No. 140

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Auf dem Weg zur PAST machte Semir einen kurzen Abstecher in die KTU, zu Hartmut. „Morgen, Einstein", sagte Semir kurz und knapp, als er die KTU betrat. Hartmut stand mit dem Rücken zu ihm und tippte gerade auf seinem Laptop. Erschrocken drehte er sich auf seinem Schreibstuhl um. „Oh, welch eine Ehre, dass du sogar vor Dienstbeginn zu mir kommst", schmunzelte Hartmut mit einem Blick auf den Armbanduhr und daraufhin verstummte er wieder, als er den sorgenvollen Gesichtsausdruck von Semir sah. „Oh", meinte Hartmut nur, nickte mit dem Kopf zur Kaffeemaschine. „Auch einen Kaffee?" „Gerne", antwortete Semir und zückte aus seiner Jackentasche das kleine Fläschchen heraus. Mit zwei Tassen dampfenden Kaffee kam Einstein zurück und überreichte Semir die Tasse. „Danke!", nahm Semir die Tasse und zeigte Hartmut das kleine Fläschchen. „Das sieht aus wie K.O.-Tropfen", war sich Hartmut sicher. Semir wollte auf Nummer sicher gehen und sie bei Hartmut in Untersuchung abgeben. „Kannst du mir einen Gefallen tun, das bleibt unter uns, keiner darf davon erfahren!", bat Semir Einstein und dieser nickte. „Ok, und woher hast du sie denn, wenn ich das fragen darf?" Semir klärte Hartmut schnell auf und dieser zeigte sich erschrocken, und versprach, so schnell wie möglich, nachzuforschen. „Ich wäre dir dankbar, denn diese Streiterei zwischen Jenny und Paul geht einem schon auf die Nerven." Semir liess einen genervten Seufzer raus und Hartmut stimmte ihm zu. „Ich kann nur hoffen, dass Jenny Paul glaubt. Dafür brauche ich einen Beweis. Aber trotzdem verstehe ich nicht, was es mit der Flasche auf sich hat", grübelte Semir. „Ich werde die Sache unter die Lupe nehmen", sprach Hartmut und leerte die Tasse Kaffee, „gegen Mittag liegt das Ergebnis vor." „Danke, du hast was gut bei mir!", klopfte Semir dem Genie auf die Schulter und dieser nickte mit einem Lachen.

„Seit wann bist du vor Semir hier?", staunte Susanne hinter dem Schreibtisch sitzend nicht schlecht, als Paul in aller Frühe die Halle der Autobahnpolizei betrat. Gerade biss Paul ein weiteres Stück von dem Apfel ab, als er an Susanne mit einem „Guten Morgen" vorbeiging. Die Sekretärin zog ihre Augenbrauen kurz hoch und schien irritiert zu sein. „Guten Morgen", sprach sie leise und erschrak kurz darauf, als Paul vor ihr stand. „Ist Jenny schon da?", wollte Paul wissen und Susanne verneinte. Paul drehte sich wieder um, kaute in das letzte Stückchen des Apfels hinein und ging in sein Büro. Er lehnte sich in den Stuhl und warf seinen Nacken nach hinten. Seine Augen waren geschlossen. Fieberhaft versuchte er sich an die letzte Nacht zu erinnern. Er konnte sich an nichts erinnern. „Wie war es nur soweit gekommen? Und vor allem, wie bringe ich es Jenny schonend bei? So wie ich sie kenne, wird sie garantiert ausflippen, da bin ich mir sicher! Aber wieso macht Charlotte da mit? Moment, und was war mit mir? Das kann doch gar nicht sein, dass ich mich nicht an den Sex erinnern kann. War ich sturzbetrunken? Dabei hatte ich nicht sehr viel Alkohol zu mir genommen." Als Paul die Augenlider wieder aufmachte, spürte er eine leichte Übelkeit und sein Kopf dröhnte. Er rieb sich an die Schläfe, liess den Computer hochfahren und stand auf. „Susanne, haben wir hier eine Kopfschmerztablette?" Susanne blickte zu Paul auf und überlegte kurz. „Ich muss mal schauen, ich bringe sie dir, ok?" „Danke!" Während Paul gedankenlos auf die gestapelten Akte neben sich starrte, fiel sein Blick nach einer Weile auf einen Namen. „Ach, das könnte eine Möglichkeit sein", sprach er mehr zu sich selbst und tippte in die Tastatur. Die Google Maschine spuckte eine ganze Liste voller Namen mit Immobilienmakler aus. Paul war so vertieft in die Sache, dass er Susanne gar nicht bemerkte. „Hier, bitte!" Susanne stellte ein Glas Wasser mit einem Aspirin auf dem Schreibtisch. Durch das Abstellen des Glases wich Paul seine Augen von dem Monitor ab und schluckte die Tablette. Mit Wasser spülte er den Rachen leer. „Immobilienmakler? Möchtest du ein Haus kaufen?" Susanne warf einen kurzen Blick über Pauls Schulter. „Nein, eher verkaufen. Familienangelegenheit." „Aha. Der soll aber einen guten Ruf haben", tippte Susanne mit dem Finger auf einen Immobilienmakler am Monitor. „Den wollte ich gerade anrufen", meinte Paul, „aber danke trotzdem für deinen Tipp!" „Kein Problem!" Paul wählte die Nummer und kurz darauf hatte er ein gutes Gespräch mit dem Makler geführt. „Ich werde Ihnen Bilder und nötige Unterlagen von dem Haus zukommen lassen, am besten mit Express." Zwischendurch schrieb sich Paul wichtige Notizen auf und klebte sie am Bildschirm. Nachdem er der Telefonhörer aufgelegt hatte, machte er sich an seinem Smartphone zu schaffen. Eine eingehende Nachricht von Charlotte ignorierte Paul und begann eine Nachricht an eine Person zu schreiben mit einer Bitte und eine zweite Nachricht war an seine Schwester gedacht. „Lisa, ich habe die Lösung für Papa! Ich werde ...", war das, was Paul zuletzt eintippte, als eine wütende Jenny in die Halle betrat, geradewegs und zielstrebig in das Büro der Hauptkommissare auf ihren Stiefelette stöckelte. Die Schritte hallten durch die Halle, Paul sah von dem Handy auf und blickte in Jennys Gesicht, die alles andere als begeistert schien. „Jenny,...ich...", behutsam legte er das Smartphone auf die Schreibunterlage, als Jenny in der einen Hand einige Papiere festhaltend mit voller Wucht auf den Schreibtisch knallte. Der weisse Ball, der friedlich in der braunen Baseballhandschuhs schlummerte, schrak hoch und drohte vom Schreibtisch herunter zu rollen, wurde in letzter Sekunde von Paul aufgefangen. „Nicht so laut", bat Paul, als er seinen Kopf wieder in die Höhe streckte und den Ball wieder zurücklegte, „ich habe Kopfschmerzen." „So, jetzt reicht es mir! Ich will die Scheidung!" „Hä?"

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt