No. 43

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Jenny spürte einen leichten Stich in ihrem Herzen, so wie Paul eben über Summer sprach. Für einen Moment vergass sie den bescheuerten Deal und verspürte eine leichte Eifersucht in sich. Um sich das nicht anmerken zu lassen, wirkte sie nach aussen hin cool gegenüber Paul und als nun das Bier an den Tisch gebracht wurde, nahm sie einen kräftigen Schluck aus der Flasche und spülte die kleine Enttäuschung hinunter. Paul wollte mit ihr anstossen und verzog eine fragende Mimik, was das war. Er wandte sich wieder Summer zu, die immer noch neben ihm stand. „Machst du mit bei den Van's US Open Surfing morgen?" „Eigentlich nicht, dafür habe ich mich nicht angemeldet", sprach Paul und Charlotte drückte ihre Hand an seiner Schulter. „Komm, mach doch mit! Das wird ein Riesenspass! Ich kenne dich doch, du hast es drauf", erinnerte sich Summer noch an die wilde Zeiten damals mit Paul. Jenny spülte erneut einen kräftigen Schluck Bier in sich runter und konnte das nicht mehr hören. „Ich weiss nicht", schwankte Paul zwischen Ja und Nein und sah dabei hilfesuchend Jenny an, die ihn nur mit hängenden Schultern anschaute. „Du kannst es dir bis morgen früh noch überlegen, also ich bin auf jeden Fall dabei!" Nun musste Charlotte ihrer Arbeit als Kellnerin nachgehen und liess einen nachdenklichen Paul zurück.

Viola machte es sich derweil so gemütlich in der Wohnung von Jenny und Alex und bekam einen Schreck, als Alex wütend die Wohnungstür mit einem lauten Knall hinter sich schloss. „Ah, um Himmel willen!", ihr Herz schlug wild und Viola legte ihre Hand darauf, um es sich zu beruhigen. Sie sass vor dem TV und schaute sich eine Sendung an als sie Geräusche wahrnahm. Alex zog seine Jacke aus und hängte sie auf, marschierte grusslos in die Küche, stand am Kühlschrank und schaute deren Inhalt an. Griff nach einer Bierflasche und öffnete diese. Den Deckel liess er in die Spüle werfen und trank fast die Flasche leer. „Was ist denn los, mein Junge?" Viola stand in der Küche und sah ihren Sohn mit der Flasche Bier in der Hand. Sein Gesichtsausdruck sah wütend aus. „Jenny hat mir heute mitgeteilt, dass sie noch zwei Wochen Urlaub macht." Nun spülte Alex den restlichen Bier in sich hinunter und holte aus dem Kühlschrank neuen Nachschub. „Wie, was?", trottete Viola hinter ihrem Sohn ins Wohnzimmer, der sich auf die Couch bequem machte. „Einfach so, angeblich um Kulturen mit einer Freundin anzusehen. Mama, ich glaube, da stimmt was nicht!", hatte Alex wieder ein ungutes Gefühl. Viola musste ihr Taschentuch rausrücken und sich an die Stirn tupfen. „Allmächtiger!", liess sie einen Stossgebet nach oben und fragte mit schlechtem Gewissen:"Wegen mir?" „Nein, das nicht. Ich habe ihr nicht gesagt, dass du noch länger hier bleibst." „Am liebsten würde ich sofort hinfliegen", sagte Alex und Viola stand nun vor ihrem Sohn und verdeckte den Blick vor dem TV. „Worauf wartest du dann? Na los, hopp hopp!", klatschte sie in die Händen. „Erst in einer Woche!" „Warum das denn?" „Erstens, weil der Flug im Moment das Doppelte kostet und zweitens bekomme ich keine Erlaubnis von meiner Chefin. Nächste Woche ist mein Urlaub genehmigt." „Soll ich mal mit deiner Chefin reden?" „Mama, lass gut sein! Wir sind nicht im Kindergarten." „Jaja", verdrehte Viola die Augen und tupfte wieder ihre Stirn. „So kurz vor der Hochzeit", ungläubig schüttelte die Mutter den Kopf und seufzte laut. „Meinst du, Jennifer hat jemanden drüben kennengelernt?" Nun wurde Alex laut. „Mama, bitte! Wie kommst du jetzt drauf?" „Psst, geht's noch lauter? Die Nachbarn hören doch, wer weiss, ob die Wände dünn sind?" „Herrschaftszeiten, wir sind nicht im Urwald, die in Baumhäuser leben!" „Beruhige dich bitte!", ermahnte die Mutter den Sohn und dieser entschuldigte sich kleinlaut für seine lauten Worte. „Schon gut", sagte Viola und erhob ihre beide Händen. Die Nacht machte Alex kein Auge zu, wälzte im Bett hin und her und dachte über die Worte seiner Mutter nach. Ob Jenny wirklich Jemanden kennengelernt hatte? Eigentlich war sie nicht so und ausserdem hatte sie sich so viel Mühe für die bevorstehende Hochzeit gegeben.

„Hast du schlechte Laune?", fragte Paul, als Jenny nach einer Weile immer noch nichts sagte. Sie verneinte, aber Paul durchschaute sie. „Hat das mit Summer zu tun?" „Quatsch!" „Ah, endlich redest du wieder!" „Haha!" Langsam bahnte sich ein Lächeln auf Jennys Gesicht und auch Paul musste lachen. „Schon besser, dein Lachen habe ich vermisst." Im Hintergrund lief immer noch die Musik, die langsam zu Ende ging. „Schöne Musik", sagte Jenny, weil sie sonst nicht wusste, was sie sagen sollte. Wieder kam Charlotte an den Tisch und Jenny verdrehte genervt ihre Augen, was weder Paul noch Charlotte mitbekamen. „Kannst du die Musik nochmal auflegen?", fragte Paul Charlotte und diese nickte. „Ich denke schon", sagte sie und schaute nun auch Jenny an, „darf ich was zu trinken bringen?" Jenny hob die leere Flasche hoch und Charlotte verstand. „Für dich auch, Sharky?" Paul lachte bei dem Wort. „Du kannst es einfach nicht lassen, was?" „Nee", lachte Charlotte und brachte daraufhin wieder zwei neue Flasche Bier. Nun wollte Jenny wissen, was da zwischen Paul und dieser Summer lief damals. „Wieso nennt sie dich Sharky? Wart ihr mal zusammen?" Paul spitzte seine Lippen und zwinkerte spitzbübisch mit einem Auge zu Jenny:"Kann es sein, dass du eifersüchtig bist?" „Nein!" „Sicher? Deine Augen sagen aber was anderes", kam Paul ihr näher und Jenny schnappte sich die Flasche und trank daraus. „Es war eine Teenagerliebe, ok?", lächelte Paul. „Musst du mir nicht erzählen", tat Jenny so, als ob es ihr nicht wirklich interessierte. „Aha, aber warum sie mich Sharky nennt, willst du wissen?" Erwischt! Jenny konnte schlecht schauspielern und lief verlegen rötlich an...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt