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Ich stellte den Teller vor mir auf dem Tisch ab und ließ mich auf den Stuhl fallen. Dann betrachtete ich kurz das Brot darauf und schloss die Augen.
,,Wow, ist das ein Brot?", stellte Julien lachend fest und zeigte auf meinen Teller. Ich nickte nur und stützte meinen Kopf mit meiner Hand. Er schmerzte.
,,Das wird er auch essen, nicht wahr?", mischte sich auch Rezo ein. Ich nickte wieder und gähnte.
,,So gesprächig heute", bemerkte Julien und goss sich Kakao in eine Tasse. Wieder nickte ich stumpf.
So müde wie gerade war ich selten gewesen. Die ganze Nacht hatte ein Gedanke den nächsten gejagt und ich hatte erst in den letzten Minuten bevor Rezo zum Duschen aufgestanden war wirklich Schlaf gefunden.
Und sobald Rezo wiedergekommen war und das Zimmerlicht eingeschaltet hatte, hatte ich es komplett vergessen können überhaupt ansatzweise noch einmal einzuschlafen. Wieder gähnte ich und schaffte es mühsam meine Augen offen zu halten.
,,Glaube er ist müde", hörte ich Felix sagen, der in seinem Müsli herumrührte. Wieder nickte ich und gähnte sofort wieder. Man, wo kam die verfickte Müdigkeit nur her? Wenig Schlaf war ich nun wirklich gewohnt.
,,Schlecht geschlafen?", fragte Rewi. Wieder nickte ich. Immerhin hielt mich das wach, denn ich hätte einfach einschlafen können.
Ich fühlte mich als hätte mir jemand alle Kraft und Energie einfach ausgesaugt und einen leblosen Körper zurückgelassen. Wieder fielen mir die Augen zu und ich fühlte wie die Müdigkeit nach mir griff. Warm... Gedankenlos... Friedlich... Still... Erhol-
,,Mexify", ich spürte einen Stoß an der Schulter, der mich sofort hochschrecken ließ.
Erschrocken sah ich zu Julien:,,Was?" Ich fuhr mir über die Augen und ärgerte mich sofort. Offenbar war ich gerade wirklich dabei gewesen einzuschlafen. Jetzt reiß dich zusammen!
,,Du bist weggenickt", bemerkte Julien und musterte mich besorgt.
,,Sorry", ich gähnte und spürte wie meine Augen beihnahe wieder zufielen.
,,Wie lange hast du geschlafen?", fragte Rezo und musterte mich eindringlich.
,,Keine Ahnung", gestand ich leise und schüttelte mich.
,,Du siehst echt fertig aus", auch Rewi musterte mich besorgt, ,,Vielleicht solltest du dir Medikamente von den Pflegern holen."
,,Nein", sagte ich sofort und schüttelte den Kopf, ,,Mir gehts gut." Es war mehr eine Reaktion auf die Frage als eine ehrliche Antwort. Aber das war ihm sowieso klar, denn gut ging es mir gerade wirklich nicht.
,,Du bist müde und da helfen Medikamente", bekräftigte auch Felix, ,,Auf 2 hatten die so nen richtig krasses Schlafmittel. Gott, war ich da schnell im Land der Träume."
,,Vielleicht sollte ich auch auf 2 gehen dann", gähnte ich und versuchte es mit einem Lächeln.
,,Ne, du bleibst schön hier", fuhr Rezo sofort dazwischen und musterte mich erneut, ,,Aber du solltest wirklich mal Medis holen gehen und nochmal schlafen bis zur Sporttherapie."
,,Nicht das du uns da beim Fußball einschläfst", scherzte Rewi. Die anderen schmunzelten und ich tat es ihnen gleich. Die Vorstellung war irgendwie lustig.
,,Wann ist denn Sport?", fragte ich gähnend.
,,In drei Stunden", schätzte Julien mit einem Blick auf die Uhr, ,,Rezo und ich wecken dich, wenn wir losgehen."
,,Dann leg ich mich bis dahin echt mal hin", ich stand auf und schob den Stuhl zurück. Wenigstens beim Gehen konnte ich ja nicht einschlafen. Rezo warf einen kurzen Blick zu meinem Brot, dann ließ er es aber mich darauf anzusprechen.
,,Soll ich mitkommen?", bot er stattdessen an.
,,Ne, passt", winkte ich ab und gähnte wieder. Man jetzt gib dir wenigstens Mühe! Aber ich konnte es nicht unterdrücken. Dafür war ich einfach wirklich zu müde.
,,Wir sehen gleich mal nach dir", Rezo lächelte, dann ging ich an ihnen vorbei zur Tür.
Wenn sie nur wüssten, weswegen ich so müde war... Könnte man meinen Kopf aufschrauben und die Gedanken lesen, würden die meisten wohl von ihnen handeln. Davon, dass ich immernoch nicht verstand wieso wir befreundet waren, wieso ich ihnen wichtig war und ob es das wert war zu bleiben. Daneben waren die Gedanken zu mir. Die üblichen Gedanken ob es sich lohnte zu leben, wie scheiße ich war und was ich alles falsch machte. Nichts neues, nur Gedanken die ich täglich erneut denken musste um mein Blid über mich selbst zu festigen.
Ich ging den Flur zum Pflegerzimmer entlang und klopfte an die Tür. Dabei schwankte ich so sehr, dass ich mich am Türrahmen festhalten musste um nicht umzufallen. Gerade kam ich mir noch schwächer vor als sonst. Nichtmal stehen konnte ich vernünftig.
Mark öffnete die Tür und musterte mich überrascht.
,,Morgen Mexify", begrüßte er mich und rollte in seinem Stuhl zurück, ,,Was kann ich für dich tun?"
,,Ähm", murmelte ich und mir fiel erst jetzt auf, dass ich gar nicht wusste was ich fragen sollte.
,,Ähm habe ich nicht", lachte Mark. Sofort wurde ich rot und biss mir auf die Lippen. Du bist so blöd.
,,Ich habe schlecht geschlafen", hob ich schnell an, ,,Ich wollte nach Medikamenten fragen, damit ich bis Sport nochmal schlafen kann." Fragte man das so?
,,Verstehe", Mark nickte und tippte etwas in den Computer vor sich ein. Ich lehnte mich an den Türrahmen und gähnte wieder. Das leise Tippen der Tastatur hatte etwas beruhigendes. So leise... so friedlich... so-
,,Ah da", rissen mich Marks Worte aus meinen Gedanken und ich schreckte wieder hoch. War ich gerade dabei gewesen im Stehen einzuschlafen?!
Schnell stellte ich mich gerade hin und beobachtete Mark wie er zu einem Schrank rollte und einige Schachteln durchwühlte. Kannst mir auch gleich alle geben.
Aber Mark holte nur zwei aus einer der Packungen und rollte zu mir:,,Hier, die kannst du haben. Ich trage das dann so ein, die sollten für dich passen." Ich nickte nur und griff nach den beiden kleinen weißen Tabletten. Mark rollte zum Computer zurück und tippte wieder etwas ein.
Ich griff nach der Wasserflasche mit meinem Namen, schraubte sie auf und setzte sie an meinen Lippen an. Ich trank zwei Schlücke und verschloss sie dann wieder. Geräuschvoll stellte ich sie neben die anderen.
,,Bis später", warf ich Mark leise zu, obwohl ich mir nicht sicher war ob das die richtigen Worte waren. Aber dumm kam ich mir eh schon vor.
,,Schlaf gut, bis später", Mark winkte und ich schloss die Tür. Dann ließ ich die beiden Tabletten in meiner Tasche verschwinden und ging den Flur zu meinem Zimmer entlang.

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Sry, dass länger nichts kam. Hatte Prüfung und danach Urlaub, wo ich keine Zeit hatte. Aber jetzt gehts hier wie gewohnt alle 2 Tage weiter hoffe ich :)

Psychiatrie - MexifyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt