Am ganz frühen Morgen erwachte Jenny engumschlungen neben Paul auf, starrte ihn eine Weile an und in ihr kam der Entschluss, nun ein neues Kapitel aufzuschlagen und das alte Kapitel zu beenden. Sie drehte den Ring am Finger, den sie seit der Las Vegas Reise nicht mehr abnahm und sie für einen Moment stolz fühlte, Pauls Frau zu sein. In dem Moment, als die beiden in der Kapelle vor dem Reverend standen, dachten sie sich noch den Spass dabei. Aber bei den beiden war die Liebe schon längst entstanden, die Reise nach Las Vegas hatte den beiden den Schub gegeben, sich öffentlich zu der Liebe zu bekennen. Jenny war bereit gewesen, sich auf was Neues einzulassen, wo immer Paul war, sie fühlte sich bei ihm Zuhause angekommen. Er hatte das gewisse Etwas, was sie bei dem gemeinsamen Leben mit Alex vermisste. Das Lodern der erotischen Leidenschaft, das Lächeln, die lustige Unterhaltungen und vor allem das Abenteuer mit Paul machte Jenny happy wie schon lange nicht mehr. Paul war es, der sie wieder zum Lächeln brachte. Die grauen Wolken am Himmel waren weg, die Sonne kam hervor und strahlte voller Glanz. Der Glanz der Zauber... Die Liebe wurde zum Leben erweckt... Dagegen sah der Alltag mit Alex festgeplant aus, keine spontane Abenteuer und die Leidenschaft im Bett war seit einiger Zeit nachgelassen worden. Und Viola, Alex Mutter, gab es auch noch. „Wie Pauls Eltern wohl sind?", dachte Jenny kurz über ihre Schwiegereltern nach und verwarf den Gedanken auch schnell wieder. Aber bevor Jenny alle Zelte in Deutschland abbrach, musste sie auch ein klärendes Gespräch mit Alex führen, das ihr noch bevorstand. „Am besten gleich sofort, dann habe ich es hinter mir!", überlegte Jenny und sah dabei Pauls schlafendes Gesicht an. Jenny stand leise auf, suchte die Klamotten zusammen und zog sich an. Am Schreibtisch angekommen, fischte sie ein leeres Blatt Papier zwischen all den Skizzen und Rechnungen, setzte sich leise auf den Stuhl hin. Da es hell im Raum wurde, knipste sie das Tischlämpchen aus, das die ganze Nacht auf dem Schreibtisch brannte. Jenny übersah den grossen Briefumschlag zwischen dem Chaos auf dem Tisch, den Paul an seine Schwester adressiert hatte, und begann den Brief an Paul zu schreiben: „Lieber Paul, ich wollte Dich nicht wecken, du hast so süss und glücklich ausgesehen beim Schlafen. Ich musste zurück zum Hotel, was Wichtiges klären. Ja, es gab Jemanden in meinem Leben. Das zählt nicht mehr, ab jetzt gibt es nur noch Du und Ich. Schon als ich Dich das erste Mal am Strand sah, fühlte ich mich magisch von Dir angezogen. Du bringst mich zum Lachen... In Deine Augen könnte ich stundenlang sehen... Dich zu berühren, gibt mir das schönste Gefühl... Dass ich Dich begehre, macht mich stolz... Mit Dir an meiner Seite bin ich einfach nur happy... Paul, meine Liebe zu dir ist so stark geworden, dass ich bereit bin, mit Dir gemeinsam das Leben hier in Santa Monica zu meistern. Und bin voller Hoffnung für unsere gemeinsame Zukunft. Warte auf mich, ich hole meine Sachen und bin gleich wieder bei Dir! Ich liebe Dich,
Deine „Pretty woman" Jenny..." Nachdem Jenny den letzten Satz geschrieben hatte, schmunzelte sie und fand den Kosename so warmherzig, wie Paul sie nannte. Sie las es noch einmal durch und atmete tief ein und aus, stand auf und legte den Zettel auf die leere Bettseite, wo sich das Kopfkissen befand, so dass Paul es beim Aufwachen in die Händen fiel. Sie ging um das Bett herum und gab Paul vorsichtig einen Kuss auf seinen schönen, geformten Lippen und hauchte ganz leise:"Ich liebe dich, hörst du?" Ihre Blicke wanderten an seinem nackten Body, sie konnte sich gar nicht satt sehen und erfreute sich daran, öfters diesen tollen Sixpack berühren zu dürfen. Anscheinend hatte Paul seinen tiefen Schlaf und die Mundwickel sahen immer noch happy aus. Jenny schlich zum grossen Fenster hin, schob die Glastür einen Spalt zur Seite, ein kräftiger Wind in den frühen Morgenstunden blies hinein. Als Jenny das Fenster wieder verschloss, merkte sie nicht, wie der Wind den Zettel vom Kopfkissen wegpustete und dieser nach unten unter die Nachtkommode flog. Draussen zog Jenny sich die Jeansjacke an und wärmte sich mit den Händen an ihren Oberarmen auf. Nichtsahnend, dass sie ein letztes Mal zu Paul durch die Glasscheibe hindurchsah, der immer noch schlief. Mit schnellen Schritten und einem breitem Grinsen voller Glück auf dem Gesicht lief sie mit den Sneakers in der Hand ins Hotel zurück, um rechtzeitig vor Alex Aufwachen da zu sein.
Semir sass am Frühstückstisch und erschrak, als ein dumpfer Schlag ertönte. „Ayda!" schrie er, als er den heissen Kaffee trinken wollte, aber in letzter Sekunde davon abhielt, es zu trinken und daran zu verschlucken. Ayda kam vom Flur in die Küche und verschränkte die Armen um ihren Brustkorb. „Was schreist du das ganze Haus zusammen?" Andrea und Dana gaben Ayda Recht und schüttelten mit den Köpfen. Daraufhin kam Lilly mit den Trommelstöcken hinter ihrem Rücken versteckt in die Küche. „Sorry, Papa!" entschuldigte sich Lilly verlegen. „Was soll der Krach am Morgen?" „Das ist kein Krach, das ist Musik", verbesserte Ayda. „Hört sich aber wie Krach an!", sagte Semir und trank endlich den Kaffee. Ein Durcheinander der Gerede in der Familie entstand. „Ruhe bitte!" schlug Andrea mit der Hand auf den Tisch und schlug vor, dass das Schlagzeug nur nachmittags bis in den frühen Abend für maximal eine Stunde zur Verfügung stand. „Sonst kann Niklas das Schlagzeug wieder abholen!" Zerknirscht rauschte Ayda in den Flur und zog ihre Schuhe an, Lilly machte auf Absatz kehrt und ging ins Wohnzimmer, um die Sticks zurückzulegen. „Ah, diese Ruhe, ist das nicht herrlich?", grinste Semir und trank die Tasse Kaffee leer...
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California - The Endless Summer
RomanceZwei Welten prallen aufeinander, die nicht unterschiedlicher sein könnten... Paul, der Sunnyboy, der die Frauenherzen höher schlagen lässt und seiner Leidenschaft fürs Surfen nachgeht, und die Perfektionistin Jenny, die zum ersten Mal eine Abenteuer...