No. 80

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Die Sirenen eines Krankenwagens waren zu hören, die Schaulustigen wurden gebeten, Platz für den Rettungswagen zu machen. Charlotte hielt Pauls Hand fest, der Notarzt rannte auf Paul zu und übernahm die Erstversorgung, nachdem der Rettungsschwimmer die Mund-zu-Mund-Beatmung erfolgreich durchgeführt hatte. Paul hatte Wasser ausgespuckt, schien aber noch von dem Unfall beklommen zu sein. Schwach blinzelte er seine Augen und sah ein Gesicht, das nicht zu Jenny passte. Paul rieb sich seine Augen und versuchte nochmal genauer hinzusehen. Das was er sah, schockierte ihn. „Sharky! Wie geht es dir?", fragte Summer voller Sorgen und hielt seine Hand immer noch fest. Paul wollte was sagen, aber er war zu schwach dafür. Er rieb sich mit der anderen freien Hand an seinem Hinterkopf und schloss wieder die Augen und nahm nun von seinem Umfeld nichts mehr wahr. „Schnell ins Krankenhaus!" schrie der Notarzt und die zwei Sanitäter kamen mit einer Trage angerannt. „Darf ich mit?", fragte Summer und der Notarzt wollte wissen, ob sie zu ihm gehöre. „Ja!", schwindelte Summer und der Notarzt nickte. „Los, Beeilung", befahl der Notarzt. Die Sanitäter, die Paul auf die Trage legten, und ihn mit schnellen Schritten in den Rettungswagen transportierten. Jenny verfolgte das Ganze und verspürte eine Eifersucht in sich aufsteigen, dass Summer wieder auf der Bildfläche erschien. Mit Blaulicht raste der Rettungswagen vom Strand ins nächstgelegene Hospital. Alex legte seine Hand auf Jennys Schulter und sagte:"Der Mann ist in den besten Händen. Komm, lass uns gehen. Ich freue mich, ...", weiter kam Alex nicht, da Jenny seine Hand von ihrer Schulter abwehrte. „Lass mich!", mit trauriger Stimme wand sich Jenny von den Schaulustigen ab und ging in eine andere Richtung. „Warte, Jenny! Wo willst du hin?" Alex rief nach Jenny und rannte ihr hinterher. So hatte er sich das Wiedersehen nicht vorgestellt. Was war nur mit Jenny los? Er verstand die Welt nicht mehr, hatte Jenny jetzt plötzlich Mitleid mit allen verletzten Menschen? Das passte doch gar nicht zu ihr! Alex holte Jenny ein, drehte sich zu ihr und stoppte sie mit den Händen an ihre Schulter. „Was ist los mit dir?", wollte Alex wissen, doch Jenny wich ihren Blick von Alex ab und starrte auf das Meer. Die Sonne war längst untergegangen. Sie zuckte nur mit den Schultern und liess verärgert einen lauten Seufzer raus. „Was will Summer hier und vor allem bei Paul? ICH sollte bei ihm sein, denn ich BIN seine Frau!" „Kennst du den Mann?", die Frage kam spontan von Alex. Hinter ihrem Rücken spielte Jenny mit dem Ehering am Finger und drehte den funkelnden Stein über der Oberfläche in die Handfläche, so dass es beim ersten Blick nicht sofort auffiel. „Und was machst du denn hier?" Man konnte ihre unhöfliche Stimme hören. „Ich freue mich auch, dich zu sehen!", kam es ironisch von Alex, als Jenny ihn wieder stehen liess und den Weg zum Hotel einschlug. Wut und Enttäuschung stieg in Jenny auf. „Was um alles in der Welt macht Summer hier in Santa Monica? Wie geht es Paul, hat er schlimme Verletzungen? Ich weiss nicht mal, in welchem Hospital er liegt. Und was macht Alex hier? Mist! Das darf doch alles nicht wahr sein!"

Währenddessen ging es in der PAST auf den Feierabend zu, die Krüger steckte ihren Kopf in das Büro von Hauptkommissar Gerkhan, der gerade dabei war, seinen Computer herunterzufahren. „Gerkhan, wie weit sind Sie mit der Partnersuche?" „Ah, Frau Krüger", seufzte Semir leise und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, „schwierig, einen geeigneten Partner zu finden." „Sie wissen ja, dass Sie bis nächste Woche noch die Frist haben." „Erinnern Sie mich nicht daran, ich hoffe nur, dass der Partner diesmal länger bleibt. Wissen Sie, wie es ist, ständig immer wieder ein neues Vertrauen in den neuen Partner aufzubauen?" Kim strich mit der Hand ihre lange Haare über das Ohr und wollte eine Akte auf den Tisch legen. „Da muss ja die Chemie stimmen, sonst hält es keiner mit Ihnen aus", lachte die Chefin und Semir stimmte ihr zu. „Wann kommt Jenny wieder zurück?", wollte der kleine Mann noch wissen, bevor die Krüger auf dem Weg in ihr eigenes Büro war. „Montag sollte Sie wieder einsatzfähig sein. Sie können Ihren Beifahrersitz für Frau Dorn reservieren." Da klingelte bei Semir das Handy, er sah auf das Display den Namen von seiner Frau. „Gut", sagte Semir noch schnell zu seiner Chefin und nahm das Gespräch mit Andrea an. „Hallo, mein Herz!" Rasch warf Semir einen Blick auf seinen Armbanduhr, stand auf und mit der einen Hand hielt er das Handy am Ohr und mit der anderen räumte er schnell den Papierkram beiseite. „Ja, ich bin quasi auf dem Weg zum Schlagzeuglehrer und werde Ayda und Lilly abholen", sagte Semir und gab Kusslaute in das Handy.

Eigentlich wollte Jenny nur ihre restlichen Sachen aus dem Hotelzimmer holen und auschecken. Ihr neues Leben an Pauls Seite verbringen und einige Dinge in Deutschland erledigen. Doch dieser Unfall am Strand und Alex überraschendes Auftreten machten einen Strich durch ihre Pläne. Jenny sackte sich auf dem Bett, hielt leicht nach vorne beugend ihren Kopf in die gestützten Hände. „Sag mal, was ist denn los mit dir? So kenne ich dich gar nicht!", sagte Alex, der als Letzter in das Zimmer kam und die Tür hinter ihm mit einem lauten Knall zuwarf. „Wo warst du überhaupt? Ich habe versucht, dich zu erreichen, hatte Sorgen um dich, schlaflose Nächte und musste sogar auf dem Weg zu dir hierher zweimal umsteigen. Weisst du, wie anstrengend das alles war, nur um zu sehen, dass es dir gut geht!" Mit jedem Satz wurde Alex lauter, sogar wütend. Jenny sah zu Alex auf, der mit hochrotem Kopf im Zimmer auf und ab ging. „Du bist so anders geworden!", stellte er fest, „hast du eine Affäre?"    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt