No. 74

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Als Jenny und Paul glücklich und bis über beide Ohren verliebt die kleine Hochzeitskapelle als frisch vermähltes Brautpaar verliessen, landete der Flieger aus New York auf der Landebahn in Los Angeles, Kalifornien. Beim Verlassen des Bordes ging Alex an der Flugbegleiterin Amanda vorbei, die ihn wehmütig mit einem Lächeln ansah und sich von ihm verabschiedete. „Man sieht sich zweimal im Leben", meinte Amanda und Alex schenkte diesem Satz keine Bedeutung. Er zuckte lächelnd mit den Schultern, mit seinen eisblauen Augen sah er Amanda an. „Wer weiss?", flüsterte Alex an Amandas Ohr, „danke für die tolle Zeit mit dir!" Die Passagiere hinter Alex drängelten und wollten aus dem Flieger heraus. Es blieb nicht mehr viel Zeit und schliesslich trat Alex aus dem Flugzeug und ging den langen Tunnel entlang bis er in der grossen Airporthalle des internationalen Flughafens erschien. Alex zückte aus der Innentasche seiner Lederjacke eine Notiz, auf dem er den Name des Hotels geschrieben hatte, in dem sich Jenny aufhielt. Er ging durch die Passkontrolle, holte sein Gepäck ab und ging auf dem Ausgang zu. Am Taxistand schnippte er mit dem Zeigefinger, ein Taxifahrer sprang aus dem Taxi heraus und kam Alex zu Hilfe. Der Taxifahrer nahm Alex das Gepäck, einen Koffer, ab und verstaute es im Kofferraum. Derweil nahm Alex hinten im Taxi Platz auf der Rückbank und scrollte auf seinem Handy rauf und runter. „Wo soll es hingehen?", fragte der Mann, der sich gerade ans Steuer setzte und auf die Antwort des Fahrgastes wartete.

Die Tage bei der Autobahnpolizei waren ohne grosse Spannungen, Semir fuhr alleine reine Routine, die fast zum Einschlafen waren. Gelangweilt fuhr Semir früher als geplant von der Autobahn Köln runter und parkte auf dem Firmengelände des Reviers. An dem Türeingang traf Semir auf Frau Schrankmann, die Oberstaatsanwältin. „Guten Tag!", begrüsste Semir mit einem erstaunten Blick die Frau, der er den Vortritt ins Revier liess. „Guten Tag, Herr Gerkhan. Was macht die Bewerbung für Ihren neuen Partner?" „Dass sie auch alles weiss...", dachte Semir genervt und lachte etwas gekünstelt. „Tja, bis jetzt habe ich noch nicht den passenden Partner gefunden." „Na, dann strengen Sie sich mal an!" Kim Krüger kam in die Eingangshalle und führte Frau Schrankmann in ihr Büro. „Alter Drachen!", schimpfte Semir über die Schrankmann, als er vor dem Schreibtisch von Susanne stand. Susanne kicherte und riss sich wieder zusammen, als die Krüger einen argwöhnischen Blick zu den beiden rüber warf. „Ich habe dir neue Bewerberunterlagen auf deinen Tisch gelegt." „Danke Susanne!" Voller Hoffnung ging Semir in sein Büro, das immer noch leer vorkam, denn der Drehstuhl gegenüber ihm stand still. „Es wird Zeit, dass frischer Wind einkehrt", murmelte Semir zu sich selbst und schlug die erste Bewerbungsmappe auf. „Nee, so nicht!", die Mappe schlug Semir wieder zu, öffnete die zweite und las sie. „Wir sind hier bei der Autobahnpolizei und nicht die Dorfpolizei irgendwo mitten in der Pampa!" Verärgert blätterte Semir in der letzten Mappe und stöhnte auf. Schnell klappte er die Mappe zu und schob sie zu den anderen zwischendurch. Nichtsahnend, dass er von den Frauen Krüger und Schrankmann beobachtet wurde, die hinter der Glasscheibe zu ihm schauten. „Ich habe ihm schon eine Frist gesetzt", sagte die Krüger und die Oberstaatsanwältin nickte. „Sehr gut!" Isolde Schrankmann räusperte sich kurz, „weshalb ich hier bin, ich möchte gerne zu meinem runden Geburtstag in ein paar Wochen einige Kollegen von der PAST einladen. Hier ist die Einladung." Dankend nahm die Krüger die Einladung in die Hand und bestaunte die gedruckte Karte, die schön aussah. „Da waren Sie aber ein niedliches Mädchen", schmunzelte die Krüger das kleine Kinderfoto auf der Karte. Beim Verlassen des Büros verteilte Isolde noch die Einladungen an Semir und Susanne sowie Einstein, der kurz reinschaute und mit Susanne kurz unterhielt. Mit staunenden Blicken lasen sie die Einladungskarten und waren sichtlich überrascht, dass die Schrankmann ihren runden 60. mit einigen Mitarbeiter der PAST feiern wollte.

Auf dem Weg zum Hotel spazierten Paul und Jenny an den Boulevard entlang. Dort fiel Paul ein Tanzlocation auf und entführte Jenny hinein. Die Location sah von innen schön aus, eine glitzernde Discokugel in Silber hing an der Decke in der Mitte der Tanzfläche. Die Bar hatte eine lange Theke und viele Hocker standen davor. Eine ruhige Musik lief im Hintergrund. An der Bar bestellte Paul zwei Gläser Champagner und stiess mit Jenny auf den schönsten Tag in ihrem Leben an. Die Tanzfläche füllte sich langsam mehr, die ruhige Musik wurde durch einen Song in Popmusik gewechselt. Paul suchte Jennys Hand und wollte sie auf die Tanzfläche führen. „Unser Hochzeitstanz fehlt", lächelte Paul, „und zeige mir deine schwingende Hüften!" „In dem Kleid dürfte das schwierig werden", sprach Jenny in Pauls Ohr. Doch Jenny machte das Beste daraus, schwang ihr Bein durch den langen Schlitzes des Kleides und legte einen coolen Tanz hin. „Wow!", sagte Paul, durch den Tanz erinnerten sich Jenny und Paul zurück an die Zeit. Die Rückblende ging zurück an jenem Abend in Santa Monica, wo Paul Jenny die Tanzkünste beibrachten, um ihr steifes Hüftgelenk für den Surfkurs zu lockern. „Du führst dich wie ein Bleistift auf", hatte Paul damals gesagt. Engumschlungen und mit Küssen zwischendurch tanzten die beiden noch auf der Tanzfläche, stillten ihren Durst erneut mit den Gläsern Champagner und machten sich auf dem Weg zurück ins Hotel. Vergessen war die Verfolgung mit dem Bodyguard, denn das Glück strahlte über Jenny und Paul... Spruch-Zitat: Liebe sollte etwas Geheimnisvolles behalten, damit sie ihren Zauber nicht verliert...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt