Kapitel 35

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„Willst du nicht die Nacht hier bleiben?“
„Ich muss morgen früh raus, Samu. Und du brauchst deinen Schlaf. Denn wirklich fit, siehst du immer noch nicht aus. Geniesse den letzten freien Tag mit Nichtstun. Versprichst du es mir?“
Samu nickte und gab Vivi einen Kuss. Er wurde wehmütig. Sie hatten die letzten Tage zusammen verbracht. Einiges unternommen oder einfach auch mal die Sonne am Strand genossen. Samu kamen die zwei Tage frei, gerade recht und er genoss es in vollen Zügen. Was nicht nur an der Tatsache lag, dass er frei hatte oder die Zeit mit Vivi verbrachte, sondern weil er einfach mal wieder völlig entspannt verbringen konnte. Einfach Samu sein. So gut er sich die ganzen Tage gefühlt hatte, so heftig übermannte ihn jetzt dieses merkwürdige Gefühl. Samu hatte das ungute Gefühl, dass das hier ein Abschied war. Einer der andauerte. „Lass es uns versuchen, Vivi. Irgendwie.“, er konnte sie doch jetzt nicht einfach so gehen lassen.
„Das hat doch keinen Sinn, Samu. Wir versuchen es schon so verkrampft.“, enttäuscht und dennoch liebevoll, sah Vivi Samu an.
„Was? Aber wieso nicht? Ich liebe dich doch.“ tat er das wirklich?
„Komm mal mit, Samu.“, zog Vivi ihn zum Sofa in seinem Zimmer. Sie war eigentlich schon auf dem Sprung zum gehen, nachdem sie einen tollen letzten Tag verbracht hatten und Samu sich, einmal mehr, unglaublich viel Mühe gab. Die ganzen zwei Tage lang. Sie hatten viel Spass. Wie Freund es hatten. Ja Freunde und nicht mehr. Es wurde Vivi, in den letzten zwei Tagen noch bewusster, dass sie nie mehr waren und auch nicht mehr wurden. Auch wenn Samu es unbedingt wollte. Deshalb musste sie es ihm jetzt schonend bei bringen und ihn auf den richtigen Weg lenken. Es brachte nichts, es noch länger hinaus zu zögern. Am wenigsten Samu.
„Ich weiss, dass du mich lieb hast. Ja, vielleicht sogar liebst. Auf deine eigene Art und Weise und so, wie es dir möglich ist. Doch wenn du ehrlich zu dir selber bist, dann weisst du ganz genau, dass dein Herz schon lange jemand anderem gehört. Schon bevor du mich überhaupt kanntest.“, lächelnd strich sie Samu über die Wange. „Also lass es uns, hier und jetzt, als das was es ist, beenden. Bevor wir uns noch mehr darin verstricken und nicht mehr als Freunde aus dieser Sache heraus kommen. Denn ich möchte dich ungern als Freund verlieren, Samu.“ Vivi nahm Samus Hand in ihre. „Weil du ein unglaublich toller und liebevoller Mensch bist!“
Samus Stirn, hatte sich mit jedem Wort mehr in Runzeln gelegt. Was genau, wollte Vivi ihm damit sagen? Sein Herz war doch nicht schon vergeben? Es hatte noch genügend Platz. „Mein Herz ist so frei, wie es nur sein kann.“
„Nein Samu, ist es nicht. Teile davon vielleicht. Doch der wichtigste Teil, ist besetzt. Mir wurde es auch erst am letzten Konzert so richtig bewusst.“
„Aber...“
Vivi schüttelte den Kopf. „Es ist nicht schlimm, Samu. Ich freue mich für dich, weil es einfach passt. Aber versprich mir eines...“ Samu nickte. „Lass mich deine Freundin bleiben.“
„Meine beste Freundin!" Samu nahm Vivi in den Arm und drückte sie fest an sich.
„Alles gut?“ Vivi sah Samu fragend an.
Dieser nickte. Nein, eigentlich war nichts gut. Es war nicht die Tatsache, dass aus Freundschaft nicht mehr wurde. Sein Gehirn arbeitete gerade auf Hochtouren und durchforstete jeden noch so kleinsten Winkel.
„Pass auf dich auf, Grosser!“, gab ihm Vivi einen Kuss auf die Wange und wollte aufstehen. Bei dem Wort ‘Grosser’, wurde es Samu wohlig warm ums Herz und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Vivi sah es, auch wenn es noch so unscheinbar war. Und deshalb wusste sie, was zu tun war. Aber erst einmal abwarten, wie der Herr reagierte.
„So kannst du mich jetzt nicht hier sitzen lassen, Vivi.“
Vivi lächelte in sich hinein. Genau darauf, hatte sie gewartet. Nein, sie würde Samu keinen Namen sagen, doch ihm einen Anstoss geben. „Du weisst es wirklich nicht?“ Samu sah Vivi einfach nur fragend an.
„Es gibt da einen Menschen und damit meine ich nicht deine Mama, der für dich die Welt bedeutet. Jemand, für den du durchs Feuer gehen würdest und ohne den du dir ein Leben nicht mehr vorstellen kannst.“ Stille. Vivi konnte sehen, wie es in Samus Hirn raterte. Wenn dies so weiter ginge, so würde es auch noch an fangen zu rauchen. Und sie sah es an seinem Gesichtsausdruck, dass sich die Antwort langsam in sein Bewusstsein schlich. Vielleicht würde es noch nicht heute sein. Doch sein Unterbewusstsein wusste es schon lange. Anders konnte es nicht sein. Deshalb brauchte es ein bisschen Nachhilfe. Samu brauchte etwas Hilfe. „Dieser Mensch, Samu, ist der, dem du dein Herz geschenkt hast. Denk mal über meine Worte nach. Und ruf mich an, wenn was ist! Egal wann.“ Samu nickte nachdenklich. „Versprich es mir, Samu!“, sah Vivi ihn fest an.
„Ich verspreche es dir!“, in Samu schlich ein Gefühl hoch, welches er nicht kannte und auch nicht einordnen konnte.
„Hab dich lieb!“, schickte Vivi ihm einen Luftkuss und schloss die Tür.
Der dröhnende Kopf, zwang Samu, viel zu früh, ins Bett, ohne noch einmal über irgendetwas nach zu denken.

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