Kapitel 196

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Es war erstaunlich, für alle Beteiligten, die die Stunden vor dem Konzert mit bekamen – und das waren einige – was für eine tolle Show die Jungs ablieferten. Keiner hätte gemerkt, dass noch eine Stunde vor regulärem Beginn, die Zukunft der Band auf der Kippe stand.
Die Erleichterung über den Ausgang der letzten Stunden, verwandelte sich in Adrenalin und teils sehr emotionale Momente. „Egal wie düster und beschissen es vielleicht manchmal im Leben sein kann. Denkt immer daran, dass es immer irgendwo noch Hoffnung gibt. Es ist niemals alles vorbei, wenn man es nicht zu lässt.“ Mit diesen Worten vor ‘Nothing is Over’, brachte Samu nicht nur die Fans zum weinen, sondern auch seine Jungs, an den Rand des Erträglichen. Samu selber, musste sich beherrschen, um nicht in seinen Emotionen unter zu gehen, bevor der Song überhaupt begonnen hatte. Als seine Jungs zum Instrumental Teil ansetzten, konnte Samu seine Tränen nicht mehr zurück halten. Gab sich ihnen hin, so dass Riku und Osmo handeln mussten und gemeinsam etwas improvisierten. Das war ihre Stärke. Genau das, machte sie fünf einmal aus. Die Spontanität und unbändige Spielfreude. Von beidem, ging ihnen, mit den Jahren, so einiges verloren.
Samu war heute nach reden zu mute. Weshalb er mehr quaselte, als eigentlich vorgesehen war. „Danke, seid ihr alle da. Allen die uns kennen und uns auf jede erdenkliche Weise unterstützen. Wenn es auch nicht immer einfach ist. Mum, ich hab dich lieb.“ Überfielen Samu wieder etliche Gefühle. „Danke auch an euch hier alle, die uns bei jedem Konzert unterstützen. Unsere Alben kaufen. Unsere Shirts anziehen. Hier her reisen, nur um uns zu sehen. Danke an meine grossartigen Jungs, dass sie diese Band zu dem machen, was sie ist. Mit mir diesen Traum leben und ihn überhaupt möglich machen. Der grösste Dank und der am tiefsten aus meinem Herzen kommt, gehört jedoch dem Menschen, der jedes Mal rechts von mir, neben mir auf der Bühne steht. Der auch sonst immer hinter mir steht.“ Riku krauste die Stirn und wusste nicht, was er davon halten sollte. Mikko hinter der Bühne, hielt die Luft an. Das würde er jetzt nicht wirklich machen? Sami, Raul und Osmo grinsten sich vielsagend an. Während Eve und Alma sich aufgeregt an den Händen fassten. „Ohne dich, würde ich nicht hier stehen. Du bist an einem Punkt in meinem Leben aufgetaucht, als ich die Musik an den Nagel hängen wollte. Du hast Sunrise Avenue wieder aus der Versenkung geholt und bereicherst uns, seit dem mehr, als dir wahrscheinlich bewusst ist.“ Samu hat sich so hingestellt, dass er zu Riku sehen konnte. Dieser klammerte sich beinahe krampfhaft an seiner Gitarre fest, als würde sie ihm Halt geben, um nicht die Fassung zu verlieren. „Welcome to my Life, Löckchen. Dieser, unser erster Song, ist für dich!“ Ein schmelzendes Seufzen ging durch die Menge. Mikko stiess die Luft aus, die er angehalten hatte. Und etliche Menschen, davon drei auf der Bühne, konnten es nicht fassen, dass diese Gefühlsduselei, nicht in dem endete, was sie versprach. Einer war einfach nur fix und alle. Riku konnte seine Tränen, die er mit aller Kraft versuchte runter zu schlucken, nicht mehr zurück halten. Es war keine Liebeserklärung, die er sich, im tiefsten Innern schon ausgemalt hatte, als Samu mit seinen Worten begann. Dennoch brachte er, sein ohnehin schon wankelmütiges Gefühlsleben, noch viel mehr ins Wanken. Am liebsten wäre Riku von der Bühne, um einfach nur hemmungslos weinen zu können. Was machte dieser Kerl nur immer wieder mit ihm. Die starken Arme von Samu, hielten Riku davon ab, seinem Drang nach zu geben. Sein Gesicht in Samus Shirt vergraben, durchnässte er dieses mit seinen Tränen. „Du wirst immer den wichtigsten und grössten Teil in meinem Herzen einnehmen!“ Flüsterte Samu so laut, dass Riku es verstehen konnte, neben dem tosenden Applaus und Osmos improvisiertem Intro. „Es ist dein Song, Rik. Er gehörte schon immer dir. Vom ersten Augenblick an. Und wird immer dir gehören.“ Mit einem Kuss in Rikus verschwitzten Locken, löste sich Samu von Riku und schenkte ihm sein herzlichstes und ehrlichstes Lächeln.
Die Emotionen, waren auch für den Rest des Abends, nicht zu beschreiben. Es war, auch wenn es nicht danach aussah, ein gelungener Tour Auftakt. Bei dem alle sichtlich Spass hatten. Tief im Innern, freute sich nun auch jeder darauf, wenn es weiter ging. Was jedoch noch etwas dauern würde. Da die anderen Konzerte Open Air waren. Kein Mensch machte im Mai schon ein Open Air.

Samu flog nach Barcelona, für weitere Dreharbeiten. Der Rest ging nach Hause. Sie mussten erst einmal alle ihre Emotionen ordnen, die ziemlich hohe Wellen geschlagen hatten. Verstehen, was an diesem Abend, beinahe geschehen ist. Sich für den Rest der Tour sammeln.
Leicht gestresst, kam Samu, mehr knapp als zeitlich, Zuhause an. Die Maschine, die er gestern Abend nehmen wollte, wurde gestrichen. Weshalb Samu noch eine Nacht anhängen musste. Was ihn zuerst mal einen Wutanfall und ein paar Nerven kostete. Zu seinem Glück, konnte er schon ein paar seiner Kleider in Barcelona waschen, damit die Umpackerei, etwas schneller ging. Mit quietschenden Reifen, stoppte Samu den Bemu vor dem Haus. Zerrte das Gepäck aus dem Kofferraum und sprintete zur Tür. Im selben Augenblick, wurde diese von innen geöffnet. Ein mehr als erstaunter Riku, stand dort. „Du bist spät.“ Bemerkte er. „Ich weiss.“ Hastete Samu an ihm vorbei. Die Gitarre hatte er ihm einfach mal in die Finger gedrückt. Riku seufzte. Er hasste sich manchmal echt, für seine soziale Ader. Eigentlich sollte er Samu jetzt einfach stehen lassen. Sollte er doch selber schauen, wie er rechtzeitig zum Flughafen kam. Irgendetwas in Riku, sträubte sich dagegen. Nicht erst jetzt. Schon gestern. „Kann ich dir etwas helfen?“ Stand er nun im Türrahmen und betrachtete den gestressten Samu. „Nein. Schon in Ordnung. Fahr schon mal vor. Ich komme nach. Zur Not nehme ich einfach den nächsten Flieger.“ Ein dankbarer Blick, traf Riku. „Ich habe dir deine Kleider für die Tour in die Tasche gepackt, als du gestern nicht kamst.“ Erstaunt hielt Samu in seinem Tun inne. „Ich wusste nicht genau, was du alles mit nehmen willst, weshalb...“ Samus Hände an den Wangen und die zarten Lippen an seinen, unterbrachen Riku. „Ich liebe dich! Du bist der Beste!“ Samu überkam es einfach so. Ohne nach zu denken. Sollte man doch auch nicht, wenn man seinem Freund gegenüberstand? „Tut mir leid!“ Löste sich Samu abrupt von Riku. „Danke! Was würde ich nur ohne dich tun?“ Das war eine gute Frage, die ihm Riku nicht beantworten konnte. „Lass mich dir doch helfen...Samu...“ Keine Antwort, war auch eine Antwort. „Dann lass es. Ich bin dann mal weg.“ Drehte sich Riku zur Tür und wollte gehen. Bevor er jedoch aus der Tür konnte, packte Samu ihn am Arm, zog ihn dicht an sich heran und drückte Riku gegen die Wand. Gierig umschloss er dessen Lippen, die ein Eigenleben führten, kaum spürten sie die von Samus. „Du würdest mir helfen, in dem du für immer bei mir bleibst. Ich brauche unsere kleine Insel.“ Nuschelte Samu an Rikus Lippen. Dieser wehrte sich nicht einmal, sondern gab sich diesem kleinen Spiel hin. Warum, wusste er nicht. Sein ganzer Körper, war immer noch auf Samu programmiert. „Samu.“ Drückte Riku ihn nun doch von sich weg. Er schüttelte den Kopf. „Warum bist du dann noch hier?“ Riku musterte Samu. Die Haare waren eigentlich viel zu lang. Doch irgendwie stand es ihm. Er war braun gebrannt, was seine Haare noch etwas heller wirken liess. Um seinen Hals hing immer noch die Kette, die Riku ihm einst zu Weihnachten geschenkt hatte. Seine Oberarme und seine Brust, waren gut trainiert. Er sah einfach verboten gut aus. „Das weiss ich auch nicht.“ Löste sich Riku und liess Samu stehen. Er hat gesagt, er solle gehen. Also tat er das jetzt auch.
„Haber du Arsch.“ Stiess Samu gegen den Koffer und verfluchte sich gleich dafür. Der Schmerz zog sich von seinem Zehen bis ins Bein hoch. Dafür war jetzt jedoch keine Zeit. Schnell schmiss Samu die Dreckwäsche in den Wäschekorb und noch ein paar neue Sachen in den Koffer und die Tasche. Im Bad holte er sich ein neues Dusch und eine Zahnpasta. Fertig. „Kommst du endlich?“ Drang von unten zu ihm hoch. Ein freudiges Kribbeln durchfuhr Samus Körper. „Du bist...unbezahlbar!“ Drückte er Riku einen Kuss auf die Stirn. Ohne etwas darauf zu erwidern, schloss Riku ab und setzte sich zu Samu in das Auto.
Gerade noch so, schaften sie es rechtzeitig. Weise wie die Herren in manchen Situationen waren, hatten sie sich schon am Vortag eingecheckt. Ein Sprint durch den Flughafen und sie kamen, bei ihrem Gate an, als das Boarding in vollem Gange war. „Wir sollten wirklich langsam aber sicher über einen Privat Flugzeug sprechen.“ Schnaufte Samu, als wäre er einen Marathon gelaufen. „Das können wir. Wird wohl beim nächsten Mal realisiert.“ Kam trocken von Mikko. Worauf erstaunte Augenpaare ihn an sahen. „Für heute, hat es leider nicht mehr gereicht.“ Zuckte Mikko mit den Schultern. Was Gelächter auslöste. Ein guter Start in die Tour.

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