blickte Alex Semir an. Semir liess einen lauten Seufzer raus. „So, jetzt mal raus mit der Sprache! Was wollte die Chefin von dir?" „Es ging um eine freie Stelle beim BKA, ...", weiter kam Alex nicht, da Semir ihm das Wort abschnitt. „Beim BKA? Du willst die Autobahnpolizei verlassen?", entsetzt schockiert sah Semir aus. „Ich hatte mich zuerst auf eine Stelle im BKA beworben, bevor ich dein Partner wurde." „Aha." „Ich habe zwei Wochen Bedenkzeit, es mir zu überlegen. Semir, versteh mich bitte nicht falsch, nichts gegen dich, aber das BKA war meine erste Wahl." Der kleine Mann nickte nur und nahm einen kräftigen, heissen Schluck Kaffee, welches ihm gleich auf der Zunge brannte. „Ah, aua!", schrie er. „Ich möchte das erst noch mit Jenny besprechen, denn schliesslich wird sie bald meine Frau." „Wie sicher bist du denn mit der Entscheidung für das BKA?" Semir sah Alex in die Augen und verstand es auch ohne Worte. „Dann muss ich mir einen neuen Partner suchen?" „Noch bleibe ich dir enthalten, und die Entscheidung ist noch nicht spruchreif", endlich hörte Alex auf, den Kaffee umzurühren und trank daraus. „Bäh, kalt!" „Na komm, lass uns zurück zum Revier fahren, vielleicht hat Susanne Neuigkeiten für uns in dem Fall." Beide standen auf und nahmen die Fahrt im BMW zur PAST auf.

Der Huntington Beach lag an einem begnadeten Stückchen Erde zwischen Los Angeles und San Diego an der kalifornischen Küste. Die berühmten Surf City Wellen war nicht nur mit hervorragenden Wellen gesegnet, sondern auch mit spektakulären Sonnenuntergängen. Paul rannte den Weg zurück zu seinem Bus, Jenny blieb zurück und sah einige Surfer im Wasser, Pärchen gingen mit den Hunden spazieren oder hielten nur Händchen und sahen verliebt aus. Jenny konnte sich nicht beherrschen, als sie ein verliebtes Pärchen sah, das sich gerade küsste und legte ihre Hand auf den Mund und spürte Pauls Lippen auf ihre, die sich so weich anfühlte. „Was passiert nur mit mir?" Als Paul mit seinem Surfbrett zurückkam, hatte Jenny sich ein schönes Plätzchen am Strand ausgesucht, der Sand war durch die warmen Sonnenstrahlen sehr angenehm und so weich unter ihren Füssen. Sie plumpste in den Sand, warf ihre Sneakers daneben und spielte mit ihren Zehen im Sand. Im Hintergrund waren Felsen und eine Holztreppe, die den Weg nach oben zum Parkplatz führte. „Ich habe dir ein Sweartshirt mitgebracht, es könnte frisch werden", sagte Paul und reichte es Jenny. Sie hielt das Sweartshirt in der Luft und betrachtete die türkisene Farbe. „Sieht sehr schön aus, nur vielleicht etwas zu gross", stellte Jenny fest und Paul zwinkerte mit seinem rechten Auge:"Wird dir bestimmt gut stehen." Er konnte den Blick nicht von Jenny lassen und hatte das Bedürfnis, sie zu küssen. Er beugte sich zu Jenny hinunter und gab ihr einen flüchtigen Kuss, auch Jenny schien es genossen zu haben, obwohl es sehr kurz war. Paul richtete sich wieder auf und lief in seinem Neonprenanzug voller Adrenalin auf das Meer zu. Das Surfbrett unter dem Arm. Jenny sah ihm hinterher, wie er jeden Schritt bewegte bis er sein Brett ins tiefblaue Wasser warf, drauflegte und lospaddelte. Nun baute sich eine schöne Welle vor Paul auf und Jenny spürte eine leichte Nervosität in sich aufsteigen. Paul streckte die Arme tief ins Wasser und paddelte kräftiger, drückte die Nase des Surfbrettes in dem Moment nach unten, als die Welle sich vorneigte und er schnell aufs Brett sprang und sich von der Welle reiten liess. Seine Figur war zum Träumen, zum Anfassen nah, Jenny wurde leicht schwindelig vor Glück, Erleichterung stieg in ihr auf, als Paul von der reitende Welle zurück zum Strand kam und immer wieder hinaus paddelte, die nächste Welle abfing und so in seinem Element aufblühte. „Das ist Paul, wie für das Wasser und Surfen geschaffen. Für einen Polizist total ungeeignet.", schwärmte Jenny von dem Sunnyboy, nichtsahnend, dass sie mit ihren Gedanken falsch lag. Das Wetter schlug sich langsam um in eine kühle Brise, das nach Regen roch und Jenny begann leicht zu frösteln...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt