No. 18

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In der Umkleidekabine kämpfte Jenny mit dem Neoprenanzug, irgendwie war was verkehrt an diesem Morgen. Dann bemerkte sie, dass sie den Anzug falsch herum hochzog und wieder auszog, einen kühlen Kopf bewahrte und nun richtig angezogen war. „Habe ich Lampenfieber? Man, was bin ich so aufgeregt heute? Ich hätte doch erst einen Kaffee trinken sollen, damit meine Nerven nicht so sehr flattern", grübelte Jenny beim Anziehen. Bis Jenny zurück zum Strand kam, war Paul mit einem anderen Surfer, Luke, in ein Gespräch verwickelt. Als Luke Jenny sah, pfiff er staunend über ihre tolle Figur, Paul merkte dies, und legte demonstrativ seinen Arm um Jennys Schulter. Jenny drehte ihre Augen auf die andere Seite und sah Pauls Hand an ihrem Oberarm, lächelte in sich hinein, wie warm sich seine Hand anfühlte und lehnte sich unauffällig enger an seinen Oberkörper. Just in dem Moment kam Kelly auf Luke zu, und als sie Paul sah, nahm Kelly Lukes Wangen in ihre Hände und küsste ihn so liebevoll. Und das alles vor den Augen von Jenny und Paul. Das juckte Paul nicht, denn er hatte kein Interesse an Kelly. Nach dem Kuss begrüsste Kelly die anderen mit einem „Guten Morgen!" „Schön, dass du doch Luke engagierst für deinen Kurs", sagte Paul und Kelly schaute neidisch auf Jenny. „Du wolltest mich ja nicht coachen, aber was ich nicht verstehe, bei ihr machst du es", deutete Kelly mit dem Zeigefinger auf Jenny. „Sie hatte den Kurs gebucht, wie jeder andere Tourist auch." Paul liess Jenny nicht los, damit Kelly den Schwindel nicht bemerkte, streichelte Paul mit seiner Hand an Jennys Oberarm. „So, dann wollen wir mal", sagte er zu Jenny und diese nickte mit einem Grinsen im Gesicht. „Tschüss, ihr beiden! Und viel Spass!", wünschte Paul den anderen, Luke und Kelly. Luke ging mit Kelly einige Metern weiter weg, so dass Kelly nicht in der Nähe von Paul war. „Jetzt machen wir ein kleines Warm Up", begann Paul den Kurs und schnell wurde die Technik des Surfbrettes nochmal erklärt und Jenny machte ihre Übungen auf dem Surfbrett im Sand gut und nun ging es auf das Wasser zu. Jeder auf seinem Surfbrett paddelte vorwärts, die Wellen waren an diesem herrlichen Morgen ganz sanft, für Anfänger optimal. Jenny gehorchte Paul auf sein Kommando und nahm den ersten Versuch in Anlauf, sprang aufs Brett, verlor aber das Gleichgewicht und plumpste ins Wasser. „Nicht aufgeben!", rief Paul Jenny Mut zu und diese nahm einen neuen Anlauf. Es klappte, aber die Fahrt endete nach einigen Metern. Bei Paul dagegen war es schön anzusehen, seine Haltung auf dem Surfbrett, auch wenn die Welle nicht so hoch war. Jenny gab nicht auf, paddelte immer wieder vorwärts und sprang aufs Brett, liess sich von der Welle leiten, plumpste immer wieder zwischendurch ins Wasser. Paul beobachtete Jenny zwischendurch und sah, dass ihre Hüftbewegungen viel lockerer als beim ersten Mal war. „Nicht vergessen, die Hüfte schwingen zu lassen!", rief Paul Jenny hinterher, als sie sich wieder auf das Surfbrett wagte. Den Spass schien sie nicht verloren zu haben, in ihr kochte die Motivation immer mehr und so holte Jenny noch das Beste aus sich heraus bis die Morgensonne hell am Himmel erschien und der Strand sich langsam mit Touristen füllt. Der Kurs ging zu Ende, Jenny und Paul standen nun mit einem Lächeln im Gesicht gegenüber, Jenny spielte mit dem grossen Zeh im Sand, keiner wusste was zu sagen, bis Paul die Stille durchbrach. „Hat es dir heute Spass gemacht?" „Ja, ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal auf ein Surfbrett wagen würde", konnte Jenny ihr Glück immer noch nicht in Worte fassen. „Morgen früh, gleiche Uhrzeit wieder?", fragte Paul und Jenny nickte schnell. „Gut, dann bis morgen. Es hat mir heute mit dir Spass gemacht, ich meine das ernst!" Überrascht über seine wahren Worte blickte Jenny Paul in die Augen und in ihr kam ein schönes Gefühl auf. „Bis dann", verabschiedete sich Paul von ihr und ging ein paar Schritte rückwärts bis er sich umdrehte. „Mist, ich hätte sie fragen sollen, was sie am Abend macht. Ich wollte nicht aufdringlich sein", dachte Paul, als er den Strand verliess. Jenny sah ihm noch eine Weile hinterher. „Hätte ich ihn fragen sollen, ob er mit mir was unternehmen würde? Sonst denkt er, ich laufe ihm hinterher. Moment, hinterherlaufen? Ich? Quatsch, mit Paul kann man vielleicht einen lustigen Abend verbringen, aber ich gehöre zu Alex. Ja, bald heiraten wir...oh, was macht Viola jetzt bei uns Zuhause?", diese Gedanken schossen in Jennys Gedanken, während sie umgezogen hatte und nun zurück ins Hotel ging. Als Jenny das Hotel betrat, grüsste Kimberley sie freundlich an der Rezeption und Jenny ging in den Speisesalon, wo das Frühstücksbuffet noch stand. Sie nahm sich einen Teller und bediente sich am Buffet. Es sah so einladend aus, all die vielen Früchten, das Müsli, Pancakes, Brot und Aufschnitt. Ein Kellner brachte ihr einen Cappuccino an den Tisch. Verträumt sah Jenny aus dem Fenster, das einen Blick auf die Terrasse des Hotels im Hinterhof zeigte. Touristen sassen an den Tischen, unterhielten sich, lachten und hielten sich Händchen, wie es Verliebte machten. Ohne auf das Streuglas mit dem Zucker zu schauen, griff Jenny nach diese und kippte einen Haufen Zucker rein, rührte kräftig um und wollte einen Schluck trinken als sie dabei eine angewiderte Gesichtsmiene verzog. „Iiiihhhh!", erwachte sie aus dem kleinen Traum, schluckte den Inhalt trotzdem runter und setzte die Tasse wieder auf den Unterteller. Der Kellner kam mit einem besorgenden Blick zurück und fragte, ob alles in Ordnung sei. „Ich habe aus Versehen zu viel Zucker reingetan, könnte ich bitte ein neues Cappuccino haben?", gab Jenny ehrlich zu und der Kellner nickte. Diesmal achtete Jenny darauf, dass der Zucker in Massen in den neu gebrachten Cappuccino reinkam. Sie überlegte, was sie mit dem Tag machen sollte und fasste sich Mut, sollte sie Paul gleich am Strand sehen, würde sie ihn fragen, ob er ihr Gesellschaft leistete...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt