Ich ließ mich auf meiner Matratze nieder und beobachtete wie Felix Julien zu dessen Bett folgte und Rewi sich nach kurzem Überlegen auf Rezos Bett setzte. Dann fiel mein Blick auf Rezo, der mit einer kleinen schwarzen Schachtel in der Hand das Zimmer betrat.
,,Alle da?", fragte er und musterte den dunklen Raum, der nur durch den Lichtstrahl erhellt wurde, der durch die offene Tür ins Zimmer fiel. Ich nickte.
,,Gut", Rezo ging ebenfalls zu seinem Bett und die Tür schloss sich. Für einen Moment herrschte Dunkelheit, dann schaltete Rezo mit einem leisen Klicken seine Bettlampe ein und ein schwacher weißer Schein erhellte die Ecke des Raumes. Ich rückte bis zum Schrank zurück und lehnte mich dagegen.
,,Also", Rezo öffnete die Schachtel und holte ein Deck Kartem heraus, ,,Das Spiel ist ziemlich simpel. Ich lese eine Frage vor und wir antworten der Reihe nach."
,,Was für Fragen?", warf Felix ein, der sich gerade Juliens Kissen griff um es sich bequem zu machen.
,,Das sehen wir doch gleich Felix", antwortete Rewi.
,,Ich kann ja mal die erste vorlesen", ergriff Rezo das Wort und zog eine Karte aus der Mitte des Stapels. Interessiert wartete ich auf die Frage.
,,Wo möchtest du im Leben stehen, wenn du deinen nächsten Runden Geburtstag erreicht hast?", las Rezo laut vor und sah dann nachdenklich in die Runde. Wo wollte ich stehen, wenn ich 20 war? Eine merkwürdige Frage, denn eigentlich hatte ich nicht vor so alt zu werden. Immernoch nicht.
,,Finde am Leben sein reicht", lachte Felix und sorach damit meine Gedanken aus, ,,Mehr als das kann keiner von mir verlangen."
,,Wir wollen mindestens 90 werden Felix", Rewi verdrehte die Augen, ,,Vergiss das nicht."
,,Jaja", murmelte Felix beleidigt und lehnte sich gegen die Wand. Dann schwieg er.
,,Würde gerne mein Abi dann nachgeholt haben", griff Julien die Frage auf, ,,Vielleicht eine Ausbildung oder Studium begonnen haben."
,,Find ich cool", Rewi nickte anerkennend, ,,Denke da seh ich mich auch." Rezo nickte bestätigend, also tat ich es ihm gleich. Auch wenn das wieder eine Lüge ist.
Aber vermutlich wollte ich nicht genau wie Felix sagen, was ich wirklich dachte. Denn die Wahrheit war zu grausam für ein so harmloses Spiel.
,,Gut, dann die nächste", Rezo griff wieder in den Stapel und zog erneut eine Karte, ,,Welches Kompliment ist dir besonders in Erinnerung geblieben?" Ich zuckte zusammen bei seinen Worten. Komplimente? Die Frage sollte besser Beleidigung statt Kompliment beeinhalten. Aber genau das machte sie so schwer. Was für Komplimente hatte ich je bekommen? Kurz glaubte ich die Frage nicht beantworten zu können, doch dann schossen mir Rezos Worte in den Kopf.
,,Dass du gerne mein Freund bist Rezo", sagte ich sofort, ehe mir der Gedanke wieder entfliehen konnte. Ich hatte das Gefühl ihn jetzt aussprechen zu müssen.
Sofort musste Rezo lächeln:,,War nur die Wahrheit." Unbewusst erwiderte ich das Lächeln.
Es war eines der wenigen Komplimente, die ich bekommen hatte. Und vielleicht das, welches sich am tiefsten in meine dunklen Gedanken vorgewagt hatte. Bewaffnet mit einer Öllampe und einer Machete um sich durch die verschlungene Schwärze zu schlagen. Und irgendwo dort hatte es sich zu Rast gelegt und entschieden dort für eine Weile zu bleiben. Ein kleines Licht in der unendlichen Dunkelheit meiner Gedanken.
,,Ich denke meins ist, dass meine Mutter stolz ist, mich als Sohn zu haben", murmelte Julien nach einer Weile, ,,Ich verdanke ihr sehr viel." Es versetzte mir einen Stich. Julien hatte also auch keine Familienprobleme. Wie sehr ich ihn darum beneidete.
,,Glaube als Rewi gesagt hat, dass er sich ein Leben ohne mich nicht mehr vorstellen kann", murmelte Felix schließlich zerknirscht und warf Rewi einen kurzen Blick zu.
,,Und das meine ich auch so!", bekräftigte dieser und sah Felix streng an, ,,Würd ich mich an deiner Stelle auch lieber weiterhin dran erinnern." Felix nickte und lächelte kurz.
Mein Blick wanderte zu Rezo, der nachdenklich die Karte in seiner Hand musterte. Dann schüttelte er den Kopf und steckte die Karte zurück in den Stapel.
,,Ey, du musst die Fragen auch beantworten", beschwerte sich Rewi und musterte Rezo irritiert.
Doch dieser zog bereits die nächste Karte aus dem Stapel:,,Wenn du auswandern müsstest, wohin?"
Verwirrt musterte ich Rezo. Wieso beantwortest du die Frage nicht? Ich hatte Rezo oftmals Komplimente gegeben und die Anderen mit Sicherheit noch öfter als ich.
Auch Felix warf Julien einen fragenden Blick zu. Doch dieser winkte nur ab. Dennoch haftete mein Blick weiterhin an Rezo.
Waren dir die Komplimente nicht genug? Sind sie dir nichts wert?
So viele Fragen schossen mir durch den Kopf, dass ich beihnah die eigentliche Frage auf der Karte vergaß, bis Felix diese beantwortete:,,Ganz klar Finnland. Da haben die Leute kaum Probleme."
Sofort musste Rewi lachen:,,Du Felix? Du erfrierst doch sofort." Julien lachte ebenfalls, also entlockte es mir ein ungewolltes Lächeln. Stimmt, Felix konnte ich mir auch beim besten Willen nicht in Finnland vorstellen.
,,Ach, ich zieh mir einfach ganz viele Pullover an", Felix verusuchte überzeugt zu klingen.
,,Jaja", Julien grinste breit, ,,Da ziehts mich eher nach Singapur."
,,Da kommt deine Mutter her, oder?", fragte Rezo nach und überspielte damit weiterhin, dass er die letzte Frage unbeantwortet gelassen hatte.
,,Genau", Julien nickte.
,,Also ich würde ja in dir USA gehen. Da habe ich dann ganz viele Möglichkeiten", er streckte sich und lächelte, ,,Vielleicht werde ich dann Präsident."
,,Ja klar", lachte jetzt Felix, ,,Vom Psycho zum Präsidenten."
,,Machen andere nicht anders", lachte Rezo und sofort lachten auch die andere. Erneut musstr ich grinsen. Irgendwo hatte er Recht.
,,Rezo unser Politikwissenschaftler", Julien schüttelte den Kopf, ,,Wo würdest du denn hin?"
Rezo zuckte mit den Schultern:,,Denke nach Madagaskar oder so, hauptsache weit weg."
,,Oha, magst du uns nicht?", fragte Felix entsetzt.
,,Doch", Rezo grinste, ,,Aber du bist dann ja eh als Eisklotz in Finnland."
,,Ey", beschwerte sich Felix und verschränkte gespielt schmollend die Arme.
,,Und du Mexify?", fragte Julien interessiert.
Ich zuckte ebenfalls mit den Schultern:,,Auf irgendeine Insel in Portugal oder so. Wos warm ist."
,,Kannst ja mit nach Madagaskar", grinste Rewi und sah zu Rezo. Ich folgte seinem Blick und begegnete Rezos.
Dieser nickte langsam:,,Vielleicht."----
Wie würdet ihr die Fragen beantoworten?
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...