Kapitel 147

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„Können wir weiter fahren?“ Schweigend nickten beide und setzten sich wieder. „Es geht um die Big Band Tour. Die Samus Idee war.“ Erwartungsvoll, sahen ihn die Jungs an. „Das wird klappen.“ – „Echt jetzt? Kein Witz?“ Weiteten sich Samus Augen. „Kein Witz. Ich hätte schon einige gute Musiker zusammen bekommen, für die es eine Ehre ist, mit euch zu spielen.“ Kaum hatte Mikko zu Ende gesprochen, fiel Samu ihm um den Hals. „Danke!“ Das tat er eigentlich sonst nicht. Aber er war im Moment ein so emotionaler Haufen, dass es einfach so über ihn kam. „Schon ok. Ich weiss doch, wie sehr du Abwechslung brauchst und liebst.“ – „Endlich mal eine erfreuliche Nachricht!“ Drehte sich Samu zu seinen Jungs um und klatschte freudig in die Hände. Riku erwärmte diese überschwängliche Freude, das Herz. Er schenkte Samu ein eben so freudiges Lächeln. Hatten sie doch schon so einige Ideen zusammen ausgetüftelt. „Das wird mega!“ Drückte Samu seinem Schatz einen Kuss auf die Lippen. „Mehr als das. Das wird gigantisch!“ Nuschelte Riku an seine Lippen. Noch ein Kuss und Riku drückte Samu von sich und zurück auf das Sofa. „Habt ihr Ideen? Vorschläge? Ihr habt euch doch sicher schon mit diesem Gedanken im Kopf, in euer Musikzimmer zurück gezogen.“ Waren sie so leicht zu durch schauen? Sah Samu Riku fragend an. „Ein paar Ideen, hätten wir schon. Zumindest ein Paar für die Setlist.“ Zog Samu eine Mappe aus seinem Rucksack. Verteilte jedem einen Zettel. „Ein paar Ideen ist gut. Das ist eine komplette Setlist. Habt ihr auch etwas anderes gemacht, als gearbeitet?“ War Osmo erstaunt. „Wir können dir gerne ein paar Einzelheiten von unserem Urlaub erzählen.“ Grinste Samu schelmisch. „Da verzichten wir gerne darauf. Wir können es uns, auch wenn wir nicht wollen, vorstellen.“ Lachte Sami. „Die Setlist ist entstanden, als wir die Idee für diese Tour hatten.“ – „Klingt toll!“ Hob Osmo den Daumen und nickte zustimmend. Samus freudiges Grinsen, wurde immer breiter. „Die perfekten Songs, um das Arrangement ein wenig zu ändern und an zu passen.“ Mikko hatte ja davon nicht wirklich eine Ahnung, weshalb er die Jungs mal fachsimpeln liess. Er verzog sich in den Nebenraum und nahm den ankommenden Anruf entgegen. „Nein, hat er nicht. Wir kommen ihm aber näher. Die Band hat darauf positiv reagiert. Ich werde es ihm sagen. Auf gar keinen Fall, werde ich ihn unter Druck setzen deswegen. Mag sein. Doch er muss es aus freien Stücken machen wollen. Werde ich.“ Beendete Mikko das Telefonat. Gleich darauf klingelte es erneut. Liisa. „Schatz, was ist los?“ Es war nicht normal, dass Liisa ihn anrief, wenn er im Studio war. „Nicht verzweifeln, mein Schatz. Ich bin gleich bei dir!“ Legte Mikko auf. „Jungs, ihr schafft das auch ohne mich, richtig?“ Stummes Nicken und fragende Blicke. „Emmi entwickelt sich gerade von pflegeleicht zu...Nerven zerrend. Liisa braucht mich.“ – „Schwirr schon ab. Und wenn was ist, ruf an. Wir sind für euch da!“ Darauf Samu. Mikko nickte nur dankend, hob die Hand zum Gruss und war weg. Erstaunlich der Mann. Selber genügend um die Ohren, aber immer noch da, wenn Freunde in Not sind. Samu eben, ging es Mikko durch den Kopf. Kaum war die Tür im Schloss, ging es weiter mit fachsimpeln. Irgendwann verlegten sie es in den Porberaum, um ihre Instrumente sprechen zu lassen. Wie lange sie gemeinsamen spielten, tüftelten und es aufnahmen, wusste keiner. Es machte einfach nur unglaublich viel Spass.

„Klingt toll!“ Ertönte auf einmal Mikkos Stimme und riss die Jungs aus der Tiefe der Musik. Von neben an, drang ein etwas weniger toller Klang bis zu den Jungs. „Ich dachte sie schläft mir im Wagen ein, wenn ich zu euch fahre...falsch gedacht. Meine Tochter will, im Moment, ihr ganz eigenes Konzert veranstalten. Ob wir darauf tanzen wollen oder nicht.“ Mikko rieb sich die müden Augen. „Lass mich mal.“ Stand Samu auf. Erstaunte Blicke folgten ihm. Das Riku es mit Babys kann, das konnte sich jeder im Raum vorstellen. Doch Samu...Irgendwie passte dieses Bild nicht zusammen. Weshalb sie ihm zur Tür folgten. Riku blieb grinsend sitzen. „Na, wer wird denn da lauter sein als Onkel Samu?“ Kniete sich Samu zu Emmi runter, die im Maxi Cosi lauthals schrie. „Du wirst einmal eine kräftige Stimme bekommen.“ Grinste er und hob die Kleine hoch. „Hallo kleine Maus!“ Hielt er Emmi etwas von sich weg und sah sie an. Nach einem weiteren Schrei, sah sie ihn mit ihren grossen Kulleraugen an. Sie waren ein Gemisch aus Mikkos und Liisas Augenfarbe. Die schön geschwungenen Wimpern, hatte Emmi jedoch ganz klar von Liisa. Die Kleine wird später der Männerwelt mal gehörig den Kopf verdrehen. So, dass Mikko froh wäre, sie würde wieder nur weinen. Bei dem Gedanken, entwich Samu ein Lachen. Was auch Emmi ein Glucksen entlockte. „Das findest du auch witzig, was?“ Drückte er ihr einen Schmatzer auf die Wange. „Onkel Samu hat gehört, dass du jetzt schon Terror machst. Warte damit doch, bis in die Pupertät, wenn Papas Jungs erwachsen geworden sind.“ Die Winkel des kleinen Mundes, verzogen sich weiter nach hinten. Die anderen grinsten Mikko nur an. „Samu der Baby Flüsterer.“ Kommentierte Raul. „Das muss an der Stimme liegen. Die Frauen erliegen ihr einfach.“ Verdrehte Mikko schmunzelnd die Augen. Es war schon leicht frustrierend, wenn man als Eltern alles versucht und tut und macht, ohne dass es fruchtet. Dann kommt Samu daher und die kleine Hexe gibt Ruhe. Aber vielleicht ist es ja auch so, dass die eigenen Kinder, in dieser Situation, irgendwann auch die Nase voll haben von dem Gesicht ihnen gegenüber. „Wenn du eine Frau wärst, würdest du sicher gleich ein Baby von diesem Mann wollen.“ Sami sah Riku scherzhaft an. „Das möchte ich auch, ohne eine Frau zu sein.“ Biss sich Riku auf die Lippe. Es war ihm einfach so rausgerutscht. Aber sein grosser, blonder Schatz, mit diesem winzigen Kind zu sehen, erfüllte ihn immer wieder mit noch mehr Liebe. Sami legte den Arm um Rikus Schulter und zog ihn leicht an sich heran. Auch ohne Worte, wusste Riku, was Sami ihm so sagen wollte. „Lass doch die Kleine da. Wir kümmern uns schon um sie. Wie man sieht, ist sie in den besten Händen.“ Grinste Osmo. „Ich kann...“ – „Doch kannst du.“ Sah Samu zu Mikko. „Geh doch heim und kümmere dich mal um deine Frau. Wir kommen hier schon zurecht. Irgendwie.“ Mikko hob eine Augenbraue in die Stirn. Das Wort ‘irgendwie’ überzeugte ihn nicht sonderlich. „Schau mal, Emmi. Onkel Riku ist auch hier.“ Wandte sich Samu wieder von Mikko ab. Wenn er nicht wollte, musste er ja nicht. War nur ein Angebot. Samu sah Riku mit einem so strahlenden Lächeln an, dass dieser dahin schmolz. Er löste sich von Sami und ging zu seinem Liebsten. „Hey! Na, meine Süsse.“ Übernahm Riku die Kleine von Samu. Von diesem bekam er einen liebevollen Kuss in die Haare gedrückt. „Ich meinte es Ernst. Ernsthaft sind wir hier ja nicht am Proben. Wir können es auch beenden und Riku und ich, nehmen euch die Kleine, für ein paar Stunden ab.“ Fragend sah Samu zu Riku, der zustimmend nickte. Mikko wollte was sagen, als sein Handy klingelte. Liisa. „Hey Schatz! Ich bin im Studio mit Emmi. Sie hat endlich Ruhe gegeben. Samu hat sie mit seiner Stimme betört.“ Samu entwich ein Lachen. „Ruh dich etwas aus. Ich weiss. Riku und Samu haben den Vorschlag gemacht, dass sie Emmi für ein, zwei Stunden nehmen würden.“ Mikko sah fragend zu den beiden, die bestätigend nickten. „Nein, sie sind fertig hier. Süsse...Nicht weinen...“ Mikko wandte sich etwas von den anderen ab. „Alles gut! Nein, du bist keine schlechte Mutter. Aber weisst du was? Du legst dich jetzt hin und schläfst. Oder nimmst ein Bad oder machst, was auch immer dir gut tut. Und ich bin gleich bei dir.“ Mikko der Ehemann. Die Sanftheit in Person.
„Ich liebe dich!“ Seufzend steckte Mikko das Handy weg. „Ihr würdet uns, vor allem Liisa, wirklich helfen.“ – „Klar kein Ding. Hast du die Nötigen Dinge dabei?“ Hatte er. Stellte sich Mikko eigentlich darauf ein, den Rest des Nachmittags, im Studio zu verbingen. Doch Liisa brauchte ihn jetzt. „Im Auto.“ Das Studio wurde abgeschlossen und alle traten an die frische Luft. „Wollt ihr auch den Kinderwagen?“ – „Klar! Dann können wir gleich noch etwas Spazieren gehen.“ – „Das würde eine tolle Schlagzeile geben. Samu Haber und Riku Rajamaa mit Kinderwagen gesichtet. Wem das Kind wohl gehört?“ Lachte Sami. „Lach nicht. Genau solche Schlagzeilen könnte es irgendwann öfters geben, wenn unser Bekannheitsgrad steigt.“ Gab Samu zurück. So, hatte sich Sami das noch gar nicht überlegt. Das stellt er sich als ziemlich nervig vor. „Dann würde ich es bleiben lassen.“ Zuckte er mit den Schultern. „Hier in der Tasche ist alles drinnen, was ihr braucht. Frische Kleider, Windeln, Feuchttücher, Schnuller, die Musikdose von euch, Milchflasche.“ Zog Mikko wieder die Aufmerksamkeit auf sich. „Ich zeige euch noch kurz, wie ihr den Maxi Cosi im Wagen befestigt.“ Samu ging mit Mikko zu Rikus Auto, mit dem sie unterwegs waren, weil Schnee lag, während Riku Emmi in den Kinderwagen packte. Er sah so geübt aus, als würde er dies Tag täglich machen. Schwubs die Mütze noch angezogen und los konnte es gehen. „Willst du uns etwas erzählen, von dem wir nichts wissen?“ Sah Sami dem Gitarrist, erstaunt zu. Als wäre Emmi eine seiner Gitarren, sass jeder Handgriff. „Er ist ein Naturtalent!“ Schmiegte sich Samu an Riku und gab ihm einen Kuss. Erwartungsvoll, sahen zwei Kinderaugen aus dem Kinderwagen. „Gleich geht es los, Prinzessin.“ Stupste Samu gegen Emmis Nase. „Wenn was ist, ruft an. Oder kommt einfach vorbei.“ – „Wir rufen besser vorher an. Nicht, dass wir noch bei etwas Schönem stören.“ Grinste Samu frech. „Glaub mir, dafür sind wir gerade nicht wirklich im Stande. Es herrscht Flaute im Süden.“ – „Das wird schon wieder.“ Klopfte Samu Mikko auf die Schulter. „Komm schon Samu, lass Mikko jetzt gehen.“ – „Vor einer Stunde, hatte sie ihre Flasche. Also solltet ihr, noch zwei, drei Stunden Ruhe haben. Ansonsten...“ – „Geh jetzt. Wir schaffen das schon.“ Lachte Riku. Es war komisch, jetzt so ohne seine Tochter nach Hause zu gehen. Auch wenn sie gerade in einer sehr Nervtötenden Phase war. Na ja, einmal war das erste Mal, stieg Mikko in sein Auto und fuhr los. „Und wir zwei hübschen, machen uns jetzt einen schönen Tag zu dritt.“ Gab Samu Riku einen Kuss. Der Blick, den ihm Riku darauf schenkte, war einfach nur zum niederknien. „In die Stadt?“ Wollte Riku wissen. Samu nickte. „Das ihr die Kleine auch wieder zurück bringt.“ Lachten die anderen und verabschiedeten sich von den beiden, die den Weg in die Stadt einschlugen. „Ob sie sich auch mal Gedanken machen werden, eigene Kinder zu haben?“ Sah Sami ihnen nachdenklich hinterher. Sie sahen vorhin zu süss aus, mit der Kleinen. „Wer weiss. Passen würde es auf jeden Fall.“ Gab Osmo zur Antwort. „Doch jetzt haben sie erst Mal andere Dinge, worüber sie sich den Kopf zerbrechen. Da kommt ihnen so ein Tag Ablenkung, sicher gerade recht.“ Klopfte Raul den Jungs auf die Schulter und verabschiedete sich. Da hatte er wohl Recht. Sami war sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war, dieses Angebot an zu nehmen. Aber das mussten Samu und Riku selber wissen. „Mach dir nicht zu viele Gedanken um die beiden. Sie werden schon die richtige Entscheidung treffen. Und dann stehen sie das gemeinsam durch. Wir sind ja auch noch da.“ Osmo holte Sami aus seinen Gedanken. „Ich befürchte, dass sie langfristig gesehen, das richtige tun werden. Genauso wenig, wie ich glaube, dass es so spurlos an ihnen und ihrer Beziehung vorbei ziehen wird. Aber gut. Sie sind erwachsen und wissen selber, was sie tun und lassen sollten. Doch Samus Bemerkung von vorhin, wegen den Schlagzeilen, macht mir echt zu denken.“ Osmo musterte Sami. Je länger er bei diesem chaotischen Haufen dabei war, desto besser sah er hinter die einzelnen Fassaden. Sami war wohl die allergrösste und tiefgründigste Fassade von allen. Er sagte nicht viel. Doch machte er sich wohl die meisten Gedanken um all das, was um ihn geschah und vor sich ging. „Wenn es stimmt, was er sagt, dürfen sie nichts mehr. Alles muss hinter veschlossenen Türen vor sich gehen. Vielleicht wird ihnen sogar noch vorgeschrieben, wie sie sich auf der Bühne verhalten sollen. Weisst du wie scheisse das ist?“ – „Nicht wirklich, aber ich stelle es mir Kräfte und Nervenzerrend vor.“ So Osmo. Sami schien gerade das Bedürfnis zu haben, zu reden, weshalb Osmo eine Idee kam. „Wartet jemand Zuhause?“ Samis Blick war leicht verwirrt, mit dem er Osmo an sah. „Nein.“ – „Na dann komm, gehen wir zu mir und trinken ein Bier oder zwei zusammen und quatschen. Du scheinst es gerade nötig zu haben.“ Legte Osmo Sami seine Hand auf die Schulter. „Tut mir leid!“ – „Kein Ding! Komm.“ Das machte die Freundschaft unter ihnen allen aus. Der eine spürt relativ schnell mal, wie es dem anderen ging. Sami war froh, über Osmos Vorschlag und folgte ihm zu seiner Wohnung.

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