No. 67

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Am Pokertisch stieg die Spannung, die Karten wurden aufgedeckt. Der Mann mit dem goldenen Zahn fluchtete ein leises „Shit!" und war aus dem Rennen. Der andere Mitspieler, der vor lauter Nervosität an seiner Stirn schwitzte, hatte keine hohe Zahl an den Karten und sah sein Geld davon schwimmen. Nun blieb der grosse Showdown zwischen Paul und dem kahlköpfigen Boss, dessen Bodyguard hinter ihm zum Schutz stand. „So, jetzt will ich deine Karten sehen!", den unhöflichen Ton konnte man in seiner Stimme hören, „mal sehen, wer der Bessere ist!", hielt der Boss die Karten in seiner Hand gesteckt und mit der anderen Hand steckte er seine Zigarre in den Mund und zog daran. Die Augen waren leicht zusammengekniffen und funkelten böse gegenüber Paul. Ein kräftiger Rauch bildete sich aus seinem Munde und Paul schaute sich seine Karten nochmal an. „Erst will ich Ihre Karten sehen!", bestand der blonde Surferboy darauf und stapelte die Karten in seiner Hand zusammen, die nun auf dem grünen Filz lagen und legte seine Hand schützend darauf. Pauls Gesichtsmiene blieb ruhig und er spitzte seine Lippen wortlos. Der Boss lachte kurz auf, stützte den Ellbogen auf den Tisch und deckte eine Karte nach dem anderen auf. Die letzte Karte hielt er noch kurz zurück. „Wenn du das so willst, gerne! Dein Lachen wird dir schon vergehen!" Nun klatschte der Boss die letzte Karte unsanft auf den Pokertisch, lehnte sich mit einem fiesen, nach oben gezogenen, leichten Mundwickel, in den Stuhl zurück und zog genüsslich an der Zigarre. Paul warf einen Blick auf die aufgedeckten Karten und verzog seinen Gesichtsausdruck und schloss kurz die Augen. „Paul?", ganz leise flüsterte Jenny in sein Ohr, die es langsam mit der Angst zu tun hatte, „noch können wir von hier verschwinden!" Jenny hatte sich leicht nach vorne zu Paul gebeugt. Er öffnete seine Augen und blickte Jenny ins Gesicht. Paul erkannte in ihren Augen, dass sie ängstlich war. „Alles gut, gleich ist es vorbei." Er lächelte sie kurz an, wand sich dann seinen Karten zu und begann die erste Karte aufzudecken. Jenny stand wieder in der richtigen Haltung und wusste nicht, wie sie seine Worte deuten sollte. Sie sah rüber zu dem Boss, der sie anschaute, als sei er scharf auf sie. Jenny ekelte sich vor seinen Blicken, und legte demonstrativ ihre Hand auf Pauls Schulter. Nun wurden die restlichen Karten auf den Rücken gelegt und bei der letzten zögerte Paul einen kurzen Moment. Pauls typisches, schiefes Grinsen kam zum Vorschein. „Gib ruhig zu, dass du gegen mich keine Chance hast!", mahnte der Boss höhnisch in seiner Stimme und nachdem er eine an der Zigarre gezogen hatte, legte Paul die letzte Karte ganz langsam um, und dem Boss verschlug vollends die Sprache und vor Schock vergass er, den Rauch der Zigarre auszuatmen. Paul zwinkerte mit seinen rechten Augen. „Unterschätzen Sie mich nicht!" Mit den ausgebreiteten Armen sammelte Paul seinen Gewinn ein, während der Boss heftig hustete. Die anderen Mitspieler trauten sich nicht, dem mächtigsten Mann auf dem Rücken behilflich zu klopfen. Jenny half Paul, das Geldbündel in Dollarscheinen einzusammeln, das als Einsatz genutzt wurde als die Pokerchips in den Spielcasinos. Paul stand nun auf, mit einem Lächeln verabschiedete er sich von der Spielrunde. „War nett, mit Ihnen zu pokern!" Paul schob mit seiner Hand an Jennys Rücken auf die Notausgangtür zu, die er während der Spiels entdeckt hatte und für den Fall aller Fälle gemerkt hatte. „Glaubst du, du kannst mich verarschen? Haltet ihn auf!", befahl der Boss und der Bodyguard tat wie befohlen. Die verbliebenden Mitspieler sahen sich das Ganze mit grosser Spannung an. Mit grossen Schritten ging der grosse, kräftige Mann auf Paul zu und wollte aus der Innenseite der Jacke seine Pistole herausholen. Paul sah die schwarze Waffe und reagierte blitzschnell. Durch den Druck auf ihrem Rücken spürte Jenny, dass die Lage ernst war und stöckelte so schnell sie konnte auf ihren hohen Absätzen zur Tür und öffnete sie. Zum Glück war sie offen und so stürmten Jenny und Paul hinaus. Um den beiden noch Zeit für die Flucht zu verschaffen, drehte sich Paul kurz noch einmal um, hob sein Bein hoch und schlug mit dem Fuss die Pistole aus der Hand des hinterhergerannten Bodyguards und verpasste ihm einen heftigen Fausthieb an die Nasenspitze, so dass der Bodyguard taumelnd nach hinten fiel und sich noch versuchte, an den Türrahmen festzuhalten. Der Schlag war so heftig, dass er keine Kraft mehr hatte, und lag auf dem Boden. Der Boss kam auf den Bodyguard zu, mit der Zigarre in der Hand und dem drohenden Zeigefinger, der ganz nah an der Nase des liegenden Mannes war. „Schlappschwanz! Du bist gefeuert!", brüllte der Boss und die Mitspieler am Tisch zuckten durch den lauten Schrei zusammen. Der Job war seine Existenz, um den Job noch zu retten, rappelte sich der Bodyguard wieder auf die Beine, öffnete die Tür mit aller Wucht auf, rannte hinaus in die Dunkelheit und nahm die Verfolgung nach Paul und Jenny wieder auf.

Alex traf am Airport, dessen Ziel Los Angeles in Kalifornien war, am Boarding auf die schöne Stewardessin Amanda, die er gestern Abend in der Hotelbar kennenlernte und kam mit ihr in einen Smalltalk. Er wollte wissen, ob in der Nacht zwischen den beiden was vorgefallen war. Amanda erzählte ihm, dass sie ihn zwar auf das Zimmer begleitet hatte, aber als sie ihn verführen wollte, sei er prompt wegen dem vielen Alkohol eingeschlafen. „Ach, schade!", meinte er, das ironisch klang. Doch dies machte Amanda nichts aus, im Gegenteil, sie hatte noch ein Ass im Ärmel. „Das können wir immer noch nachholen", flüsterte sie leise, als sie Alex seine Boardingkarte zurückgab und ihn mit dem viel zu dick, aufgetragenen roten Lippenstift auf ihren Lippen verführerisch anlächelte, als Alex an ihr vorbei in den Flugsteig ging...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt