Kapitel 159

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‘Kannst du mir sagen, was diese Scheisse soll? Denkst du, ich bin käuflich und so verzweifelt, dass ich es nötig habe?’ Verwirrt sah Samu auf das Display seines Handys. Von Vivi, hatte er schon länger nichts mehr gehört. Um ehrlich zu sein, seit der Tour im Frühjahr, als sie beim Konzert in Helsinki war, nicht mehr. Was auch schon wieder einige Wochen her war. Dann kam so eine Nachricht von ihr. Wahrscheinlich war der Empfänger falsch. Dennoch liess es Samu keine Ruhe, weshalb er ihr zurück schrieb. ‘Bist du sicher, dass diese Nachricht an mich sollte. Ich weiss nämlich echt nicht, was du mir damit sagen willst.’ Vivi war gerade online. Weshalb es nicht lange dauerte, bis eine Antwort zurück kam. ‘Tu doch nicht so scheinheilig. Du würdest doch alles tun, um deine Karriere zu schützen. Doch ich mach nicht alles, um meine in Schwung zu bringen. Ausserdem, könntest du auch so viel Eier in der Hose haben und persönlich mit mir reden, als deinen Manager Gorilla zu schicken.’ Es war doch an ihn gerichtet. Vivi schien mehr als nur wütend zu sein. Aber was hatte er getan? Samu las noch einmal die letzte Nachricht. Mikko. Samu dämmerte es. Eine leise Ahnung, schlich sich in ihn. Das hatte er nicht wirklich getan? ‘Bist du Zuhause? Ich komme vorbei.’ Schrieb er darauf Vivi. ‘In Ordnung.’ Kam lediglich. Samu stopfte das Handy in seine Hose, schnappte sich die Schlüssel und fuhr los. Eine Viertelstunde später, stand er schon vor Vivis Wohnung. Mit eisigem Blick, sah sie ihn an. „Darf ich rein kommen, bevor du mich mit deinem Blick tötest?“ Wollte Samu darauf wissen. Schnaubend stand sie zur Seite und knallte die Tür ins Schloss. Samu zuckte kurz zusammen. „Und? Was hast du dazu zu sagen?“ Stand sie mit verschränkten Armen vor ihm. „Wozu? Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.“ Vivi musterte Samu. Sein Gesicht sah tatsächlich ziemlich ahnungslos aus. So gut, kannte sie ihn. „Du hast das nicht mit Mikko abgesprochen?“ Wurde Vivis Stimme versöhnlicher. „Was denn? Erzähl mir doch endlich, wovon du sprichst.“ Vivi seufzte. „Mikko war vor etwa einer Stunde bei mir, um mir ein Angebot zu unterbreiten.“ Samus Augenbraue schnellte bereits beim Wort ‘Mikko und Angebot’, in die Höhe. Was hatte er mit Vivi zu tun? „Er erzählte mir von diesem Artikel über dich und Riku, in einem Magazin in Deutschland.“ – „Ist etwas dumm gelaufen.“ Erwiderte Samu darauf Schulterzuckend. „Das sieht Mikko wohl etwas anders. Weil es eurem Image und vor allem eurer Karriere schaden könnte, die ihr ja, durch deine Arbeit bei The Voice, so richtig in Schwung bringen wollt.“ Samu nickte. Seine Vermutung verdichtete sich. „Ich finde es übrigens sehr mutig von dir, in einem deutschen Format mit zu machen, ohne die Sprache zu beherrschen.“ – „Vivi...“ Wurde Samu ungeduldig. „Sorry!“ – „Was ist jetzt mit Mikko und seinem Angebot, was dich so wütend gemacht hat?“ Auffordernd sah er Vivi an. „Er...Na ja...Ich soll deine Scheinfreundin sein...also für die Öffentlichkeit.“ – „Was?“ Wurde Samus Stimme lauter. War der Kerl denn noch zu retten? „Es wäre sicher auch für meine Karriere eine Bereicherung, einen Samu Haber an der Seite zu haben.“ – „Hat er das gesagt?“ Vivi nickte. „Und was hat es mit dem käuflich auf sich?“ Stille. „Er hat dir nicht wirklich angeboten, dich dafür zu bezahlen?“ – „Doch.“ Kam leise von Vivi. „Ich bringe den Kerl um.“ Wurde Samu wütend. So hatte Vivi ihn noch nie erlebt. „Samu.“ Versuchte sie ihn zu besänftigen. „Nein, nichts Samu. Er kann doch nicht ernsthaft denken, dass du dich darauf einlässt. Geschweige denn ich oder Riku.“ Riku würde ihn dafür hassen, wenn er mit diesem Vorschlag kam. Ihre Beziehung stand ohnehin immer noch nicht wieder auf den standfestesten Beinen. Sie gaben sich beide Mühe. Doch genau das war das Problem. Es sollte keine Mühe kosten. Vor dem ganzen Mist mit der Presse, war ihre Beziehung das Leichteste überhaupt. Seit dem, schien es nur noch ein Kampf zu sein. Samu mühte sich ab, um Riku wieder zu öffnen. Und dieser gab sich Mühe, Samu nicht merken zu lassen, dass irgendwas noch immer zwischen ihnen stand. Es merkten sogar Aussenstehende. Also natürlich auch Samu. Liess er es Riku jedoch nicht merken. Es war kein Zustand, der ewig anhalten konnte. Samu wusste jedoch nicht, wie er ihn unterbrechen sollte. Es war ein verdammter Teufelskreis. „Alles gut, zwischen dir und Riku?“ Vivi gab Samu zu verstehen, dass er sich setzen soll. „Seit dem Gespräch mit Mikko, nicht mehr wirklich.“ Samu erzählte Vivi danach, was bisher geschehen ist. „Das klingt nicht gut. Da kann ich verstehen, dass du das nicht willst. Aber ich denke, Mikko wird nichts dagegen machen können. So scheisse er das Ganze auch angegangen ist, macht er nur seinen Job.“ Samu krauste seine Stirn. „Was willst du mir damit sagen?“ – „Das ihr...du...wahrscheinlich keine andere Wahl habt, als darauf ein zu gehen.“ Vivi sah Samu unsicher an. „NIEMALS!“ Sprang er auf und tigerte im Wohnzimmer auf und ab. „Ich kann das nicht. Riku...“ Samus Hände landeten in seinen Haaren. „Es geht nicht...Ohne ihn, macht das doch alles keinen Sinn...“ Verzweiflung war in seiner Stimme zu hören. „So schlimm?" Vivi glaubte das kaum. „Ich weiss es nicht. Es ist, als würde er mir, jeden Tag ein bisschen mehr entgleiten. Das macht mir eine scheiss Angst.“ Hatte sich Samu wieder hin gesetzt. „Und wenn es jemand ist, der Riku auch kennt? Eine Person, der er mehr oder weniger vertrauen kann, dass sie nichts von seinem Freund will?“ Setzte sich Vivi neben Samu und strich im beruhigend über den Rücken. „Du willst das nicht wirklich machen?“ Samus Blick war erstaunt. „Wenn ich euch damit, irgendwie helfen kann. Ausserdem hat Mikko recht. Vielleicht hätte es einen positiven Effekt, wenn ich mich zwischendurch mit dir blicken lasse. Ohne Bezahlung natürlich.“ Samu wusste nicht, was er davon halten soll. „Ist Riku Zuhause?“ Samu zuckte mit den Schultern. „Er war weg, als ich ging. Am Tennis spielen.“ – „Dafür, dass ihr früher unzertrennlich wart, weisst du jetzt echt wenig von seinen Aktivitäten.“ Das hätte Vivi nie für möglich gehalten. „Ich weiss...es ist...“ Samu schüttelte den Kopf. „Warum wolltest du wissen, ob Riku zuhause ist?“ Fragte Samu. „Vielleicht würde Riku es eher von mir akzeptieren. Oder was denkst du?“ – „Vielleicht.“ Zückte Samu sein Handy und schrieb Riku eine Nachricht. „Er ist Zuhause“, sagte er kurz darauf. „Dann lass uns gehen. Je schneller ihr noch einmal darüber sprecht, desto besser. Ich fahre dir hinter her.“ Samu nickte und nahm Vivi kurz in den Arm. „Danke!“ Vivi lächelte ihn liebevoll an. „Gerne! Ich will doch nur, dass ihr das irgendwie übersteht.“ – „Warum? Wenn ich mich nicht in Riku verliebt hätte, wären wir vielleicht zusammen.“ Samu konnte es immer noch nicht verstehen. „Du warst schon lange in Riku verliebt, bevor ich kam. Du willst wissen, warum ich um jeden Preis will, dass ihr zusammen bleibt und irgendwann damit an die Öffentlichkeit geht?“ Samu nickte. „Weil ihr für mich ein Vorbild von Beziehung seid. Ich kenne genügend Menschen aus meinem Umfeld, denen es so geht, wie euch. Entweder die Liebe oder der Job. Es sollte viel mehr Leute der Öffentlichkeit geben, die damit offen um gehen. Ich wäre begeistert, wenn ihr dazu gehört!“ – „Riku auch. Aber im Moment geht es nicht...Doch es würde. Aber es ist zu kompliziert.“ Vivi sah Samu verständnisvoll an. „Das verstehe ich. Irgendwie...Lass uns jetzt zu Riku gehen.“ Schob sie Samu aus dem Haus. Das würde kein leichtes Gespräch werden. Samu wusste es. Aber Vivi könnte Recht haben, dass sie an Riku heran kam. Sie würden es sehen. Seufzend stieg er in sein Auto und wartete, bis Vivi ihres aus der Garage gefahren hatte. Wer hätte gedacht, dass sie auf diese Art und Weise, wieder in engeren Kontakt kamen. Der Weg nach Hause, schien heute kürzer als normal.

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