Kapitel 156

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Sami nahm sein Handy und ging aus der Küche. „Hey Riks. Bist du noch bei deiner Mum?“ Liess Sami Riku gar nicht zu Wort kommen. „Nein. Bin in der Stadt.“ – „Dann komm bitte her.“ Rikus Herz blieb kurz stehen und klopfte darauf einen Zacken schneller. „Was ist los?“ – „Komm einfach her. Bitte!“ Ein Seufzen, war an der anderen Seite der Leitung zu hören. „Ok. Bin gleich bei dir.“ – „Danke!“ Samus Schluchzen war bis ins Wohnzimmer zu hören. Wo gestern noch Wut war, beherrschte Samu nun seine sensible Seite. Liina sah Sami fragend an. „Riku kommt.“ – „Ich lass euch mal wieder alleine.“ Schenkte sie ihrem Schatz ein liebevolles Lächeln. Ein Kuss und Liina war weg. Was wohl los war, dass er sofort zu Sami sollte? Ein Teil in Riku, sträubte sich dagegen. Er war immer noch nicht gut auf Samu zu sprechen. Weshalb Riku heute morgen auch nicht gleich nachhause fahren wollte. Soll er doch auf ihn warten. Vielleicht war ja etwas passiert? Machte sich die andere Seite bemerkbar. Die Sorge, schlich sich wieder zurück. Was, wenn Sami gestern nicht die Wahrheit gesagt und er Samu nicht gefunden hatte. Vielleicht...Panik erfasste Riku. Weshalb er schneller als eigentlich gewollt und dazu ausser Atem, bei Sami ankam. „Du hast ihn nicht gefunden, stimmts?“ Überfiel Riku Sami regelrecht, kaum hatte der die Tür geöffnet. „Komm doch rein und geh ins Wohnzimmer.“ Stand Sami zur Seite, ohne mehr zu sagen. Riku blieb abrupt stehen. „Was ist passiert?“ Sah er Sami fragend an. „Die ganze Sache, ist wohl einfach zu viel für ihn. Für euch beide. Dazu sein Absturz gestern. Und das schlechte Gewissen heute morgen.“ Darauf Sami. Ein Häufchen Elend sass auf Samis Sofa. Riku atmete tief durch.
„Denk nicht, dass ich dir schon verziehen habe.“ Setzte sich Riku zu Samu. Gab ihm, trotz allem einen Kuss auf die Haare und liess seine Finger darin verschwinden. Samu liess sich, kaum spürte er Rikus Gegenwart, gegen ihn sinken. „Dummer Kerl.“ Rikus Stimme klang nicht wütend, sondern eher sanft. Samu verkroch sich in Rikus Armen und vergrub sein Gesicht an dessen Brust. Durchnässte Rikus Shirt. Dieser wiegte ihn sanft hin und her. Küsste Samus Haare. „Lass uns nachhause gehen.“ – „Ich...kann noch...nicht fahren...“ Schluchzte Samu. „Aber ich.“ Fragend sah Riku zu Sami hoch. „Ich fahre euch zu Samus Auto.“ – „Danke!“ Auf Sami war Verlass. „Komm, Samu.“ Versuchte Riku ihn hoch zu hiefen. „Hilf mir doch.“ Statt Samu, der von selber aufstand, kam Sami ihm zu Hilfe. „Samu, reiss dich jetzt zusammen!“ Schüttelte Sami ihn an den Schultern. „Riku ist da. Bringt dich nachhause. Also benimm dich wie ein Mann.“ Samu wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und ging zur Garderobe. Riku und Sami, tauschten einen vielsagenden Blick aus. „Na dann, kommt.“ Samu schwieg die ganze Zeit. „Danke!“ Brachte er kurz über seine Lippen, während Sami ihn kurz an sich drückte. „Kein Ding! Dafür sind Freunde da, Samu!“ Wie ferngesteuert, stieg dieser darauf in das Auto. „Ruf an, wenn was ist.“ Dankend nickte Riku. Nach dem er das Auto aus der Stadt gelenkt hatte, sah Riku kurz zu Samu rüber. Er sah echt beschissen aus. Irgendwas bedrückte Samu, was er ihm sagen wollte. Das konnte Riku sehen. „Rik...ich...“ Fing Samu darauf an. „Ich war mit einer Frau in der Bar.“ Samu konnte es einfach nicht für sich behalten. Es frass ihn sonst auf. Rikus Finger, verkrampften sich um das Lenkrad. „Mit wem?“ – „Keine Ahnung...Ich...kannte sie nicht. Sie...ich weiss nicht woher die auf einmal kam.“ Tränen brannten in Rikus Augen. Weshalb er das Auto an den Strassenrand lenkte. Eine seiner grössten Ängste war gerade so real wie nie zuvor. „Hast du...hast du sie...“ – „NEIN!“ Entgeistert sah Samu Riku an. „Du warst betrunken...woher willst du es also wissen?“ – „Weil...Wie kannst du sowas denken?“ – „Was soll ich denn denken, hmm? Du lässt mich stehen, fährst in die nächst beste Bar und betrinkst dich.“ Samu raufte sich durch die Haare. „Es tut mir leid! Meine Sicherungen knallten einfach durch, nach allem, was Mikko uns vor den Kopf geknallt hat. Aber...“ Samu drehte sich zu Riku. Tränen schimmerten auf seinen Wangen. „Schatz...“ Samu strich der Tränenspur entlang. „Das würde ich niemals tun. Hörst du?“ Riku reagierte nicht. „Ich würde dich niemals betrügen. NIEMALS!“ Hatte Samu seine Hände an Rikus Wangen gelegt, damit dieser ihn ansehen musste. „Ich bin ein Arsch. Doch ich betrüge nicht. Und dich am allerwenigsten.“ Fest sah Samu Riku an. „Das musst du mir glauben.“ Lange sah Riku ihm in die Meerblauen Augen. Bis er langsam nickte. Samu atmete erleichtert durch und liess seine Stirn gegen die von Riku sinken. Reflexartig, schlichen sich dessen Finger, in Samus Haare. „Das ist eine verdammte Scheisse, Samu.“ – „Ich weiss. Aber wir schaffen das.“ Riku schloss die Augen. „Fahr uns nachhause, Rik. Bitte!“ Noch einen kleinen Augenblick kostete Riku diesen Moment aus, bevor er sich von Samu löste. Die Stille beherrschte weiterhin das Innere des Autos. Langsam folgte Riku Samu, nachdem er  in der Garage geparkt hatte. Er hätte am liebsten geschrieen. Diese ganze Situation, frass ihn innerlich auf. Und die Tatsache, dass Samu gestern, mit einer Frau in der Bar war, wenn auch nur zufällig, stach spitz in sein Herz. Musste er sich jetzt wirklich Sorgen machen, wenn Samu alleine unterwegs war? Würde ihn diese Eifersucht, das Misstrauen und die Angst, jetzt immer begleiten? Bis gestern, war sich Riku Samus Treue zu hundert Prozent sicher. Doch sein Geständnis, auch wenn nichts passiert ist, hatte alles durcheinander gebracht. Dazu kam dieses Gefühl sich in freiem Fall zu befinden. Nicht zu wissen, wann ihn der harte Boden traf. Mikkos Ansage, war klar. Doch was jetzt? „Und wie geht es jetzt weiter?“ Unterbrach Riku diese unerträgliche, erdrückende Stille. Und sprach eine der tausend Fragen aus. Bevor er durchdrehte. Samu, der sich in der Küche was zu trinken holte, drehte sich zu Riku um. In seinem Blick, konnte er die selbe Hilflosigkeit sehen, die Riku in sich spürte. „Ich habe keine Ahnung.“ Griff Samu sich in die Haare. „Wir müssen uns wohl oder übel damit abfinden.“ Riku nickte. Seine Stirn legte sich in Runzeln. „Was ist mit der Sache, dass du eine Begleitung für den nächsten öffentlichen Termin brauchst?“ Diese Tatsache, nagte an Riku. Seit eben, noch mehr. Samu atmete tief durch. „Du machst es?“ War es mehr eine Feststellung, denn eine Frage. „Was soll ich sonst tun?“ – „Dich dagegen wehren.“ Samu entwich ein sarkastisches Lachen. „Und was soll das bringen? Wir sind bloss die kleinen Fische, im grossen Haifischbecken.“ Ging Samu an Riku vorbei ins Wohnzimmer. „Das hat dich doch noch nie von irgendwas abgehalten.“ Folgte Riku ihm. „Das ist alles falsch. Das weisst du.“ Samu nickte stumm. Er stand vor der grossen Fensterfront und sah nach draussen. Als wäre es gestern gewesen, sah er vor sich den Moment, als sie das erste Mal hier waren. Rikus süsses, entzücktes Gesicht, als Samu ihm alles zeigte. Jetzt fühlte sich das alles wie eine schwere Last an. Es könnte alles so einfach sein, wenn...Samu schüttelte den Kopf. Wie konnte er nur solche Gedanken haben. Er liebte Riku und das, was er mit ihm hatte. „Es tut verdammt weh, dass du jetzt an allem zweifelst, was wir gemeinsam haben.“ Samu drehte sich zu Riku um und wollte etwas sagen. „Leugne es nicht. Ich sehe es dir doch an.“ Alles, was sie sich mühsam aufgebaut hatten, fing an zu bröckeln. „Rik...Ich...“ Samu machte einen Schritt auf Riku zu. „Lass mich. Ich muss alleine sein.“ Mit diesen Worten, wich Riku Samu aus und ging über die Terrasse, nach draussen. Samus Anblick und Gegenwart, konnte er gerade nicht ertragen. Samu blieb noch eine Weile dort stehen und sah Riku nach. Er hätte ihn jetzt gerne in den Arm genommen und ihm gesagt, dass alles gut wird. Doch wird es das? Was heisst das alles für sie beide? Sie hielten dieses Versteckspiel doch nur so gut aus, weil sie ihr kleines, süsses, verliebtes Spiel auf der Bühne hatten. Oder gemeinsam von einem Termin zum anderen reisen konnten. Weil sie so viel Zeit zusammen verbrachten. Das alles, wurde ihnen jetzt genommen. Samu wusste, dass das letzte Jahr, für Riku nicht einfach war. Vor allem auch dann, als er realisierte, dass Zeit nicht das ist, was Samu hatte. Doch hatte Riku nie etwas gesagt. Sondern nahm es einfach so hin. Jetzt würde er wieder den Kürzeren ziehen. Und dies nicht bloss für ein Jahr. Samu wusste nicht, ob ihre Beziehung das aushielt. Am allerwenigsten die Tatsache, dass er nebenher, noch eine Beziehung zum Schein, mit einer Frau, führen sollte. Wie stellten sie sich das vor? Bekam er einfach eine an die Seite gestellt oder durfte er da auch noch ein Wörtchen mit reden. Sein Handy, dass sich bemerkbar machte, holte Samu aus seinen Gedanken. Ein letzter Blick nach draussen. Riku war schon lange nicht mehr zu sehen. Sami hatte ihm geschrieben. ‘Alles klar bei euch?’ Schön, wenn es so wäre. ‘Nicht wirklich.’ Gab Samu, wahrheitsgetreu zu. Kaum abgeschickt, klingelte das Telefon. „Was ist los?“ Samu seufzte. „Samu!“ Drängte Sami. „Ich habe das Gefühl, dass unsere Beziehung gerade, langsam aber sicher, auseinander bricht.“ – „Ich komme kurz vorbei.“ Legte Sami auch schon wieder auf, ohne dass Samu was erwidern konnte.
Kurz darauf, klingelte es auch schon an der Tür. Wortlos öffnete Samu diese und liess Sami rein. „Du siehst nicht wirklich besser aus. Wo ist Riku?“ Sah Sami sich um. „Keine Ahnung. Irgendwo draussen. Kann meine Anwesenheit wohl grad nicht ertragen.“ – „Hattet ihr Streit?“ Samu liess sich auf das Sofa fallen. „Wird wohl nicht der Letzte sein.“ – „Wirst du auch noch mal konkreter?“ Sah Sami ihn herausfordernd an. „Ich habe ihm von der Frau erzählt. Was nicht unbedingt den Ausschlag dazu gab.“ Samu stand auf, um sich und Sami einen Kaffee zu machen. „Es ist eher die Tatsache, dass wir uns den Anweisungen der Bosse, beugen müssen. Ob wir wollen oder nicht.“ Samis Blick, wie er Samu darauf ansah, sagte mehr als tausend Worte. „Was sollen wir denn sonst tun? Ich bin nicht in der Stellung, dass ich Vorderungen anstellen kann.“ Stellte Samu den Kaffee hin. „Schon klar.“ Darauf Sami nachdenklich. „Ich weiss bloss nicht, wie sie sich das mit der Frau vorstellen. Warum kannst du nicht einfach Single sein?“ Samu zuckte mit den Schultern. „Weil das, nach diesem Artikel, wahrscheinlich keiner mehr glaubt.“ – „Aber dass du eine Freundin hast?“ – „Was weiss ich.“ Einen Moment herrschte Stille. „Und Riku?“ – „Der steht von nun an, wie das letzte Jahr schon, hinten an. Bis alle bekommen haben, was sie wollen.“ Das war das Drama, welches Sami schon die ganze Zeit über, kommen sah. Noch nicht ausgewachsen. War dies jedoch nur eine Frage der Zeit. Eine Weile, redeten sie noch etwas zusammen, bis Sami wieder ging. Er wollte nicht dazwischen stehen, wenn Riku wieder kam. Er war für sie beide da, keine Frage. Durch den Streit, mussten sie jedoch alleine. Kaum war Sami weg, ging auch schon die Tür der Terrasse. Es war bereits dunkel. Erleichtert atmete Samu aus. Was Riku veranlasste, diesen kurz an zu sehen. „Ich habe mir Sorgen gemacht. Falls das erlaubt ist.“ Ein bisschen, tat Riku diese Aussage gut. „Können wir reden?“ – „Wozu? Du hast dich doch schon entschieden.“ Gab Riku darauf, emotionslos zurück. „Herrgott! Denkst du, ich will das?“ – „Offentsichtlich, ja. Du weisst ganz genau, was sonst zu tun wäre. Aber dafür, bist du ja ohnehin zu feige.“ Liess Riku Samu stehen. Eine Tür knallte. Gleich darauf, ging sie wieder auf. Die zweite knallte. Riku war ins Gästezimmer gezogen. Das hatte heute keinen Sinn mehr. Seufzend ging auch Samu nach oben und legte sich in das viel zu grosse, leere, kalte Bett. Lange, konnte er den Schlaf nicht finden. Zu laut, waren seine Gedanken. Vivi. Hatte er auf einmal ein Blitzgedanke. Sie wäre die einzige Frau, die er an seine Seite lassen würde. Wenn auch nur für öffentliche Anlässe. Die Einzige, die vielleicht auch Riku, so halbwegs akzeptieren würde. Wie unterbreitete man jedoch einem Menschen ein solches Angebot, ohne dass es billig klang. Denn genau das, war es, wenn man es genau betrachtete. Also verwarf Samu den Gedanken wieder. Über all seinem Grübeln, musste Samu dann doch irgendwann eingeschlafen sein.

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