No. 16

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„Alles ok?", fragte Paul, als er neben Jenny stand und sie von oben bis unten anguckte. Jenny lächelte nur und meinte, es sei alles gut. „Das war nicht schlecht, wie du das gemacht hast", war Paul immer noch erstaunt von Jennys Kampfkünsten, „woher kannst du das?" „Nicht die Wahrheit sagen!", war Jenny erster Gedanke und sie flüchtete in eine Ausrede. „Habe ich mal im Fernsehen gesehen." „Aha...", hörte man Paul sagen, der das anscheinend nicht so ganz glauben wollte. „Das sah aber professionell aus." Paul wusste, wovon er sprach, denn er lernte das in der Ausbildung an der Polizeischule. Auf den kleinen Schock folgte einen kühlen Drink und plötzlich hörte man ein quiekende Stimme von einer Frau, die auf Paul zukam. „Hi!" Kelly stand vor Paul und sah Jenny eifersüchtig mit ihren Augen an. Von Paul kam ein gekühltes Lächeln auf seinen Lippen, er begrüsste sie nur mit einem kurzen „Hi!" Kelly legte ihren Arm auf Pauls Schulter und flirtete los. "Bestellst du für mich einen Cocktail?" „Was möchtest du denn?", fragte Paul und Kelly griff nach Pauls Cocktail, spielte verführerisch mit ihren Lippen an dem Strohhalm und saugte daran. „Mhm, das hier. Der schmeckt lecker!" Jenny beobachtete das Ganze und sie fühlte sich fehl am Platz. „Die Frau geht aber ran", dachte sich Jenny und schaute bei ihr ab, wie das Flirten ging. Paul war aber sichtlich von ihr genervt und froh, als Kelly sagte, sie wolle mal kurz für kleine Mädchen und sich die Nase pudern. Als Kelly ausser Sichtweise war, schnappte Paul den Strohhalm, den Kelly gerade berührte, aus dem Glas und ersetzte sie durch ein neues Strohhalm. „Spiel mit!", bat Paul Jenny, und diese wusste, was sein Blick zu bedeuten hatte und signalisierte ihm, dass Kelly von der Toilette zurück kam. Paul stand vom Barhocker auf, legte seine beiden Händen an die Wangen von Jenny, die sitzen blieb und beugte sich über sie, gab ihr einen Kuss, der sehr weich und sanft anfühlte. Kelly sah das alles live und in ihr kochte die Eifersucht über. „Hallo?", rief sie dazwischen, doch Paul und Jenny ignorierten Kelly. Schnaubend rauschte Kelly davon und sah gerade Luke zur Tür hereinkommen und machte sich an ihn ran. Was aus einem harmlosen Kuss bei Paul und Jenny wurde, führte zu einem Zungenkuss, der recht leidenschaftlich rüberkam. Eine ganze Weile genossen die beiden es, bis es Paul war, der sich von dem Kuss erlöste. „Steht sie noch hier?", flüsterte Paul und Jenny schielte vorsichtig zur Seite. „Sie ist weg." „Danke!", sagte Paul leicht verlegen, auch Jenny wusste nicht so recht, wie sie darauf reagieren sollte. „Wofür danke?" „Dass du mitgespielt hast. Sie ist eine Nervensäge", sagte Paul über Kelly und fand sie in einer Ecke mit Luke schmusend auf der kleinen Couch. „Lass uns spazieren gehen", schlug Paul vor, bezahlte allen Drinks und nahm automatisch Jennys Hand in die seine und führte sie hinaus in die dunkle Nacht. Dort liess er ihre Hand wieder los, beide spazierten den Pier entlang. „Es ist schön hier", sagte Jenny und beide gingen schweigend nebeneinander den Pier entlang, das von Palmen umgeben war. Es war sehr spät und Jenny wurde müde, Paul bot seine Begleitung bis zum Hotel an, was Jenny dankend annahm. Auf ihre Stöckelschuhe passierte Jenny ein kleines Missgeschick, voller Unachtsamkeit knickte sie vom Bordstein und schrie kurz auf. „Was ist passiert?", fragte Paul besorgt, als er dem Schrei folgte und Jenny auf dem Boden sah. Er stürzte sich vor ihr hin und tastete nach ihrem Knöchel. „Tut es sehr weh?" Paul zog ihr die Stiefelette aus und sah sich die Stelle an. Jenny verneinte, meinte aber, sie könne aufstehen. „Nein!", sagte Paul und hob Jenny auf seine starken Armen hoch, diese schlang ihre Armen um seinen Nacken und sah ihm für einen kurzen Moment tief in die Augen. „Ich bringe dich zum Hotel, ok?", mit zärtlicher Stimme trug Paul Jenny die letzten Metern zum Hotel zurück. Jenny schmiegte sich enger an Pauls Oberkörper und spürte dessen Herzschlag. Als die beiden nun vor dem Hoteleingang standen, liess Paul Jenny wieder runter, diese versuchte vorsichtig mit ihrem Fuss auf den Boden zu stehen, was auch klappte und eine kleine Enttäuschung huschte über beiden Gesichter, dass der Spaziergang nun zu Ende war. „Lege Eiswürfeln in einer Tüte verpackt darauf", gab Paul Jenny noch mit auf dem Weg. „Es wäre besser, wenn du dir Sneakers anziehen würdest." „Ich habe aber keine dabei." „Wenn du magst, zeige ich dir morgen einen tollen Laden, wo du sie kaufen kannst." Jenny spürte eine Wärme um ihr Herz, als Paul so mitfühlend um sie sorgte und ihr bei der Suche nach Sneakers behilflich sein wollte. „Erst nach dem Surfkurs", lächelte Jenny und Paul freute sich darauf. „Gute Nacht!", wünschte Jenny Paul und dieser konnte seinen Blick nicht von ihren Augen abwenden. Langsam drehte sich Jenny um und ging humpelnd in die Halle hinein, schaute Paul ein letztes Mal mit einem schönen Lachen an, Paul hob kurz seine rechte Hand zum Winken und steckte sie in die Hosentasche.

Viola kümmerte sich fürsorglich um ihren Sohn, bereitete ein grosses Frühstück vor und war etwas beleidigt, als dieser ihr zu verstehen gab, dass Alex nur ein Kaffee und ein Brot mit Nusspli geschmiert haben wollte. Im Stehen trank er den Kaffee, was Viola aufregte. Alex war auch spät dran an diesem Morgen und beeilte sich. „Ich muss los, bis später!" „Wann kommst du wieder?" Die Frage hörte Alex nicht mehr, denn er schloss die Tür hinter sich und liess eine seufzende Viola zurück. Dann machte sie in der Küche zu schaffen, sie räumte die Schublade und Schränke um und war am Ende zufrieden mit dem, was sie umgeräumt hatte. Sie wedelte mit ihrem weissen Taschentuch nach Luft und ging an das nächste Werk, dem Wohnzimmer. Auch dort stellte Viola einige Dinge woanders hin, was auch dahin gehörte...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt