Kapitel 190

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„Das ist aber eine schöne Überraschung!“ Nahm Eve gleichzeitig Samu und Riku in den Arm. Weihnachten. Zeit für die Familie und Freunde. Das sollte es auch dieses Mal sein. Die Tage davor, waren durchzogen von Liebe. Ihr Liebespiel, an dem einen Morgen, führten sie den ganzen Tag weiter. Zu süchtig und ausgehungert waren beide. Im Wohnzimmer, in dem Alma schon sass, ging es gleich weiter mit herzlichen Umarmungen. „Mum…“ Folgte Samu Eve in die Küche. „Es tut mir leid, wegen meinem letzten Besuch. Ich war nicht ganz ich selber.“ Verlegen stopfte Samu seine Hände in die Hosentaschen. „Das habe ich gemerkt.“ Eve musterte ihren Sohn. „Jetzt ist alles wieder gut? Habt ihr geredet?“ Langsam schüttelte Samu den Kopf. „Samu!“ – „Es war nicht allein meine Idee. Wir haben es gemeinsam entschieden, erst einmal ein paar schöne, unbeschwerte Tage zu geniessen. Im neuen Jahr ist noch genügend Zeit, um zu reden.“ Verteidigte sich Samu. Warum musste er das eigentlich in letzter Zeit immer wieder tun? Er war doch nicht immer an allem Schuld. Es war schliesslich Rikus Idee. Doch Samu behielt das alles für sich. Wollte er heute keinen Streit. „Und ihr denkt, dass das eine gute Idee ist? Ihr habt euch doch schon wieder zu sehr an diese harmonische Zeit gewöhnt, dass es euch danach umso schwerer fallen wird.“ – „Kann sein.“ Antwortete Samu knapp. Eve spürte, dass es keinen Sinn hatte, weiter darüber zu sprechen. „Ich würde es euch gönnen, wenn ihr das alles wieder hin bekommt.“ Strich Eve Samu, besänftigend über den Rücken. Samu atmete tief durch. Es war ganz klar zu sehen, dass es bei näherem Hinsehen, nicht so einfach war, wie es den Anschein erweckte. „Konntest du dich etwas von dem ganzen Stress der letzten Wochen erholen? Du hast im Fernsehen ziemlich müde ausgesehen.“ Samu zog eine Augenbraue in die Stirn. „Keine Angst. Das habe bestimmt nur ich gesehen.“ Lachte Eve. „Und Riku.“ Darauf Samu nachdenklich. „Er kennt dich halt gut, mein Junge.“ Samu nickte und trug das Tablett mit dem Kaffee ins Wohnzimmer. Mit einem Lächeln, strich Riku Samu über den Rücken, als dieser sich neben ihn setzte. Ein kurzer Kuss folgte. Von aussen betrachtet war es, als wäre nie etwas vorgefallen. Kannte man die beiden jedoch schon länger und gut genug, um ihre Augen zu kennen, wusste man es besser. Dieser bestimmte Glanz, wenn sie den anderen nur zur Tür rein kommen sahen, fehlte. Sie gingen total liebevoll mit einander um, keine Frage. Die Liebe war immer noch in allem, was sie taten zu sehen. Wie sie sich an sahen und sich berührten. Doch war da dieser bittere Beigeschmack. Verletzungen der Seele und des Herzens, die Narben und Schatten hinter liessen. Jeder sah es. Jeder schwieg. Weder die Familie, noch ihre Freunde, sprach das aus, was ihnen durch den Kopf ging. Sie liessen ihnen dieses bisschen Zeit der Harmonie.

Allen voran Mikko wusste, dass diese nicht lange anhalten würde, wenn Samu Riku von seinem neuen Projekt erzählte. Oder wohl eher beichtete. Dieser Moment, bereitete ihm teilweise schlaflose Nächte. Was wenn Riku alles hin schmiss. Nicht nur ihre Beziehung. Sondern auch die Band. Es drehte Mikko den Magen um, wenn er daran dachte. Über den Vorfall in Berlin, verloren beide kein Wort. Konnte man jedoch die angespannte Stimmung zwischen den beiden, beinahe mit Händen greifen. Beide rissen sich, in der Zeit, die sie gemeinsam verbrachten, weil sie nun mal eben nicht nur Geschäftspartner waren, zusammen. Sie waren Freunde. Emmi war Samus Patenkind. Für diese Entscheidung, könnte sich Mikko manchmal immer noch einen Tritt in den Hintern verpassen. Nicht weil Samu es nicht grossartig machte. Er war der geborene Patenonkel. Sondern weil es zu nah war. Gerade in der jetzigen Situation, in der Mikko, früher oder später, wieder zwischen den Stühlen sitzen würde. Auch wenn Liisa ihn immer wieder versuchte zu beruhigen. Sie war bei diesem einen Moment in Berlin nicht dabei. Sie hatte nicht in Samus Augen gesehen, was Mikko sah. Da war mehr als einfach Trotz und ein verletztes Ego. Da war Stolz. Jener der krank machte. Überheblichkeit. Und noch so viel mehr, was er noch nie bei Samu gesehen hatte. Genau das, machte Mikko Angst. Vielleicht war Angst nicht das richtige Wort. Doch war es. Er hatte eine beschissene scheiss Angst, dass ihnen allen, der grosse Knall noch bevorstand.

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