No. 129

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Paul verschluckte sich fast an seinem Kaffee und hustete heftig. „Paul, wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen", sagte Helga und knickte die Ecken der Zeitung. Paul bemerkte dies und nahm die Zeitung weg. Er suchte die Hände seiner Mutter und hielt sie fest in die seine. Mit dem Daumen streichelte er über den Handrücken der Mutter. „Mama, du bist nicht alleine! Lisa und ich sind doch da", beruhigte Paul seine Mutter. „Wir haben dir doch versprochen, dass wir euch unterstützen." „Ja, das weiss ich. Lisa hat ihre Werkstatt und du bist tagsüber auch arbeiten. Wie soll das denn gehen? Ihr könnt nicht bei jeder Kleinigkeit angerannt kommen." Darüber hatte Paul noch nicht nachgedacht. Zwischenzeitlich war er auch noch mit Jennys Problemen beschäftigt. „Ja, und?", fragte Paul seine Mutter, als diese ihn anschaute. „Für den Fall, wenn es wirklich nicht mehr weitergeht, wäre Papa in einem Heim bestens aufgehoben. Schau mal, die haben da professionelles Personal, die wissen, wie man mit dem Patienten umgeht..." „Mama,..." In diesem Moment brachte Paul kein Wort über seine Lippen. „Um ein gutes Heim für Papa zu finanzieren zu können, habe ich gedacht, wir verkaufen das Haus." Nun war es raus mit der Sprache. Verständnislos schaute Paul seine Mutter an. „Das ist nicht dein Ernst, oder?" „Doch, Paul! So sehr mein Herz weh tut, ich suche nach einer guten Lösung für Papa. Ich kann euch nicht mit der Sache belasten." „Wie soll das denn gehen?", stammelte Paul, „Lisa und ich haben unser Haus neben eurem stehen. Und da ziehen neue Eigentümer ein, die fremd für uns sind. Nee, Mama!" „Paul, versteh mich doch! Eine andere Lösung habe ich nicht! Um euer Zuhause braucht ihr keine Sorgen zu machen, es ist alles geregelt. Euer Zuhause werdet ihr nicht verlieren, Lisa und du!" „Weiss Lisa das?" Die Mutter verneinte und Paul lehnte mit einem lauten Seufzer in den Stuhl zurück. „Nein, Mama! Es ist gut, dass du dir Gedanken um Papa machst. Aber das Haus verkaufen, nein! Wo kommst du dann hin?" „Ich werde mir eine kleine Wohnung suchen, auf jeden Fall in der Nähe von Papa." Lange hielt es Paul nicht mehr auf dem Stuhl aus. Abrupt stand er auf und ging einige Schritten. „Junge, du machst mich verrückt! Setzt dich doch!" Statt sich hinzusetzen, kniete sich Paul vor seiner Mutter hin. „Mama, ich überlege mir eine andere Möglichkeit. Lass mich mit Lisa darüber reden." Sanft streichelte Paul seiner Mutter an der Wange. Eine Träne kullerte an ihrer Wange herunter. „Mama", es tat Paul so leid, seine Mutter zu sehen. Er stand auf und nahm Helga in die Armen. Er umarmte sie fest. „Mama, ich verspreche dir, du wirst dein Zuhause nicht verlieren!" „Ach, wie soll das gehen?", weinte Helga an Pauls Oberkörper und nässte sein T-Shirt. Gerade hatte Paul noch so gute Laune gehabt und jetzt war sein Blick nur noch traurig. Vielleicht konnte die Nachricht, dass Paul eine Frau hatte, die Eltern ein wenig aufmuntern. „Du, Mama, ich würde euch gerne Jemanden vorstellen." Helga blickte zu ihrem Sohn auf, der ihr ein Lächeln schenkte. „Ach, Junge, das würden Papa und mich sehr freuen! Dass du mal Wurzeln schlagen würdest, hätte ich nie gedacht!" Helga schnäuzte ihre Nase und vergass für den Moment, worüber sie Tränen vergossen hatte und lächelte ihren Sohn an. „Wann lernen wir sie kennen?" „Jenny? Vielleicht morgen", überlegte Paul. „Ach, Jenny heisst sie. Ein schöner Name. Du, das muss ich unbedingt deinem Vater erzählen!", freudig schaute die Mutter in die Augen des Sohnes, die funkelten. Und schon war Helga aus dem Hause der Tochter gerannt, um Klaus die freudige Nachricht zu übermitteln. Paul sah seine Mutter mit einem schmunzelnden Grinsen hinterher. „Was für ein Morgen", sprach Paul mehr zu sich selbst und freute sich, Jenny gleich wiederzusehen, auch wenn das Thema Pflegeheim in seinem Gedanken gespeichert war.

Das Wetter zeigte sich von der besten Seite. Gestern bildeten sich dunkle Wolken am Himmel, es hatte geregnet. Heute schien die Sonne und strahlten ihre Wärme aus. Im Mercedes sitzend fuhr Paul den Weg zur Arbeit. Mit den Gedanken bei seinem Vater festhängend schrak er durch einen Anruf seines Handys auf. Als er das Gespräch annahm, meldete sich Charlottes Stimme. „Morgen, Paul! Gut geschlafen?", flötete Charlotte. „Dir auch einen schönen Morgen! Habe nicht so gut geschlafen, aber das war es mir wert", sagte ein fröhlicher Paul. „Oh, das klingt nach einer Frau", forschte Charlotte nach und Paul lachte kurz auf. „Ja, es geht langsam bergauf mit Jenny", träumte er vor sich hin, kam aber wieder in die Realität an. Derweil hatte Charlotte ihre Augen genervt verdreht, als Paul das Wort Jenny erwähnte. „Ich muss langsam aktiver werden!", dachte sich Charlotte. „Weswegen rufst du an?", wollte Paul wissen und Charlotte sprach ihn auf ihre Nachricht gestern an. „Du hast mir noch nicht geantwortet, ob du zur Geburtstagsfeier meiner Mutter kommen wirst." Man hörte Paul stöhnen. „Komm, Paul! Ich kenne sonst keinen da, nur dich. Das wird ein lustiger Abend, dafür sorge ich schon." Kurz dachte Paul nach. Jenny hatte eh schon was vor heute Abend, aber danach hätte sie Zeit. „Für ein paar Stunden schadet das nicht", dachte sich Paul und sprach laut ins Handy:"Ok, dann werde ich kommen. Schliesslich habe ich deiner Mutter auch zu verdanken, dass ich bei der Autobahnpolizei arbeite. Da möchte ich nicht unhöflich sein." „Super! Ich freue mich!" „Was soll ich denn deiner Mutter schenken?" Charlotte gab ihm ein paar Tipps. „Gut, danke. Das besorge ich dann in der Mittagspause. Wir sehen uns dann heute Abend." „Ja, bis dann." Mit einem frechen Grinsen lächelte Charlotte in den Spiegel ihres Kleiderschrankes, sagte „Bald habe ich dich soweit!" und schob die Tür beiseite. Sie durchwühlte einige Klamotten und fand das Auserwählte...

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt