Für einen Moment glaubte ich, Rezo würde ihn wegstoßen und erneut anschreien. Aber schließlich atmete Rezo tief durch und drüvkte Julirn an sich.
,,Tut mir Leid", flüsterte er ihm ins Ohr, obwohl man es bis zu mir hörte. Juliens Lippen bildeten ein zaghaftes Lächeln und er ließ den Kopf auf Rezos Schultern sinken. Dann schloss er die Augen und atmete ebenfalls tief durch.
,,Ich brauch dich doch, man", murmelte Julien und entzog sich der Umarmung. Jetzt lächelte er wirklich und Rezo erwiderte es. Auch wenn man ihm ansah, dass es ihm schwer fiel.
,,Sie dürfen die Braut nun küssen", hörte ich Rewi sagen, der sich wieder hinsetzte und in die Hände klatschte. Offenbar versuchte er irgendwie einen Übergang zu finden.
,,Spast", lachte Julien und klopfte Rezo noch einmal auf die Schulter, ,,Wir schaffen das, ja?" Rezo sah ihm in die Augen und nickte.
Dann atmete er wieder tief durch:,,Die Therapie war scheiße. Vielleicht hab ich etwas überreagiert."
,,Vielleicht", Julien nickte mit einem leichten Grinsen. Es verwunderte mich nicht, dass Rezo es zuließ. Er sah ein, dass er überreagiert hatte. Eine weitere Eigenschaft die ich an ihm bewunderte. Ihm war es egal ob er Recht hatte oder nicht, er steckte zurück, wenn er musste. Wieso kann ich nicht so sein?
In dem Moment sah Rezo zu mir und musterte mich mit einer Mischung aus Interesse und Sorge:,,Bei dir alles okay?"
Etwas verwirrt nickte ich:,,Klar, wieso?" Es war das Gegenteil vom dem was ich fühlte, aber ich wollte die Stimmung nicht wieder hinunterziehen.
,,Ich frag nur", Rezo lächelte und wandte sich dann an Felix und Rewi, ,,Bei euch auch?"
Beide nickten, auch wenn Felix merklich zögerte. Das schien auch Rezo aufzufallen, denn er ging zu ihm und stellte sich vor ihn.
,,Komm sag schon Felix", bat er. Felix sah zu ihm hoch, stand auf und umarmte ihn genau wie Julien.
Etwas überrascht erwiderte Rezo sie und schloss für einen Moment die Augen.
,,Du weißt das ich mir immer Sorgen um dich mache", erklärte Felix mit belegter Stimme.
,,Brauchst du nicht", Rezos Stimme klang so beruhigend, dass ich seinen Worten am liebsten geglaubt hätte, ,,Ich spring hier nicht vor Züge." Er grinste und Felix musste kurz Lachen.
Wie kann man über seine Gedanken so scherzen? Manchmal hatte ich das Gefühl auch hier fremd zu sein. Sobald ich an meinen Versuch dachte, hatte ich das Gefühl meine Brust würde sich wie damals von den Tabletten zusammenschnüren.
Da waren die Bilder von orangenen Jacken, ein weißer Raum, lautes Piepen, Geschrei, ein Mann der hektisch wirkte, eine Frau, die mir etwas sagte, was ich nicht verstand. Wieso? Ich war schon zum Teil fort gewesen. Ein Teil von mir hatte sich auf den Weg gemacht nie wieder aufzuwachen.
Aber letzendlich war ich immernoch hier.
Felix löste sich aus der Umarmung und setzte sich wieder. Er erwiderte Rezos Lächeln zwar nicht, aber seine Augen verrieten, wie gut ihm die Umarmung getan hatte.
,,Will noch jemand?", fragte Rezos scherzhaft in die Runde und breitete seine Arme aus.
Zu meiner Verwunderung erhob Rewi sich wieder und nahm das Angebot an:,,Na komm schon her, du Schlumpf."
,,Schlumpf?", fragte Rezo und drückte ihn an sich.
,,Blaue Haare", erklärte Felix, bevor Rewi antworten konnte, ,,Wir haben euch alle Spitznamen gegeben."
,,Wie, und davon erfahr ich erst jetzt?", fragte Julien empört.
Rewi löste sich von Rezo und grinste:,,Tja, Felix und ich haben Abends viel Zeit zu reden."
,,Ich und Ju auch", Rezo verschränkte die Arme, ,,Sber wir überlegen uns doch keinr Mobbingnamen."
,,Das sind doch keine Mobbingnamen", lachte Felix und schüttelte den Kopf.
,,Du bist Schlumpf", Rewi zeigt auf Rezo. Dann wandte er sich an Julien:,,Bei dir sind wir uns tatsächlich noch unsicher."
,,Ich bin eben nur Julien, eine bessere Version von mir gibt es nicht", grinste Julien und stellte sich neben Rezo.
Dann knuffte er ihm in die Seite:,,Papa Schlumpf."
,,Was für Papa Schlumpf?", Rezo wich zur Seite aus und schüttelte genervt den Kopf.
,,Passt schon irgendwie", bemerkte ich um irgendwas zu sagen. Auch wenn ich am liebsten stumm dem ganzen zugesehen hätte, hatte ich Angst danach ein Gespräch mit Rewi zu führen wie heute morgen.
Gehts dir gut? Hast du dich verletzt? Sicher? Darauf konnte ich verzichten.
,,Fällst du mir auch noch in den Rücken", Rezo verdrehte gespielt die Augen, ,,Wie habt ihr Mexify denn genannt?"
,,Dino", Felix lächelte mir zu, ,,Passt zu seinem Shirt und er ist ein kleiner Kämpfer."
,,Das passt", bemerkte Julien sofort und musterte mich.
Dino. Irgendwie gefiel mir der Sptzname. Aber den Grund verstand ich nicht. Ich war alles andere als ein Kämpfer. Lieber gab ich auf.
Ich sah auf meinen grauen Hoodie herab. Auf der Brust war ein grüner Langhals abgebildet. Natürlich war er kindlich gehalten, schlicht und lächelte.
Vielleicht mochte ich den Hoodie deswegen. Weil der Dino darauf einfach glücklich wirkte. Ja, der Name gefiel mir irgendwie.
,,Dann bist du Dachs", Rezo zeigte auf Rewi, ,,Wegen deiner gefärbten Haare. Da kommt dein Braun langsam durch."
,,Ey", wie aufs Stichwort fuhr Rewi sich durch die hellen Haare, ,,Ich hab sie halt lange nicht nachgefärbt."
,,Und du bist ein kleiner Panda", Julien zeigte auf Felix, der ihn verwirrt ansah.
,,Stimmt, wegen deinem leichten Rotstich in den braunen Haaren", Rewi grinste.
,,Tz", Felix verschränkte die Arme.
,,Und Julien ist dann ein Schwarzbär?", fragte er.
,,Na klar", sagte Julien stolz.
,,Dann will ich kein Schlumpf sein", bemerkte Rezo trotzig.
,,Ein Blauwal?", nekte Julien und lachte los.
,,Das ist auch nicht besser", Rezo schüttelte nur den Kopf und versuchte nicht zu grinsen, was ihm sichlich schwerfiel.
Ein Dachs, ein kleiner Panda, ein Schwarzbär, ein Dino und ein Blauwal also. Wie dumm und naiv wir doch manchmal waren.
Es tat gut, dass sich die Stimmung so sehr gewandelt hatte, aber immernoch hatte ich ein komisches Gefühl. Sie wussten nichts von meinen Wunden. Ihre Sorgen galten Rezo, ohne das sie wussten, dass mein Arm das Ziel von Lucas Klingen geworden war.
Am Ende bin ich wohl doch der Dino, dessen Knochen unter der Erde liegen.
DU LIEST GERADE
Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...