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Schließlich stand ich auf, schmiss meinen Koffer in Richtung des Schrankes und schmiss mich auf eines der Betten. Dann starrte ich an die weiße Decke über mir und wartete darauf, das die Tränen aufhörten über meine Wangen zu rinnen.
Ich hasste es zu weinen. Ich hasste es Gefühle zu zeigen. Ich hasste es hier zu sein.
In dem Moment hörte ich ein Klopfen an der Tür und ein Mann in grauem Pullover betrat den Raum. Ein Schild an seiner Brust verriet, das er Herr Rieger hieß. Er lächelte mich an und sagte den unnötigsten Satz, den ich heute gehört hatte:,,Mein Name ist Herr Rieger. Ich bin hier einer der Pfleger. Und du musst Maximilian sein."
Am liebsten hätte ich ihm ein "Ach wirklich" ins Gesicht geschrien. Aber ich starrte bloß weiter an die dumme Decke.
,,Es ist gleich 18 Uhr, da essen wir hier alle zusammen Abendessen", redete er weiter. Ich zuckte nur mit den Schultern. Schön für euch. Aber er war noch nicht fertig:,,Das Abendessen ist Pflicht. Wir warten auf dich."
Ich hörte wie die Tür ins Schloss fiel.
Sofort spürte wie der Hass sich wie ein Stein auf meine Brust legte.
Ich sollte nicht hier sein.
Nicht hier essen müssen.
Nicht hier an die scheiß Decke schauen.
Nicht in einer scheiß Klapse sein. Erst als Herr Rieger erneut in mein Zimmer kam, stand ich auf und folgte dem Pfleger widerwillig. Ich wollte nicht. Aber ich wollte genauso wenig weiter an die Decke starren und mich für meine Tränen hassen.

Ich betrat einen großen Raum mit mehreren Fenstern an der gegenüber liegenden Seite. Mehrere Tische standen dort mit jeweils vier Stühlen. Fast alle waren belegt und mehrere Jugendliche in meinem Alter etwa saßen vor ihrem Essen.
Herr Rieger zeige auf einen Tisch am Fenster, an dem bereits zwei Jungen saßen und sich unterhielten:,,Wir haben hier eine Sitzordnung die wöchentlich routiert. Diese Woche sitzt du bei Yannik und Julien an Tisch zwei. Essen kannst du dir an der Ausgabe holen." Er zeigte auf eine Öffnung am Ende des Raumes wo zwei Frauen Teller von der Küche durchgaben.
Ich ging darauf zu, ließ mir einen Teller mit einem "Guten Appetit" geben und ging mehr oder weniger gezwungen zu den beiden Jungen.

,,Hey", begrüßte mich einer der beiden. Er hatte schwarze Haare und in seine Familie schien asiatische Wurzeln zu haben, ,,Du musst der neue sein. Maximilian, nicht?"
Ich schob den Stuhl zurück, sah ihn kurz an und nickte.
Ich wollte keinen Blickkontakt.
Ich wollte nicht, das er sah, das ich geweint hatte.
,,Ich bin Julien", stellte er sich vor.
,,Und mich kannst du Rezo nennen", fügte der andere jetzt hinzu. Erst bei einem Blick zu ihm, fielen mir die blauen Haare auf, die unter seiner Kapuze hervorstachen. Irgendwie machte ihn das irgendwie sympatisch.
,,Könnt mich Mexify nennen. Maximilian sagen nur meine Eltern", sagte ich tonlos und stocherte uninteressiert in den Nudeln herum.
,,Tut mir Leid, das es dich auch hierher verschlagen hat", sagt Rezo, als würde er versuchen mich aufzumuntern. Ich zuckte nur mit den Schultern.
Wäre alles nach Plan gelaufen, hätte es mich gar nicht erst "hierher verschlagen".
,,Wie alt bist du?", unterbrach Rezo meine Gedanken. ,,17", antwortete ich knapp um wenigstens höflich zu sein. Sie schienen beide sehr korrekt zu sein, aber ich wollte gerade einfach nur nicht hier sein. ,,Ebenfalls", sagten beide. Ich spürte, wie sie mich musterten.
Komm, haut einen dummen Spruch raus.
Aber stattdessen begannen sie über irgendwas zu reden, während ich abwechseln auf mein Essen und die Bäume vor dem Fenster starrte.
Was ich alles dafür tun würde um jetzt nicht hier zu sein...

Psychiatrie - MexifyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt