No. 136

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Nachdem Alex Jenny einem Studienfreund, einen gewisseren Robert Schropp, vorgestellt hatte und die beiden einen kleinen Smalltalk führten, vergewisserte sich Alex mit seinen Blicken durch die Menschenmenge, ob Charlotte und Paul aufzufinden waren. Keine Spur von den beiden. Das war schon ein gutes Zeichen. Er ging davon aus, dass Charlotte es hinkriegte, Paul mit den K.O.-Tropfen zu verführen. Nun musste Alex den Plan noch zu Ende bringen. „Mein Freund, auf unsere alten Zeiten in der Uni müssen wir anstossen", meinte Alex lachend zu seinem Freund Robert. Dieser nickte ihm zu. „Erinnerst du dich noch an die scharfe Tussi?" „Stefanie?" „Ja, genau die!" „Boah, was hatte sie für schöne Beine gehabt!" Robert und Alex kicherten und schwärmten von den guten alten Studienzeiten, während Jenny sich gelangweilt vorkam. Ausserdem interessierte es ihr nicht sonderlich, Bettgeschichten mit anderen Mädels zu hören. Jeder hatte ein wildes Leben, gut. Aber das musste nicht so ausposaunt werden. „Ich lasse euch Zwei mal alleine, ihr habt bestimmt so viel zu erzählen", sagte Jenny in einem ausdruckslosen Ton zu Alex, „ich gehe wieder zu MEINEM Paul." „Jaja", wedelte Alex mit der Hand, als ob es ihm nicht juckte und lachte kurz auf, als Robert gerade was Witziges sagte. Schnell hielt Alex Jenny noch zurück. „Falls du deinen Lover suchst, ich glaube, er ist mit der Tochter von der Schrankmann nach oben gegangen." Was sollte die Anspielung? Kurz schüttelte Jenny den Kopf und begab sich auf die Suche nach Paul. Als sie ihn schliesslich nicht fand, hatte sie ein mulmiges Gefühl. Und Alex Worte schwirrten in ihrem Kopf herum. Dann fiel es ihr ein, dass Paul ihr erzählt hatte, dass Charlotte ihm ein neues Buch übers Surfen zeigen wollte. Sie dachte sich nichts weiter dabei, aber ihr Gefühl wurde mit der Zeit immer bedrohender. Sie redete sich immer wieder ein, wie harmlos die Sache mit dem Buch zu zeigen war. Dennoch breitete die Sache Jenny Magenschmerzen. Sie versuchte, die Atmung zu kontrollieren. „Ach, er wird gleich wieder hier sein", dachte sich Jenny und schaute sich in der Menschenmenge herum. Viele Gesichter kannte sie nicht, denn es war ja auch Isoldes Geburtstag. Jenny sah in einer Ecke Susanne und Andrea fröhlich miteinander reden, Semir stand mit Hartmut etwas abseits der Frauen. Jenny beschloss, sich zu denen zu gesellen. Die Minuten vergingen wie in Zeitlupe. Länger konnte es Jenny nicht mehr aushalten und machte sich auf die Suche nach Paul. Sie ging die Treppenstufen nach oben, ihre Blicke waren vorsichtig und als sie das Ende der Treppenstufen erreichte, sah sie auf einem kleinen Tisch zwei halbvolle Cocktailgläser stehen. Ihr Magen schmerzte bei dem Anblick so sehr, dass sie nach Luft schnappte. Das muss nichts heissen, oder? Ein leises Stöhnen war zu hören. Eine Tür stand spaltbereit offen, man konnte von aussen sehen, dass der Raum innen nicht so hell wirkte. Mit ganz leisen Schritten ging sie der Stimme nach. Jennys Herz pochte so laut und schnell. Gott, bitte sag, dass das nicht wahr ist! An der Tür zu Charlottes Zimmer angekommen, öffnete Jenny mit zittrigen Fingern ganz leicht an die Tür. Jenny schielte mit einem Auge ganz vorsichtig durch die Türspalte und bei dem Anblick, was sie da vor sich sah, verschlug es ihr den Atem. Zeitgleich wurde es ihr schlecht im Magen, sie versuchte, es runter zuspielen, hielt die Hand vor den Mund und nahm den Raum unter die Lupe. Charlotte ritt gerade auf Paul und stöhnte dabei künstlich. Hörte sich aber irgendwie echt an. Tränen sammelten sich in Jennys Augen. Habe ich mich so in Paul getäuscht? Dass er nur mit Charlotte befreundet sei? Dass er nur mich liebt? Oder war das alles nur Show? Durch den leichten Luftzug spürte Charlotte, dass Jenny an der Türe stand und sie setzte ihren Plan fort. Es konnte nur Jenny sein, denn alle anderen Gäste waren in freudiger Stimmung im grossen Wohnbereich. Yes! Sie tat alles, um Pauls Gesicht nicht zu Jenny blicken zu lassen. Denn Paul bekam von dem Ganzen nichts mehr mit, er war eingeschlafen. Anscheinend schon tief und fest. Sein Körper wurde von Charlotte bewegt. Jenny sah das kleine Chaos, welches sich in dem Zimmer verbreitet war. Klamotten lagen verstreut auf dem Boden, ein seidener BH hing an die Bettende liegend. Neben Pauls Schuhe lag eine Packung geöffneter Kondom, dessen Inhalt leer war. Als Jenny wieder hochblickte, sah sie, wie sich Pauls Händen an Charlottes Pobacken festhielten. Sie bemerkte nicht, dass Charlotte die Mühe hatte, Pauls Händen an ihrem Po festzuhalten hatte. Das Stöhnen wurden ein wenig lauter und dabei rief Charlotte immer wieder Pauls Namen. „Jaa, gib es mir!" Das war alles zu viel für Jenny, die Übelkeit in ihrem Magen brachte das Fass zum Überlaufen. Sie drückte die Hand noch fester an ihrem Mund und rannte so schnell sie konnte, die Treppenstufen herunter. Im Flur wollte gerade Semir den Weg zur Gästetoilette aufsuchen, als er schnelle Schritte auf der Treppe hörte und sah, wie Jenny tränenüberströmt an ihm vorbeirauschte und auf der Toilette verschwand. „Jenny, was ist...?", fragte Semir besorgt und sah abwechselnd zur Tür der Toilette und nach oben in den Obergeschoss, wo niemand war. Semir stand im Zwiespalt und wie es sein Instinkt sagte, ging er unbemerkt die Treppenstufen nach oben. Er vergass, dass er als Gast bei der Schrankmann war und spielte für einen Moment den Kommissar. Geschickt flutschte Semir an den kleinen Tisch vorbei auf dem kleinen, schmalen Flur, bis hin zur Tür, die immer noch einen Spalt geöffnet war. Er sah gerade, wie Charlotte von Paul runterging und sich ihre Sache zusammen suchte. „Ach, du Scheisse!", flüsterte er zu sich selbst. Charlotte bemerkte beim Anziehen nicht, dass aus der Tasche ihres Rocks eine kleine Flasche herausfiel und unter dem Bett rollte. Wie es der Zufall mochte, war Semir Zeuge dieses Augenblickes...

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt