Ich stellte meinen leeren Teller auf den von Julien.
,,Was ist das?", fragte er verdutzt und musterte mich.
,,Ein leerer Teller?", fragte ich leise lachend.
,,Das ich das nochmal erleben darf", Rezo sah von seinem letzten Stück Pfannkuchen auf.
,,Es war ein Pfannkuchen", ich schüttelte immernoch lachend den Kopf.
,,Der war aber nicht klein", fügte Julien hinzu. Ich zuckte mit den Schultern. Groß war er nicht gewesen, aber irgerdwoher musste ich ja meine Energie nehmen.
,,Was machen wir heute Abend noch?", fragte Rezo und ließ die Reste seines Essens im Mund verschwinden. Julien ließ seinen Blick auf die leeren Stühle vor mir gleiten.
Von Rewi hatten wir immernoch nichts gehört und Felix hatte sich geweigert zum Essen zu kommen.
,,Keine Ahnung", gestand Julien mit belegter Stimme, ,,Ich bin echt müde von Sport und dem Ganzen heute morgen."
Rezo gähnte und nickte:,,Stimme ich dir zu."
,,Morgen sieht die Welt bestimmt anders aus", fügte ich hinzu, in der Hoffnung irgendwie die Stimmung zu heben. Aber sie lastete vermutlich zu schwer auf uns.
,,Na dann", Julien erhob sich, ,,Ich geh mal aufs Zimmer. Kommst du mit Rezo?"
Rezo nickte und stellte seinen Teller auf meinen:,,Klar. Kommst du auch Mexify?"
Ich sah aus dem Fenster. Es regnete wieder. Es war schon dunkel draußen, aber die Tropfen an der Scheibe verrieten den Regen. Ich hatte keine große Lust allein in meinem Zimmer zu sein. Ein Teil von mir wollte sie fragen, ob ich mit zu ihnen ins Zimmer könnte, aber der andere Teil wollte sie nicht nerven.
,,Ich bleib noch kurz hier", antwortete ich schließlich und warf beiden ein kurzes Lächeln zu.
,,Wie du meinst", Rezo erwiderte es, ,,Dann gute Nacht und bis morgen."
,,Jo, bis morgen", auch Julien lächelte kurz, bevor sie sich umdrehten und den Raum verließen. Ich seufzte und mein Lächeln erstarb. Dann wandte ich meinen Blick wieder nach draußen.
Ohne Felix war es einsam im Zimmer. Nach dem Essen hatte ich nichts zu tun. Konnte nur abwarten, bis es Zeit war zu schlafen. Oder es zumindest zu versuchen. Ich könnte auch in den Gesellschaftsraum, aber dafür fühlte ich mich noch zu unsicher.
Die anderen Patienten waren nett, aber nur bei Rezo und Julien hatte ich das Gefühl von einer gewissen Sicherheit. Es klingt komisch. War es auch. Ich konnte das Gefühl ja nichtmal beschreiben.
Ein Räuspern unterbrach meine Gedanken und ich wandte widerwillig den Blick vom Fenster ab. Dann hielt ich verwundert inne und musterte den Jungen vor mir. Ohne ein Wort zu sagen, setzte er sich auf den Stuhl mir gegenüber und stützte den Kopf auf seine Hände. Ebenso still starrte ich ihn an, unfähig ein Wort zu sagen.
,,Hey Mexify...", brachte er schließlich heraus. Es klang so leise, dass ich Mühe hatte es wirklich zu verstehen. Und es klang fertig.
Ich holte tief Luft:,,Hey Rewi..." Er versuchte ein Lächeln, dass so schlecht war, dass ich ihm am liebsten ein "Musst es nicht versuchen, sieht scheiße aus" an den Kopf geworfen hätte. Aber er sah so fertig und müde aus, dass ich sie hinunterschluckte.
,,Das mit... heute Morgen... also... es", hob er zögernd an und brach schließlich ab. Er vergrub den Kopf in den Händen und ich sah das er zitterte.
Ich erkannte ihn kaum wieder. Vor 24 Stunden war Rewi so voller Energie und Humor gewesen, dass man ihm kaum abgekauft hätte, dass er auf der Geschlossenen gewesen war. Und jetzt saß ein ganz anderer Junge vor mir.
Gebrochen.
Schwach.
Verletzlich.
,,Ist schon okay", brachte ich schließlich heraus und lächelte kurz. Es war nicht okay. Aber gerade war egal, ob es okay war oder nicht. Gerade war egal was heute morgen war. Es zählte das hier und jetzt.
,,Ich hatte mich nicht unter Kontrolle... und ich.. ich...", seine Worte endeten in einem leisen Schluchzen.
Reflexartig stand ich auf und ging zu ihm. Ich setzte mich neben ihn und legte meinen Arm um ihn. Es war nichts, was ich jemals getan hatte. Es war nichts, was ich bewusst tat. Es war, was mein Herz mir sagte, was er brauchte.
Und auch wenn ich mein Herz schreien hörte. Auch wenn es mich anschrie, dass er wieder ausrasten und mich angreifen könnte, ignorierte ich es. Rewi brauchte gerade nicht den ängstlichen und schwachen Mexify. Er brauchte jemanden, der ihn aufbaute.
,,Ist okay", flüsterte ich immer wieder, während Rewi weinte. Er weinte. Neben mir, während ich nichts tun konnte.
Weggehen? Niemals. Man ließ seine Freunde nicht im Stich. Nicht in solchen Momenten.
,,Es tut mir so Leid", schluchzte Rewi in dem Moment und ich spürte wie er sich an mich lehnte. Ich unterdrückte den Drang ihn wegzustoßen. Reiß dich zusammen!
,,Ist okay", flüsterte ich wieder und drückte ihn an mich. Was tust du? Lauf weg! Sag ihm, dass er dir Angst gemacht hat! Drück ihn weg! Bleib...
Bleib?
Welcher Teil von mir wollte bleiben? Und welcher Teil von mir blieb? Denn ich ging nicht weg.
Ich drückte ihn weiter an mich und spürte wie sein Körper bebte. Wie er weinte und wie ich blieb. Bei ihm blieb. Bei einem Freund blieb.
,,Ich hab scheiße gebaut...", Rewi entzog sich mir und sah mich so flehend an, dass ich mich zwingen musste, den Blick nicht abzuwenden. Tränen liefen über sein Gesicht und hinterließen rote Streifen.
,,Das machen wir eben", ich versuchte ein Lächeln, ,,Wir bauen scheiße und landen hier." Rewi schüttelte den Kopf und kniff die Augen zusammen.
,,Ich... ich hab Felix wehgetan!", er drückte seine Hände auf die Augen und schluchzte wieder.
Vorsichtig griff ich nach seinen Händen:,,Das passiert." Stimmte das?
,,Es ist... okay", wiederholte ich langsam und fixierte seine blauen Augen. Glaubst du dir eigentlich selbst?
,,Keiner ist dir böse", fügte ich mitfühlend hinzu. Achja? Du belügst ihn gerade selbst.
,,Ich hab Felix wehgetan", wiederholte Rewi wieder und wollte wieder seine Hände auf sein Gesicht legen, aber ich hielt sie einfach fest.
,,Es ist doch egal, Rewi", fing ich an, ,,Es ist Felix egal. Aber er braucht dich jetzt. Wir brauchen dich. Und wir brauchen den Rewi, der lacht, der uns mit seinem Humor ansteckt und der für Felix da ist!" Ich fixierte seine Augen erneut.
Woher nahm ich den Mut das zu sagen? Woher die Worte?----
Hey, gestern kam die Frage, ob Mexi und die Anderen nicht auch schulische Unterlage bearbeiten müssten. Ich hab auch schon länger überlegt das einzubauen. Wärt ihr dafür oder dagegen?
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...