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Ich ließ mich auf den Stuhl fallen und stützte meine Arme auf den Tisch. Dann ließ ich mein Gesicht darin verschwinden und atmete tief durch. Ich spürte wie ich zitterte, aber nichts tun konnte um es zu beenden. Mein Körper bebte und ich spürte wie mir Tränen in die Augen schossen.
Luca hatte Rezo kaputt gemacht und gewusst was er tat. Die Erkenntnis hatte sich in mein Herz gebohrt und ein Loch hinterlassen. Und es würde vermutlich nie wieder heilen.
Bis vor ein paar Minuten hatte ich Luca für einen psychisch kranken Jungen gehalten, dem das Leben wie mir nicht gut in die Karten gespielt hatte. Aber das war vorbei. Er war jemand, der es genoss Leute genau hierher zu bringen.
,,Was ist denn bei euch los?", hörte ich in dem Moment Rezo neben mir fragen und ein Stuhl wurde zurückgeschoben. Sofort sah ich zu Rezo und spürte wie sich mein Herz zusammenzog bei seinem Anblick. Er wirkte so interessiert und unschuldig wie er da saß und nicht verstand was ich fühlte. Was wir fühlten.
Julien und Rewi saßen wie ich da und Felix starrte zwischen der Wand und Julien hin und her. Keiner von ihnen hatte auf dem Weg zurück ein Wort gesagt und auch jetzt schwiegen sie, bis Rewi Julien einen bittenden Blick zuwarf.
Für einen Moment glaubte ich, dass Julien nichts sagen würde, aber schließlich ließ er seine Hände sinken und wandte sich an Rezo:,,Luca war da."
Rezos Gesichtsausdruck konnte ich nicht deuten. Auch wenn es ihm unangenehm sein musste an Luca erinnert zu werden, ließ er sich nichts anmerken, sondern zog überrascht eine Augembraue hoch.
,,Luca?", fragte er verwirrt nach und sah verwirrt von einem zum anderen.
,,Du weißt wer Luca ist", Felic verdrehte die Augen und starrte mit einer Mischung aus Wut und Trotz zurück.
Aber Rezo ignorierte den patzigen Kommentar und wandte sich jetzt an Rewi:,,Und warum ist die Stimmung jetzt so weit unten? Ihr hattet nicht mal Therapie."
Rewi holte tief Luft, tauschte einen Blick mit Julien und antwortete dann:,,Julien hat Luca geschlagen."
,,Was?", Rezo drehte sich sofort zu Julien und starrte ihn fassungslos an, ,,Wieso das denn bitte? Bist du bescheuert?" Rezo schrie Julien fast an, aber dieser zuckte kein bisschen zusammen. Stattdessen starrte er wütend zurück, sagte aber nichts.
Ich verstand Rezos Reaktion nicht wirklich. Was hatte er dagegen, das Julien denjenigen geschlagen hatte, der ihm seine scheiß Klingen besorgte?
,,Julien?", Rezo stand auf, packte Julien und zog ihn hoch. Dann drückte er ihn gegen die Wand und funkelte ihn an. Julien wehrte sich nicht und starrte weiterhin zu Rezo.
,,Drehst du jetzt auch noch völlig ab?", keifte er ihn an und sein Blick schien ihn sosehr zu durchbohren, dass er nicht wahrnahm wie Rewi bei seinen Worten zusammenzuckte und beschämt zu Boden sah.
Julien sagte immer noch nichts, was Rezo nur umso wütender zu machen schien.
Aber gerade als er wieder etwas sagen wollte, machte Julien endlich den Mund auf:,,Er hat es verdient, okay?!"
,,Wieso das denn?", fragte Rezo verwirrt, ließ aber den Griff an Juliens Pullover lockerer. Dennoch wollte ich nicht mit Julien tauschen. So wütend hatte ich Rezo noch nie gesehen. Und ich verstand ihn nicht.
,,Weil er ein Hurensohn ist und das weißt du!", keifte Julien jetzt zurück. Aber auch wenn er so viel Wut in seine Stimme legte, hörte ich den Bruch darin heraus.
,,Ich habe dir gesagt, das dich das zwischen Luca und mir nichts angeht!", Rezo ließ wütend von Julien ab und lief durch das Zimmer. Er griff mit den Händen in seine Haare und starrte dann wieder zu Julien zurück, der sich nicht rührte.
,,Wieso kannst du dich da nicht raushalten?", fragte Rezo und trat wieder einen Schritt näher zu Julien.
Jetzt war es Julien, der wütend zu Rezo sah:,,Weil es mich auch betrifft, wenn du dir deine scheiß Arme aufschlitzt,Rezo! Weil ich mir immer wieder anschauen muss, wie du daran kaputt gehst! Weil es dir ohne ihn besser geht!"
Man sah ihm den Kampf gegen die Tränen an. Und gleichzeitig spürte ich wie auch in mir Tränen aufstiegen.
Rezo hob zu einem Konter an, als auch Rewi aufstand:,,Man, Rezo, Julien hat doch Recht." Seine Stimme war viel ruhiger als die der beiden anderen, aber nicht weniger bestimmt.
Rezo sah fassungslos zu Rewi, schwieg aber.
,,Ich weiß was Julien meint und du weißt das auch", Rewi ging zu Rezo und sah auf den kleineren hinunter, ,,Und du weißt das auch. Du machst nicht nur dich kaputt. Und ich weiß, dass du das nicht hören willst, aber wir gehören zusammen. Wenn du dir etwas antust, dann tust du uns das allen an. Und ohne Luca..." Er brach ab und wartete auf eine Reaktion von Rezo, aber dieser schwieg und schien mit sich zu ringen.
Wenn du dir etwas antust, dann tust du uns das allen an. Die Worte verfehlten zumindest bei mir nicht ihr Ziel. Sie trafen mitten ins Herz, bohrten ein zweites Loch hinein.
Ich sah auf meine Ärmel herunter und spürte wie ich wieder zu zittern began. Waren Rewis Worte wirklich nur an Rezo gerichtet?
,,Ich weiß, dass es schwer ist", Julien trat hinter Rewi hervor. Keine Tränen. Wie machte er das nur?
,,Ich weiß, dass du es dir nicht gerne eingestehst, aber Luca hat dich kaputter gemacht als du bist", er atmete tief durch und sah hoffnungsvoll zu Rezo.
Ich hörte mein Herz in der Brust schlagen. Der ganze Tag war mal wieder eskaliert. Nichts neues, aber Julien und Rezo streiten zu sehen war nochmal etwas anderes. Es tat nicht nur mir weh. Es tat auch ihnen weh. Es tat uns allen weh.
Wie ein kleiner Junge sah ich hoffnungsvoll zwischen beiden hin und her. Etweder es würde weiter eskalieren oder Rezo würde einbrechen müssen. Und man sah ihm an, dass er genau das nicht wollte.
Julien sah ihm tief in die Augen. Sein Blick war einer Mischung aus Hoffnung und einem Restfunken Wut. Rezos Augen erwiderten den Blick nur trotzig.
,,Du bist mir wichtig, Rezo", hob Julien vorsichtig an, ,,Ich will nicht, dass er dich weiter kaputt macht." Und dann umarmte er ihn, nicht wissend was Rezos Reaktion sein würde.

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