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Ich schloss meine Zimmertür und lehnte mich dann dagegen. Erst dann ließ ich mich daran herabsinken und seufzte. Die ersten Tränen folgten fast zeitgleich und fielen auf meinen Hoodie.
Ich wusste selbst nicht wieso ich weinte. Aber gerade schien die ganze Stärke, die ich vor Rewi gezeigt hatte von mir zu weichen und der Schwäche Platz machen. Dieser verdammten Schwäche. Als hätte mir jemand den schmalen Holzboden auf dem ich balaciert war weggerissen.
Als hätte man mich in einen See aus tiefschwarzem Wasser geschmissen.
Und ich sank. Sank unaufhaltsam in die Tiefe.
Ich schrie.
Aber gleichzeitig füllten sich meine Lungen mit Wasser, dass mich nur weiter hinabzog. Bis auf den Grund. Und dort war es still.
Ich wollte schreien, aber das Wasser schnürrte mir die Luft ab.
Eisige Kälte griff nach mir. Ich wollte zur Wasseroberfläche. Ich wollte atmen.
Ich will atmen! Ich will leben! Und gleichzeitig gab es keinen Weg nach oben. Jede Bewegung hielt mich noch mehr am Grund.
Ich will leben!
Ich wollte immernoch schreien. Aber da waren nur diese verdammten Tränen, die mir wie Regentropfen über das hässliche Gesicht liefen.
Schwach!
Ich wollte mir die Ohren zuhalten und die scheiß Stimme loswerden. Aber da war nur die Schwärze, die sie mit sich brachte.
Ich wollte schreien. Aber da war nur das scheiß Seewasser, das meine Lungen füllte.
Ich wollte aufstehen und wegrennen. Aber da war nur die Kälte, die mich weiter auf den Grund drückte.
Hässlich!
Ich wollte einen Spiegel, in dem ich wenigstens eine schöne Sache an mir fand. Aber da war nur das Spiegelbild eines hässlichen scheiß Jungen, der es verkackt hatte sich das verdammte Leben zu nehmen!
Ich wollte glücklich sein. Aber da waren nur Tränen, die den See weiter füllten.
Ich wollte ein Seil, dass mich aus der Tiefe zog. Aber da war nur ein ungeheurer Druck, der mich nach unten drückte.
Tu dir weh!
Ich kniff die Augen zu und drückte meine Hände auf die Ohren.
,,Nein", flüsterte ich durch zusammengebissene Zähne, ,,Nein."
Ich hörte mein Schluchzen. Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht ertrinken. Ich wollte nach oben schwimmen. Ich wollte leben.
,,Ich will das nicht...", ich zitterte und drückte meinen Kopf gegen die Tür hinter mir.
Ich will mir was tun!
Mein Blick glitt zum Schrank.
Zur Klinge.
Zum Untergang.
Ich war ein Ertrinkender. Ein scheiß Ertrinkender. Nicht besser als der Rest hier. Nicht besser als Rewi.
Ich hatte mich an ihn geklammert um nicht zu ertrinken! Und er hatte mich mit hinuntergezogen!
Ich stand auf.
,,Nein...", wehrte sich mein Herz.
,,Doch", bestimmte mein Kopf. Bitte nicht...
Ich öffnete meinen Schrank und griff in eine der Socken.
Ich will nicht ertrinken...
Ich nahm die durchsichtige Verpackung heraus und setzte mich auf mein Bett.
Ich will leben...
Ich hörte mich selbst schreien. Aber immernoch ertrank ich und meine Schreie wurden vom schwarz des Wassers erstickt.
Rewi... Ich schloss die Augen. Wieso hatte er mich herabgezogen? Ich zog die Klinge aus der Schutzfolie.
,,Nein, Mexify...", ich spürte wie erneut Tränen über mein Gesicht liefen, ,,Tu es ihnen nicht an..."
,,Ich will nicht ertrinken...", schluchzte ich leise.
Helft mir!
Ich versuchte erneut zu schreien. Nichts.
Ich zog mir meinen Hoodie über den Kopf und legte ihn neben mich.
,,Nein...", flehte ich mich selbst an. Ich muss schwimmen... sonst endet es hier...
Ich betrachtete das glänzende Metall. Trotz des schwachen Lichts schimmerte sie.
,,Ich will nicht weg...", flüsterte ich zitternd, während ich die Klinge an meinen Unterarm ansetzte. Tränen tropften auf meine vernarbte Haut.
,,Sie werden mich hassen...", schluchzte ich.
Sie hassen dich auch so!
,,Nein, sie hassen mich nicht...", ich zitterte so sehr, dass ich die Klinge wieder von der Haut nahm.
Sie brauchen dich nicht.
Ich schluchzte und biss mir in den Stoff meines T-Shirts, damit es niemand hörte.
,,Sie sind mir wichtig...", ich schluchzte erneut und schlang meinen linken Arm um meine Brust. Sie werden dich nicht retten!
Ich setzte die Klinge erneut an.
Du hast sie belogen! Du hast Rezo belogen!
Dann zog ich durch. Einmal. Zweimal. Dreimal. Viermal.
Dann schlang ich auch den rechten Arm um mich, ließ die Klinge einfach fallen und schluchzte. Feigling!
,,Was tust du?", ich zitterte immernoch, während die Tränen mein T-Shirt durchnässten.
Lügner. Scheiß Lügner. Jetzt hassen sie dich!
Ich griff erneut nach der Klinge und zog sie mir zweimal senkrecht über den Arm. Dann biss ich mir in den Arm, schmiss die Klinge gegen den Schrank und schlug mir mit dem Handballen gegen die Stirn.
Was tat ich hier?
Ich stand auf, ging zur Klinge, hob sie auf und wollte sie erneut ansetzten. Aber ich kniff die Augen zusammen und brach schließlich zitternd neben dem Schrank zusammen.
Was tue ich?
Ich starrte auf meinen Arm. Schwarze Linien zeichneten sich trotz der Dunkelheit darauf ab.
,,Was hast du getan?", ich spürte erneut eisige Kälte die nach mir griff. Wie war das Ganze so scheiße eskaliert?
Ich wischte mir über die Augen, auch wenn die Tränen nur weiter liefen und mein schluchzen nicht verschwand.
,,Scheiße...", ich biss mir auf die Lippen. Vor meinen Augen sah ich, wie Rezo mich anschrie. Ich sah Juliens enttäuschten Blick und wie Rewi und Felix mich erschrocken ansahen.
,,Nein...", ich drückte mich gegen den Schrank hinter mir.
Sie hassen dich.
Ich schüttelte heftig den Kopf. Aber die Stimme blieb.
,,Ich bin eine scheiß Enttäuschung für jeden...", flüsterte ich und stemmte mich hoch. Wo war der Schmerz? Wo die Erlösung. Ich wanckte zum Lichtschalter.
Wieso war da immernoch der scheiß Druck? Wieso war ich noch am Grund des Sees?
Die plötzliche Helligkeit ließ mich blinzeln. Dann starrte ich auf meinen linken Unterarm. Er war hässlich zerschnitten. Zwei Schnitte waren so tief, dass ein Blutrinnsal auf den Boden tropfte. Auf den anderen schimmerte das Blut.
,,Scheiße...", eine Träne fiel auf einen der Schnitte und sofort tropften zwei Tropfen Blut auf den Boden.
Wieso ist dein Leben eigentlich so scheiße?

Psychiatrie - MexifyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt