Kapitel 18

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Samu lehnte locker an seinem Wagen, als Riku mit seinem Koffer zur Tür raus kam. Er ging um den Wagen und öffnete Riku den Kofferraum, damit dieser sein Gepäck verstauen konnte.
„Bereit?“, sah er ihn von der Seite her an. Riku nickte. War der Herr wieder einmal gesprächig, dachte Samu. „Deine Mama ist echt der Knaller, Rik. Ich habe den Abend mit euch, sehr genossen!“
„Das freut mich! Ging mir auch so. Und meiner Mama auch.“ Riku sah zu Samu rüber, der einen völlig zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht hatte. Er schien mit sich und seinem Leben oder was auch immer noch allem, total im Reinen zu sein. Wie sehr ihn Riku darum beneidete. Vielleicht, sollte er doch die Idee von seiner Mutter mal genauer überdenken. Ihm selber kam dieser Gedanke ja auch schon.
„Ich glaube fast, deine Mama macht sich etwas Sorgen um dich, Rik.“
„Wie kommst du darauf?“, verwundert sah Riku Samu an.
„Keine Ahnung. War so ein Gefühl. Wie sie dich angesehen hat und so.“, sagte Samu.
„Hat sie was gesagt?“, fragte Riku.
Samu schüttelte den Kopf. „Nur, dass du schon immer so bescheiden warst und dir das Glück anderer immer wichtiger war, als dein eigenes.“ Samu sah kurz zu Riku rüber. „Ihre Augen, sprachen jedoch noch eine andere Sprache.“
Riku war erstaunt, über Samus Worte und seine feinen Antennen. „Da hat sie nicht ganz unrecht.“
„Hmm...ich finde, du solltest das ein bisschen ändern, wenn du kannst. Nicht, dass du zum Arsch mutierst. Aber so ein bisschen mehr Egoismus, wäre vielleicht nicht schlecht. Weisst du, was ich meine?“
„Ich denke schon.“, überlegte Riku. „Meine Mama hat gemeint, dass ich aus der Wohnung ausziehen sollte, um endlich ganz abschliessen zukönnen.“, es war so verdammt einfach, mit Samu über all diese Dinge zu sprechen.
„Vielleicht hat sie da nicht ganz unrecht. Und wenn du willst, helfe ich dir dabei, etwas anderes zu finden. Bis es soweit ist und du nichts hast, kannst du auch bei mir unter kommen.“
Riku atmete tief durch. Es wäre bestimmt das Beste. „Danke!“
Samu lächelte und legte seine Hand auf Rikus Arm. „Dafür sind Freunde doch da, Rik.“

Die restliche Zeit der Fahrt, verbrachten sie mehrheitlich schweigend. Riku wälzte den Gedanken, eines Umzugs, in seinem Kopf hin und her. Während Samu neuen Song Ideen nach hing. Auf einmal lachte er auf. Verwundert und aus seinen Gedanken gerissen, sah Riku zu ihm rüber. „Ich hoffe, dass wir uns die nächsten Tage, bis die Jungs  kommen, etwas mehr zu sagen haben, als gerade eben.“ Samus
Lachen erfüllte den Wagen. Und es wirkte so ansteckend, dass Riku nicht anders konnte, als mit lachen.
„Tut mir leid, ich bin zwischendurch ein echt schlechter Gesprächspartner.“
„Alles gut, Rik. Ich werde dich schon zum reden bringen.“, grinste Samu ihn an.
Da war Riku ja mal gespannt. Er war schon immer ein wenig so. Doch seit letztem Jahr, war es noch viel extremer geworden. Doch auch das, wollte Riku ändern. Er hatte noch viel vor, in diesem Jahr. Riku hatte das Gefühl, das ihm dies, mit seinem neuen Umfeld, bestimmt gelingen würde.
„So, da sind wir.“ Samu parkte den Wagen.
Riku sah zum Fenster raus und nahm seine Umgebung, seit sie los gefahren waren, zum ersten Mal wieder bewusst wahr. Sie waren mitten auf dem Land. Wie Samu es gesagt hatte, auf einem Bauernhof. Wie idyllisch. Hier konnte man, erstens abschalten und zweitens würde der Kopf sicher frei genug sein, um sich voll und ganz auf die Musik zu konzentrieren. Riku atmete tief durch, als er aus dem Wagen stieg.„Toll nicht!“ Samu sah zu Riku, als dieser sich gerade eine Ladung frische Landluft, in die Lungen zog.„Und wie. Man hat das Gefühl, es reinigt einen von innen heraus.“
„Na dann komm, wollen wir uns mal 'anmelden' gehen. Mikko meinte, dass sie schon Bescheid wussten, dass wir vielleicht früher kommen.“
Samu hiefte das Gepäck aus dem Kofferraum und ging voraus, zum Haupthaus. Riku folgte ihm und sah sich dabei noch etwas weiter um. In der Ferne weideten Kühe. Etwas näher hatte es eine Schafherde. Pferde, konnte er auch sehen. Gerade, waren sie an einer Schar Hühner vorbei gegangen. Und jetzt sprang ihm, mauzend ein Kätzchen entgegen. Riku ging in die Hocke, um es zu streicheln. Zutraulich, strich sie um seine Beine und schmiegte ihren Kopf an seiner Hand. Als Riku sie kraulte, fing sie genüsslich an zu schnurren.
Samu blieb stehen und beobachtete ihn dabei. Riku hatte einen zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht und lächelte. Diese Situation, zeichnete auch Samu ein Lächeln aufs Gesicht. Gleichzeitig floss irgend ein Gefühl durch seinen Körper, welches Samu nicht bennenen konnte. „Na, hast du einen neuen Freund gefunden?“, schmunzelte Samu, als er sich neben Riku kniete.
Riku blickte hoch und sah direkt in Samus stahlblauen Augen. Sie waren so klar und ehrlich, dass man sich darin verlor. Es geschah einfach. Eine gefühlte Ewigkeit, sahen sie sich einfach nur an, während das Kätzchen, zwischen ihnen hin und her strich. Scheinbar mit aller Kraft, löste sich Riku räuspernd von Samus Augen, die ihn zu durchbohren schienen. „Ich...also wir, hatten auch zwei Katzen. Doch die hat...“, immer wieder, kamen irgendwelche Bilder hoch, von dem Leben, welches Riku mit Laura geführt hatte. Er seufzte. Samu legte Riku eine Hand auf die Schulter. Riku hasste diese Momente. Doch er konnte einfach nichts dagegen tun. Umso dankbarer, war Riku, wenn er dann nicht alleine war. Was jedoch sehr selten der Fall war. Vielleicht würde ihm eine neue Beziehung gut tun. Nein! Auf keinen Fall! Nie mehr, würde Riku so doof sein und sich verlieben.
„An was denkst du?“, wollte Samu wissen, als er Rikus Runzeln auf der Stirn sah.„Das die Liebe scheisse ist!“, schnaubte Riku frustriert.
Samu lachte laut auf. „Ach Rik. Komm, wir gehen endlich unsere Zimmer beziehen.“

„Es macht dir hoffentlich nichts aus, wenn wir uns ein Zimmer teilen müssen?“, etwas unsicher sah Samu Riku an, nachdem sie die Schlüssel bekommen hatte.
„Ach Quatsch.“, schüttelte Riku den Kopf. Es war nichts Neues mehr. Sie teilten sich ja bereits auf der Tour, ein gemeinsames Zimmer. Riku war froh um jede Ablenkung, die er im Moment kriegen konnte. Und daran, würde es ihm sicher, die nächsten Wochen, nicht fehlen. Allein Samu, würde alles dafür tun, dass er nicht immer wieder in seine trüben Gedanken abdriftete.
Riku staunte nicht schlecht, als Samu das Zimmer auf schloss. Es war sehr grosszügig. Da konnte man dem anderen auch mal aus dem Weg gehen. Auch die zwei Betten, die darin standen, waren gross.
