No. 193

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Gut gelaunt und fit erschien Jenny am nächsten Morgen auf der PAST. Vor allem ihr Dauergrinsen war nicht zu übersehen. „Na, Jenny, gute Laune heute? Und das an einem Montag?" Semir betrat nach Jenny die PAST, wirkte allerdings noch etwas gerädert, da die Familie am Wochenende einen spontanen Kurztrip an die Nordsee geplant hatten und der Montagmorgen im Hause Gerkhan wie immer in einem Chaos im Badezimmer und am Frühstückstisch ausbrach. „Ich bin einfach so glücklich", strahlte Jenny und Semir musste gähnen. „Das sieht man. Ehrlich Jenny, ich freue mich für euch zwei! Das hat aber lange gedauert, bis ihr einseht, dass ihr wirklich zusammen gehört!" „Kaffee?", fragte Jenny und Semir war ihr dankbar. Gemeinsam gingen sie in die kleine Küche. „Paul plant irgendwas. Ich weiss aber nicht, was." „Aha...", Semir lehnte sich gegen die Arbeitsplatte und sah Jenny zu, wie sie die Kaffeemaschine zum Starten brachte. „Ach, du weisst bestimmt was?" Jenny sah Semir eindringlich an, als dieser seine Mundwickel zu einem Lächeln zeigte. „Meine Lippen sind verschlossen!" Da kam Frau Krüger in die Küche. „Da sind Sie, Gerkhan! Guten Morgen! Kommen Sie bitte in mein Büro", bat Kim. Semir nickte und Jenny hatte noch eine Frage an die Chefin. „Frau Krüger, ich würde gerne Urlaub beantragen für Paul und mich." Die Chefin strich ihre Haarsträhne hinter ihrem Ohr. „Renner hat morgen seinen ersten Tag hier bei der Cobra und schon ist wieder Urlaub?" „Ich meine ja nicht sofort Urlaub. So in einer Woche vielleicht?" „Haben Sie schon mit ihrem Mann gesprochen?" Kim verschränkte ihre Armen und sah, dass Jenny unsicher wirkte. Einerseits wusste Jenny, dass Paul sich freute, wieder zur Cobra zurückzukehren und die Action brauchte. Das Still sein lag ihm nicht so besonders und fast jeden Abend schwärmte Paul Jenny von dem Tag, an dem er wieder über die Autobahn rasen durfte. Andererseits war Jenny sich nicht sicher, ob sie über Pauls Kopf hinweg entscheiden konnte. „Vergessen Sie meine Frage. Ich kläre das lieber zuerst mit Paul." „Gut", meinte die Krüger und als sie sich umdrehte und hinausging, war gerade der letzte Kaffeetropfen gesickert. „Kaffee ist fertig", sagte Jenny und holte zwei Tassen aus dem Schrank. Semir bemerkte Jennys Blicke, die ein wenig traurig aussahen. „Jenny, warte noch etwas mit dem Urlaub." „Ok. Weisst du, ich wollte nach Flüge für uns schauen nach Kalifornien." Als Semir keine Anstalten machte, wurde Jenny stutzig. „Du sagst ja gar nichts." Jenny reichte Semir seine Tasse und schenkte Kaffee in ihre Tasse ein. „Ich geniesse den Kaffee", meinte Semir, der seine Nase über die Tasse hielt und aus der Küche ging. Wortlos schaute Jenny ihn hinterher und merkte zu spät, dass der Kaffee über ihre Tasse lief. „Mist!" Den Duft der Kaffee stieg durch die grosse Halle und Susanne stand auf einmal in der Küche. „Schön, dass es Kaffee gibt!" „Aber nicht mehr viel", sagte Jenny, die sich mit einem Putzlappen über die Arbeitsplatte schwang und die ausgelaufene Flüssigkeit wegwischte. Den restlichen Kaffee schenkte Susanne in eine Tasse ein, als Finn ebenfalls in die Küche kam. „Bekomme ich auch einen Kaffee?" „Da musst du erstmal welchen aufsetzen", meinte Jenny und folgte Susanne in die grosse Halle. „Na toll", seufzte Finn und sah sich etwas verloren in der Küche um.

Paul war so voll in seinem Elan, was seine Überraschung für Jenny betraf. Heute war sein letzter krankgeschriebener Tag, an dem er sich den Beifahrersitz seines Partners Semir und die Action rundherum bei der Autobahnpolizei herbeisehnte. Zwischendurch kümmerte er sich um Luna und brachte sie zu seinen Eltern für ein paar Stunden. Klaus beschäftigte sich sofort mit dem Kleinen und ging mit ihr spazieren. Zurück in seinem Haus hatte Paul schon viele Sachen erledigt, vor allem viele Anrufe gemacht. Er rieb sich an seinem Ohr, das leicht rötlich aussah. „Ha, organisieren kann ich auch", sagte er mehr zu sich selbst, als er seine Haare durch wuschelte. Er stand von der Couch auf und beschloss ins Bad zu gehen. Auf der Ablage im Bad entdeckte er, dass Jenny was vergesse hatte. „Perfekt!", freute sich Paul, als er das Schmuckstück zwischen seinen Fingern nahm und es wieder hinlegte. Eine frische Dusche und zehn Minuten später war Paul angezogen und machte sich auf dem Weg in die Stadt. Am späten Nachmittag kehrte Paul nach Hause und Helga bat ihn, zu Kaffee und Kuchen ins elterliche Haus zu kommen. Luna kam freudig auf Paul zu und wedelte mit dem Schwanz. „Na du!", grüsste Paul den Kleinen, strich ihr über das schokobraunes Fell. Suchte nach ihrem Spielzeug und warf es im Garten auf den Rasen. Luna trottete dem geflochtenen Strick hinterher und nahm ihn zwischen ihren Zähnen. Paul erzählte seiner Mutter, dass er kurz auf der Bank war und das Geld aus dem Verkauf des Strandhauses auf ein Sparkonto angelegt hatte für den Fall, dass der Vater in ein Pflegeheim muss. „Wollen wir hoffen, dass es nicht soweit kommen wird", seufzte Helga, als diese Kaffee und Kuchen auf der Terrasse brachte. „Mama, du bist nicht alleine! Ich bin da, Lisa, Jenny...". Helga brachte in kleines Lächeln hervor und war Paul für seine Hilfe dankbar. Klaus holte Geschirr, und meinte dass Lisa keine Zeit hatte und so sass die kleine Familie für eine Stunde beisammen. Gegen Abend bereitete Paul die Überraschung für Jenny vor. Jenny hatte Paul kurz mitgeteilt, dass sie auf einem Einsatz war und es später werden würde. So hatte Paul mehr Zeit und war gerade fertig geworden, als er Jennys BMW durch die Glasspalte der Haustür sah. Kurz checkte Paul sein Aussehen in den Flurspiegel und zwickte mit seinen rechten Augen. Er hörte, wie der Schlüssel in dem Schloss rasselte und sprintete auf die Tür zu. Jenny sah die Haustür, die von innen geöffnet wurde, wortlos zu...

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt