Ich starrte an die weiße Decke über mir. Mein Körper fühlte sich an wie überfahren. Als hätte irgendwas jeden Muskel meines Körpers zerdrückt und meine Knochen zerschmettert. Jede noch so kleine Bewegung schien unmöglich.
Mein Hals schmerzte so sehr, dass ich bei jedem Atemzug die Augen zukneifen und dem Schmerz entgehen wollte. Ich zwang mich flach zu atmen und schloss für einen Moment die Augen.
Mein Kopf fühlte sich nicht besser als. Es war als würde ich durch einen nebligen Dunst sehen und versuchen das Gesehene irgendwie zu verarbeiten. Kein Gedanken schien wirklich zu mir durchzudringen.
Medikamente. Natürlich hatten sie mir was gegeben. Beruhigungsmedikamente oder so. Irgendwas, dass meinen Kopf und meinen Körper vernebelte, damit ich aufhörte mich zu wehren.
Meine Augen tun weh. Ich wollte sie mir zuhalten, doch es gelang mir nicht meinen Arm zu heben. Wieder versuchte ich es, doch irgendwas hinderte mich daran.
Mühsam hob ich den Kopf und starrte auf meinem rechten Arm. Sofort zuckte ich zusammen und mein Kopf sank auf das Kissen zurück. Mein Atem began unregelmäßig zu werden und ich wollte mir an die Brust greifen.
Es tut weh! Hektisch schnappte ich nach Luft und wollte mich gegen die Wand aufsetzen, aber mein Körper gehorchte mir nicht. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte mein Herz zu beruhigen.
Nein, nein, nein. Ich holte tief Luft, auch wenn es höllisch schmerzte.
Dann richtete ich mich wieder soweit es ging auf und starrte auf meinen Arm. Ich trug keinen Hoodie mehr, der meine Wunden und Narben versteckt hätte. Stattdessen war eine Lederschlaufe um mein Handgelenk gebunden, die mich meine Hand nur ein kleines Stück anheben ließ.
Mein Blick wanderte zu meinem linken Arm und ich wandte ihn sofort wieder ab. Auch dort war mein Handgelenk fixiert und meine Wunden waren zu sehen. Nichteinmal mehr das Pflaster über dem tiefsten Schnitt verbarg diesen. Panisch ließ ich meinen Kopf wieder sinken und starrte zur Decke. Fuck, was war nur passiert?
Ich versuchte mich zu erinnern, doch da waren nur Fetzen, die ich nicht wirklich greifen konnte.
Da waren laute Schreie gewesen. Schmerzen. Angst. Ungewissheit. Doch wie passte all das zusammen?
Erneut hob ich den Kopf und sah an mir herunter. Ich lag auf einem weißen Bett. Auch über meinen Bauch war ein Gurt gespannt, der verhinderte, dass ich mich aufsetzen konnte. An meinen Fußknöcheln befanden sich ebenfalls Gurte, die verhinderten, dass ich meine Beine bewegen konnte.
Ich spürte wie eine Welle der Angst über mich rollte. Ich war fixiert worden!
Mein Blick wanderte weiter durch den Raum. An der Wand rechts von mir befand sich ein weißer Schrank, der vermutlich als Medikamentenschrank diente. Daneben waren zwei blaue Stühle und eine Tür mit Glasscheibe.
Mir gegenüber befand sich ein buntes Bild an der Wand mit einem Mülleimer darunter. Zu meiner Linken stand ein weiteres Bett mit Gurten darauf. Doch es war leer. Darüber war ein Fenster mit milchiger Scheibe eingelassen. Erschöpft ließ ich mich wieder auf den Rücken fallen. Ich war allein in einem Raum den ich nicht kannte.
Nocheinmal versuchte ich mich zu erinnern, wieso ich hier war. Dieses mal gelang es mir mehr von den Erinnerungsfetzen zu erfassen.
Man hatte mich hierher gebracht. Ich hatte mich dagegen gewehrt. Dann hatte man mir irgendwas gespritzt. Und ich hatte mich immernoch gewehrt. Wollte irgendwohin, aber wo?
Ich versuchte in meinem Kopf eine Antwort zu finden, doch es gelang mir nicht. Komm schon, Mexify, erinner dich.
Doch da war nichts. Verdammt.
Wieder starrte ich an die Decke über mir. Vorsichtig hob ich erneut den Kopf und sah auf meinen linken Arm. Er war gerötet, der tiefe Schnitt brannte. Offenbar hatte ich ihm übel zugesetzt, bei was auch immer passiert war. Die alten Narben stachen zudem deutlicher hervor, so viel Farbe hatte meine Haut bekommen.
Ich wandte den Blick ab und ließ mich wieder auf das Kissen sinken. Wo war mein Hoodie? Wo das Pflaster?
Ich holte tief Luft und schloss die Augen. Versuchte erneut irgendwie einen logischen Zusammenhang aus all den Fetzen zu gewinnen. Wieso war ich allein? Wo waren Felix, Rewi, Julien und Rezo? Rezo? Ich stutzte.
Rezo, ja wo war Rezo? Erschrocken holte ich Luft und setzte mich so gut es ging auf. Rezo!
Als hätte jemand mir einen Eimer mit all meinen Erinnerungen übergeschüttet, schossen sie plötzlich auf mich ein. Rezo im Badezimmer, die Schreie, Pfleger die mich festhielten, wie ich mich wehrte, meine Angst, wie sich mich mitnahmen, Schmerzen, Stille. Wieder beschleunigte sich mein Herzschlag und ich sah verzweifelt an die Decke.
Rezo, was war mit Rezo? Wieso war ich hier? Wieso- Ein Geräusch ließ mich zusammenzucken und ich suchte den Raum nach dessen Ursprung ab. Im selben Moment öffnete sich die weiße Tür und ein Junge betrat den Raum.
Er trug ein graues Tshirt und seine gefärbten Haare stachen unverkennbar hervor. Für einen kurzen Moment hatte ich Hoffnung, dass es Rezo war, doch die Farbe passte nicht. Auch seine Statur war größer. Rewi.
Dennoch beruhigte sich mein Herschlag nicht. Wo war Rezo? Wo die anderen?
Die Tür schloss sich und ließ Rewi und mich allein zurück. Ich starrte ihn eine Sekunde an, dann began ich ihn zu löchern:,,Wo ist Rezo, Rewi? Wieso bin ich hier? Geht es ihm gut? Wo sind die anderen? Was ist passiert?" Jede Frage brannte in meinem Hals, doch ich brauchte die Antworten einfach. Ich holte Luft und starrte ihn weiterhin an. Doch er schwieg.
,,Rewi, sag doch was!", setzte ich hektisch nach. Bitte gib mir eine Antwort! Wieder wollte ich fragen, doch in diesem Moment drehte Rewi sich langsam zu mir um.
Vielleicht war es mir schon beim Blick in die leeren Augen klar, was er sagen würde. Vielleicht war es aber auch der Gedanke, der von ihm zu mir übersprang, wie ein zu heißer Funke. Oder aber es waren die gebrochenen Worte, die mich erschlugen. Doch egal was es war, in dem Moment hörte ich wie mein Körper schmerzhaft aufschlug und mir alle Knochen zerschmetterte, damit ich nie wieder aufstehen konnte.
,,Mexify...", hob Rewi gebrochen an, als würde ihm jedes Wort unendliche Anstrengungen bereiten, ,,...Rezo hat sich das Leben genommen... Er ist tot."
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...