Samu schmiss sich sogleich mal auf eines drauf und grinste Riku an. „Oder wolltest du das?“ Samu konnte Rikus Blick, nicht wirklich deuten.
„Nein, schon in Ordnung. Spielt mir überhaupt keine Rolle. Hauptsache ein Bett.“ Samu musterte Riku. Er stand etwas unbeholfen im Zimmer herum und schaute sich immer noch um. „So“, sprang Samu auch schon wieder vom Bett. So schnell, dass Riku zusammen zuckte. „Jetzt bringen wir dich mal auf andere Gedanken!“, mit diesen Worten, zog sich Samu sein Shirt aus und schmiss es aufs Bett. Dann ging er in die Hocke und öffnete seinen Koffer.
„Und was genau, hast du vor?“ Riku zog skeptisch eine Augenbraue in die Stirn. Samu drehte sich zu Riku um.
„Was denkst du schon wieder, Rajamaa?“ Samu konnte sich kaum mehr halten vor Lachen. Schwierig, sich so ein neues Shirt über zuziehen. „Musik, heisst das Zauberwort!“ Samu schnappte sich seine Gitarre und wollte auch schon zur Tür raus. Der Herr hatte es aber eilig.
„Wenn du mir sagst, wohin du gehst, komm ich nach. Ich möchte mir auch noch was frisches drüber ziehen.“ Riku war gerade etwas überfordert, mit so viel Energie.
„Sag doch was, dann warte ich.“
„Habe ich ja eben.“, grinste Riku. Und im gleich Moment, flog auch sein Shirt auf das Bett.
Samus Augen weiteten sich und er musste schlucken. Reflexartig und ohne es kontrollieren zu können, biss Samu sich auf die Lippen. Rikus Muskeln an seinem Oberkörper, waren gut ausgeprägt und er sah echt verdammt gut aus. 'Haber, sag mal, was hast du für Gedanken? Du siehst Riku heute nicht zum ersten Mal so.', sprach Samu mit sich selber. Kurz aber heftig, schüttelte Samu den Kopf, um das Bild und diese Gedanken zu vertreiben.„Alles gut?“ Riku war es nicht entgangen, dass Samu ihn musterte. Ja fast schon anstarrte.
„Ja...alles gut!“, war er jetzt schon so untervögelt, dass er seinen besten Freund heiss fand? Das konnte ja heiter werden. „Können wir?“, fragend sah er Riku an. Riku nickte und folgte Samu dann nach draussen.
Es war sehr mild und die Sonne wärmte die Haut. Es war ein sehr schöner und vor allem auch ruhiger Ort. Perfekt, für ihr Vorhaben.
„Wie gut, dass wir so viel Umschwung haben. Dann kann ich mich in die Natur zurück ziehen, wenn du mir auf die Nerven gehen solltest.“, lachte Riku auf einmal auf.
„Haha, sehr witzig!“ Samu zog eine Schnutte.
„War ein Witz, Hapa!“ Riku kniff Samu in die Seite und legte dann den Arm um seine Schulter. „Wo willst du eigentlich mit mir hin?“
„Keine Ahnung. Ich dachte, wir gehen einfach mal, bis wir ein schönes Plätzchen gefunden haben, wo wir ein bisschen quatschen und Gitarre spielen können. Hab da ein paar Ideen im Kopf.“
„Klingt gut! Wie wäre es mit hier?“ Samu und Riku blieben stehen. Sie kamen aus dem kleinen Waldstück raus, durch das sie eben gegangen waren und standen jetzt auf einer Lichtung, auf der es auch einen kleinen See gab. Die Sonne mochte ihre Strahlen noch gut bis dorthin schicken, so dass es angenehm warm war.„Perfekt!“, lächelte Samu.
Sie liefen noch ein Stück weiter, in die Nähe des Wassers und setzten sich dann auf den Boden. Keiner sagte ein Wort. Sie sassen einfach da und genossen die Stille und gleichzeitig die Geräusche der Natur. Bis sie in die Saiten ihrer Gitarren griffen und in der Musik versanken.

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