Kapitel 57

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Die nächsten Tage, die ihnen noch blieben, standen ganz unter dem Motto, Liebe und Zweisamkeit geniessen. Gleichzeitig machten Samu und Riku schon Bekanntschaft mit dem Alltag und seinen Tücken, wenn man nicht wollte, dass alle von ihrer Liebe wussten. Dies wurde den Beiden erst so richtig bewusst, als sie an einem sonnigen Tag, gemütlich durch die Strassen Helsinkis schlenderten. Immer wieder waren sie versucht, sich an den Händen zu halten. Besannen sich dann jedoch eines Besseren. Einmal mehr, vergingen die Tage wie im Fluge. Der erste Studiotag stand schon vor der Tür. Nach einer gefühlten Ewigkeit einfach so vor sich hin und in den Tag leben. Da Samu und Riku die Nacht, mal wieder für etwas anderes, als zum Schlafen genutzt hatten, war die Zeit am Morgen auch dementsprechend knapp. „Ich hasse es!“ Fluchte Riku und raufte sich die Haare. „Was denn, mein Schatz?“ Samu schlang seine Arme um Riku und zog ihn, mit dem Rücken zu sich, an seine Brust. „Diesen Stress am Morgen. Und damit...“ Riku schloss die Augen und seufzte, als Samu seinen Hals küsste. „...machst du es nicht besser. Wir haben keine Zeit, Samu.“ - „Sei mal locker, Rik. Dann warten sie halt. Na und? Ich nehme die Schuld auch auf mich.“ Grinste Samu. „Und was willst du ihnen sagen?“ - „Das ich meinen Schatz noch etwas verwöhnen musste.“ Raunte Samu in Rikus Ohr, während seine Hände Richtung Süden strichen. „Mmm...wenn du das tust...dann...aaaa...Samu...“ Rikus Gehirnwindungen setzten aus, bis Samu ihn über die Klippe springen liess. Riku griff fest zu und nahm Samu gleich mit sich. Samu nahm es immer noch gemütlich, während Riku im Stehen, ein Brötchen verdrückte. „Jetzt setz dich doch mal. Das ist ja nicht zum mit ansehen.“ Samu zog Riku auf seinen Schoss. „Samu...“ - „Jetzt iss in Ruhe dein Brötchen und trink deinen Kaffee.“ Ergeben seufzte Riku. „So ist brav!“ Samu sah ihn schelmisch an. Zehn Minuten später, waren sie dann endlich auf dem Weg zum Studio. Kurz bevor sie jedoch zum Studio abbiegen mussten, lenkte Samu das Auto an den Strassenrand und machte den Motor aus. Erstaunt sah Riku zu Samu rüber. Doch noch ehe er auch nur an eine Frage denken konnte, spürte Riku schon zwei grosse, warme Hände an seinen Wangen und gleich darauf Samus Lippen, wie sie sachte über seine strichen. Riku seufzte, als Samus Zunge seine fand und mit ihr anfing zu spielen. Ein süsser, hingebungsvoller und nicht enden wollender Kuss folgte. Riku stöhnte leise in den Kuss hinein. Dieser Mann, würde ihn irgendwann noch um den Verstand küssen. Rikus geniesserisches Stöhnen, bescherte Samu eine Gänsehaut und liess sein Verlangen wieder ins Unermessliche ansteigen. Fahrig fanden seine Finger den Weg in Rikus Haare und verfingen sich in ihnen. So zog er Riku näher an sich heran. Der Kuss wurde intensiver, fordernder, verlangender. Bis beide sich, schwer atmend, leicht von einander lösten, um Luft zu holen. Was für ein unglaubliches Gefühl. Doch es wurde Zeit ins Studio zu fahren. Riku legte seine Hände auf Samus Brust, als dieser den Kuss gleich wieder aufnehmen wollte. „Es wird Zeit, Samu.“ Nuschelte Riku an Samus Lippen, denen er sich kaum entziehen konnte. „Lass sie warten.“ Samu wusste, dass er durchdrehen wird, wenn er jetzt nicht noch etwas von Rikus ungeteilter Nähe abbekam. Mit geschlossenen Augen, liess er seine Lippen über Rikus Gesicht wandern. Bei seiner Schläfe, hauchte er ihm einen Kuss darauf und verharrte einen Moment. Riku hatte das Gefühl, unter Samus Liebkosungen zu zerfliessen. „Hab ich dir heute schon gesagt, wie sehr ich dich liebe?“ Samu betrachtete seinen Freund, der dies gerade mehr als zu geniessen schien. „Ich...“ Versuchte Riku etwas zu sagen. Doch er war nicht im Stande, irgendwas in Worte zu fassen. „Weiss ich doch, Rik!“ Lächelte Samu ihn an und strich durch seine Locken. Erneut seufzte Riku. „Geht es heute lange?“ Er sah Samu sehnsüchtig an. „Ich habe keine Ahnung.“ Samu liess seine Stirn an die von Riku sinken. Dieser schloss die Augen und fuhr Samu durch die Haare. „Lass uns gehen, sonst...“ Brummte Samu und sah Riku vielsagend und mit tanzender Augenbraue an. „Dann fahr los.“ Riku liess sich zurück in den Sitz sinken. Samu startete das Auto und lenkte ihn zurück auf die Strasse. Dann umfasste er Rikus Hand mit seiner und strich mit seinem Daumen über Rikus Handrücken. Dabei schenkte er ihm ein liebevolles Lächeln. Ausser den geparkten Autos, zeugte nichts davon, dass überhaupt jemand im Studio war. „Die Meute ist also schon da.“ Kommentierte dies Samu. „Mikko hatte bestimmt schon einen kleineren Tobsuchtsanfall.“ Riku strich sich seufzend durch die Haare. „Der soll sich mal nicht so anstellen.“ Murmelte Samu neben ihm. „Ich war Wochen lang in Amerika und hab geschufftet. Also wird er auch mal ein paar Minuten warten können.“ - „Ein paar Minuten? Samu, wir sind mehr als eine halbe Stunde zu spät.“ Die Laune von Samu machte gerade eine Talfahrt, so schien es Riku. Das konnte ja was werden. Wenn bei Samu die Diva durchkam, dann war jegliche Arbeit mit ihm, eine reine Qual. Doch auch Riku war nicht gerade nach Luftsprüngen zu mute. Obschon er sich darauf freute, wieder mal richtig Musik zu machen, mit den Jungs. Auch wenn er wusste, dass es Quatsch war, dass sie sich anders verhalten mussten als zuvor, so konnte Riku nichts dagegen machen, dass er sich darüber Gedanken machte. Es war zum verrückt werden. Doch scheinbar ging es auch Samu so. Die letzten Tage waren schön. Dennoch spürte man eine Veränderung. Welche, konnte Riku nicht genau definieren. Es war einfach so ein Gefühl. Samu war schon ausgestiegen und hatte die Gitarren aus dem Wagen genommen, als Riku immer noch in seinen Gedanken hing. Erst als die Tür geöffnet wurde und Riku erstaunt, in die schönsten blauen Augen sah, die er jemals gesehen hatte, war er wieder aus diesen aufgetaucht. „Wir packen das...irgendwie...Wir haben auch Amerika überstanden.“ Samu strich Riku durch die Haare. „Und das war verdammt hart.“ Riku und legte seine Hand in Samus Nacken. „Noch einen Kuss, Samu. Bitte!“ Flehte er. „Gott, du machst mich fertig, Rajamaa!“ Seufzte Samu, als Riku ihn nah an sein Gesicht zog. „Ich werde es bereuen.“ Gleich darauf, lagen ihre Lippen auch schon wieder auf einander und forderten verlangend nach mehr, als hätten sie wochenlang darauf verzichten müssen. Seufzend löste Riku sich von Samu und stand auf. Dabei zog er ihn mit sich. „Du bist besser als alle Frauen zusammen, die ich jemals geküsst habe.“ Knabberte Samu an Rikus empfindlicher Stelle hinter seinem Ohr. Riku grinste. „Lass uns die Meute nicht länger warten.“ Riku streckte Samu die Gitarre hin. Leicht schnaubend, nahm er diese und hängte sie sich über die Schulter. Da niemand in der Nähe war, der sie sehen konnte, umschloss Samu Rikus Hand mit seiner. Leicht erstaunt, sah dieser ihn an. „Diese paar Minuten, musst du mir noch geben.“ - „Ich gebe dir so viele Minuten, wie du willst. Zu spät sind wir jetzt ohnehin schon. Da kommt es wohl auf ein paar Minuten auch nicht mehr an.“ Samu schüttelte den Kopf. Je näher sie dem Gebäude kamen, desto stärker wurde der Druck seiner Hand, um Rikus. Warum zum Teufel, war er aufgeregt? Man würde es ihnen kaum an sehen, dass sie nicht mehr nur beste Freunde waren. Und wenn doch? Was wäre so schlimm daran? Eigentlich nichts. Dann hätten sie es auch vor ihren Freunden durch. Eigentlich hatte Samu keine wirkliche Angst davor, dass einer der Jungs merkwürdig reagieren könnte. Dennoch schwang ein ungutes Gefühl mit. Sein Herz raste. Der Einzige, der ihnen wohl nicht dazu beglückwünschen wird, falls dies überhaupt jemand tat, war dann wohl Mikko. Doch wahrscheinlich auch mehrheitlich, weil er in dieser Manager, Kumpel Zwickmühle steckte. Samu wusste ganz genau, dass Mikko nichts mehr wollte, als dass es seinen Jungs gut ging und sie glücklich waren. Doch der Manager, konnte Mikko dann eben doch nicht immer vollständig ausschalten. Doch oder vielleicht gerade deswegen, war Mikko der beste Manager, den er sich vorstellen konnte. Bei einem anderen, hätte Samu nicht so viele Chancen bekommen, als er wegen Janne, so scheisse drauf war. Mikko wusste nun mal scheinbar, was er an ihm hatte und kratzte immer wieder jegliches an Geduld zusammen, was er noch so fand. Riku sah Samu von der Seite an. Nicht viele Menschen, kannten diese Seite von Samu. Die nachdenkliche, total gefühlvolle und emotionale Seite. Riku löste seine Hand von Samus und strich ihm durch die Haare. Samu atmete tief durch. Mit einem Blick zu Riku, der ihm einfach nur zu nickte, öffnete Samu die Tür zum Studio. „Ach sie an, die Herren Haber und Rajamaa bequemen sich auch noch zu uns! Wie schön!“ Kommentierte Mikko ihr Auftauchen. Riku senkte leicht den Blick und sah entschuldigend in die Runde. „Es ist meine Schuld. Ich hab ehm...verschlafen...“ Samu kam Riku zuvor, der sich entschuldigen wollte. „Strenge Nacht gehabt?“ Mikko musterte ihn. „Könnte man so sagen, ja.“ Samu brachte doch noch ein schelmisches Grinsen zu Stande. „Hattest du nicht die letzten Tage genügend Zeit dafür?“ Mikko war angepisst. Samu zuckte bloss mit den Schultern. „Was muss, das muss eben.“ Er packte seine Lady aus und fing sich einen leichten Klabs von Riku ein, der die ersten, freudigen Umarmungen der Jungs, hinter sich hatte. „Danke für die zusätzlichen, freien Tage!“ Samu umarmte zuerst Sami und dann Raul, nachdem Osmo schon an der Reihe war. „Gern geschehen! Du scheinst die Zeit ja voll ausgekostet zu haben. Vivi hat dies sicher gefreut!“ Sami grinste ihn schelmisch an. Riku hätte sich beinahe an seinem eigenen Speichel verschluckt, worauf ihm ein kurzes Husten entfuhr. Jukka waren die Blicke, die sich Samu und Riku darauf zu warfen, nicht entgangen. Er musterte die Beiden, seit sie den Raum betreten hatten. So richtig schlau, wurde er jedoch nicht aus ihren Mimiken. Obschon Samu einen sehr zufriedenen Eindruck machte, konnte man auch eine gewisse Anspannung aus machen. „Geht es dir gut?“ Jukka zog Samu in eine freundschaftliche Umarmung. „Oder sollte ich besser fragen euch?“ Kam die nächste Frage etwas leiser. Samu nickte. „Mir geht es gut! Und uns auch!“ Samu löste sich wieder von Jukka und warf Riku einen liebevollen Blick zu. Riku biss sich auf die Lippe. Dieses Lächeln. Er könnte jedes Mal dahin schmelzen, wenn Samu es ihm schenkte. Von Jukka kam ein wohlwollendes Lächeln und Nicken. Am liebsten würde Riku es einfach ganz laut in den Raum schreien, wie sehr er den grossen Blonden liebte. Doch das Studio, war wohl nicht wirklich der richtige Ort. Der richtige Zeitpunkt, war es auch nicht. Doch wann war, für eine solche Offenbarung, seinen Freunden gegenüber, der richtige Zeitpunkt? Gab es den überhaupt? Wohl kaum. Wenn, dann am ehesten bei einem Bier. Ausserdem, hatten sie jetzt auch keine Zeit mehr. Denn Mikko wurde immer wie ungeduldiger. „Gut. Da wir ja jetzt alle vollzählig sind, können wir anfangen“, sagte Mikko. „Wir haben, während ihr mit eurer Abwesenheit geglänzt habt, uns schon mal die Rohfassungen der neuen Songs angehört. Fleissig warst du ja, Samu. Muss man dir lassen.“ - „Denkst du, ich war zu meinem Vergnügen dort drüben?“ Samu sah Mikko grimmig an. „Man weiss ja nie.“ - „Danke auch für das Vertrauen. Und ich weiss, die Songs sind nicht wirklich der Bringer. Aber wir können aus ihnen sicher das Beste raus holen.“ Leicht unsicher, sah Samu in die Runde. Zustimmendes Nicken, kam ihm entgegen. „Na ja, zumindest einer, ist ja mal der absolute Bringer“, sagte Riku ein. Warum kam denn da überhaupt keine Begeisterung auf, fragte sich Riku. Der letzte Song, den Samu in Amerika geschrieben hatte, war absolut klasse.
Mikko sah Samu fragend an. „Hast du das Tape nicht hier, Jukka?“ Wollte Samu wissen. „Doch. So weit, sind wir nur noch nicht gekommen. Das Beste haut man nicht zum Anfang raus.“ Grinste Jukka und legte die Demo Version von Samu und Riku ein. „Lauscht gebannt bis zum Ende! Das wird der Hit!“ Sah Jukka geheimnisvoll in die Runde, bevor er auf Play drückte. Es war mucksmäuschen still. Keiner getraute sich auch nur zu räuspern. Man hatte sogar das Gefühl, sie würden alle den Atem angehalten. Samu war so unsicher wie wohl noch nie, bei einem neuen Song. Er spürte es zwar und bekam es auch von Riku und Jukka gesagt, dass der Song etwas ganz Besonderes werden würde. Doch irgendwie...er wusste es nicht. Weshalb er sein Gesicht auch an Rikus Schulter vergrub, der neben ihm sass, während sie sich ihn an hörten. Er wollte nicht in die Gesichter der anderen sehen. Riku legte seine Wange daran und hatte seinen einen Arm, um Samu gelegt. Ohne, dass es jemand sah, strich er Samu leicht über den unteren Rücken. Wie gerne, hätte er ihn jetzt einfach, zur Beruhigung, geküsst. Stille beherrschte den Raum, als der Song verklungen war. War es eine gute oder eine schlechte Stille? Samu wusste es nicht, da er immer noch sein Gesicht verborgen hielt. Nicht einmal Rikus Bemühungen, Samu leicht von sich zu drücken, brachten etwas. Wenn Samu doch nur sehen würde, was er sah. „So sagt doch was“, sagte Riku schon beinahe flehend und deutete mit dem Kopf zu Samu. „Du bist ein Genie! Und genau deshalb, dulde ich solche Scharmützel, wie heute!“ Mikko hatte als erster die Sprache wieder gefunden. Riku wuschelte Samu durch die Haare. „Ich wusste, dass auch sie ihn lieben werden!“ Als Samu den Kopf hob, sah er in zwei wundervoll grau blaue Augen, die ihn freudig und liebevoll zu gleich an strahlten. Samu musste sich wahnsinnig beherrschen, damit er Riku nicht hemmungslos küsste. Ein Blinder hätte diese Verbundenheit gesehen. Doch waren die anderen noch zu sehr von diesem einen, dem Song, in den Bann gezogen, als dass sie es bemerken konnten. Was vielleicht auch gut so war. Mikkos Grinsen, liess es auch um Samus Mundwinkel zucken. „Lass dich drücken, du Idiot!“ Mikko drückte Samu, kurz aber heftig an sich. „Willkommen Zuhause!“ Die beiden hatten sich das letzte Mal in Hollywood gesehen. Seither nicht mehr. „Wann hast du den denn noch aus dem Ärmel gezaubert?“ - „Am Abend, bevor ich nachhause flog.“ Erzählte Samu die Entstehung des Songs. „Ich sass, deprimiert und total einsam, mit einer Flasche Rotwein auf dem Balkon meines Hotelzimmers, mit Blick auf die Hollywood Hills, versteht sich. Und sagte laut zu mir selber ‘Bye bye Hollywood Hills’ und da war der neue Song.“ - „So einfach ist es also.“ Witzelte Sami. „Manchmal. Wahrscheinlich einmal in der Karriere eines Musikers, ist es genau so einfach.“ Gab Samu zur Antwort. „Egal! Der Zeitpunkt, könnte nicht besser sein!“ Darauf Mikko. „Dann wollen wir mal anfangen!“ Klatschte er in die Hände.
Es wurde ein langer Tag, nachdem Samu und Riku völlig erledigt, aber auch irgendwie zufrieden, ins Bett fielen und ein schliefen. Genauso, wie die Tage danach. Mikko und Jukka, kannten kein Erbarmen, sass ihnen doch die Plattenfirma im Nacken und forderte Ergebnisse. Unter Druck zu arbeiten, waren jedoch nicht gerade die besten Bedingungen und Voraussetzungen, um etwas richtig Tolles auf die Beine zu stellen. Es musste gut werden. Sie konnten sich nicht bloss auf den einen Song verlassen, dies wusste Samu ganz genau. Ihre Beziehung blieb dabei, mehrheitlich auf der Strecke. Mehr als ein Gute Nacht Kuss, lag nicht mehr drin, bevor es Samu und Riku, jeden Abend ins Land der Träume holte. Die Launen waren auch dementsprechend und entwickelten sich immer mehr dem tiefsten Tiefpunkt zu, den sie erreichen konnten. Nicht unbedingt gegenüber den anderen Jungs, sondern gegeneinander.

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