No. 94

149 10 4
                                    


„Das kann doch nicht sein, wieso geht Jenny nicht ran?", machte sich Paul Sorgen und bei dem Wort 'Jenny' horchte Charlotte auf. Genervt verdrehte sie die Augen, Paul bekam nichts mit und hatte schon die nächste Nummer angewählt. Charlotte winkte vor Pauls Gesicht mit ihrer Hand und machte eine Kopfbewegung. „Komm, lassen wir unsere Rucksäcke abholen!" Paul folgte Summer zur Gepäckausgabe. „Hallo Kimberley!" Summer drehte sich zu Paul um, als sie mitbekam, wie Paul ein Mädchenname aussprach. „Wie viele Frauen hat er in der Anrufliste?" „Hi, Paul!" „Störe ich dich bei etwas?" Paul hörte ein angestrengtes Keuchen am anderen Ende der Leitung. „Nein, nicht das, was du denkst! Ich bin joggen und habe gerade einen Berg hinter mir." „Ach so! Du, warum ich dich anrufe. Hast du Jenny den Brief gegeben?" Kimberley atmete ein und aus und sagte:"Ja, habe ich. Kurz nachdem du weg warst. Warum fragst du?" „Ich höre nichts von ihr. Langsam mache ich mir Sorgen. Könntest du vielleicht zu meinem Haus fahren und nachschauen, ob Jenny da ist?" Pauls letzte Hoffnung verschwand, als er erfuhr, dass Kimberley über das Wochenende mit ihrem Freund weggefahren war und nicht in Santa Monica aufhielt. „Ok, danke trotzdem!" „Bist du gut gelandet in Germany?" „Ja, meine Schwester holt mich ab. Wir hören wieder und happy weekend!" Nachdem Paul sein Handy in die hintere Hosentasche gesteckt hatte, durchfuhr er mit der Hand in die Haare. „Fuck!" Die Rucksäcke lagen auf dem Band und waren zum Abholen bereit. „Wie kommst du nach Hause?", fragte Paul, um sich ein wenig von der Sorge um Jenny abzulenken. Charlotte zuckte mit den Schultern. „Ich nehme mir ein Taxi. Meine Mutter weiss noch nicht, dass ich hier bin. Ich bin früher als geplant heimgeflogen." „Aha, vielleicht kann meine Schwester dich nach Hause bringen?" „Wenn es keine Umstände macht?", lächelte Summer verlegen. „Ach, what!" Die Rucksäcke wurden auf den Schultern getragen, freundschaftlich legte Paul seinen Arm um Summers Schultern und sprach ihr Mut zu, sich ihrer Mutter versöhnlich zu zeigen. Im Flieger hatte Summer Paul von dem Problem zwischen Mutter und Tochter anvertraut und Paul bestärkte sie in seinem Zuspruch, noch das Problem vor dem Geburtstag von Summers Mutter zu lösen. „Du schaffst das schon!", glaubte Paul an Charlotte, als sie auf den Ausgang zu gingen. Die Tür ging auf, Familie und Freunde winkten, umarmten und begrüssten die gelandete Passagieren hier in Düsseldorf. Lisa entdeckte Paul und war für einen Moment erstaunt, mit wem er da durch den Ausgang kam. Auch Paul entdeckte seine Schwester und vor Freude fielen sie in eine innige Umarmung. „Ich habe dich vermisst, Bruderherz!" „Und ich dich!" Die Geschwister lösten sich aus der Umarmung. „Dich kenne ich doch, Charlotte?", fragte Lisa und Charlotte nickte, gab Lisa die Hand. „Du hast dich aber verändert!", meinte Pauls Schwester. Paul kratzte sich an seinem Augenbraunen und fragte Lisa, ob sie Charlotte nach Hause bringen könnte. „Klar, kein Problem! Mein Auto steht da vorne." Während Charlotte vorging, hielt Lisa Paul an seinem Arm zurück. „Alles ok mit dir? Und Jenny?" Lisa bemerkte Pauls traurigen Blick und antwortete ihr kurz:"Erzähle ich dir später, ok?"

Nach dem Grillen waren die Familie Gerkhan und der kleine Friedrich satt. Ayda wollte der Familie zeigen, was sie im Schlagzeugunterricht gelernt hatte, als es langsam dunkel wurde draussen und alle sich ins Wohnzimmer verzogen haben. „Ich glaube, das ist keine gute Idee", meinte Semir. „Wieso?", fragte Lilly und Ayda sass schon am Schlagzeug. „Die kleine Ohren", Semir schaute zu Friedrich, der auf dem Boden mit den Autos spielte. „Ich mache es leise", versprach Ayda und Dana unterstützte ihre Schwester. „Komm, Papa! Wir können danach immer noch unterbrechen." „Na gut", seufzte Semir und schon legte Ayda los. Zu Semirs Erstaunen war die Musik gut und nicht so laut wie er befürchtet hatte. Friedrich war begeistert, vergass die Autos und klatschte sich in die Hände. Lilly und Dana gesellten sich zu Friedrich auf den Boden, Semir nahm in einem Sessel Platz und stimmten mit Ayda in die Musik hinein. Sie merkten nicht, wie sich Andrea und Susanne von hinten in das Wohnzimmer hineinschlichen und der Musik lauschten. Ayda sah die beiden, verriet sie aber nicht, stattdessen spielte sie weiter bis die Musik abklang. Ein lautes Klatschen erschreckte die Zuschauer vor Ayda und drehten den Rücken zu den beiden Frauen. „Mama!", rief Friedrich und Susanne ging zu ihrem Sohn. „Dass ich das noch erleben darf, dass du dich breitwillig schlagen lässt, den 'Krach' anzuhören", lächelte Andrea und gab Semir einen Kuss. „Das ist Musik, mein Schatz!" „Endlich hat Papa das verstanden!", freute sich Ayda und schlug diesmal lauter auf die Trommel. „Ayda!", tadelte Semir mit seinem typischen Zeigefinger, „und habt ihr Mädels ein schönes Klassentreffen gehabt?" Aufgeregt plapperten Andrea und Susanne von dem Tag.

Charlotte bedankte sich bei Lisa für das Nachhause bringen und verabschiedete sich zuletzt bei Paul. „Vielleicht können wir uns mal treffen, wenn du magst?" „Schauen wir mal", sagte Paul und wollte zu Lisa in das Auto einsteigen. „Warte mal!" Summer kam langsam auf Paul zu und gab ihm einen Kuss an die Wange. „Wofür war das denn?" Zu ihrer Überraschung reagierte Paul nicht sauer, im Gegenteil. Er lächelte, auch wenn es nur kurz war. „Dafür, dass du mir zugehört hast und mir Mut zugesprochen hast. Du weisst schon, meine Mutter." „Ach, das. Nichts zu danken!" Paul stieg ein und die Autotür wurde zugeschlagen. Charlotte winkte Lisas Wagen noch hinterher, ehe sie einmal schwer schluckte und die Treppenstufe zur Villa hinaufstieg...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt