No. 116

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Mit zwei vollbepackten, braunen Einkaufstüten kam Alex am frühen Vormittag nach Hause und Viola erschrak beim Staubwischen an der Wohnwand. „Gott, was musst du mich denn erschrecken?" Viola fasste sich mit der Hand an ihrem Herz, um es zu beruhigen. „Ach, Mama", stöhnte Alex beim Abstellen der Einkaufstüten auf den Boden in der Küche und kam auf seine Mutter zu, „ich bin es nur." Alex begrüsste seine Mutter mit einem Küsschen an der Wange und war wieder auf dem Weg zur Küche. Dort packte er den Inhalt der Tüte aus und Viola musterte ihrem Sohn dabei zu. „Junge, was machst du denn schon hier? Es ist noch nicht mal Nachmittag", fragte Viola, die sich ein wenig beruhigt hatte. „Ich habe doch gestern schon eingekauft. Der Kühlschrank ist doch fast voll." Mit dem Lauch in der Hand wedelte Alex gut gelaunt vor seiner Mutter auf. „Ich habe mir für heute freigenommen und habe mir gedacht, ich koche was Schönes für Jenny und mich." Viola schaute sich den Inhalt an und schmunzelte. „Das finde ich eine gute Idee. Aber ich wüsste nicht, was du aus dem ganzen Gemüse was Schönes zaubern willst?" „Überlasse das mir, ich habe im Internet ein tolles vegetarisches Rezept gefunden", gerade holte Alex die Flasche Weisswein aus der Tüte, „dazu gibt es ein guter Weisswein!" Er stellte die Flasche in den Kühlschrank und verschaffte sich einen Überblick auf der Arbeitsplatte. „Soll ich dir helfen?", fragte Viola, die sich nutzlos vorkam. „Nein, nein", wimmelte Alex ab, „mach dir einen schönen Tag. Geh ins Kino oder trinke einen Kaffee mit einem Stück Kuchen." „Aha, verstehe. Du willst mit Jennifer alleine sein." Tröstend legte Alex seinen Arm um die Schulter von Viola. „Ja, ich habe wieder etwas gut zumachen. Sei mir nicht böse, aber es wäre wirklich lieb von dir, wenn wir heute alleine sein können." „Aber abends darf ich doch in meinem Bett schlafen oder soll ich mir auch noch ein Hotel suchen?" Viola schnäuzte kurz mit ihrem Taschentuch. „Klar, darfst du in deinem Bett schlafen. Aber bitte komm nicht zu früh heim." „Wie soll ich bis dahin die Zeit vertreiben?" „Wie wäre es, wenn du abends in eine Cocktailbar gehst und dir jemanden anlächeln würdest." „Junge, was denkst du denn von deiner Mutter?" „Ach, Mama! Ein bisschen Flirten ist doch erlaubt." Alex drückte seine Mutter einmal feste an sich. „So, dann schaue ich mal, was ich zuerst machen soll", und war schon am Tablet, um sich das wunderbares Rezept durchzulesen. „Kann ich dir vielleicht doch beim Tisch decken behilflich sein?", bettelte Viola mit ihren Augen, was Alex nicht abschlagen konnte. „Ok, ich denke, da hast du mehr Spitzengefühl drin als ich." Viola freute sich wie ein kleines Kind und flitzte schon aus der Küche und machte sich am Esstisch zu schaffen. Sie legte eine schlichte, weisse Tischdecke auf, faltete die Servietten, das Besteck reihte sie in der Reihenfolge auf, Kerzenständer runden das WOW-Effekt ab und war mit ihrer Meisterleistung sehr zufrieden. Alex hatte eine Frage an seine Mutter wegen dem Rezept und staunte nicht schlecht, was seine Mutter alles auf den Tisch gezaubert hatte. „Wow!" Ihm fehlten die Worte. Viola stand neben dem Tisch und polierte mit dem Küchenhandtuch die Weingläser. „Ja, mein Junge?" „Du, Mama, was ist Julienne?" Viola lächelte, als sie Alex fragender Gesichtsausdruck sah. „Das ist fein, geschnittenes Gemüse", seine Mutter versuchte ihm das klarzumachen, „nicht in breite Würfel schneiden, sondern sehr zart. Das ist was für Kochprofis und nicht für Anfänger wie du." „Haha", sein Blick fiel auf eine schmale Vase, „und die Vase ist doch leer." „Ja, wo bleibt dein Verstand? Da kommt doch die Rose hin. Frauen mögen Rose, rote Rosen mit Dornen, verstehst du? Romantik, Kerzenschein, da darf keine Rose fehlen." Viola war schon in Romantikfieber verfallen. „Ich werde auf jeden Fall heute Abend ins Kino gehen und mir einen romantischen Film anschauen." Seine Mutter ging an den sprachlosen Alex vorbei ins Bad und machte sich zum Ausgehen perfekt. Eine Zeit später roch Alex das Parfüm seiner Mutter durch die Parterrewohnung und mit einem „Viel Erfolg mit Jennifer und tschüss, mein Junge!" liess sie die Tür ins Schloss fallen. Alex beeilte sich mit der Zubereitung der Gemüse und zwischendurch fand er eine kleine Pause, um die Rose bei der Floristik um die Ecke zu besorgen.

Kurz bevor Paul die Tür zur PAST betrat, schnaufte er einmal tief durch. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen und ging mit einem freudigen Gesicht hinein. Als er die Halle betrat, waren seine Augen auf der Suche nach Jenny, die nicht an ihrem Arbeitsplatz war. Er kam an Susanne vorbei. „Wo ist Jenny?" Susanne wollte gerade einen Anruf machen und deutete mit ihrem Kopf zur kleinen Küche im Revier. „Ah, danke!", sagte Paul und nahm Kurs auf die Küche. Der Kaffeevollautomat machte Geräusche, das Aroma duftete und Jenny wollte an ihrem Cappuccino nippen. Sie bemerkte nicht, dass Paul die Küche betrat. Angewidert stellte sie die Tasse wieder auf die Arbeitsplatte. Paul hatte das alles gesehen und kam ihr zu Hilfe. Er hatte immer ein Karamellbonbon in seiner Lederjacke dabei und zog diese heraus. „Mit dem hier wird dir der Cappuccino schmecken", wedelte Paul mit dem Bonbon vor Jennys Augen. „Ach, Paul...", bei dem Anblick konnte Jenny nicht sauer auf Paul sein und lächelte kurz. „Danke!" „Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als du bei mir zuhause von dem Cappuccino dieser Kombination verzaubert warst." In der Küche war kaum Platz, um den anderen auszuweichen, so standen sich Paul und Jenny nah beieinander. „Jenny, das mit Charlotte ist ein Missverständnis! Für mich gibt es nur dich!" Jenny nahm einen Schluck von dem Heissgetränk. Ihre Blicke wurde traurig. „Und was sollte dann die Erklärung in deinem Brief? Dass es ein Fehler mit uns war?"

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt