„Riku! Schön, dass du da bist!“ Begrüsste Alma ihren Sohn. Gleichzeitig musterte sie ihn. „Was ist los, mein Junge?“ Riku entwich ein kurzes Lachen. „Dir entgeht auch nichts.“ Alma zuckte mit den Schultern. „Na ja...du bist alleine und...die Sorgen sind dir ins Gesicht geschrieben...“ Riku seufzte. „Das Leben ist gerade ziemlich verschissen und kompliziert.“ – „Hat sich das mit Samu immer noch nicht wieder ein gerenkt?“ Riku atmete tief durch. „Auf zwei Schritte vor, folgen gefühlt zehn wieder zurück. Und ich weiss, dass ich nicht unschuldig daran bin.“ – „Möchtest du mir davon erzählen?“ Riku wuschelte sich durch die Locken. „Wo soll ich anfangen?“ – „Vielleicht was war, nach dem du bei mir warst. Weshalb ihr welche Probleme habt. Ich kann dir nicht versprechen, dass ich eine Lösung habe. Doch manchmal reicht schon darüber zu reden.“ Riku sah seine Mutter an. „Riku, so schlimm wird es wohl nicht sein.“ Strich Alma ihm über den Rücken, als stumme Tränen über seine Wangen kullerten. „Ich werde ihn verlieren.“ Schluchzte Riku in seine Hände. „Samu?“ Mehr als ein Nicken, bekam Alma nicht von ihrem Sohn. „Das glaube ich nicht. Samu liebt dich.“ – „Vielleicht nicht sofort. Aber irgendwann...es fängt schon an. Das letzte Jahr...“ Riku seufzte. „...irgendwas ist da passiert. Mit...mit Samu und mir. Etwas, was man nicht sehen und nicht in Worte fassen kann. Wie ein...Graben, der auf einmal zwischen uns verläuft. Eine unsichtbare Distanz. Die neuen Probleme, die dazu kommen, machen es auch nicht besser.“ Alma hätte nicht gedacht, dass alles auf einmal auf so wackeligen Beinen steht. „So schlimm?“ Die Verzweiflung in Rikus Augen, war Antwort genug. „Hat Samu etwas gemacht, was du ihm nicht verzeihen kannst?“ – „Nein...Es ist nichts passiert. Samu versichert mir die ganze Zeit, dass er mich liebt. Doch...ich kann es nicht mehr so spüren, wie auch schon. Vielleicht bin es auch ich, der diese Distanz zwischen uns beide bringt.“ Riku stand auf und sah nach draussen. „Wieso denkst du, dass du daran Schuld bist?“ – „Weil ich nicht mit alle dem zurecht komme, was auf uns zu kommt. Das macht mich alles fertig, Mama.“ Entwischten Riku erneut Tränen. „Dadurch verkrieche ich mich hinter einer Schutzmauer, um alles auf Abstand zu halten, was mich verletzen könnte. Auch Samu...“ Das war schwierig. Da konnte ihm nicht einmal Alma wirklich helfen. Doch wollte sie es versuchen. „Das darfst du nicht, Riku. Ihr packt das nur gemeinsam. Ich sehe doch, wie sehr du Samu vermisst. Weil du ihn ebenso liebst, wie er dich.“ – „Es tut verdammt weh, ihn nicht mehr so nah zu spüren. Die letzten Tage waren wunderschön. Wir haben uns irgendwie wieder gefunden. Und alles sah nicht mehr so schwarz aus.“ Über Rikus Gesicht, huschte ein Lächeln. „Dann habe ich heute erfahren, dass Samu dieses Jahr wieder bei The Voice mit macht. Und er hält es nicht einmal für nötig, mir etwas davon zu sagen. Wie soll ich ihm da noch vertrauen oder mich auf ihn verlassen können?“ Es machte ihn immer noch wütend und traurig. „Ausserdem findet Samu, dass ich zu schwarz in die Zukunft blicke. Er will einfach nicht verstehen, wie ich mich in der ganzen Sache fühle. Und wie ich das Ganze sehe.“ – „Wie sollst du denn, in Samus Augen, in die Zukunft blicken?“ – „Entspannt und sehen was passiert. Statt alles, was passieren könnte, schon vor mir zu sehen. Das könne nur nach hinten los gehen.“ Riku konnte in Almas Gesicht die Antwort darauf sehen. „Ja, ich weiss, dass er Recht hat. Ein bisschen mehr Gelassenheit, könnte mir gut tun. Doch er hat ja auch gut reden. Er ist nicht der, der zuhause ist und wartet, bis sein Freund wieder nachhause kommt. Der darauf vertrauen muss, dass er ihm treu bleibt. Samu hat alles in der Hand. Ich dagegen, muss untätig zu sehen, wie sich alles um mich verändert. Ich weiss nicht, ob Samu es nicht sehen will oder nicht kann.“ Riku war die ganze Zeit unruhig auf und ab gegangen. „Hast du Samu das genau so gesagt?“ „Ich habe mir schon so oft den Mund fusselig geredet. Es kommt einfach nicht bei ihm an. Bevor ich kam auch wieder. Ich hab einfach keine Energie mehr, mich immer rechtfertigen zu müssen. Vor The Voice, hat er mich auch verstanden. Egal was mich geplagt hat. Es scheint, als würde ihn der Erfolg und die grössere Präsenz in der Öffentlichkeit, schon beeinträchtigen.“ Alma liess sich das alles noch einmal durch den Kopf gehen. Es war wirklich schwieriger als alle Probleme bisher. Und insgeheim, hatte sie wohl die selben Bedenken, wie Riku. Doch wollte sie ihm Mut machen und nicht darin unterstützen. „Es ist tatsächlich ziemlich verworren. Der einzige Rat, den ich dir gegeben kann, ist dass du noch einmal mit Samu redest. Das du dir auch in Ruhe seine Seite und Sicht anhörst. Leg alle Ängste und Zweifel auf den Tisch. Das war doch immer eure Stärke.“ Sanft strich sie Riku, der sich wieder gesetzt hatte, durch die Locken.
„Vielleicht kann es Samu nicht sehen. Denkst du nicht auch, dass ihn das Ganze ebenso beschäftigt wie dich? Ich denke, so wie ich Samu kenne, hat er ebenfalls mit der Angst, was die Zukunft bringt, zu kämpfen. Gleichzeitig macht er sich vielleicht auch Vorwürfe, weil alle Veränderungen durch ihn entstehen. Hast du schon einmal daran gedacht, dass Samu zu sehr mit der Bewältigung der Frage, wie ihr das am besten, ohne grossen Schaden, überstehen werdet, beschäftigt ist? Und er deshalb dich nicht sieht.“ Manchmal musste man sich ein wenig auf die andere Seite schlagen, um diese für das Gegenüber ersichtlicher zu machen. Alma sah, wie es in Rikus Kopf anfing zu überlegen. In solchen Momenten, bildete sich immer diese Falte auf seiner Stirn. „Ich denke nicht, dass sich etwas an der Tatsache geändert hat, dass Samu nur das Beste für dich will. Nur scheint es im Moment, mit euch beiden, für den anderen, nicht einfach zu sein. Weil ihr voller Vorwürfe gegeneinander seid. Dabei ist das alles nicht eure Schuld. Hast du schon mal daran gedacht?“ Ohne Riku auch nur die Möglichkeit zu geben, darauf zu antworten, fuhr Alma weiter. „Ihr wollt eure Liebe leben und werdet dafür bestraft. Dafür kann aber Samu nichts. Und du kannst nicht von ihm verlangen, dass ihr einfach so an die Öffentlichkeit geht, als wäre es ein Sonntagsspaziergang. Bei aller Liebe nicht. Denn du weisst ganz genau, dass in dem Fall, eure gemeinsame Zukunft, genau so unsicher sein wird, wie sie jetzt scheint. Weil Samu Sunrise Avenue ist. Er lebt den Traum, mit der Tatsache, dass er dafür, seine Liebe zu dir zurück stecken muss. Auch nicht gerade die prickelnste Situation.“ Fest sah Alma ihren Sohn an. Seine Körperhaltung zeigte ihr deutlich, wie ihre Worte, langsam aber sicher, Rikus Bewusstsein erreichten. „Die ganze Sache mit The Voice, wäre doch nur halb so schlimm, gäbe es die anderen Probleme nicht. Habe ich Recht?“ Natürlich traf seine Mutter wieder einmal ins Schwarze, musste Riku zu geben. Langsam nickte er. „Ich bin so doof.“ Vergrub Riku das Gesicht in seinen Händen. „Sei nicht zu hart zu dir. Das ist für euch beide eine neue Situation, auf die euch keiner vorbereiten oder euch warnen konnte. Bis jetzt, konntet ihr eure Beziehung wunderbar mit allem vereinbaren. Seit auf eurer Wolke der Liebe geschwebt. Es war ein etwas harter Aufprall auf dem Boden der Realität. Doch ich bin mir sicher, dass ihr euch davon erholen werdet. Gemeinsam. Nur so klappt es, Riku. Es ging immer nur so.“ Riku atmete tief durch. „Ihr müsst euch gegenseitig helfen. Nur so trotzt ihr diesem Sturm. Alleine geht ihr unter.“ Liebevoll strich Alma ihrem Sohn ein paar Tränen von den Wangen. „Doch das Wichtigste ist, dass du Samu nicht aus deinem Herzen und deinen Gefühlen ausschliesst. Damit treibst du ihn von dir weg. Und ich weiss ganz genau, dass du das eigentlich nicht willst.“ Ein Schluchzen durchfuhr Rikus Körper. Worauf Alma ihn an sich zog. Es war das Letzte, Samu von sich zu stossen. In letzter Zeit, tat er jedoch genau das und war machtlos dagegen. „Soll ich uns etwas zum Essen machen?“ Riku löste sich von Alma. „Nein. Ich möchte noch etwas alleine sein. Dann muss ich mit Samu reden. So fern er Zuhause ist.“ Alma nickte. „Misstraue ihm nicht immer. Das ist Gift für die Beziehung.“ – „Ich weiss. Danke Mum!“ Schloss Riku Alma in seine Arme. „Dafür bin ich doch da.“ Riku wischte sich übers Gesicht und lächelte. „Wir kommen vor der Tour noch einmal vorbei. Versprochen!“ – „Wir, klingt schön!“ Strich Alma Riku über die Wange und drückte ihm einen Kuss darauf. „Pass auf dich und eure Liebe auf, mein Junge.“ Mit diesen Worten, verliess Riku das Haus und schlug den Weg in Richtung Meer ein. Immer der beste Ort, um die Gedanken zu ordnen.
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Leave the past behinde
Fiksi PenggemarEin einziger Moment, kann dein ganzes Leben verändern... Mit dem Moment, als Riku Rajamaa, Musiker aus Leidenschaft und begnadeter Gitarrist, das Studio betritt, verändert sich nicht nur die Situation der finnischen Band Sunrise Avenue. Auch sein e...