No. 173

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Tage vergingen...

Zwischen Jenny und Kimberley begann eine besondere Freundschaft, beide mochten sich und Kimberley unterstützte Jenny verstärkt im amerikanischen Gesetz, was sie als stolze Besitzerin des Strandhauses beachtet musste. Der Makler, Herr Johnson, meldete sich und hatte frohe Neuigkeiten für Jenny. Der Termin beim Notar stand in wenigen Tagen an und einen Dolmetscher war auch gefunden. „Na, Gott sei Dank!", dachte sich Jenny. Dann konnte sie wieder in den Flieger setzen und zu ihrem geliebten Paul zurück kommen. Seit dem letzten Telefonat hatten Jenny und Paul nicht mehr miteinander telefoniert. Die Sorge stand Jenny ins Gesicht geschrieben und als sie es nicht mehr aushielt, was mit Paul war, versuchte sie es über Lisa. Zur Jennys Erleichterung erfuhr Jenny, dass Pauls Handy den Geist aufgegeben hatte und er das Handy in Reparatur gegeben hatte. Mit Lisas Handy hatten die beiden noch Nachrichten per WhatsApp geschrieben. Es war nicht so einfach gewesen, nicht zu sagen, wo sich Jenny befand. Jenny wusste, dass Paul nicht dumm war. Er konnte ihre Handynummer orten und womöglich die Überraschung platzen lassen. Sie beteuerte immer wieder, dass sie bald zurückkehre. Langsam vertraute sich Paul seinem Instinkt an, dass Jenny ihm die Wahrheit sagte, auch wenn er es gerne persönlich von ihr hören wollte. Er nahm sich vor, sobald seine Frau wieder da war, eine ehrliche Aussprache zu führen. Dieses ewige Hin und Her mit Alex kostete Paul viel Kraft und er wollte gerne wissen, wie Jenny zu Paul stand und ob sie noch Gefühle für Alex hatte. Die Baustelle war eine gute Ablenkung, Paul werkelte viel und hatte sichtlich Spass daran. Klaus, sein Vater, unterstützte ihn, so gut er konnte und seine Gesundheit es zuliess. Lisa machte einige Fotos als Schnappschüsse mit ihrem Handy, auf dem Vater und Sohn so strahlten. Wann gäbe es wieder eine Gelegenheit, bei dem der Vater seinem Sohn bei einem Hausbau zu unterstützen? Helga fühlte durch Pauls Anwesenheit, dass ihr eine grosse Last von den Schultern genommen wurde. Ihr Sohn hatte versprochen, in schweren Zeiten seine Mutter zu unterstützen. Auch wenn Helga nur die kleinste Wahrheit über Jenny wusste, dennoch spornte sie Paul immer wieder an, sich endlich mit Jenny auszusprechen. Die Ehe sei noch zu jung und man solle darum kämpfen. Wer nicht kämpft, hat schon verloren, das war immer der Zitat von Helga. Vom Makler erfuhr Paul, dass in Kürze die Kaufabwicklung vom Strandhaus in Kalifornien über die Bühne ging. Etwas Wehmut lag in seinem Herzen, aber innerlich war es die beste Entscheidung seines Lebens. Mit dem Gewinn aus dem Verkauf des Hauses konnte er für seinen Vater einen guten Platz in einem Pflegeheim finanzieren, wenn es eines Tages der Fall sein sollte. Surfen konnte Paul auch an anderen Orten, aber Kalifornien war eben was Besonderes. Sein zweites Zuhause. Dort war er sehr gerne, fühlte sich heimisch verbunden. Mit seiner Frau Jenny war Paul bereit, ein neues Leben in Köln aufzubauen. Sollte er Sehnsucht nach Kalifornien haben, so konnte er immer noch spontan Jenny schnappen und sich in den Flieger setzen. Bis er vor dem Meer stand, das Surfbrett unter seinem Arm und mit Ausschau nach der beste Welle. Mit voller Adrenalin ins Wasser stürzte, seinen Oberkörper aufs Brett liegend und mit den Armen paddelte. Das schönste Gefühl der Welt! Sein Partner bei der Cobra, Semir, besuchte Paul an den Freitagabend, und so erfuhr Paul, dass es zurzeit nicht Spannendes auf der Autobahn war. „Wird Zeit, dass du zurückkehrst", scherzte Semir und stiess mit der Bierflasche gegen die von Paul, als dieser grinste. „Schön wäre es!" Im Garten von Lisa herrschte eine familiäre Atomsphäre, der Grill wurde angeschmissen, die ganze Familie Renner war beisammen, eine feuchtfröhliche Stimmung bot sich an bis der Abend immer später wurde, und nur noch die beiden Autobahncops zurückblieben. Gegen Mitternacht hatten Semir und Paul schon so viele Bierflaschen intus, dass sie in den Liegestühlen eingeschlafen waren.

Abends trafen sich die beiden Freundinnen am Strand und spazierten barfuss in dem weichen Sand, das durch die Sonne den ganzen Tag warm anfühlte. „Ich bin froh, dass ich dich kennengelernt habe", sagte Jenny. „Ich auch", kam es von Kimberley, „aber schade, dass du wieder zurück nach Deutschland fliegst." Jenny legte ihren Arm um Kimberleys Schulter und drückte sie sanft an sich. „Hey, wir bleiben aber in Kontakt! Und wenn Paul mal wieder Surfen möchte, wir kommen hier nach Hause, nach Kalifornien." „Das zweite Zuhause", lachte Kimberley und wischte sich eine Träne auf ihrer Wange weg. „Weinst du?" Jenny blieb stehen und drehte Kimberley zu sich, damit sie Jenny ansehen konnte. „Was ist denn los?", fragte Jenny besorgt und Kimberley wedelte mit ihren Händen. „Alles gut, Süsse, ich bin einfach nur happy für euch beiden und dass ich eine tolle Freundin gefunden habe, nämlich dich!" Daraufhin nahm Jenny Kimberley herzlich in die Umarmung. „Und ich werde dich nicht durch eine andere Freundin ersetzen!" „Hoffentlich finde ich auch einen guten Mann wie Paul", seufzte Kimberley. „Das wirst du bestimmt!" „Was ist?" Kimberley bemerkte die Stille und sah Jenny an, die aufs Meer schaute. Jetzt hatte Jenny auch Tränen, versuchte aber, zurückzuhalten. „Ich habe Angst", wisperte sie leise. „Vor dem Notartermin morgen?", wunderte sich Kimberley. Jenny verneinte und spielte nervös an ihrem Ehering. „Vor Paul." Ungläubig schüttelte Kimberley den Kopf und musste schmunzeln. Doch als sie Jennys ernstes Gesicht sah, verstummte sie. „Warum?" „Auf seine Reaktion. Weil ich ihn alleine zurückgelassen habe." Nebeneinander spazierten die beiden den Sonnenuntergang Kaliforniens entgegen.

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt