Kapitel 63

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„Wie wird das eigentlich dann auf Tour werden?“ Die Jungs sassen vor dem Studio, genossen die Sonne und genehmigten sich eine kurze Pause. Das Album war im Kasten und musste nur noch an die Menge gebracht werden. Dank Rikus genialem Song, wurde die Playlist, die sich eigentlich recht passabel sehen lassen konnte, endlich voll. Nun stand schon die Planung der nächsten Tour an. Was, wie, wo und überhaupt. Deswegen kam Sami auch dieser Gedanke, wie es wohl sein würde, die Zwei nun als Paar auf der Tour und auf der Bühne und überhaupt zu haben. „Das wird der Hammer, wie immer! Ich freue mich wie wahnsinnig, endlich wieder mit euch auf der Bühne zustehen!“ Überschlug sich Samu fast. „Ich meinte mehr, mit euch.“ – „Wie mit uns? Was soll sich da ändern. Es ist doch alles genauso, wie immer?“ Samu sah Sami fragend an. „Vor oder nachdem ihr die Liebe entdeckt habt?“ Diese Fragen, schwirrten schon lange in Samis Kopf herum. „Wo liegt da der Unterschied?“ Sah Samu kritisch in die Runde. Riku sagte nichts. Genau auf diesen Moment, hatte er gewartet. Diese eine Frage. Diese eine Schublade, in die sie sich stecken lassen mussten. „Vom Küssen mal ganz abgesehen. Dass ihr kaum die Finger von einander lassen könnt. Wie soll das gehen?“ – „Wir konnten auch vorher, die Finger kaum von einander lassen. Und alles andere kriegen wir hin. Wir können uns auch beherrschen.“ Gab Samu zur Antwort und warf Riku einen fragenden Blick zu. Der jedoch eher genervt und teilnahmslos aussah. „Und wenn ich das nicht will?“ Durchbrach Riku die Stille. „Du was nicht willst?“ Samu war verwirrt. „Na mich beherrschen, zurück nehmen und alles verheimlichen.“ Rikus Blick war trotzig. Warum zum Teufel, kam dies überhaupt zur Sprache? „Mal ganz ehrlich. Wenn ich kein Mann, sonder eine Frau, also zum Beispiel Vivi wäre, dann würden sich solche Fragen und Diskussionen ganz sicher erübrigen.“ – „Ja, weil Vivi nicht die ganze Zeit mit uns auf Tour wäre.“ Darauf Samu. „Nein, weil sie eine FRAU ist.“ Betonte Riku das Wort ‘Frau’. „Und weil sie der Norm entspricht. Die grosse Masse kann eher damit leben und umgehen, wenn der Frontmann von Sunrise Avenue eine Freundin hat, als einen Freund.“ Riku steigerte sich gerade so sehr in dieses ganze Thema rein, dass alle erstaunt waren, von seinem Redefluss. Schweigen. „Ich habe also Recht.“ – „Das haben wir nicht gesagt.“ So Jukka. „Ihr habt es aber auch nicht dementiert.“ Langsam aber sicher, machte Riku das Ganze wütend. Nichts sagen, konnte genauso eine Antwort sein, wie die Antwort selber. „Kann mir einer von euch erklären, was es unsere Fans und weiss der Teufel für wen auch immer noch, für einen Unterschied machen soll, an wen Samu vergeben ist. Vergeben ist vergeben. Verliebt ist verliebt. Oder etwa nicht!“ Wieder sah Riku fragend in die Runde. „Natürlich spielt das keine Rolle, Rik. Doch die Plattenfirma...“ Wollte Samu Riku besänftigen. Ohne allzu grossen Erfolg. „Lass mich doch mit dieser bescheuerten Plattenfirma. Die geht es ebenfalls nichts an. Es ist unser Privatleben. Die sollen froh sein, wenn wir, was Termine und alles für Alben und so angeht, nach ihrer Pfeiffe tanzen.“ – „Das siehst du falsch, Riku. Ihr könnt froh sein, habt ihr eine Plattenfirma, für Alben und den ganzen Scheiss.“ Warf Mikko ein, als er sich zu seiner Truppe gesellte und noch einen Teil des Gesprächs mit bekam. „Durch den Erfolg, den die Plattenfirma, mit diesem Album, in die Höhe drücken will, werdet ihr immer mehr zu Personen des öffentlichen Lebens.“ – „Dennoch, gehört mein Privatleben mir.“ So eisern, kannte man Riku gar nicht. „Da hast du, grundsätzlich recht. Dennoch gibt es Dinge, die man einhalten oder halt auch besser lassen sollte.“ – „Wie schwul seinund sich in den Frontmann von Sunrise Avenue verlieben.“ Riku sah Mikko herausfordernd an. „Ich weiss, es ist nicht das, was man sich vorstellt, wenn man verliebt ist. Doch zurzeit geht es nicht anders.“ Mikko machte eine Pause. Eigentlich wollte er das mit Samu und Riku alleine besprechen, doch wenn sie jetzt schon in diesem Thema drinnen waren, konnten sie auch gleich weiterfahren. Während Mikko bei Samu einen Anflug an Verständnis sah, war Rikus Gesichtsausdruck schwer zu definieren. Es war einer, den er bei ihm so noch nie gesehen hatte. „Wir sind gerade daran, euch noch besser zu etablieren und mit Hollywood Hills den einen Hit zu schaffen, der euch den endgültigen Durchbruch verschaffen könnte. Da wäre eine solche Neuigkeit, mehr als unpassend.“ Schweigend sahen die Jungs, zwischen Mikko und Riku, der mittlerweile auch stand, hin und her. Noch nie, seit Riku bei Sunrise Avenue war, hat er sich gegen Mikko behauptet. Er nahm das, was man ihm sagte und auftrug, einfach so hin. Doch heute, schien dies anders zu sein. „Nur weil Samu einen Freund, statt einer Freundin hat oder grundsätzlich?“ Riku war kaum mehr zu bremsen. Er musste es von dem Mann wissen, der an der Quelle sass. „Das tut doch hier nichts zur Sache, Riku.“ – „Ach ja? Das sehe ich anders. Wäre ich Vivi, würde diese Diskussion gar nicht stattfinden. Keine einzige Frage, die hier alle plagen, würde eine Rolle spielen. Sie kämen gar nicht erst zur Sprache.“ Riku hielt Mikkos Bick stand. Er wollte die knallharte Wahrheit? Sollte er sie bekommen. „Du willst die Wahrheit hören?“ Riku nickte. „Lasst es doch gut sein.“ Wollte Samu die beiden bremsen. Er ahnte, nein eigentlich kannte er die Wahrheit. Jeder, der sich auf das Abenteuer ‘berühmt sein’, ein liess, wusste was auf ihn zu kam. Zumindest Ansatzweise. „Nein Samu, lass unseren Manager mal ausreden.“ Samu wollte es nicht hören. Er wollte nicht, dass Riku es hörte. Doch dieser, forderte es regelrecht heraus. Mit der Antwort, musste er dann jedoch ebenfalls leben können. „Die Plattenfirma wäre grundsätzlich nicht sehr über einen vergebenen Frontmann erfreut. Doch mit einer Freundin, könnten sie sich bestimmt besser arrangieren.“ Mikko knallte Riku und allen anderen, die Wahrheit, schonungslos, vor Füsse. „Gerade du und Samu...ihr seit die Frauenmagnete der Band. Das Dreamteam als Aushängeschild. Euch liebt man. Mit und wegen dem ganzen Geplänkel und allem.“ - „Das Geplänkel, Mikko, ist unsere Liebe. Wo liegt da also das Problem?“ Wollte Riku wissen. „Das verstehe ich, ehrlich gesagt, jetzt auch nicht.“ Gab Sami, wahrheitsgetreu, zu. „Du hast den Vertrag unterschrieben. Es ist nun mal einfach so.
Riku lachte sarkastisch auf. „Es ist nun mal einfach so, weil du und wir alle, schon jetzt die Marionetten der Teppichetage sind.“ – „Was bringt es, jetzt darüber zu diskutieren? Es ist nun mal so. Damit müssen wir uns, vorerst, abfinden.“ Entgeistert sah Riku seinen Freund an. Ausgerechnet diese Worte und diese Einstimmigkeit, von Samu. Er, der bei allem, was es sich nicht lohnt, gleich aufmuckte, herum zickte und beleidigt war. Mikko wusste ganz genau, warum ausgerechnet Samu, für einmal, seiner Meinung war und sich still verhielt. Schliesslich hatte dieser nicht umsonst, so hart um seinen Traum gekämpft, um sich und die Band, dorthin zu bringen, wo sie jetzt waren und wo sie noch hin konnten. Weshalb er auch nicht auf Samus Aussage ein ging. Wohlwissend, dass die Situation noch mehr ausarten würde, als sie es ohnehin gerade daran war es zu tun. Und dieses Thema noch öfters zu einem Streitthema zwischen den beiden werden würde. „Riku, ich kann dich verstehen und als Freund sogar nach empfinden.“ – „Ach ja, kannst du?“, fragte Riku schnippisch.
„Hast du dich auch schon mal in deinen besten Freund verliebt, mit dem du dazu auch noch in einer Band spielst?“ – „Nein, das nicht. Aber ich war, ob du es dir vorstellen kannst oder nicht, auch schon mal verliebt. Und ich wäre ausgerastet, hätte mir jemand solche Auflagen vor die Nase geknallt.“ Riku schnaubte. „Genau deswegen, wollte ich mich nie mehr verlieben. Grundsätzlich und schon gar nicht in Samu. Es macht das Leben nur komplizierter, als es ohnehin schon ist. Es wäre für alle Beteiligten besser gewesen!“ Mit diesen Worten, liess Riku die Truppe stehen. Er brauchte Luft zum Atmen und um wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Mit quietschenden Reifen, fuhr Riku davon.

Das sass. Samu war es, als hätte ihm gerade jemand einen gewaltigen Tritt in die Magengegend gegeben. Oder noch schlimmer, in sein Herz. Rikus Worte, schnürten alles in Samu zusammen und nahmen ihm die Luft zum Atmen. Die Welt fing an, sich unangenehm schnell und hektisch zu drehen. Wie in Trance, stand er auf. Schwankte und stützte sich an der Mauer neben sich ab. „Samu?“ Besorgt sah Sami seinen Kumpel an. „Ich muss...ihm nach...“ – „Er ist bereits weg, Samu. Und du ohne Auto.“ Sami sah seinen Freund besorgt an „Aber...“ Samu taumelte und wäre beinahe hingefallen, hätte Osmo ihn nicht aufgefangen. „Wow, alter. Langsam. Setz dich erstmal wieder hin.“ Samu schüttelte den Kopf, was ihn erneut schwindeln liess. „Ich bring ihn nach hause.“ Faste Jukka seinen besten Freund unter den Armen. Ein fragender Blick von den Jungs, liess ihn mit den Schultern zucken. Wo genau dies, in der jetzigen Situation war, wusste Jukka in dem Moment selber nicht. Er würde es noch herausfinden. „Na komm, Blondie.“
Die Fahrt verlief schweigend. Jukka hatte auch nichts anderes erwartet. Samu lehnte den Kopf gegen die Scheibe und sah teilnahmslos, die Landschaft draussen, an ihm vorbei ziehen. Dabei schwirrten ihm tausend Fragen, ohne Antworten durch den Kopf. Hatte ihre Liebe versagt? Hatte ihre gemeinsame Zukunft, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte, schon wieder ein Ende gefunden?  War es das? Für immer? Machte das Ganze, auf Dauer, überhaupt Sinn? Kaum merklich, schüttelte Samu den Kopf. „Fahr mich zu Riku.“ Kam emotionslos, von Samu. „Bist du sicher?“ – „Ja, bin ich.“ Kam lauter als gewollt von Samu. „Bitte!“ Jetzt wieder etwas freundlicher. Jukka zuckte mit den Schultern. „Na dann. Auf zu Riku.“ Viel weiter, war es ja nicht. Die Stille hielt an. Jukka wagte nicht zu fragen, was Samu bei Riku wollte. Etwas Gutes, schien es nicht zu sein. Dafür, war er ihm gerade zu kalt und ohne Emotionen. Was ging wohl gerade in Samu vor? Wenn Jukka es wüsste, könnte er Samu vielleicht von einem Fehler, welcher er bereuen würde, bewahren. Denn genau in so einen, so ahnte es Jukka, fuhr er ihn höchst persönlich. Innerlich seufzte Jukka. Samu war erwachsen und musste selber wissen, was er tat. Er selber, konnte ihm dann nur wieder daraus heraus helfen, wenn es schon zu spät war. Was Jukka jedoch nicht hoffte, es tun zu müssen. „Wartest du kurz? Ich bin gleich wieder da!“ Riss Samu Jukka aus seinen Gedanken. Verwirrt sah er ihn an. Er ahnte es. Das konnte nur in einem Schlamassel enden. Doch noch bevor Jukka irgendwas sagen konnte, war Samu schon ausgestiegen und bei Rikus Wohnung. Die Tür war offen. Ohne sich zu melden, ging Samu, auf direktem Weg, in Rikus Schlafzimmer. Dort zerrte er seine Tasche aus dem Schrank und schmiss wahllos, seine Klamotten rein. „Samu?“ Riku hatte die Tür gehen gehört und dann das Rumoren im Schlafzimmer. Es konnte nur Samu sein. Doch was zum Teufel, machte er im Schlafzimmer und kam nicht erstmal ins Wohnzimmer, um zu sagen, dass er da war? Er wollte doch noch mit ihm sprechen. Rikus Gemüt, hatte sich wieder abgekühlt. „Was machst du da?“ Blieb Riku, in der Tür stehen. Ein ungutes Gefühl, schlich sich durch seinen Körper. „Meine Klamotten zusammen packen.“ Samu sah Riku nicht einmal an. „Das sehe ich.“ – „Warum fragst du dann?“ Pampte Samu. „Ich meinte, warum machst du es?“ Samu wandte sich Riku zu. „Ich entkompliziere dein Leben.“ – „Du...Was? Warum?“ Panik kam in Riku auf. „WARUM?“ Samu war aus seiner Schockstarre erwacht. „AUSGERECHNET DU...FRAGST MICH ERNSTHAFT UND OHNE MIT DER WIMPER ZU ZUCKEN, WARUM?“ Samu ging an Riku vorbei. „Samu.“ Wollte dieser ihn am Arm zurück halten. „LASS MICH!“ Entriss Samu sich Rikus Griff. „DU WIRST MICH JETZT HIER NICHT EINFACH SO STEHEN LASSEN!“ Wurde nun auch Riku laut. Er wusste, dass seine Wortwahl, vorhin beim Studio, mehr als unpassend war. Doch man konnte doch, wie zivilisierte Menschen darüber reden. Na gut, er verhielt sich auch nicht unbedingt zivilisiert. Aber dennoch. Dies, konnte doch nicht die Lösung sein. Das musste doch auch Samu einsehen. „WIE, SO? ETWA SO, WIE DU MICH STEHEN GELASSEN HAST? ALLEIN MIT DEINEN VERSCHISSENEN WORTEN!“ Samu sah Riku wütend an. „Es tut mir leid, Samu. Ich meinte das nicht so, wie es für dich geklungen haben musste.“ – „Willst du wissen, wie es für mich geklungen hat?“ Riku nickte. „Als wäre das Alles...du und ich...wir...unsere Liebe...ein einziger, grosser Fehler. So hörte es sich für mich an. Und das, tat verdammt noch mal weh, Riku!“ – „Ich weiss. Es ist doch nur...“ Riku senkte den Blick zu Boden. „Was?“ Samu musste es wissen. Auch wenn er jetzt, nachdem ersten Schmerz, einfach nur noch wütend war auf Riku, wollte er wissen, was dieser ihm jetzt als Erklärung auf den Tisch legte. Doch es kam nichts. „Wenn du nichts mehr dazu zu sagen hast, kann ich ja gehen.“ Konnte es die Möglichkeit sein, dass Samu einfach so einlenkte und zu allem ja und amen sagte? „ICH WILL NICHT MIT EINER VERSCHISSENEN LÜGE LEBEN, SAMU! ICH KANN DAS EINFACH NICHT!“ Das musste er doch verstehen. „Du hast den Vertrag gelesen. Oder etwa nicht?“ Riku sah Samu verständnislos an. „Was hat jetzt das damit zu tun?“ – „Und du hast ihn unterschrieben?“ Riku nickte. „Du warst dabei.“ Riku wusste nicht, auf was Samu hinaus wollte. „Dann musst du. Ob du willst oder nicht. Wir zweie dürfen keine Beziehung eingehen. Unabhängig vom Geschlecht.“ – „VERDAMMTE SCHEISSE!“ Riku liess seine Faust gegen die Wand knallen. „Zia scheisse, wenn man sich verliebt. Was Riku?“ Ein letzter trauriger Blick, dann wandte sich Samu von Riku ab und ging zur Tür raus. „Samu!“ Riku ging ihm hinterher. „Was denn noch, Riku? Lass es doch einfach gut sein! Wir werden uns schon irgendwie arrangieren.“ Wie, was gut sein lassen? Arrangieren? „BIST DU BESCHEUERT?“ Die Wut und tausend andere Gefühle, brauten sich wieder in Riku zusammen. „Eine Meinungsverschiedenheit und du streichst die Segel?“ – „Es hat doch keinen Sinn. Genau das, was jetzt hier, zwischen uns steht, wird immer wieder zwischen uns stehen. Da kann die Liebe noch so stark und tief sein. Und du weisst das genau so gut wie ich. Du hast Mikko gehört. Im Gegenteil. Wie soll das gehen, wenn es schon jetzt nicht geht?“ Diese Worte und die Tatsache, dass er selber sie aussprach und wahrscheinlich auch noch recht damit hatte, schmerzten Samu. Bis tief hinein. „Also geben wir einfach auf? Und lassen alle schon gewinnen, bevor sie überhaupt etwas wissen?“ Riku wollte das so nicht hin nehmen. „Hier geht es doch nicht darum, dass jemand gewinnt, Riku.“ – „Doch. Genau darum geht es, Samu. Wenn wir schon jetzt unsere Liebe, quasi mit Füssen treten, schmeissen wir unser eigenes Leben gleich hinterher auf den Müll. Und damit, haben die Plattenbosse gewonnen. Weil sie uns besitzen. Nicht nur uns als Band, sondern auch uns als Menschen.“ Samu atmete tief durch. „Werden wir nicht, Rik!“ – „Wir sind ja schon dabei, Samu.“ Heftig schüttelte Samu den Kopf. „Sei doch ehrlich Samu. Du hast für diese Liebe...für uns...gekämpft. Du wolltest sie nicht aufgeben. Genauso, wie du für die Band gekämpft hast. Doch die Liebe, wird immer an zweiter Stelle stehen. Während du für deinen Traum, alles machen und opfern würdest.“ Rikus Blick wurde traurig und seine Stimme leise. „Du würdest die Liebe opfern, um berühmt zu werden. Das ist die traurige Wahrheit.“ –
„Das stimmt doch gar nicht. Ausserdem...Du liebst es genauso sehr, Musik zu machen.“ Unsicher sah Samu Riku an. Hatten sie jetzt gerade die Rollen getauscht, was die Sicht auf ihre Beziehung anging. Das gefiel ihm nicht. „Ja, das tue ich. Doch dich, liebe ich mehr, Samu. Erfolg und das Ganze Theater, sind vergänglich. Doch Liebe kann halten. Ein Leben lang. Und ich würde uns...dich...niemals...für kein Geld dieser Welt, für die Musik und schon gar nicht für den Erfolg eintauschen oder hergeben wollen.“ Stille. Samu war unfähig etwas zu sagen. Diese Liebeserklärung von Riku, hatte gesessen. Und zwar mitten in seinem Herzen, hatte sie eingeschlagen und sich fest gegriffen. Verankert. Kaum ausgesprochen. „Doch vielleicht solltest du dir erst einmal im Klaren werden, wie sehr du mich liebst, Samu.“ Durchbrach Riku die Stille und dieses Gefühl des unsagbaren Glücks. Wie wenn man eine Vase zu Boden fallen lässt und diese dann in tausend Scherben zerbrach. „Denn wenn du dir darüber nicht im Klaren bist und nicht mit der Tiefe deines Herzens, darauf antworten kannst, dann hat es vielleicht wirklich keinen Sinn.“ Riku musste sich beherrschen, um nicht in Tränen auszubrechen. „Wenn du nicht das Selbe für uns und unsere Liebe tun würdest, wie du für die Musik tust, dann müssen wir es gar nicht weiter versuchen. Denn dann, wird die Musik immer an erster Stelle stehen. Wichtiger sein, als andere. Und alles andere, also auch ich, muss sich hinten anstellen. Warten, bis du Zeit hast. Doch die Liebe, hat keine Zeit. Zumindest nicht in alle Ewigkeit. Und ich auch nicht, Samu. Also gehe nachhause und hör zu, was dein Herz dir zu sagen hat. Oder du sagst es mir gleich. Hier und jetzt. Doch dann gilt es. Es wird wie ein Versprechen sein. Also überlege dir gut, was du sagen willst. Was du grundsätzlich willst.“ In Samus Augen, konnte Riku die unterschiedlichsten Gefühle sehen. Am meisten, sah er ihn ungläubig an. „Ich will dich, Rik!“ Kam kaum hörbar von Samu. „Wirklich, Samu? Um jeden Preis?“ Was war denn jetzt das für eine Scheisse? Riku wusste doch, wie sehr er ihn liebte? Reichte das nicht? Was wollte er hören? Natürlich hatte Riku gehofft, dass Samu gleich mit der Sprache raus rückte. Denn jede Sekunde, die er darüber nachdenken musste, war eine zu viel. Liebe war nicht denken. Liebe war fühlen. Und fühlen, brauchte keine Bedenkzeit. Zumindest nicht, wenn man so weit war, wie sie beide und die ersten Hürden ihrer unkonventionellen Liebe überwunden hatten. Das sollte doch etwas bedeuten? Oder war dies, auf einmal nicht mehr wichtig? „Keine Regung, ist auch eine Antwort.“ Wandte sich Riku von Samu ab und ging zurück zu seiner Wohnung.

Überfordert, lehnte sich Samu an den Wagen von Jukka, der immer noch da stand, wie er ihn darum gebeten hatte und alles mit angehört hatte. „Sag mal, Haber. Muss ich dir zuerst in deinen Arsch treten oder schwingst du diesen von alleine dem Mann hinterher, der dir gerade eine wahnsinns Liebeserklärung gemacht hat, wovon viele nur träumen.“ Sprang Jukka förmlich aus dem Auto, als Samu sich keinen Millimeter bewegte. Ein Knall zog beide Blicke auf sich. Die Tür war ins Schloss gefallen. „Fahr mich nach hause, Jukka.“ - „Nicht dein verdammter Ernst?“ Jukka sah Samu entgeistert an. „Doch.“ Samu stieg in das Auto. „Steig aus!“ Machte Jukka die Beifahrertür wieder auf. „Was?“ – „Du hast mich schon verstanden.“ Jukka sah Samu ernst an. „Entweder du klärst das jetzt oder du läufst nach hause.“ – „Bist du...“ Wollte Samu etwas erwidern. Doch Jukka kam ihm zuvor. „Ich fahre dich nicht in dein Unglück. Ihr seit echt zwei sture Kerle. Und das wird jetzt geklärt.“ Jukka stand immer noch neben der Tür und sah Samu auffordernd an. „Du bist ja ein echter Freund.“ Fluchte Samu. Stieg dann jedoch tatsächlich aus. Jukka gab der Tür einen Stoss und ging auf seine Seite. „Kläre es, Samu. Der Mann liebt dich, dass es sogar mir eine Gänsehaut gebracht hat.“ Mit diesen Worten, fuhr Jukka davon und liess Samu stehen. Na toll! Was hatte er denn für beschissene Freunde? Fuhr sich Samu wütend durch die Haare. Unschlüssig sah er zu Rikus Wohnung und zu dem Weg, der ihn nach hause bringen könnte. Zu Fuss. Was sollte er tun? Samu war hin und her gerissen. Sein Herz, zog ihn zu Riku. Sein Kopf und seine Gefühle, die gerade Achterbahn fuhren, wehrten sich dagegen. Warum auch immer.

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