No. 141

148 17 2
                                    

Ungläubig starrte Paul Jenny an. „Du willst was?" „Du hast mich schon verstanden! Nach gestern ist der Fass endgültig übergelaufen!" „Jenny, das mit gestern, ich weiss wirklich nicht, wie es passiert war..." Jenny verschränkte ihre Armen um ihren Brustkorb und sah Paul wütend an. Gerade kam die Chefin Krüger vorbei an Paul und Jenny und begrüsste sie mit ihrer guten Laune. „Guten Morgen, zusammen!", sagte sie und verschwand in ihrem Büro. Keine Minute später ist die morgendliche Ruhe vorbei und eine laute Diskussion fand statt. „Ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, was du da mit Charlotte getrieben hast!"Paul stand von seinem Schreibstuhl auf und wollte auf Jenny zu gehen. Diese jedoch ging zwei Schritten zurück. „Lass mich! Ich habe meinen Anwalt in Kenntnis gesetzt, die Scheidungsunterlagen fertig zu machen und die werden dir in ein paar Tagen mit der Post zugeteilt." „Lass es mich wenigstens erklären..." „Was gibt es da noch zu erklären? Ich fühle mich einfach von dir verarscht, gedemütigt und...", schniefte Jenny, als sich ihre Augen mit Tränen füllten. „Ehrlich,ich weiss nicht, in was ich mich da hineingeritten habe, aber ich kann mich nicht daran erinnern. Wirklich nichts! Ich weiss nur, dass Charlotte mir ein Buch über Surfen zeigen wollte." „Und ich hatte dir vertraut!" Jenny legte ihren Kopf in den Nacken und seufzte tief. Sie hatte mit den Tränen zu kämpfen.Pauls Kopf pochte vor lauter Anstrengung über die letzte Nacht. Er versuchte sich das klitzekleines Stückchen zu erinnern, nichts. „Ihr habt euren Spass gehabt, das war wirklich nicht zu überhören!" Paul musste sich setzen, ihm wurde es schlecht und Jennys Worte hallten durch seinen Kopf. Sanft massierte er seine Schläfe und als er sich von dem Schock etwas erholte, überflog er die Papiere vor seiner Nase. Die Krüger beobachtete von der Seite aus durch die abgetrennte Glasscheibe, wie sich Paul und Jenny aufregten. Sie schüttelte verständnislos mit dem Kopf. Jenny trat näher an den Schreibtisch heran und tippte auf das Papier. „Tu mir einen Gefallen und unterschreibe, sobald die Unterlagen da sind." „Ganz bestimmt nicht!" Jennys zorniger Gesichtsausdruck liess Bände sprechen. „Wie jetzt?" „Erst, wenn ich weiss, was wirklich letzte Nacht passiert ist!" Paul öffnete die Schublade und liess die Unterlagen darin verschwinden und schloss die Schublade mit einem Knall zu. „Da kann ich sehr lange warten!", schnaubte Jenny und Paul kam ihr sehr nah. „Geduld ist nicht deine Stärke, was?", zwinkerte er mit einem schmunzelnden, schiefen Lächeln. „Wage es nicht...", wollte Jenny noch ansetzen, wurde aber von einer Stimme unterbrochen. Die Krüger streckte ihren Kopf zur Tür herein. „RENNER! DORN! Reissen Sie sich mal zusammen! Wir sind hier auf der Arbeit, klären Sie das Private bitte ausserhalb der PAST!" Auf einmal war es mucksmäuschenstill in dem Raum, sogar in der grossen Halle starrten die Mitarbeiter mit ihren Köpfen zu der Chefin, die so laut gesprochen hatte, dass es reichte, auch ohne Lautsprecher zu verstehen. Während Jenny ein leises „Ja, Frau Krüger", aus ihren Lippen hervorbrachte, nickte Paul nur stumm neben Jenny. „Wir sind hier nicht im Kindergarten", setzte die Chefin an und Jenny konnte es nicht lassen, Paul anzustacheln. „Da hast du es!" „Jenny,..." „Ruhe jetzt!", mischte sich Kim ein, Paul und Jenny sahen sich nur noch an. In deren Augen war nur noch Traurigkeit zu erkennen. Wie konnte es soweit kommen? Sie hatten sich vor kurzem wieder angenähert und schien auf einem guten Wege zu sein. Da platzte Susanne in das Büro hinein, in der gerade die Stille zu spüren war. „Ein anonymer Anrufer hat angerufen, angeblich wurde eine junge Frau entführt", berichtete Susanne schnell und sah dabei Paul und Jenny an. „Der Anrufer meinte, es sah so aus, als ob die junge Frau Hilfe brauchte." Susanne warf einen Blick auf ihren Schreibblock. „Das Kennzeichen konnte der Anrufer mir mitteilen." „Wo ist Gerkhan?", fragte die Krüger und sah dabei Paul und Jenny mit den Schultern ahnungslos zuckend an. Die Krüger entschied kurzfristig, dass Paul mit Jenny den Einsatz übernehmen sollte. Wie Paul schien Jenny auch nicht begeistert zu sein, beide wollten protestieren, doch die Krüger gab den Einspruch nicht frei und blieb eisern.„Ihre privaten Probleme interessieren mich nicht! Sie haben sich hier wie professionelle Polizisten zu verhalten! Das ist Ihnen klar, oder muss ich die Regeln nochmal aufzählen?", blieb die Krüger hart und notgedrungen rannten Paul und Jenny ohne Widerrede aus der Zentrale auf Pauls Mercedes zu. Erst verlief die Fahrt schweigsam, jeder konzentrierte sich auf den Funk, wo Susanne die wichtigsten Infos durchgab. „Na toll!", sagte Paul und Jenny konterte:"Ich bin auch nicht scharf darauf, mit dir hier wie eine Sau zu rasen." Nun war der Mercedes mit Blaulicht auf der Autobahn und raste mit hoher Geschwindigkeit.Paul konzentrierte sich und überholte die Autos. „Da vorne ist der Wagen!", sagte Jenny und als sie die Waffe entsicherte, fiel ihr Blick auf den Ring an der rechten Hand. „Ich hätte wissen müssen, dass die Hochzeit ein kompletter Reinfall war!" Für den Moment vergass Jenny, dass sie auf einem Einsatz befand.Die Waffe liess Jenny auf dem Schoss sinken und drehte verzweifelt den Ehering am Finger und versuchte ihn loszuwerden, was ihr immer noch nicht gelang. „Und hier, diesen Ring...", Jenny zeigte den Ring an dem Finger zu Paul, dieser hatte gerade die Mühe, seine Augen auf die Fahrbahn zu lassen und warf nur ganz kurz einen Blick auf den Ring. „Sieht doch gut aus!" Schnaubend kam Jenny mit der Hand an das Funkgerät und dieser ging an, ohne dass Paul und Jenny bemerkten, dass der Streit, den sie gerade hier ausführten, nun auch im Revier zu hören war. „Den krieg ich nie los! Es ist wie ein Fluch!", schimpfte Jenny nun lautstark und musste sich festhalten, als Paul zum wiederholten Male das nächste Fahrzeug überholte. „Ich wünschte, ich hätte dich gar nicht kennengelernt!"

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt