„Meine Pretty woman? Wie meinte er das denn?", schoss es Jenny durch ihre Gedanken. Egal, wie auch immer, sie fühlte sich geschmeichelt von dem Wort und sah grinsend zu Charlotte. Man konnte an Charlottes Nase sehen, dass die sich vor Wut weitete. Wie ein Stier bei einem roten Tuch. „Aha", sagte sie und nahm dabei einen kräftigen Schluck Bier, „...ich dachte, du bist nicht der Typ für Beziehungen?" „Wenn du auf unsere Zeit damals andeutest, das war ein anderes Leben. Wir waren Teenager und das war eine andere Zeit. Heute liebe ich meine Freiheit und geniesse das Leben, so wie ich es mag", mit diesem Satz beendete Paul die Fragerei von Charlotte und diese trank daraufhin die Flasche leer. Der Abend wurde dunkler, der Wind kräftiger und das Feuer wurde immer kleiner. Nach und nach gingen die Besucher, auch Jenny stand auf und wollte gehen. „Du kannst gerne noch bleiben", Jenny wärmte mit den Händen an ihren Oberarmen. „Natürlich komme ich mit", sagte Paul. Nun hiess es Abschied nehmen, Charlotte blieb am Huntington Beach zurück und für Paul und Jenny begann morgen die Reise zum nächsten Ziel. „Sehen wir uns mal wieder?", mit einem fragenden Blick sah Summer Paul an. „Wer weiss?", kratzte sich Paul am rechten Augenbraunen. „Vielleicht komme ich mal vorbei nach Santa Monica", Summer zog ihr Handy aus der Hosentasche und wedelte damit, „wir können ja in Kontakt über Handy bleiben." Paul nickte kurz und beide umarmten sich. Nur Jenny blieb im Hintergrund, stattdessen sagte sie nur:"Mach es gut und pass auf dich auf!" „Danke, dir auch!" Nachdenklich blieb Charlotte am Lagerfeuer zurück und sah, wie Paul und Jenny in die Dunkelheit verschwanden.
Bald war der Flug nach Kalifornien. Im Schlafzimmer packte Alex schon mal seine kleine Reisetasche zusammen. Viola brachte ihm die letzten gebügelten T-Shirts. „Hast du jetzt alles, mein Junge?" „Ich denke schon", prüfte Alex den Inhalt der Tasche, „nur noch Waschzeug." Im Wohnzimmer wollte Viola gerade das Bügelbrett zusammenklappen, als ein aufgebrachter Alex mit dem Reisepass in den Händen zu seiner Mutter kam. „Ach, Mist! Mein Reisepass ist nicht mehr gültig! Was mache ich jetzt?", mit der einen Hand schlug er an die Stirn und seine Überraschung für Jenny drohte ins Wasser zu fallen. „Bleib ganz ruhig", tupfte Viola mit dem Taschentuch an ihrer eigenen Stirn, bei der auch die Aufregung ins Gesicht geschrieben stand. „Ich habe die Lösung! Am Flughafen kann man gegen Gebühr für einen bestimmten Zeitraum einen vorläufigen Reisepass bekommen. Das müsste machbar sein!" Viola fiel ein Stein vom Herzen, dass heutzutage sowas Mögliches machbar war. „Danke, Mama! Was würde ich ohne dich machen?" Alex umarmte seine Mutter so stürmisch, dass das Bügelbrett hinter ihr leicht wackelte.
Beim Frühstück im Wohnzimmer der Familie Gerkhan an dem Sonntagmorgen war die ganze Familie am Tisch. Es folgte ein gemütliches Beisammensein, es wurde gelacht und Witze erzählt. Nach dem Frühstück zogen sich Ayda und Lilly auf die Couch zurück, schauten sich eine Sendung an. Andrea schenkte nochmals Kaffee ein. Dana bemerkte, wie ihr Vater gedankenverloren in dem Kaffee rührte. „Alles ok, Papa?" Semir sah auf. „Jaja..." „Du hast doch irgendwas, oder? Ich kenne doch deinen Blick", hob seine Frau gerade die Tasse hoch und wollte trinken. „Du kennst mich wohl zu gut", lachte Semir kurz, „ja, ich dachte nur nach, wie mein neuer Partner wohl aussehen würde." „Ja, das kann ich dir schon mal sagen", stellte Dana in ihren Träumen den Traummann vor. „Gross, schlank, nicht zu alt, kräftige Muskeln..." „Redest du von Bartels?", grinste ihr Vater und Dana verschränkte ihre Armen. „Nee, Papa! Wie kommst du darauf?" „Ach, Spass beiseite! Auf keinen Fall ein Weichei!" „Schatz, was redest du denn da?" „Ja, ich hatte zwei Bewerber gehabt, die sahen vom Bild her aus wie Weicheier." Andrea stellte die Tasse wieder auf den Unterteller. „Wie kannst du nach Passbildern urteilen? Du weisst doch nicht, was sie körperlich draufhaben. Lass die doch einen Tag zur Probe mitfahren und dann kannst du immer noch urteilen." „Ja, eben", war Dana der gleichen Meinung wie Andrea. „Wie würdest du dich fühlen, wenn irgendjemand dich „zu alt" bezeichnet?", stellte Dana die Frage und ihr Vater sagte:"Fräulein, immerhin habe ich zwanzig Jahre Erfahrung, das muss mal einer toppen können!" Mit einem zufriedenen Seufzer lehnte sich Semir in den Stuhl zurück und trank genüsslich den Kaffee.
Im Bulli lagen Paul und Jenny nebeneinander auf der Schlafcouch. Obwohl Jenny müde von der Sonne und dem Wasser war, konnte sie doch nicht einschlafen. Auch Paul konnte nicht schlafen und schaute durch das Fenster gegen den Himmel, der Mond war in dieser Nacht nur die Hälfte seiner. „Paul?", flüsterte Jenny, denn sie wusste nicht, ob er schlief, oder nicht. „Ja?" Jenny zuckte bei der schnellen Antwort zusammen. Paul spürte die zuckende Bewegung. „Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken." „Alles gut. Darf ich dir eine Frage stellen?" „Wenn es nicht gegen den Deal ist, gerne." Nun drehte sich Jenny zu Paul um, ihre Lippen waren ganz nah und in diesem Moment spürten die beiden eine tiefe Anziehungskraft und sahen sich lange in die Augen. „Warum bin ich deine Petty woman?" Jenny streichelte mit ihrem Zeigefinger an Pauls Gesicht und spielte mit dessen vorderer blonden Mähne. „Weil du eine attraktive Frau bist", strich Paul mit seinem Daumen über Jennys Wange, die zu einer Verführung führte und zog sie zu ihm an sich und begann sie zu küssen. „Auch wenn ich ungeschminkt bin und die Ordnung liebe?", hauchte Jenny in die Küsse, die immer herausfordernd wurden. „Auch dann", lächelte Paul und war ihr komplett verfallen...
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California - The Endless Summer
RomanceZwei Welten prallen aufeinander, die nicht unterschiedlicher sein könnten... Paul, der Sunnyboy, der die Frauenherzen höher schlagen lässt und seiner Leidenschaft fürs Surfen nachgeht, und die Perfektionistin Jenny, die zum ersten Mal eine Abenteuer...