Kapitel 8

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Ein etwas steifer Rücken und Nacken, weckten Riku am nächsten Morgen. Er blinzelte, um sich kurz zu orientieren, wo er war. Zuhause. Aber was machte er in seinem Studio? Warum, hatte er hier geschlafen?
Etwas Warmes, ganz nah an seinem Körper, gab ihm die Antwort. Samu hatte sich fest an Riku gekuschelt. Den Kopf, immer noch an seiner Schulter. Den einen Arm um sich selber geschlungen, während er den anderen, um Riku gelegt hatte.
Riku musste schmunzeln. Waren sie doch tatsächlich, über dem Debattieren, Fachsimpeln und dem Träumen, wie ihre Musikkarriere, weiter laufen könnte, eingeschlafen.
Doch jetzt drückte das Bier und der Wein. Nein, nicht unbedingt im Kopf. „Hey Samu, wach auf.“, sagte Riku leise. Keine Reaktion. Samu schien zu schlafen wie ein Stein. Riku bewegte sich etwas und liess seine Stimme etwas lauter werden. Nichts. „Ah, komm schon Haber. Wach auf.“, kniff er Samu nun in die Seite, da sein Problem langsam aber sicher dringend wurde.
Samu zuckte erschrocken zusammen und von Riku weg. Im Reflex, streifte er eine etwas empfindliche Stelle.
„Mmmm“, gab Riku einen Laut von sich.
„Sorry, tut mir leid.“ Samu sah Riku entschuldigend und etwas verlegen an.
„Bin gleich wieder da.“ Riku sprang auf und eilte aus dem Zimmer.
Erstaunt, sah Samu ihm nach. Dann sah er sich um. Erst jetzt, realisierte er, dass er ja immer noch in Rikus Studio sass und es draussen schon hell war.
„Alles in Ordnung?“ Samu sah Riku fragend an.
„Alles gut. Ich musste nur dringend für kleine Rikus.“
Samu fing an zu grinsen. Na ja, so klein, hat sich das nun auch nicht angefühlt. Innerlich, schüttelte Samu den Kopf, über diesen Gedanken, den er da gerade hatte. „Sind wir etwa während dem Quatschen eingeschlafen?“
„Scheint so, ja.“
Samu fing an zu lachen.„Wieviel Uhr, haben wir?“
„Scheisse!“, kam lediglich von Riku.
„Was denn?“ Samu war noch nicht wirklich wach. „Wir sollten schon im Studio sein.“
Samu sah auf sein Handy.„Mist!“, sprang er auf und stöhnte dann leicht auf. „Das Bier war wohl zuviel, hielt er sich den Kopf.“
„Kaffee?“, darauf Riku. „Unbedingt! Ohne gehe ich nicht aus dem Haus.“
Riku nickte und ging schon mal voraus, während Samu sein Handy immer noch in der Hand hielt und etwas schrieb. Als er, mit ihren beiden Gitarren, ebenfalls oben im Wohnzimmer ankam, duftete es bereits herrlich nach frischem Kaffee.
„Danke!“ Samu sah Riku dankbar an, als er ihm eine extra grosse Tasse hin hielt.

Zehn Minuten später, waren sie auch schon auf dem Weg ins Studio, wo die anderen schon warteten.„Hat es wenigstens Spass gemacht?“, feixte Jukka, als die beiden, kurze Zeit später, beim Studio ankamen. Die müden Augen mit einer Sonnenbrille geschützt. Die anderen, standen draussen und rauchten eine.
„Was genau?“
„Na kommt schon. Man sieht euch doch an, dass ihr die Nacht durchgemacht habt.“ Samu und Riku, sahen sich nur vielsagend an.
„Ach das meinst du. Ja, hat es. Es ist jedoch nicht so, wie ihr vermutet.“, grinste Samu uns ging rein. Verwirrt sahen ihm die Jungs hinterher.
Riku schüttelte bloss den Kopf. „Du bist unmöglich Haber.“
Mikko sass bereits im Studio. „Oh man, Samu. Musste das sein? Du weisst, ich gönn dir jeden Spass und jede Party. Aber musste es jetzt sein?“
Samu verdrehte die Augen, als er seine Sonnenbrille auszog und sich durch die, ohnehin schon verwuschelten Haare strich. Besser wurde es nicht.
Riku musste sich ein Lachen verkneifen. Wuschelhaber. Dabei war es ihm egal. Der Typ gefiel ihm immer mehr.
„Also Jungs. Damit ihr mich...uns, nicht noch länger irgendeiner nächtlichen Orgie bezichtigt, lüften wir den Grund unseres Aussehens.“
„Na ja, Rajamaa sieht eigentlich recht fit aus.“, lachte Sami.
Samu zog eine Augenbraue in die Stirn und sah Riku an. Sami hatte recht. Wie machte er das? Egal. „Riku und ich, haben einen Song geschrieben.“
Die anderen, bekamen grosse Augen.
„Der Verrückte, tauchte mitten in der Nacht auf und wollte meine Hilfe.“, darauf Riku.
Ein Grinsen kam von Jukka. Das kannte er. „Dann lasst hören. Wir sind gespannt.“ Samu sah Riku an.
„Es ist dein Song Samu. Du musst bereit dazu sein.“
„Dann lass ihn uns zuerst akustisch singen. Wenn das in Ordnung für dich ist.“ Riku nickte und hängte sich auch schon seine Gitarre um.
Mit einem Blick, gab Samu Riku zu verstehen, dass er beginnen soll. Gleich darauf, erklangen auch schon die ersten Klänge.
Im Studio, war es muksmäuschen Still. Alle wurden regelrecht in den Bann dieses Liedes gezogen. Es war wohl einer der persönlichsten Songs, den Samu je geschrieben hat. Da waren sich alle, ohne etwas zu sagen, einig. Genau dies, spürte man zwischen Samu und Riku. Man sah es Samu auch an. Riku, der in einer anderen Welt zu versinken schien, liefen Tränen über die Wangen. Dieser Song, war noch in seinen Kinderschuhen, steckte aber schon jetzt, voller Emotionen. Die Jungs, konnten es förmlich spüren, wie es auf der Bühne rüber kommen könnte.
Das letzte Wort war verklungen und Rikus Gitarre sang weiter. Samu öffnete die Augen und sein Blick, galt als erstes Riku. Seine Tränen taten ihm weh. Er wusste nicht genau wo und weshalb, doch sie stachen. Samu legte seine Hand an Rikus Nacken und liess sie dann an seinem Rücken rauf und runter gleiten. Bis sie in Rikus Locken verschwand und Samu seinen Freund an sich zog. Dieser vergrub sein Gesicht an Samus Halsbeuge. Dieses Lied, würde ihn irgendwann noch fertig machen.
Samu sah in die Gesichter der anderen und konnte auch bei ihnen, einzelne Tränen sehen. Auch Riku, war wieder im hier und jetzt angekommen und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Samu sah ihn dabei forschend an. Er nickte nur leicht. Worauf Samu lächelte.
„Was denkt ihr?“ Stille. Samu und Riku sahen sich an.
„Phu, das...das war...wow.“ Jukka fand als Erster wieder seine Sprache.
„Das habt ihr wirklich in nur einer Nacht so hingebracht?“ Mikko war fast schon etwas fassungslos.
„Wir haben das Ganze, auch noch mit anderen Instrumenten unterlegt.“, kam von Riku.
„Dann lasst hören, unsere Helden.“, darauf Raul.
Samu legte das Demo Tape ein. Der Blick, den darauf den von Riku traf, war nicht zu deuten, war jedoch unglaublich liebevoll.
„Das hat Potenzial.“, fand Mikko, als sie sich auch dies zu Ende angehört hatten.„Das hat nicht nur Potenzial. Das ist ein Song für das neue Album!“ Jukka war begeistert.
Riku fing an zu grinsen. Er hatte tatsächlich einen ersten Song geholfen zu schreiben, für Sunrise Avenue.
„Manchmal haben nächtliche Störungen, auch etwas Gutes!“, klopfte er Samu auf die Schulter.
„Gut gemacht Hapa!“ Sami klopfte Samu auf die Schulter.
„Dankt Riku! Er hat die Melodie zu meinem Geschreibsel, hinzugefügt.“
„Ihr seid einfach schon jetzt ein gutes Team!", nickte Mikko den beiden, zustimmend zu.
„Unser Dreamteam.“, grinste Sami.
„Genug der Lobeshymne.“, darauf Samu etwas verlegen. „Wir haben noch viel zu tun heute.“
„Ganz ehrlich Samu, wenn ich euch zwei hier so sitzen und zusammen spielen sehe, habe ich keine Bedenken mehr für die Tour. Ihr werdet das schon hin bekommen. Da bin ich mir sicher.“
Riku sah Mikko dankend an. Er war sich seiner Rolle, immer noch nicht ganz so sicher und hatte auch Bammel vor der kommenden Tour.
Samus feinen Antennen, spürten die Zweifel, die Riku immer noch hatte. Doch behielt er es noch für sich. Er würde Riku nach den Proben, noch einmal darauf ansprechen. Diese verliefen gut. Ja sogar sehr gut.
Riku war Profi genug, um das, was in ihm vorging, nicht Überhand zu nehmen. Oder vielleicht, war es auch genau das, was ihn antrieb. Samu wusste nicht was es war, aber auch sein Gefühl, was die Tour anbelangte, wurde immer besser. Die meisten Songs, sassen schon, als wäre Riku schon immer dabei gewesen. Bei anderen, da gab es noch den Bedarf an Übung. Doch sie waren sich auch alle einig, dass die Live Shows, auch durch Spontanität lebten. Es musste nicht alles durch geplant sein. Riku rieb sich die Schläfen. Es wollte gerade einfach nichts mehr klappen. Sein Kopf war zu wenig frisch, um so viel, in diesen hinein zu packen. Jukka, der dies bemerkt hatte, sah Samu an und machte eine Kopfbewegung Richtung Riku.
„Ich denke, wir machen mal ne Pause.“, alle nickten, standen auf und gingen an die frische Luft.
„Das gilt auch für dich, Gitarrengott.“ Samu stellte sich hinter Riku und legte ihm die Hände auf die Schultern.„Hmm...gleich...ja.“
„Nein, nicht gleich. Jetzt!“ Samu bestand darauf, dass Riku jetzt ebenfalls eine Pause machte.
„Ich kriege...Aaaa Samu!“, stöhnte Riku schmerzhaft auf, als Samu anfing, seine Schultern zu massieren.
„So verspannt wie du bist, kriegst du so wieso nichts mehr in deinen Kopf rein.“
Riku streckte etwas seinen Rücken durch und entspannte sich allmählich, unter Samus Berührungen. Lehnte seinen Kopf nach hinten und sah zu Samu hoch. „Falls das mit der Musik nichts wird, kannst du ja Masseur werden. Einen Kunden hast du schon auf sicher.“, grinste Riku.
„Haha, sehr witzig Rajamaa!“ Samu gab ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. „Das ist die Entschädigung für letzte Nacht.“, so Samu, während er Rikus Nacken massierte.„Mmm...das ist toll! Aber wie das wieder klingt, Samu.“, lachte Riku.
Samu liess sich den Satz, auch noch einmal durch den Kopf gehen und prustete dann los. Er fand sie beide gerade einfach nur komisch, dass Samu sich kaum mehr einkriegte, vor Lachen. „Komm, lass uns nach draussen gehen. Ich brauch frische Luft.“, japste Samu und zog Riku zu sich hoch. Dann legte er seinen Arm um Rikus Schulter und nahm ihn so, mit sich nach draussen. Nicht, dass dieser noch auf die Idee kam, weiter zu machen.
„Na ihr zwei, habt ihr noch geturtelt?“, lachte Sami, als die Zwei es endlich auch noch nach draussen geschafft hatten.
„Was denkst du denn? Immer!“, darauf Samu, zog Riku noch etwas näher an sich heran und drückte ihm einen Schmatzer auf die Wange. Worauf Riku einen verliebten Blick aufsetzte. Die Runde gröllte los.
„Ihr seit echt zwei Doofis.“, schüttelte Raul lachend den Kopf.
„Unser Traumpaar. Nicht gesucht, aber gefunden.“ Jukka musterte die beiden.
Samu und Riku, sahen sich grinsend an. „Na ja, ich habe einen Gitarrengott wie es unser Herr Rajamaa einer ist, eigentlich schon gesucht.“, wuschelte er ihm durch die Haare.„Pfff...Gitarrengott.“ Riku verdrehte die Augen. Er mochte den Spitznamen nicht sonderlich.
„Was sonst, bist du denn?“ Riku zuckte mit den Schultern. „Dann musst du, wohl oder übel, mit diesem Spitznamen leben, Rikscha.“, grinste Samu zufrieden.
„Und mit vielen anderen.“, gab Jukka, zwinkernd hinterher. „Stimmts, Samu Boy?“
Samu streckte ihm daraufhin die Zunge raus und schmollte gespielt.
„So schmoll doch nicht, Grosser. Rik gefällt mir!“ Riku legte seinen Kopf auf Samus Schulter und sah ihn mit einem Hundeblick an. Die anderen, hatten sich schon wieder nach drinnen verzogen. „Die sind bloss neidisch, weil wir uns so schnell, so gut verstehen.“
„Ach was, die nehmen mich immer so hoch.“, grinste Samu. „Und wahrscheinlich sind sie froh, hab ich einen neuen Kumpel gefunden und sie sind erstmal raus, aus den Kuschelattacken.“ Samu lachte schallend auf, als er Rikus Blick sah. „Keine Angst, ich werde dich nicht fressen. Aber wenn ich jemanden wirklich mag, dann zeig ich das nun mal einfach gerne. Es ist mir quasi ein Bedürfnis.“ Samu musterte Riku. „Denkst du, du kannst damit leben?“
Riku nickte. „Ich denke schon. Ist ja auch eine schöne Eigenschaft!“
Zufrieden lächelte Samu und lehnte sich an Riku, der sich hinter ihn, auf die Mauer gesetzt hatte.
„Kann ich ehrlich zu dir sein, Samu?“
„Das weisst du doch. Ich bin nicht nur ein Kuschler, sondern auch ein guter Zuhörer.“
„Eigentlich dachte ich, ich brauche diese Freundschaften, die so tief und unzertrennlich sind, nicht mehr. Nach der ganzen Sache mit meinem besten Freund und meiner Ex.“ Riku wusste nicht genau, wie er sich ausdrücken soll.„Verständlich.“, so Samu, der aufgestanden war, um seine Zigarette zu entsorgen. Blieb dann stehen und musterte Riku. Er sah gerade wieder so klein aus. Er tat ihm so leid. Denn Samu wusste ganz genau, wie es in ihm aussah. Er selber, fühlte wohl fast das Selbe.
„Aber wenn ich ehrlich bin...dann...“ Riku strich sich durch die braunen Locken. Sollte er es Samu wirklich sagen. Warum nicht. In der kurzen Zeit, hatten sie sich ja bereits so viel anvertraut, was man sonst nur den engsten Vetrauten, erzählt. Warum also nicht auch das? „Ich brauche Freundschaft, jetzt gerade nötiger denn je.“
„Dann werde ich dein bester Freund sein, der für dich da ist, wann immer du einen besten Freund brauchst. Und so, wie du dir einen besten Freund vorstellst.“, jetzt war es Samu, der sich hinter Riku setzte, seine Arme um ihn schlang und fest an sich zog. „Was hältst du davon?“, flüsterte er.
„Sehr viel.“, man konnte Rikus Erleichterung deutlich hören
„Ich auch!“ Samu schenkte Riku Lächeln. Dabei machte er keine Anstalten, sich wieder von Riku zulösen. Sie blieben einfach so sitzen und hingen, jeder seinen eigenen, Gedanken nach.
Riku spürte, dass nicht nur er diese Art Freundschaft, gerade dringend nötig hatte, sondern auch Samu. Dieses Bedürfnis nach Nähe, rührte doch auch bei Samu, nicht von irgendwo her. Sie wurden beide verletzt und hintergangen und waren anfällig für dieses Zwischenmenschliche. Auf zwei Arten. Auf der einen Seite dagegen und auf der anderen Seite dafür. „Kann es sein, dass es dir geht, wie mir, Samu?“
Samu nickte nur und seufzte. „Kennst du dieses Gefühl der Einsamkeit, die einem zu verschlingen droht?“
Riku atmete tief durch. Ob er das kannte? Er wäre beinahe darin ertrunken. Wäre er nicht an dieses Vorspielen, wofür er eigentlich ja schon zu spät war. „Das Vorspielen, bei euch, war mein Hoffnungsschimmer, daraus zukommen.“ Riku setzte sich so hin, dass er Samu ansehen konnte.
„Das wusste ich nicht.“ Samu sah seinen Kumpel besorgt an.
„Woher auch. Das weiss keiner.“ Rikus Blick war in die Ferne gerichtet.
„Und hat es geklappt?“
„Es sieht ganz gut aus. Dank dem, dass mir der grosse Blonde, eine Chance gegeben hat.“, grinste Riku und stiess mit seiner Schulter, gegen die von Samu.
„War mir eine Ehre Rik!“
Wieder Stille. Eine Stille, in der sich die beiden näher waren, als in den Worten.

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