No. 90

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Alex las den Brief, schnaubte mit hochrotem Kopf und dachte nach, was ihm Jenny in den letzten Tagen erzählt hatte. „Aus Paul hatte Jenny eine Paula gemacht. Also doch! Hatte sie mit dem Typen doch eine Affäre! Na warte!" Hinterher sah er den Brief nochmal an, als ob das ein rotes Tuch und er der Stier war. Zornig zerknüllte er den Brief und wollte ihn in den Mülleimer werfen, besann sich in letzter Minute noch und versuchte den Brief zu glätten. In ihm stieg ein teuflischer Plan auf, sein Blick fiel auf einen Tisch neben ihm. Bis eben hielten vier Männer in feinen Anzügen ein kleines Firmentreffen ab. Schnell erhob sich Alex von dem Sessel und schnappte sich das Papier vom Nachbartisch und liess sich von einem Kellner einen Kuli bringen. Das Papier hatte zwar ein Firmenlogo auf dem Briefkopf, Alex drehte es einfach um und versuchte seine Schrift zu ändern, so dass es Jenny beim ersten Blick nicht auffiel. Er schrieb nur ein paar Zeilen, steckte den 'falschen' Brief in den Umschlag. Den richtigen Inhalt und den Schlüssel steckte er in seine Lederjacke und begab sich auf dem Weg zur Rezeption. Zur gleichen Zeit verliess Jenny das Hotelzimmer und fuhr mit dem Aufzug nach unten in die Empfangshalle. Als sie aus dem Fahrstuhl stieg, fiel ihr ein, dass sie ihr Handy im Zimmer vergessen hatte, als Alex um die Ecke kam und sich gerade noch hinter einer grossen Grünpflanze verstecken konnte. „Wie kann ich den Brief unbemerkt wieder in das Fach stecken?", Alex suchte nach Techniken in seinem Kopf, wie er das unsichtbar anstellen konnte. Kimberley stand wieder hinter der Rezeption. Wie es der Zufall wollte, musste Kimberley auf die Toilette und liess ihren Arbeitsplatz einen kurzen Moment unbeaufsichtigt. Schnell huschte Alex dahinter, fand einen neuen Briefumschlag, wechselte den Brief, klebte es zu und versuchte Pauls Schrift auf den neuen Umschlag nachzuschreiben. Vorsichtig blickte er sein Umfeld an, alles war ruhig und mit einem Schubs warf er den Brief in das Fach zurück. Mit einem fiesen Lächeln verzog sich Alex schnell nach draussen und tat so, als ob er telefonieren müsste. Nun ging die Fahrstuhltür auf, Jenny stieg aus und Kimberley kam zurück an die Rezeption.

Auf dem Weg zum Flughafen dachte Paul über Lisas Worte nach und gleichzeitig an Jenny. „Hoffentlich bekommt sie den Brief früh genug!" Das Taxi hielt am Airport an, Paul zahlte und schenkte dem alten Mann ein grosszügiges Trinkgeld. „Thank you very much!", freute sich der alte Mann und brauste mit neuen geladene Gäste im Taxi davon. Paul suchte in der grossen Halle nach seinem Flug und fand diese. Genau die gleiche Nummer, die er Jenny in dem Brief mitgeteilt hatte. Ein Blick auf die Uhr an der Flugtafel liess verlauten, dass es nicht mehr lange bis zum Abflug war. Ein mulmiges Bauchgefühl stieg in Paul auf. Ob noch alles gut ging? Er versuchte es jetzt mal mit einem Anruf in seinem Zuhause. Ein Glück, dass er noch die Festnetznummer hatte, auch wenn sie momentan nicht mehr genutzt wurde. Im Strandhaus klingelte es, doch keiner nahm ab. „Jenny, geh schon ran!", betete Paul, dass sein Wunsch erhört wurde. Nun versuchte es Paul bei seinem Mitarbeiter. Dieser liess ihm ausrichten, dass er mit einer Erkältung im Bett liege und nicht in dem Huchu Betrieb arbeitete. „Shit, das darf doch nicht wahr sein!", ärgerte sich Paul und sprach zugleich, dass noch Zeit zu schaffen war. „Vielleicht ist Jenny jetzt unterwegs zum Flughafen?"

Jenny kam an der Rezeption vorbei, suchte nach Alex. Dieser betrat von draussen das Hotel mit dem Handy am Ohr. „Ich habe eben mit meinem Chef gesprochen, er drückt ein Auge zu, dass ich noch einen Tag Urlaub bekomme. Aber wir müssen heute noch heimfliegen!" Jenny nickte und nahm sich vor, nach dem Frühstück endlich die Wahrheit auf den Tisch zu legen. Neue Gäste betraten das Hotel und Kimberley war die einzige Angestellte hinter der Rezeption und hatte alle Hände voll zu tun. Kurz warf sie einen Blick auf Jenny und ihr fiel der Brief von Paul sofort ein. „Warte bitte, Jenny!", rief sie und einer der Gäste lenkte sie mit der Frage ab, so dass Kimberley in der Hektik nicht merkte, dass der Brief so leicht wie eine Feder war und überreichte sie Jenny. „Danke!", sagte Jenny schnell, bewunderte den Brief, der nur Jenny zeigte und sah, wie Alex sie anschaute. „Ähm,... von Paula bestimmt", schwindelte sie und wollte den Brief nicht im Beisein von Alex öffnen. „Was ist?", fragte Alex und Jenny zuckte mit den Schultern. „Nichts!" „Willst du nicht lesen, was darin steht?" „Hat ja noch Zeit!" In Wirklichkeit wollte Jenny den Brief unbedingt lesen, denn sie konnte nur erahnen, dass es von Paul war. Wer sonst ausser ihrem Mann wusste, dass sie hier im Hotel war. Vor Neugier konnte Jenny es nicht mehr aushalten und wollte unbedingt wissen, was darin stand. Sie verzog sich in eine Ecke und riss den Brief mit zittrigen Händen auf. Das was sie dann las, liess ihr Lächeln erfrieren, der Brief glitt ihr aus der Hand. Starr vor Schock konnte Jenny immer noch nicht fassen, was Paul geschrieben hatte. Alex hatte die Situation ausgenutzt, lächelte mit sich zufrieden und wollte zu ihr kommen. Schnell reagierte Jenny, hob den Brief auf und steckte ihn in ihre Jeanshose. „Können wir jetzt frühstücken?", fragte Alex und Jenny ging an ihm vorbei. Sie hatte mit den Tränen zu kämpfen. „Fang du schon mal an. Ich muss was Wichtiges klären!" Schon war Jenny aus dem Hotel gerannt und Alex pfiff fröhlich vor sich hin. „Meine Jenny bekommt KEINER!", sagte Alex leise zu sich selbst und begab sich auf den Weg in den Speisesalon und wählte das Frühstück am Buffet aus.

Die Zeit zum Abflug kam immer näher, Paul machte sich auf dem Weg zum Check In und hörte plötzlich laut seinen Namen rufen. „Paul?" ...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt