Kapitel 22

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Diese kleinen Konzerte in Helsinki, in der Heimat, waren für die Jungs etwas ganz Besonderes. Hier waren sie noch nicht ganz so bekannt, wie in Deutschland und doch, waren die Konzerte immer gut besucht. Die Hälfte der Besucher, waren Familie, Freunde und Bekannte. So konnte man sich, nachdem Auftritt, noch gut etwas unter die Leute mischen und mit seinen Freunden ein Bier trinken. So auch heute.
Der Club schien, von der Bühne aus betrachtet, recht voll zu sein. Die Jungs waren gut drauf, weil heute der Tour Auftakt für sie war. Popgasm, war noch nicht lange auf dem Markt und jetzt hiess es, das neue Album zu präsentieren und neue Fans für sich zu gewinnen. Die Resonanz war noch nicht euphorisch, jedoch auch nicht negativ. Die Plattenfirma war guter Dinge. Und die Jungs, liessen es einfach mal auf sich zu kommen. Sie waren so oder so viel heisser auf Live Auftritte, als auf irgendwelche Verkaufszahlen.
Übermorgen ging es also los, nach Deutschland. Deshalb genossen sie den heutigen Abend umso mehr, da sie noch einmal etwas Zeit mit ihren Liebsten verbringen konnten.
„Genialer Auftritt!“
Samu stand gerade an der Bar, um die erste Runde Bier zu besorgen, als er diese liebliche Stimme hinter sich vernahm. Verwundert drehte Samu sich um. „Danke! Freut mich, dass es dir gefallen hat!“, grinste Samu und musterte die süsse Schönheit vor ihm. Sie war einiges kleiner als er, was ja auch schnell mal möglich war. Schlank, ja fast schon zierlich, war ihre Figur. Die blonden Haare, lockten sich leicht um ihr zartes Gesicht. Und die blauen Augen strahlten. Samu war fasziniert. So sehr, wie er noch nie von einer Frau fasziniert war. „Kann ich dir etwas offerieren?“, packte Samu alle seine Manieren aus, die er von seiner Mama, mit auf den Weg bekommen hatte.„Gerne! Ein Bier!“ Samu lehnte sich erneut über die Bar und bestellte noch ein Bier. Sie musterte ihn. Er sah noch besser aus, als aus der Ferne. Sie hatte ja keine Ahnung, auf was für ein Konzert sie ihre Freundin mit schleppte. Doch die Jungs, waren echt gut. Und dieser Samu, wie er sich ja vorgestellt hatte, war nicht von schlechten Eltern.„Samu“, wandte sich Samu wieder der blonden Schönheit zu und hielt ihr seine Hand hin.
„Ich weiss.“, lächelte sie ihn etwas schüchtern an und biss sich auf die Lippe.
Warum taten dies Frauen bloss immer, ging es Samu durch den Kopf. Samu legte den Kopf etwas schief und zog eine Augenbraue in die Stirn. „Verrätst du mir auch deinen Namen, hübsche Unbekannte?“, sein Grinsen war unwiderstehlich.
„Vivi“, griff sie dann endlich nach Samus Hand. Sie war verdammt gross und warm. Mit etwas rauen Fingerkuppen. Samu überreichte ihr das Bier und stiess dann mit ihr an.„Ich muss dich leider schon wieder stehen lassen. Meine Jungs warten auf ihr Bier.“ Samu sah Vivi entschuldigend an.
„Kein Ding. Meine Freundin wird sich auch schon wundern, wo ich bin. Hab mich kurz abgesetzt, als sie kurz aus trat.“, kicherte Vivi.
„Bist du noch etwas da?“, darauf Samu. Er wollte Vivi noch nicht wieder gehen lassen. Sie war einfach zu süss, dass man sich ihr kaum entziehen konnte.
„Bis vielleicht noch einmal.“, grinste Vivi und liess Samu stehen. Etwas verwirrt und durch den Wind, wegen dieser Begegnung, gesellte sich Samu wieder zu seinen Jungs und verteilte das Bier.„Na Samu, ist die Kleine nicht etwas zu jung für dich?“, zog Jukka ihn auf, da er die Begegnung, genau wie alle anderen auch, mit bekommen hatte.
„Was sind schon ein paar Zahlen.“, zuckte Samu mit den Schultern und nahm einen Schluck Bier. Dabei wanderte sein Blick durch den Raum und blieb bei Vivi hängen. Riku musterte seinen besten Freund. Er war schon oft dabei, wenn Samu Frauen kennengelernt hatte. Doch irgendwas, war heute anders. Ein leichtes Lächeln, legte sich auf Rikus Gesicht. Er würde es Samu von Herzen gönnen, wenn er jemanden finden würde, der zu ihm passte. Auch wenn dies bedeuten würde, dass er dann teilweise, seinen besten Freund verlieren würde. Dieser Gedanke, gab Riku einen Stich. Doch so war nun mal der Lauf der Zeit. Auch wenn er selber sich gegen die Liebe verschworen hatte, wusste Riku ganz genau, dass sie ihn irgendwann auch wieder einholen und erwischen würde. So war das nun mal mit der Liebe.

Nun ging es nach Deutschland. So hatte Riku erst einmal noch etwas Zeit, die er mit seinen Chaoten verbrachte. Riku freute sich auf die Zeit. Auch wenn er wusste, dass sie anstrengend und Kräfte raubend werden würde. Zeit für die Wohnungssuche, blieb ihm dadurch auch noch etwas. Denn auf Dauer, war das echt nichts, mit seiner Mama zusammen zu leben. Auch wenn Riku sie abgöttisch lieb hatte. In der Zeit, in der sie Zuhause sein würden, hätte Riku dann Zeit für Besichtigungen, falls welche anstehen würden und vielleicht sogar um um zuziehen. Er würde es ja sehen.
„Hey Löckchen!“, holte ihn Samu aus seinen Gedanken und in eine Umarmung. So in seinen Gedanken versunken, merkte Riku nicht einmal, dass er beinahe an den anderen vorbei gegangen war. „Geht es dir gut?“, musterte Samu seinen Freund.
„Alles gut. Hab nur gerade über den Umzug nach gedacht.“
„Hast du denn schon was?“ Riku schüttelte den Kopf.„Wieso denkst du, dass es mir nicht gut geht?“
„Ich dachte nur, weil du vor zwei Tagen so schnell weg warst und dich auch nicht mehr gemeldet hast.“ Riku sagte nichts, sah Samu jedoch auffordernd an. Da war noch mehr, das wusste er. „Na ja...ich dachte...du wärst vielleicht sauer oder so, wegen Vivi...“, immer wenn er verlegen war, stopfte Samu auch jetzt wieder seine Hände in seine Hosentaschen.
„Wieso sollte ich. Du bist nicht mein Besitz, nur weil du mein bester Freund bist. Also kannst du tun und lassen, was du willst. Ausserdem freue ich mich doch für dich, wenn dich eine Frau mal in anderen Regionen interessiert, als nur die, in deiner Hose.“ Riku konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, worauf er sich einen bösen Blick und einen Klapps auf den Hinterkopf ein fing. „Hab ich etwa so unrecht?“
Samu verzog das Gesicht. „Nein. Deshalb musst du es mir noch lange nicht immer auf die Nase binden.“, fing er an zu schmollen.
„Immer! Ja genau. Ganz ehrlich. Es ist mir eigentlich egal, mit wievielen du schon im Bett warst und nur dort. So lange du sie anständig behandelst.“
Jetzt machte sich Empörung in Samus Gesicht breit. „Ich behandle alle Menschen in meinem Umfeld anständig. Oder willst etwa etwas anderes behaupten?“ Riku schüttelte, mit abwehrenden Armen, den Kopf. „Und Frauen so oder so! Auch wenn ich 'nur' mit ihnen ins Bett gehe. Abgesehen davon, waren es gar nicht so viele, wie ihr immer alle meinen.“
„Schon gut, Samu. Komm mal wieder runter. Das war ein kleiner Witz, mit dem ich dich etwas hoch nehmen wollte. Himmel. Was ist denn mit dir los?“ Riku verdrehte die Augen. Was war den der Diva über die Leber gelaufen. Kaum hatte Riku sich zu den anderen gesellt, schlangen sich auch schon zwei Arme um ihn und er bekam einen feuchten Schmatzer auf die Wange. „Aaaaa Samu. Lass das.“, wischte er sich über die Wange.
„Nicht mehr böse sein, Rik.“
„Ich bin nicht böse. Ich dachte nur, dass ich einen besten Freund und keine beste Freundin habe.“, die Gruppe fing an zu grölen.„Haha. I love to entertain you.“, liess Samu die anderen stehen und holte sich einen Kaffee.
„Na ihr, schon alle da?“, kam nun auch Mikko. „Ich sehe schon, wir warten mal wieder auf Herrn Haber.“, sah sich Mikko um.
„Der war eigentlich schon da. Nur kurz Kaffee holen. Unsere Kaffeetante.“
„Das ist aber auch schon eine Weile her.“, überlegte Riku. „Ich sehe mal nach unserer Diva. Will jemand etwas?“ Riku nahm die Bestellung auf und machte sich auf den Weg zum nächsten Ort, wo es Kaffee gab. Samu konnte nur dort sein. Was auch so war. In der einen Hand ein Kaffeebecher und in der anderen sein Telefon. Auf seinen Lippen lag ein Lächeln. Riku musste schmunzeln. „Na, wieder zufrieden?“ 
Samu hob den Blick von seinem Telefon. „Nicht dein Verdienst.“
„Samu, was ist los? Weshalb zickst du mich hier so an? Ich habe dir nichts getan.“
Samu atmete tief durch. „Tut mir leid. Ich weiss doch auch nicht. Seit zwei Tagen bin ich total verwirrt.“
„Wegen Vivi?“, fragte Riku.„Und dir.“
„Mir?“ Riku sah Samu erstaunt an.
„Weil ich dich nicht verlieren will, falls das mit Vivi was wird.“
War er denn bescheuert? Dies behielt Riku natürlich für sich. „Ist das dein Ernst?“ Unsicher sah Samu Riku an. „Samu, du bist mein bester Freund. Daran ändert auch nichts, wenn du eine Freundin haben solltest. Oder ich.“
Samu überlegte. Natürlich war das nicht so.
„Teilen wir uns ein Zimmer auf der Tour?“, irgendwie musste Riku dieses Gesicht wieder zum strahlen bringen. Und es funktionierte tatsächlich.
Der Ansatz eines Lächelns, war schon zu sehen.
„Dein Ernst?“
„Würde ich es dich sonst fragen, Samu?“, dieser schüttelte den Kopf. „Na also. Und einen solchen Schwachsinn, will ich nicht noch einmal hören. Hast du mich verstanden?“ Samu nickte und sah Riku entschuldigend an. „Und jetzt hilf mir bei Tragen des Kaffees für die Meute.“, stiess ihn Riku freundschaftlich in die Seite.
Ein Leben ohne Riku, wäre für Samu mehr als unvorstellbar. Da könnte er noch so die beste Frau an seiner Seite haben. Riku gehörte genauso an seine Seite.

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