„Was soll das, Riku? Das ist doch nicht deine Art. Rede mit Samu.“ Sami konnte das alles nicht verstehen. „Ich kann nicht.“ Liess Riku sich wieder auf die Bank sinken. „Warum nicht?“ Setzte sich Sami neben ihn. „Ich weiss es nicht. Es geht einfach nicht.“ Vergrub Riku sein Gesicht hinter den Händen. „Wegen der Frau in der Bar. Da war wirklich nichts. Ich habe sie gesehen.“ Riku sah Sami an. „Du warst nicht die ganze Zeit dort.“ – „Nein. Aber ich kenne Samu. Weisst du noch wie scheisse er sich, dir gegenüber gefühlt hat, als das mit Vivi anfing.“ Riku nickte. „Er hatte das Gefühl, mich mit ihr zu betrügen.“ Kam leise von ihm. „Dabei wart ihr noch nicht mal ein Paar, sondern einfach die besten Freunde.“ – „Ich bin ein Idiot.“ Verzweifelt raufte sich Riku durch die Locken und stand auf. „Wo willst du hin?“ Hielt Sami ihn am Arm zurück. „Zu Samu.“ – „Lass es.“ – „Aber...“ Sami drückte ihn mit leichtem Druck zurück auf das Sofa. „Gib ihm jetzt die Zeit, die er braucht. Vielleicht wirkt ja ein Gespräch mit Mike Wunder. Oder zumindest sowas Ähnliches.“ Widerwillig, blieb Riku sitzen. Es konnte die ganze Nacht dauern. Sollte er warten oder einfach ins Bett legen. Riku entschied sich, wach zu bleiben. Fürs erste zumindest. Mit seiner Gitarre, verzog er sich in eine etwas ruhigere Ecke. Die Jungs, kannten sich schon gut genug, um zu wissen, wenn einer von ihnen seine Ruhe brauchte. Weshalb sie sich dann auch einfach in ihre Kojen verzogen, ohne Riku was zu sagen. Dieser war in seinem Gitarrenspiel versunken und nahm nichts mehr um sich herum wahr. Zuerst spielte er einfach, was ihm in den Sinn kam. Irgendwann wurden daraus Songs, die alle etwas mit Samu und ihm zu tun hatten. Als seine Finger, ‘Into the blue’ anstimmten, musste Riku schwer schlucken. Das erste Lied, dass sie gemeinsam gespielt hatten. An dem Tag, der alles veränderte. Was danach kam, fühlte sich gerade in dem Augenblick, wie ein Traum an. Vor allem von dem Tag an, als Samu Riku gestand, dass er sich in ihn verliebt hatte. Von da an, gab es nur noch ein ‘Wir’. Noch intensiver, als davor schon. Heisse Tränen, die lautlos seine Augen verliessen, tropften von Riku Wangen, auf die Gitarre oder seine Hände. Zuerst nur Tränen, bis es Rikus Körper regelrecht schüttelte. Seine Gitarre sank zu Boden. Gleichzeitig rollte Riku sich ganz klein auf der gemütlichen Sitzbank zusammen. Liess seinen Tränen freien Lauf und sie seinen Körper erfassen. Wehren, war ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit und machte es oft nur noch schlimmer.
„Was ist los, Samu?“ Unterbrach Mike die Stille, die während dem herrschte. Er liess Samu die Zeit, sein erhitztes Gemüt etwas ab zu kühlen. Vorher brachte es nichts, ein Gespräch zu beginnen. Als hätte er ihn gerade von ganz weit her geholt, seufzte Samu und löste dann seinen Blick von der Frontscheibe und der Welt davor. „Wir sind quasi auf geflogen.“ – „Wie das?“ Erstaunt sah Mike kurz zu Samu rüber. „Irgendeiner von der Presse hat uns, vor einem Jahr, in Helsinki erwischt. Zufall oder nicht, ist egal. Aber scheinbar, hat er es sich zur Aufgabe gemacht, uns danach nicht mehr aus den Augen zu lassen. Wir waren wohl in Berlin etwas unvorsichtig oder der Kerl einfach gerissen.“ – „Ich verstehe es immer noch nicht ganz.“ Mike konnte Samu nicht ganz folgen. „Wir sind in der Klatschpresse in Deutschland gelandet. Mit der netten Überschrift ‘Hat Samu Haber was mit seinem Gitarristen. Und wem gehört das Kind? Führen Samu Haber und Riku Rajamaa etwa ein Doppelleben?’ Dazu hatte es ein paar nette Bilder von uns beiden.“ – „Ist mir irgendwie entgangen. Und was hat es mit dem Kind auf sich?“ – „Wir waren mit Emmi, Mikkos Kleiner, unterwegs.“ – „Ups!“ War Mikes einziger Kommentar. „Das kannst du laut sagen.“ – „Was hat es für Konsequenzen?“ Die, die er nie wollte, dachte Samu für sich. „Das wir unser Geturtel auf der Bühne lassen sollen. Was noch eines der Dinge ist, womit ich leben kann. Riku darf nicht mehr mit zu Interview Terminen. Also sehen wir uns immer weniger. Und das Letzte, womit sie bei mir auf taube Ohren treffen ist, dass ich beim nächsten öffentlichen Anlass, mit einer Frau auftauchen muss. Durch die Blume hindurch gesagt, sie wollen, dass ich eine Freundin zum Schein habe.“ – „Das ist heftig.“ Mike wurde nachdenklich. „Aber da ist doch noch mehr?“ – „Meine Sicherungen sind durchgebrannt und ich habe Riku einfach stehen gelassen, nach dem Gespräch mit Mikko. Bin in eine Bar und habe mich voll laufen lassen. Zu allem Übel, hat mich dort eine Frau angebaggert. Wahrscheinlich kann ich von Glück reden, dass Sami rechtzeitig aufgetaucht ist. Sonst...“ Immer noch war das Ganze unverständlich für Samu. Mike musste all die Infos erst einmal sacken lassen, um etwas hilfreiches daraus zu ziehen.
„Ich bin so ein Arsch.“ – „Nein. Das bist du nicht. Es war, zu gegeben, etwas unglücklich. Aber man reagiert halt nicht immer so, wie man sollte. Vor allem nicht in solch emotionalen Momenten. Ich nehme mal an, dass Riku es weiss? Das mit der Frau, meine ich.“ Samu nickte. „Ich konnte es ihm einfach nicht verschweigen.“ – „Das ist doch schon mal ein guter Zug von dir.“ Versuchte Mike Samu aufzumuntern. „Na toll. Dafür spricht er jetzt nicht mehr mit mir.“ – „Und warum genau? Nur wegen dem, was in der Bar nicht passiert ist?“ Samu wischte sich mit dem Ärmel seines Pullis, übers Gesicht. „Alles. Er findet, ich solle mich gegen diese Auflagen wehren. Zumindest die mit der Frau an meiner Seite. Doch es geht nicht. Dieses Mal nicht. So gerne ich das alles ungeschehen machen würde. Es geht nicht. Und Riku wirft mir das jetzt vor. Seit fast einer Woche, redet er nur das Nötigste mit mir und schläft im Gästezimmer. Das macht mich wahnsinnig.“ Die Tränen, konnte Samu nicht mehr zurückhalten. „Was soll ich denn tun? Wenn ich etwas Falsches mache, sind wir draussen. Jetzt, da die Chancen gut stehen, dass wir gerade richtig durchstarten können.“ – „Hast du versucht mit Riku zu sprechen.“ – „Mehr als einmal. Ohne Erfolg. Am liebsten hätte ich die Tour abgesagt. Ich weiss nicht, wie ich das durchstehen soll.“ Vergrub Samu das Gesicht hinter seinen Händen. „Geh schlafen Samu. Morgen sieht die Welt gleich wieder besser aus. Einen besseren Rat, habe ich dir nicht. Es ist ziemlich verworren. Alles, was etwas bringt, ist reden.“ Samu seufzte. „Ich weiss. Sag das Riku.“ – „Du kennst Rikus Vergangenheit. Und du weisst auch ganz genau, dass seine Reaktion darauf, die pure, kalte Angst ist. Sonst nichts.“ Samus Stirn, legte sich in Runzeln. So weit, hatte er noch gar nicht nach gedacht. Was musste Riku für Qualen durchstehen? „Danke Mike!“ Klopfte er diesem auf die Schulter. „Immer wieder gerne, wenn du es brauchst.“ Lächelte dieser.
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Leave the past behinde
Fiksi PenggemarEin einziger Moment, kann dein ganzes Leben verändern... Mit dem Moment, als Riku Rajamaa, Musiker aus Leidenschaft und begnadeter Gitarrist, das Studio betritt, verändert sich nicht nur die Situation der finnischen Band Sunrise Avenue. Auch sein e...