No. 112

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Nun war ihr Vater erstaunt. „Das ist doch schön, oder?" Martin war nicht sicher, wie er Jennys Verhalten verstehen sollte. Jenny stammelte vor sich hin und hatte mit den Tränen zu kämpfen. „Papa, ich weiss nicht... Paul hatte sich gefreut, mich zu sehen und hatte sich Sorgen um mich gemacht...aber was soll dann der Scheiss mit dem Brief?" „Komm mal her!" Der Vater nahm die Tochter in die Armen. Sanft streichelte Martin am Hinterkopf von Jenny und versuchte sie zu beruhigen. „Langsam, ja? Immer alles der Reihe nach." Jenny wischte die Tränen weg, und ging neben ihrem Vater ins Wohnzimmer. Martin stellte Jenny seinen alten Freund vor und beide gaben sich die Hände. Alle nahmen auf der Couch Platz. Herr Bergmann spürte, dass Jenny mit ihrem Kummer hier war und mit dem Vater reden wollte. Er verkürzte seinen Aufenthalt und begann einige Papiere durchzublättern. „Worum geht es?", wollte Jenny von ihrem Vater wissen. „Ich habe mich informieren lassen, wie so eine Heirat, die in Las Vegas geschlossen wurde, hier in Deutschland anerkannt wird oder ob man sie annullieren lassen kann." „Aha..." Jenny klang nicht begeistert. „Ich will dir doch nur helfen, versteh mich nicht falsch. Ich sehe doch, du bist nicht in der Lage, dich darum zu kümmern." Jenny legte ihre Hand auf die von ihrem Vater. „Papa, ich bin dir dankbar für deine Unterstützung." Jenny lehnte sich mit dem Rücken an die Couch und seufzte tief. „Auf einmal stand er vor mir." „Dein Mann?" „Ja, in dem Moment konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Ok, ich bin erleichtert, dass es ihm gut geht." „Ihr solltet euch aussprechen und das Missverständnis klären." Herr Bergmann räusperte sich kurz, Vater und Tochter blickten zu ihm auf. „Es gibt zwei Möglichkeiten. Die erste wäre, die Heirat offiziell hier in Deutschland anerkennen zu lassen. Und die zweite", der Anwalt stoppte kurz, begann dann weiter zu reden, „wäre die Scheidung wegen unüberbrückbare Differenzen." „Scheidung?" Für einen kurzen Moment war Jenny schockiert. Bis jetzt hatte sie noch keine Gedanken an dieses Wort verwendet. „Du musst das nicht sofort entscheiden", besänftigte Martin seine Tochter. „Das Gute daran ist, wir müssen Ihren Mann nicht suchen. Ich lasse die Papiere hier. Sie können in aller Ruhe überlegen und nach Rücksprache mit Ihrem Mann für eine der beiden Papiere entscheiden." „Ich danke dir, mein Freund", sagte Martin und die beiden Herren standen auf. Jenny blieb auf der Couch zurück und sah sich die beiden Papiere an. Martin begleitete Manuel noch zur Haustür. Vater und Tochter verbrachten den restlichen Abend zusammen. Tröstend nahm Martin Jenny in seinen Armen und hörte ihr zu, als sie von dem heutigen Tag erzählte. „Stellst du ihn mir mal vor?", fragte Martin und Jenny zuckte mit den Schultern. „Ich weiss es nicht...ich bin Paul doch egal." „Das was du mir erzählt hast, glaube ich nicht, dass du ihm egal bist. Redet doch miteinander!" Jenny nickte und stand auf. „Oh, so spät schon? Kann ich hier übernachten?" Kurz bevor Jenny die Treppen nach oben ins Gästezimmer ging, fragte Martin noch:"Und was ist mit Alex?" „Ach!" An der Treppe verdrehte sie die Augen und ihr fiel ein, dass sie Alex versetzt hatte.

Freudestrahlend kam Semir nach Hause und pfiff beim Ausziehen seiner Jacke. „Oh, da hat aber jemand gute Laune!", Andrea kam in den Flur und küsste ihren Mann. „Ja, ich habe endlich einen neuen Partner!" „Ja, habe ich schon gehört", sagte Andrea, als sie in die Küche ging und etwas in die Schublade einsortierte, „dein Partner ist nicht nur jung, sondern soll auch noch hübsch aussehen." Semir folgte seiner Frau in die Küche. „Hä?" „Susanne hat mich angerufen." „War ja klar, dass es die Runde macht." „Schatz, och bist du süss, wenn du eifersüchtig bist", erneut gab Andrea Semir ein Küsschen, „wir haben nur über das nächste Shopping gesprochen. Da hat Susanne mir beiläufig von deinem neuen Partner erzählt." Semirs Handy klingelte. Kurz las er die eingehende Mitteilung, tippte schnell eine Antwort ein. „Ich soll Jenny morgen bei ihrem Vater abholen." „Ist das wahr?", wollte Andrea von Semir wissen und dieser bewegte seinen Kopf fragend. „Dass Jenny verheiratet ist? Ich dachte, sie würde Alex heiraten?", brachte Andrea auf den Punkt. „Ich war auch überrascht, stell dir das mal vor, mit meinem neuen Partner!" Andrea wollte noch mehr Details wissen und Semir wusste nicht alles und so wurde das Thema gewechselt und beide unterhielten sich noch, als erneut Semirs Handy klingelte. „Was ist denn los heute?", ärgerte sich Semir über die abendliche Störung und griff nach seinem Handy. Als er die Nachricht las und zurückschrieb, murmelte er:„Ach, Paul soll ich morgen auch abholen? Ha, das wird eine Gaudi mit den beiden im Auto." „Komm, lass uns ins Schlafzimmer gehen und den Abend für uns geniessen", schlug Andrea vor, küsste Semir und knöpfte sein Hemd auf. „Ja", sprach Semir zwischen den Küssen, „aber das Handy bleibt aus!"

Nachdem Jenny sich unter die Dusche gestellt hatte, kreisten ihre Gedanken um den heutigen Tag. Gekuschelt lag sie im Bett und schrieb Alex eine kurze Nachricht. Daraufhin klingelte ihr Handy und sie nahm ab. Jenny konnte Alex schlecht verstehen. „Wieso lallst du?" „Ich habe solange auf dich gewartet, konntest du mir nicht wenigstens Bescheid sagen?" „Alex, tut mir wirklich leid! Wir reden wieder, wenn du nüchtern bist!" Sofort beendete Jenny das Gespräch und starrte an die Decke. Sie grübelte auf die Frage ihres Vaters, was denn nun mit Alex war. Keine Minuten später klingelte ihr Handy wieder. Jenny sah eine unbekannte Nummer auf dem Display und öffnete sie. Eine Nachricht war eingegangen. Mit zittrigem Finger öffnete sie die Nachricht und las sie...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt